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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 43
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Sicherheitsmassregeln gegen Einbruch in Frankreich
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Aus der Werkstatt
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0362

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.

Schneiden mit einem Diamant und Herausnehmen des Stückes gab
den Dieben einen genügend grossen Raum, um mit der Hand
die Beute erfassen und damit ausreissen zu können.
Hier hat eine ingeniöse Arbeit eingesetzt. Durch die Her-
stellung einer Glasscheibe in Saint-Gobain hat man erreicht,
solchen Einbrüchen Widerstand zu leisten, und Versuche der
Sachverständigen haben die Tatsache bestätigt. Ein Angestellter
der Firma führte vor den Preisrichtern mit einem Holzschlägel
aus voller Kraft einen Schlag gegen die Schaufensterscheibe —
jedoch resultatlos; aus einer Entfernung von fünf Metern wurden
aus einem grosskalibrigen Revolver mehrere Schüsse auf die
Scheibe gegeben — jedoch sie zeigte nicht die geringste Be-
schädigung. Der Schlag prallte ab und die Kugeln wurden platt
geschlagen. Selbst der Präsident der Pariser Detailleure, „Mon-
sieur Dumont“, gab verschiedene und kräftige Schläge gegen die
Scheibe, jedoch ohne derselben den geringsten Schaden beizu-
fügen. Nun versuchte man das gleiche Experiment mit einem
Stemmeisen (einem schweren, eisernen Schlägel), ebenso mit
einem Ordonnanzrevolver auf ganz kleine Entfernung, in beiden
Fällen zeigte jedoch die Schaufensterscheibe nur einen Sprung,
der bei wiederholten Schlägen weder weitersprang noch irgendwie
Stücke in der Scheibe entstehen liess, die herausgefallen wären
oder zum Herausnehmen gewesen wären.
Dennoch besitzt dieses Schaufensterglas bei einer Stärke von
zwei Zentimetern eine Transparenz, wie solche von anderen
Scheiben nicht aufzuweisen ist.
Als zweite Arbeit ist der „Self protector“ (Selbstschutz) sehr
beherzigenswert, der eine sinnreiche Zusammensetzung von
elektrischen Drahtleitungen vorstellt und mit zahlreichen Kon-
takten versehen ist und bei dessen Einrichtung es einfach un-
möglich ist, auch nur eine Mauer, einen Kassenschrank, einen
Fussboden oder sonst irgend etwas anzurühren, ohne dass Alarm-
werke dadurch in Bewegung gesetzt werden oder gar die Be-
leuchtung plötzlich in Funktion tritt und den Schauplatz des Ein-
bruches hell bestrahlen würde.

Der Erfinder, Monsieur Bloch in Paris, führte den Apparat vor
und ist die Erfindung patentiert. Der „Self protector“ macht
alle möglichen Einbruchsversuche unmöglich, er verhindert die
Annäherung an einen Kassenschrank oder die Öffnung eines
Schlosses; er macht die Durchbrechung einer gepanzerten Türe
unmöglich wie auch einen Durchbruch durch einen Fussboden,
eine Wand oder eine Decke. Jeden unberechtigten Fusstritt in
einen geschützten Raum meldet er und niemand kann die Alarm-
einrichtung unterbrechen, ganz gleich wo und wie dieselbe in-
stalliert ist. Die Alarmeinrichtung kann jeden Tag gewechselt
werden, ohne den Apparat abmontieren zu müssen. Der Apparat
ist unverletzlich und niemand kann dessen Funktion unterbrechen,
ohne dass er sofort seine Warnungszeichen ertönen lässt. So-
bald er oder die Leitung berührt wird, zeigt er den Einbruch usw.
an und selbst ein Durchschneiden der Leitung kann den Alarm
nicht aufheben. Der Erfinder M. Bloch in Paris, rue de Tocque-
ville 22, gibt bereitwillig weitere Aufschlüsse.
Auch eine Arbeit des Goldschmieds und Uhrmachers Anton
Jacques in Grenoble erregte allgemeines Erstaunen. Derselbe
hatte eine Holzkiste, in der sich die Sicherungsvorrichtung be-
fand und stellte solche in einem Saal auf und bat einen der Herren
Preisrichter, sich irgend einer Ecke des Saales oder einem be-
stimmten Punkte zu nähern. Sobald jedoch diese Absicht aus-
geführt werden sollte, zeigten schrille Glockentöne die An-
näherung an. Die einfache Art und Weise der Ausführung dieser
Schutzvorrichtung macht diese insbesondere wertvoll für alle
Ladengeschäfte und der Erfinder will im Allgemeininteresse keinen
Nutzen aus seiner Erfindung ziehen. Diese Alarmeinrichtung
wurde in Gegenwart des Gendarmerie-Offiziers und des Polizei-
Kommissars praktisch ausprobiert und sehr gelobt.
Des weiteren waren noch einige elektrische Alarmapparate
ausgestellt von Nicolaus Lacroise, Luxemburg, Paul Cartier,
M. Blancher usw., die sich jedoch alle nur auf einige Spezial-
montierungen bezogen, die zum Teil den Grundgedanken der
Erfinder selbst entsprungen waren. f

