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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 19
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Joseph, Friedrich: Zurichtung und Herstellung von Kreuzen
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Völkerschmuck
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0160

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.

(Ql

zeit aber auch sogenannte fassettierte oder astförmige
Kreuze, die alsdann durch gezogene Röhren zusammen-
gestellt werden; deren Zahl ist natürlich eine unendlich
grosse, und alle möglichen Fasson-Zieheisen werden hierzu
benutzt. Alle diese hohlen Kreuzscharniere werden mit
einer sogenannten Ausfütterung gezogen, d. h. innen ist
Kupfer oder Messing, aussen das entsprechende Metall,
welches das Kreuz bilden soll. Dieses sogenannte Metall-

einer von Abbildung 4 abweichenden Oberflächenverzierung,
nämlich vollständige Ausfassung. Während nun bei Fig. 8
das Metall einfach stark genug sein muss, um die Steine
hinreichend fest zu halten, besteht das Kreuz in Fig. 9
nur aus einer starken Metallkontur, die zwischen den ein-
zelnen Carresteinen noch durch halbhohe Verbindungswände
fest- bezw. zusammengehalten wird. Die Carr^steine selbst
werden mit ihren Rundisten in den Metallwänden unter-


Fig. 7.
Fassettiertes Kreuz in seiner Zusammenstellung.


Fig. 8.
Vollständig ausgefasstes Kreuz.


Fig. 9.
Kreuz mit Carresteinen ausgefasst.

futter kann man später entweder vorsichtig herausziehen,
oder aber auch ausfressen lassen. Bei solchen Kreuzen
erfolgt jedoch die Zusammenstellung immer wie in Fig. 4
abgebildet, d. h. der von oben nach unten ziehende Teil
des Kreuzes wird so eingesägt, dass die im gleichen Winkel
zugerichteten beiden Seitenschenkel genau hineinpassen.
Äusser glatten Kreuzen werden auch noch Mittelstücke
auffiniert, wie solche in Fig. 6 zur Abbildung kommen und
hierbei sind noch die Aufstecklöcher entsprechend dem Auf-
satz vorgesehen (s. Punkte a, b und c). Die Auffinierung
geschieht sehr vorsichtig und unsichtbar mit etwas Zinnlot.
Fig. 8 und 9 repräsentieren endlich zwei Kreuze mit

justiert, eingeschoben bezw. vorsichtig eingesprengt und
höchstens noch mit einem unsichtbaren Metallstich oder
auch noch durch Anreiben befestigt. Das Aufstellen von
Körnern zwischen den Steinen fällt hier weg und sieht
das innere Kreuz einer einzigen, ununterbrochenen Stein-
reihe gleich.
Die beliebteste Ausführung ungefasster Kreuze ist ent-
weder rotglanz, gelbglanz oder matt gefärbt, gefasste hin-
gegen bleiben mit Ausnahme der inkrustierten Kreuze meist
glanzpoliert.
In einer Fortsetzung werden wir noch anderweitige
Kreuzformen kennen lernen. Fr. Joseph.

Völkerschmuck.

Der rühmlichst bekannte Herausgeber von kunstgeschicht-
lichen und kunstgewerblichen Bilderwerken, Martin Gerlach
in Wien, hat eine Reihe von Veröffentlichungen unter dem
Titel „Quelle“ um ein neues Glied vermehrt. Es ist das
aus 109Tafeln bestehende Sammelwerk „Völkerschmuck“*),
welches die Aufgabe zu lösen trachtet, aus allen Zeiten
und von allen Völkern Schmuckgegenstände zu sammeln
und damit der Gegenwart Gelegenheit zu geben, aus alten
kunstgewerblichen Schöpfungen Motive für das neuzeitliche
Schaffen zu schöpfen. Die gewaltige Menge des gesam-
melten Materials setzt eine unendliche Mühe und einen
grossen Kostenaufwand voraus, indem die einzelnen Schmuck-
stücke in den verschiedensten Museen und Sammlungen
aufgestöbert und zusammengetragen werden mussten. Bei
*) Gerlach, Völkerschmuck. Verlag von Gerlach & Wiedling, Wien.

der Zusammenstellung ist leider ein wenig sprungweise
verfahren worden und sind die auseinander liegendsten
Epochen und Länder vereinigt worden, so dass die Über-
sicht teilweise etwas erschwert ist und nur durch ein Re-
gister ermöglicht wird, das aber in seinen Angaben der
Tafelzahlen erst recht den Mangel einer systematischen
Gruppierung bemerkbar macht.
Dagegen ist das Vorwort des Kustos am k. k. Natur-
historischen Hof-Museum in Wien, Dr. Mich. Haberlandt,
sehr instruktiv und als eine wertvolle Ergänzung der Ab-
bildungen sowie als ein Leitfaden zu betrachten, der es
uns ermöglicht, an der Hand des Gerlachschen Werkes
der Geschichte des Völkerschmuckes zu folgen. Wir wollen
es nicht unterlassen, einige Gedanken des Haberlandtschen
Vorworts in unser Blatt zu übernehmen.

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