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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 19
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Kontrolle von Versilberungsbädern
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Eine Konferenz im Reichstage
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0164

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(Q)|— ~ . =|| | JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST. | ||—■ - |(q][

Eine Kontrolle der Zusammensetzung der Silberbäder,
die zeitweise Untersuchung auf die darin enthaltenen
Mengen von Silber, gebundenem und freiem Cyankali und
kohlensaurem Kali ist bei einem rationellen Betriebe un-
bedingt nötig und sind selbst die dadurch entstandenen
Zeitaufwendungen und Kosten absolut nicht im Verhältnis
zu dem durch tadellose Funktion etc. entstandenen Gewinn.
Eine der Silberkontrollen besteht darin, dass man 10
Kubikzentimeter Silberbad in einem Messingzylinder ab-
misst, in ein Glas schüttet und dieser Badeprobe 20 Kubik-
zentimeter destilliertes Wasser und 10 Kubikzentimeter
Schwefelammonium zusetzt. Hierauf schüttelt man die ge-
samte Masse tüchtig um, worauf sich Schwefelsilber bildet
und sich niederschlägt. Lässt man einige Tropfen Schwefel-
ammonium an der Wand des Glases hinunterlaufen, so
kann man auf diese Weise kontrollieren, ob alles Silber
niedergeschlagen ist. Entsteht noch eine schwarze Färbung,
so ist noch nicht alles Silber niedergeschlagen und es
muss noch Schwefelammonium zugegossen werden, allgemein
reicht jedoch die eingangs erwähnte Menge zur Fällung
des in der Probe enthaltenen Silbers. Man überzieht nun
den Rand des Becherglases mit Talg, damit die Flüssig-
keit nicht an der Aussenseite des Glases herunterlaufen
kann und nun bringt man das Ganze auf einen Filter. Mit
destilliertem Wasser und durch stetes Umrühren mit einem
Glasstabe spült man nun alles Schwefelsilber auf dem
Filter, bis der Niederschlag vollkommen rein, also von
Schwefelammonium, Cyankalium etc. befreit ist. Dies er-
kennt man daran, wenn man einen Tropfen der Flüssig-
keit auf rotes Lackmuspapier tropfen lässt und hierbei
das Papier nicht ins Blaue übergeht, sondern rein rot bleibt.
Nun hat man das gesamte, in den 10 Kubikzentimetern
Badeflüssigkeit enthaltene Silber als Schwefelsilber auf
dem Filter.
Dann wird das gesamte Filter samt Inhalt in ein

Becherglas gelegt, 20 Kubikzentimeter reine Salpetersäure
darüber gegossen und das Ganze auf einem Wasserbad
so lange erwärmt, bis alles aufgelöst ist, was man daran
bemerkt, dass keine roten Dämpfe mehr aufsteigen. Bei
richtiger Auflösung des Schwefelsilbers sieht man in der
Flüssigkeit keinerlei schwarze Teilchen mehr herum-
schwimmen. Die Teile des Filters kann man ruhig darin
lassen, denn diese stören die weiterfolgenden Operationen
keineswegs. Die Flüssigkeit lässt man nun kalt werden,
giesst 50 Kubikzentimeter Wasser und 5 Kubikzentimeter
Eisenalaunlösung (1X5) zu, schüttelt und lässt unter be-
ständigem Umschütteln aus einer sogenannten Massröhre
(Bürette) tropfens eise so lange titrierte Rhodanammonlösung
fliessen, bis ein Tropfen die Flüssigkeit dauernd schwach
rötlich färbt. (Durch diese Manipulation wird das im Bade
befindliche Silber als unlösliches Silberrhodanit aus-
gefällt.)
Hat dies stattgefunden, so lese man an der Massröhre
(Bürette) ab, wieviel Kubikzentimeter Rhodanlösung ge-
braucht wurden, dann multipliziere man diese Zahl mit
1,08, und das Ergebnis ist die Summe von Gramm Silber,
welche in 1 Liter Silberbad enthalten sind.
Nach unserm Beispiel würde sich also folgende Rechnung
ergeben: Zu 10 Kubikzentimeter Badeflüssigkeit wurden
nach vorausgegangener Fällung, Lösung etc. 17,7 Kubik-
zentimeter Rhodanlösung gebraucht, so enthält dieses Silber-
bad im Liter = 1,8 X 17,7 = 19,116 g Silber.
Wird die Summe der verwendeten Rhodanlösung mit
1,34 multipliziert, so zeigt die Endsumme den Cyansilber-
gehalt per 1 Liter Flüssigkeit; in vorstehendem Falle also
17,7 X1,34 — 23,71 g Cyansilber per Liter Flüssigkeit.
Soweit die Bestimmung der Silbermengen in Ver-
silberungsbädern. Über die Bestimmung der darin ent-
haltenen Chemikalien werden wir später ebenfalls berichten.
t

Eine Konferenz im Reichstage.

Auf die Einladung des Herrn Reichstagsabgeordneten Justizrat
Dr. Junck hin hatten sich am 17. April d. J. der 1. Vorsitzende
des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede,
Herr Obermeister Wilhelm Fischer, der 1. Vorsitzende des Ver-
bandes der Grossisten des Edelmetallgewerbes, Herr M. Baumert,
und der Redakteur des Journal der Goldschmiedekunst“, Herr
Oskar Webel, im Reichstagsgebäude in Berlin eingefunden, um
mit einigen Abgeordneten eine Aussprache über unsere Petitionen
zu pflegen. Äusser Herrn Justizrat Dr. Junck war noch der Herr
Reichstagsabgeordnete Zimmermann zugegen; HerrDr. Stresemann,
der gleichfalls seineTeilnahme zugesagt hatte, war leider verhindert.
Besonders liebenswürdig erklärte sich Herr Dr. Junck bereit,
unsere Petitionen in den Kommissionen und im Plenum nach
Möglichkeit zu unterstützen und vertiefte sich mit sichtlichem
Interesse in die Details der Materien. In erster Linie war es
unsere Petition zum Schutze der Bezeichnungen Diamant, Bril-
lant etc. gegenüber den Imitationsschwindlern, welche eine ein-
gehende Erörterung erfuhr. Herr Dr. Junck verhehlte uns nicht

die Schwierigkeiten, welche einer Durchführung unserer Forderung
entgegen stehen, gleichwohl erklärte er sich bereit, sich der An-
gelegenheit anzunehmen und in unserem Sinne die Petition tat-
kräftig zu unterstützen. Auch Herr Abgeordneter Zimmermann
schloss sich dem an.
In gleicher Weise erklärten sich die Herren bereit, den Peti-
tionen zur Regelung des Ausverkaufswesens, des Handels auf
Jahrmärkten und der Verhältnisse der Lagerei-Berufsgenossen-
schaften ihr Interesse zuzuwenden. Auch die alte Streitfrage „Uhr-
macher und Goldarbeiter“ kam bei dieser Gelegenheit mit zur
Sprache und eingehender Erörterung, bei der sich der Herr
Justizrat Dr. Junck bereit erklärte, in dieser Sache einmal vor
den Gerichten ein prinzipielles Urteil herbeizuführen, und zwar
im Falle der Erfolglosigkeit ohne Berechnung der Anwaltskosten.
Der Erfolg dieser Konferenz war unzweifelhaft ein äusserst
befriedigender und besonders in der einen Beziehung wertvoller,
als wir durch diese einige einflussreiche Stützen für unsere Peti-
tionen im Reichstage gewonnen haben.


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