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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 39
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Das Verhüllen der Schaufenster an den Sonntagen / Aus der Werkstatt
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0330

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:||| JOURNAL DER GQLDSCHMIEDEKUNST?


Das Verhüllen der Schaufenster an den Sonntagen.

Die schon seit langen Jahren in den Kreisen der selbständigen
Geschäftsleute erörterte Frage ist in der jüngsten Zeit wieder
einmal in eifrigen Angriff genommen worden. Während die Mehr-
zahl der Geschäftsleute dafür eintritt, dass das bestehende Verbot
des Offenhaltens der Auslage an Sonntagen aufgehoben wird, tritt
in der neueren Zeit der Gehilfenstand dagegen auf und erklärt
die Aufhebung dieses Gebots als eine Gefahr für die Sonntags-
ruhe. Wir unterlassen es, die allerwärts bereits angeführten
Gründe für die Befürwortung der Beseitigung des Verbotes zu
wiederholen und wollen auch nicht untersuchen, ob die Befürch-
tungen der Gehilfen begründet sind, sondern wollen nur an jene
von uns ins Feld geführten Argumente erinnern, welche uns
veranlassen, für eine Aufhebung des Verbotes zu stimmen.
Es ist eine Tatsache, dass viele Einbrüche in Juweliergeschäfte
an Sonntagen vorgenommen worden sind und dass diese sehr
dadurch begünstigt werden, dass die Schaufenster und Ladentür-

fenster verhüllt sind. Bekanntlich gibt es fast keinen besseren
Schutz gegen Einbruch, als die Kontrolle des Publikums an ver-
kehrsreichen Plätzen, die man Nachts dadurch zu erreichen sucht,
dass man den Ladenraum erleuchtet und auch am Tage dadurch
ermöglichen kann, wenn man vom Schaufenster aus eine Über-
sicht des Inneren des Geschäftes gewährt. Bei der zunehmenden
Unsicherheit, unter der besonders die Juweliergeschäfte zu leiden
haben, muss jedes Mittel von uns in Anspruch genommen werden,
dass uns gegen die Verbrecherwelt schützt; und ein solches
Mittel ist unstreitig das Offenhalten der Schaufenster an den
Sonntagen. Im übrigen können wir uns wohl getrost der An-
schauung anschliessen, dass die Auslage von Edelmetall- und
Schmuckwaren nicht gegen die Heiligkeit des Sonntags verstösst
und der fromme Wunsch des Besitzes die übrige Frömmigkeit
kaum beeinträchtigen dürfte. Es gilt dies wohl von allen Waren
aller Branchen!

Aus der Werkstatt.

Bohrmaschine für Metalle
(für Fuss- und Kraftbetrieb).
Vorteile in der Fabrikation werden zum grossen Teil durch vor

teilhafte technische Einrichtungen
bedingt. Hierunter gehört auch die
in letzter Zeit so in Aufnahme ge-
kommene Bohreinrichtung und hat
man schon alle möglichen Bohr-
maschinen in den verschiedensten
Grössen.
Neuerdings bringt nun die Firma
Hellerich GNeuhäuser, mechanische
Werkstätte, Pforzheim, eine Bohr-
maschine in den Handel, bei wel-
cher sich die Hoch- und Nieder-
stellung des Bohrers beliebig durch
Fusstritt-Bewegungen regulieren
lässt. Die Bohrmaschine, von der
wir anbei eine Abbildung bringen,
besitzt den Vorzug, dass dem da-
ran Arbeitenden beide Hände zum
Arbeiten frei bleiben, wodurch er
dem Arbeitsstück mehr Beachtung
schenken kann. Die Maschine ist
nicht nur für den Gold- und Silber-
schmied sehr vorteilhaft verwend-
bar, sondern auch für Stahlgraveure
und Mechaniker sehr gut zu ge-
brauchen. Die Spindel der Bohr-
maschine läuft in gehärteten Stahl-
büchsen und Kugellagerung, j-