Aus der Werkstatt.

Ringerweiterungsmaschine.
Herr B. Schwarz in Tuttlingen hat eine einfache Maschine
zum Weitermachen von Ringen konstruiert, die wir nachstehend
zur Abbildung bringen.


Eine auswechselbare Walzenrolle mit konischem Verlauf be-
findet sich in einem zu diesem Zwecke angefertigten Gestell und
kann letzteres auf jeder Werkbank, Tisch oder dergleichen fest-
geschraubt werden. Das eine Walzenende, oder besser gesagt
Ringriegelende, hat eine viereckige Führung für die Drehkurbel.
Am hinteren Ende befindet sich ein verstellbarer, vertikaler Hebel
mit entsprechender Höhlung für die Ringschiene. Mit einer Hand
wird nun die mit dem aufgesteckten Ring versehene Walze ge-

dreht, mit der anderen Hand wird der Hebel gegen den Ring
gedrückt und langsam bis zur gewünschten Ringweite seitlich
weitergeschoben. Bei gefassten Ringen macht man selbstver-
ständlich keine Ganzumdrehungen der Welle, so dass die Fassung
vor Beschädigung bewahrt bleibt.
Als Kraftmaschine haben wir schon früher im „Journal“ einen
ähnlichen Typus veröffentlicht; obiges Maschinchen ist jedoch
als Handmaschinchen für jeden Goldschmied geeignet und zum
Preise von 25 Mk. vom Erfinder erhältlich.
Kleine Winke.
C. R. Bei Trauring-Gravierungen ist es üblich, einen kleinen
Bogen Papier zum Auffangen der Späne unterzulegen. Leider
rutschen auf dem glatten Papier die Ringe, besonders die schmal
und hochgewölbte Form, sehr häufig unter den Fingern fort; um
ein sicheres Gravieren zu ermöglichen, ist es ratsam, statt Papier
eine Korkplatte zu verwenden, welche auch die Späne besser
festhält. Man erhält diese Korkplatten in Hutgeschäften als Hut-
einlagen.
C. R. Einen sehr guten Ersatz für die schwere Gravierkugel,
deren Mitnahme den Gehilfen bei Stellenwechsel sehr lästig wird,
findet man in der Anwendung einer dünnen Kupfer- oder Messing-
platte, die man mittelst Holzhammer über dem Gravierkissen
wölbt. Der zu gravierende Gegenstand, auf den Holzklotz ge-
kittet oder in die Gravierkluppe gespannt, lässt sich hierauf mit
solcher Leichtigkeit drehen, wie man es nur bei Kugeln findet,
die schon lange in Benutzung sind. Ausserdem hat die Metall-
platte den Vorteil, die Abnutzung des Kissens zu verhüten.

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