Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

DOI Heft:
Nr. 43
DOI Artikel:
Aus den Erfahrungen eines Goldschmiedegehilfen
DOI Artikel:
Sicherheitsmassregeln gegen Einbruch in Frankreich
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0361

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.

Aus den Erfahrungen eines Goldschmiedegehilfen.
Von H. K.

III. Selbstherstellung von Manschettenknöpfen.
Manschetten-Stegknöpfe und Kettchenknöpfe finden beim
kaufenden Publikum noch immer gute Aufnahme, und werden
sich derselben voraussichtlich auch noch geraume Zeit erfreuen.
Der Kleingoldschmied kann sich solche sehr gut selbst anfertigen
bezw. sein Lager in diesem Artikel ergänzen, denn die alljährlich
wiederkehrende stille Zeit bietet ihm die beste Gelegenheit dazu.
Er verfährt hierbei folgendermassen:
Zunächst sind die Stampfen für Knopf und Knebel zu feilen.
Meist sind die Knöpfe rund, oval, stumpf oder rechteckig. Einem
3 bis 5 Millimeter starkem Stück Schmiedeeisen (besser noch
Schmiedestahl, weil solcher bei längerem Gebrauch widerstands-
fähiger) gibt man eine dieser Formen. Dieselbe lässt man um
soviel kleiner, als berechnungsweise das beim Stampfen ver-
wendete Kupferfutter mitsamt dem Golde aufträgt. Auch muss
die Stampfe, wenn nicht geschmirgelt, so doch mindestens leicht
überfeilt sein. Dem zu verwendenden Golde gibt man eine Stärke
von 0,2 Millimeter; nach dem Mikrometer gemessen 0,20 Millimeter.
Beide Platten sind reichlich ein Dritteil grösser zu lassen, als der
Knopf selbst werden soll. Dies geschieht unter Berücksichtigung
des Einziehens und Verschneidens. Nach dreimaligem Stampfen
in Blei, das letzte Mal womöglich in Zinn, müssen die Oberteile
zum Verböden oder Bisoauflöten fertiggestellt sein. Nicht äusser
acht zu lassen ist, dass während dem Stampfen öfters Glühen
zu erfolgen hat, jedoch vorher das Gold von eventuell anhaftenden
Bleiteilen zu befreien ist. Man erreicht dieses mittels Messing-
handkratzbürste, oder auch mit feinem Scheuersand. Bei etwaigem
Verböden empfiehlt es sich, die Verstärkungen für die eventuell
zu fassenden Steine vorher einzulöten, und zwar nicht bloss
innen herein, sondern durchlöten bezw. gute runde oder vier-
eckige Plättchen ohne jeden Zwischenraum zwischen Verstärkung
und Oberteil. Auf letztere Weise wird ein Körnerabbrechen beim
Fassen unmöglich. Sollen Steine frei gefasst sein, lötet man nur
etwas kräftige Zargen auf. Sind die Oberteile soweit fertigge-
stellt, so stampft man die Knebelhälften in gleicher Weise. Zu
Kettchenknöpfen gehören je 4 solcher Hälften, während bei Steg-
knöpfen je zwei genügen, aber verbödet sein müssen. Hierbei
ist erwähnenswert, dass Verbödungen bei diesen und ähnlichen
Arbeiten immer eine Wenigkeit gewölbt sein müssen, um beim
Auflöten ein Einziehen nach innen zu verhüten. Die Stege als
letztes auszuarbeiten, ist auf verschiedene Art erreichbar. Diese
kann man giessen, oder aus einer U/a Millimeter starken Gold-
platte aussägen. Für die erste Art der Herstellung spricht der
geringere Bedarf an Gold; denn die gegossenen Stege inkl. der
aufzulötenden Klötzchen sind dann nur nachzufeilen, während beim
Aussägen doch immer ca. die Hälfte der Gewichtsmenge Abgang
sind. Die kleinen Modelle zum Abdrücken sind ja schnell in Blei