Ziervergoldungen.
Unsere, heutige Galvanostegie bringt es fertig, bei ein und
demselben Gegenstand verschiedenerlei Farbtöne der Vergoldung
zu erreichen und bezeichnet man diesen Arbeitsprozess mit dem
Namen „Ziervergoldung“. Hat man nun gewisse Teile mit einem
gewünschten Vergoldungstone versehen, so deckt man solche
Stellen und lässt den zum Decken verwendeten Benzollack erst
gut eintrocknen und vergoldet mit einem anderen Farbton. So
fährt man fort, bis man die verschiedenen Nüancierungen erreicht
hat. Das Goldbad, wenigstens ein Teil desselben, muss selbst-
verständlich entweder durch Zusatz von Versilberung oder Ver-
kupferung erst die Farbe haben, die man haben will, ausserdem

kann noch je nachdem mit Platin-, Grüngold-, Rotgold- oder Gelb-
gold-Anoden nachgeholfen werden. -J-
Kleine Winke.
C. p. Bei gefassten gesprungenen Opalen kann man den Riss,
sobald er sich noch nicht voll Schmutz gesetzt hat, vollständig
verdecken, wenn man hinter dem Stein über der Flamme etwas
Mastix zerlaufen lässt, ohne dass letzterer sich bräunt. Auch die
Haltbarkeit erhält der Stein dadurch zum Teil wieder.
C. P. „Neuberts Monogramm-Album“ in seiner Vielseitigkeit
gibt dem Graveur und Goldschmied sehr häufig Gelegenheit,
Monogramme daraus gleich ohne jede Veränderung der Grösse
zu verwenden. Hat man nun eine Zeichnung auf Metall zu bringen,
so paust man sie ab, legt die Pause auf die Abdruckseite eines
Blaubogens und übergeht die Zeichnung nochmals mit einem
harten Bleistift. Jetzt hat man auf der Rückseite der Pause einen
fetten blauen Abdruck in negativer Zeichnung. Den zu gravieren-
den Gegenstand betupft man jetzt mit Gummigutti oder weisser
Farbe und lässt diesen Anstrich trocknen, oder aber man erwärmt
den Gegenstand über einer Spirituslampe und bestreicht die zu
gravierende Fläche mit weissem Wachs, welches man nach Mög-
lichkeit wieder abtropfen und dann erkalten lässt. Auf diese
Färb- resp. Wachsschicht legt man jetzt die Pause, überreibt sie
mit einem Polierstahl und das Monogramm wird sich in vollendetster
Deutlichkeit von der Unterschicht abheben.

Zu unseren Abbildungen.
Wir bringen heute die mit den ersten Preisen ausgezeichneten
Arbeiten der Lehrlings-Preiskonkurrenz 1907 des „Journal der
Goldschmiedekunst“ im Bilde und verweisen auf die Artikel in
Nr. 35 und 36 unseres Blattes d. Jahrg., von denen der erstere
die Namen der Teilnehmer und deren Lehrmeister nennt. Leider
vermögen unsere Abbildungen natürlich nur die äusseren Formen
der Preisarbeiten zu veranschaulichen, nicht aber jene Vorzüge,
die sie der Prämiierung empfahlen. Bei einer eingehenderen
Betrachtung der abgebildeten Arbeiten wird es sich empfehlen,
dazu die erwähnten Artikel zur Hand zu nehmen.
Einige weitere Abbildungen zeigen uns einige neue Muster
der Crefelder Metallwarenfabrik Bitter & Gobbers, G. m. b. H.
in Crefeld. Die vorgeführten Tafelgeräte sind in dem sogenannten
„Imperial-Zinn“ versilbert ausgeführt, das eine bekannte Spezialität
der renommierten Fabrik ist. Wie schon die wenigen Beispiele
zeigen, huldigt die Firma einem vornehmen würdigen Stil, der
davon absieht, durch Extravaganzen zu verblüffen. Das abge-
bildete Kaffee- und Teegeschirr ist hochmodern und dabei äusserst
geschmackvoll.

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