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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 41
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Stöffler, Wilh.: Nachklänge vom Kieler Verbandstag
DOI Artikel:
Stöbling, K.: Bearbeiten der Metalle mittelst Schleif- und Polierscheiben
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0342

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.

Wie in der Nr. 37 des „Journal der Goldschmiede-
kunst“ in dem Aufsatz „Waren- oder Kassen-Skonto“
sehr treffend ausgeführt worden ist, sind jetzt die Herren
Grossisten geradezu gezwungen — wenn sie ihre eigene
Existenz nicht geführten wollen — auf eine geordnete
Zahlweise zu dringen. Davon werden sich auch jene Aus-
nahms-Detailleure bald zu überzeugen Gelegenheit haben,
welche, wie neulich ein Kunde mit seinem Lieferanten
die Verbindung abzubrechen für angezeigt hielt, obwohl
in der denkbar höflichsten Form auseinandergesetzt wurde,
dass bei einer Zielüberschreitung von einem vollen Jahr
die vorgenommene Kürzung des Skontos zu Unrecht er-
folgt sei und schon des hohen Diskontos wegen nicht zu-
gebilligt werden könne. Darauf erwiderte der gute Mann:
er habe bisher geglaubt, seine Einkäufe bei einem Grossisten
gemacht zu haben, der keinen Bankkredit nötig habe;

ihm ginge der Diskontosatz rein gar nichts an!!! Der
Grossist braucht zwar, um in grösseren Posten bestellen
und seine Kundschaft vorteilhaft und rasch bedienen zu
können, einen grossen Kundenkreis — allein auf solche
Käuze werden bei den gegenwärtigen Zeitläufen sogar solche
Grossisten gerne verzichten, welche — entweder als halbe
Millionäre sich jeden Luxus gestatten können, oder ein per-
sönliches Sportsvergnügen darin erblicken: keinen Geburts-
und Namenstag ohne ein Geschenk vorübergehen zu lassen
und sich im Laufe der Jahre bei einem ganzen, oder doch
halben Hundert Awndenkindern — Pßtenstelle auszubitten!!!
Nun, all diese und andere schöne Gepflogenheiten sind
Überreste aus alter vergangener Zopfzeit! Damit räumt
der scharfe Wind der Neuzeit von selbst und — hoffentlich
auch die erstarkte Kollegialität des Grossisten-Verbandes
demnächst ganz auf! Wilh. Stöffler.

Bearbeiten der Metalle mittelst Schleif- und Polierscheiben.
Von K. Stübling. (Schluss.)

Den Zufluss des Schleif- und Polier-Mittels kann man
regeln. Derselbe erfolgt aus einem hochstehenden Be-
hälter, von welchem aus eine Leitung zu der Welle a
führt und dort mit dieser verbunden ist.
Das Gefäss ist in Fig. 7 veranschaulicht, a stellt den


Fig. 7.
Hohlraum für das pulverförmige oder körnige Schleif- oder
Poliermittel dar. In diesem befindet sich die Ventilstange b,
welche unten in der Stegführung d und oben in dem
Deckel g geführt ist. Das Glockenventil o ist unten messer-
scharf und gut gehärtet. Einen besonderen Ventilsitz hat
die Ventilglocke c nicht, sondern sie sitzt auf der trichter-
förmigen Gefässwandung. Oben auf der Ventilstange b
sitzt die Belastungsscheibe f und unten weist sie einen
Haken e auf. Auf dem Deckel g ist ein Böckchen i vor-
gesehen, in welchem der Hebel k, l pendelt. Eine Scheibe
m, welche in Richtung des eingezeichneten Pfeiles a rotiert,
betätigt mit Hilfe des Anschlagstiftes n, den Hebel k, l
und somit das Ventil c, indem sie dasselbe beim Durch-

passieren des Stiftes n am Hebel l eine Kleinigkeit öffnet,
worauf sich das Ventil von selbst schliesst. Dabei wird
jedesmal ein bestimmtes Quantum Schleif- resp. Poliermittel
aus dem Behälter a in die Ausmündung q gebracht und
gelangt von hier durch die daranschliessende Leitung zur
Welle a der Schleifscheibe. Durch die äussere Rohr-
leitung h wird die Ausmündung q separat und auch
periodenweise die Flüssigkeit, meist Wasser, zugeführt.
Damit nun in der Mischleitung keine Stockungen und
Verstopfungen eintreten, wird an den Haken c der Ventil-
stange b eine Kette in die Spindelzuleitung eingehangen
und diese bewegt sich in letzterer ruckweise rück- und
vorwärts beim Öffnen und Schliessen des Ventils c und
sorgt dafür, dass die Mischung zur Spindel gelangt, von
wo sie durch die Saugwirkung der schnell rotierenden
Scheibe aufgesaugt und der Scheibenperipherie zugeführt
wird.
Nächst dem „Puff“ ist die „Pliestscheibe“ am
wichtigsten. Dieselbe wird ihrer Form und Grösse nach
jedem speziellen Zweck angepasst.
Eine „Holzscheibe“ mit oder ohne Lederbezug wird
wiederholt mit Leim bestrichen und warmer Schmirgel,
entsprechend der Körnung, aufgestreut. In der Solinger
Gegend kocht man den Schmirgel mit dem Leim und
streicht die fertige Masse auf. Es dauert gar nicht lange,
so zeigen diese Scheiben, auf welche Manier sie auch
hergestellt worden sind, Defekte in ihrem Belag, sie
wirken dann mangelhaft und der Bezug muss oft ganz
entfernt und wieder erneuert werden. Dieses ist eine
mühsame Sache. Für die Pliestscheiben, wenn man sie
in dieser Form nicht entbehren zu können glaubt, sollte
man niemals Schmirgel benutzen, sondern ausschliesslich
Carborundum oder Corund, weil diese Mittel bedeutend
besser greifen als Schmirgel und hierdurch eine längere
Lebensdauer eines jeden einzelnen Belages gesichert ist.

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