ausgenommen, und zwar sind Stege und Klötzchen in eine Form
zu giessen, wie nebenstehende Fig. 1 zeigt. Nach Verfeilen der
gegossenen Teile (das eine Klötzchen Fig. 1 unten und Fig. 2
wird zu zwei gleichen Hälften zersägt) sind dieselben in ihrer
jetzigen Form für beide Knöpfe verwendbar. Mittels einer der
Stegstärke entsprechenden Scharnierfeile schafft man gerade soviel
Platz, dass ein bequemes Bewegen ermöglicht wird, ein Hin- und
Herwackeln aber bestimmt vermieden wird (Fig. 3). Besserer





Fig. 4

Haltbarkeit wegen empfiehlt es sich, die Verbödung von den
Knebeln dort etwas zu verstärken, wo sich durch stetes Bewegen
eine minimale Reibung vollzieht. Die Verstärkung ist in ihrer
Breite wiederum der Stegdicke entsprechend zu halten. Erst
jetzt können die einzelnen Teile zur kompletten Stegmechanik
zusammengelötet werden. Um ein Steiflöten sicher zu verhüten,
sägt oder feilt man zuvor in das Klötzchen dicht zu beiden Seiten
des darin hängenden Steges kleine Einkerbungen. Dem fliessenden
Lote wird so die Möglichkeit genommen, Unheil zu stiften. Bei
sauberer Ausführung des zuletzt Beschriebenen kann sogar ein
gelindes Federn erzielt werden. Nun bliebe nur noch übrig,
Knopfoberteile und Stege aneinander zu löten. Sollen Steine in
die Mitte ä jour gefasst werden, sind die Stege zuvor halbkreis-
förmig auszufeilen, um hinten Licht und Raum für die Steinkörper
zu erreichen. Nach sauberem Schaben und Schleifen können die
Knöpfe, wenn in 14 kar. Golde gearbeitet, auch matt gefärbt
werden. Solche selbst angefertigten Knöpfe haben entschieden
Anspruch auf Solidität. Mit kleinen echten Steinchen ausge-
schmückt, verkäuflich unter dem Motto „Handarbeit“, erhalten
selbstangefertigte Schmucksachen bei Interessenten noch immer
den Vorzug.

Sicherheitsmassregeln gegen Einbruch in Frankreich.

Bekanntlich hatte unser Bruderorgan „Moniteur de la Bijouterie
et de l’Horlogerie“ in Paris einen Wettbewerb ausgeschrieben,
um ebenfalls, wie unser „Journal der Goldschmiedekunst“ im ver-
gangenen Jahre, geeignete Schutzmassregeln zu finden gegen die
sich immer mehrenden Einbruchsdiebstähle.
Diese Konkurrenz war nun sowohl von Seiten der Gold-
schmiede als auch von Seiten der Uhrmacher sehr gut beschickt,
indessen musste sowohl eine Ausstellung der Arbeiten als auch
eine Preisverteilung bis Mitte Oktober verschoben werden, da
sich die grössere Mehrzahl der Preisrichter in Vakanz befinden.

Unter den Arbeiten befanden sich einige sehr gute, allerdings
etwas phantastisch anmutende Ideen, von denen wir einige in den
Bereich unserer Betrachtungen ziehen wollen.
Eine wahre Panik rief seither oft der Einbruch bezw. Dieb-
stahl am hellen Tage oder gar ein Zerschneiden usw. der Schau-
fenster und Ausräumen derselben hervor. Nur wenige Zentimeter
von der Strasse liegen oft Millionen an Werten und sind nur
von den Passanten durch eine Glasscheibe getrennt, die oft nur
ein Zentimeter stark ist, wenn nicht noch empfindlich dünner.
Ein geschickter Schlag gegen die Scheibe oder gar ein schnelles

329
 
Annotationen