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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 49
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Aus der Werkstatt
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Popp, G.: Etwas von dem Löten
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0409

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.

O

Etwas von dem Löten.
Von G. Popp.

Seit geraumer Zeit kann der Fachmann die Beobach-
tung machen, dass dem Lote wie überhaupt dem ganzen
Lötprozess nicht diejenige Beachtung zugewendet wird,
welche demselben als dem wichtigsten Arbeitsprozess
der gesamten Edelmetallbranche zukommt.
In mittleren und kleineren Geschäften ist es gar
keine Seltenheit, dass Lote aus Altgold (Einkaufsgold)
hergestellt werden. Die natürliche Folge ist nun, dass
bei Verwendung von geringem Material auch die Qua-
lität des Lotes minderwertig sein muss.
Das rapide Anwachsen der Fabrikation fugenloser
Eheringe ist zum grossen Teil darauf zurückzuführen,
dass selbst vom Laien die mehr oder weniger gut-
gefugten Lötstellen ihrer vom sonstigen Golde ab-
stehenden Farbe wegen leicht zu erkennen sind.
An ein gutes Lot müssen folgende Anforderungen
gestellt werden:
a) es soll die gleiche Farbe des Verarbeitungs-
metalles haben;
b) es soll feuerbeständig sein, d. h. es dürfen sich
selbst nach öfterem ordnungsgemässen Löten die
Lötstellen nicht andeuten (sonst „frisst“ das Lot);
c) es soll richtig fliessen; es dürfen daher nach dem
Löten nicht noch Rückstände der Paillen liegen
bleiben;
d) es darf auch nicht brüchig sein, sondern muss
das Biegen und Hämmern aushalten.
e) Bei Exportwaren insbesondere muss das Lot
auch im Feingehalte demjenigen der Goldlegierung
gleichkommen, damit nicht an den Punzierungs-
ämtern beim Probieren Beanstandungen entstehen,
die event. zum Zerschneiden und Unbrauchbar-
machen der Ware führen.
Aus vorstehendem ist klar ersichtlich, dass zum Le-
gieren von Loten nur bestes Material verwendet werden
soll. Die Meister und Geschäftsführer sollten die Her-
stellung der Lote niemals Lehrlingen übertragen, wie
dies so häufig geschieht. Sie sparen Zeit und Verdruss,
wenn sie für eine stets gleichbleibende Qualität der Lote

Sorge tragen, es sollten deshalb auch nicht zu kleine
Mengen hergestellt werden.
Das Schmelzen der Lote auf offener Kohle ist nicht
zu empfehlen, es sollten hierzu ausschliesslich und nur
diesem Zwecke dienende Schmelztiegel (Chamottetiegel)
verwendet werden; vor dem Ausgiessen muss das Lot
tüchtig untereinandergerührt werden. Rauschmessing
und Spiauter (Zink) dürfen nur, da sie sonst oxydieren
würden, im Moment des Ausgiessens zugesetzt werden.
Es gilt als Regel, dass jedes Lot frisch legiert sein
soll; beim Walzen und Glühen hüte man sich vor dem
Ablöschen; hartgewalztes Lot fliesst besser als geglühtes.
Vor dem Gebrauch des Lotes schabe man solches von
beiden Seiten sauber ab und erst dann beginne man
mit dem Zuschneiden in Paillen.
Einige Lotrezepte, welche allen Anforderungen ent-
sprechen, mögen hier Platz finden; dieselben sind All-
gemeingut der Hanauer Bijouteriefabrikation und eignen
sich diese für 18 und 14 karät. benannten Legierungen
sowohl für Farbgold als auch für die diffizilsten Mon-
tierungen.
Für 18 karät. Gelbgold
10 Gr. 14 karät. Gold*,
0,8 Gr. Feinsilber.
Für 14 karät. Gelbgold
10 Gr. 14 karät. Gold*
2,6 Gr. Feinsilber.
Für 8 karät Gold
10 Gr. 14 karät. Gold*,
2,5 Gr. Feinsilber,
2,3 Gr. Rauschmessing.
Silberlot 20 Gr. Feinsilber,
10 Gr. Rauschmessing.
*) Damit ist die gewöhnliche 14 karätige hellrote Gold-
legierung (Arbeitsgold) gemeint. Darauf muss besonders geachtet
werden, da bekanntlich 14 karät. als Gelbgold, Farbgold, Rotgold,
Rosenrot und Grüngold legiert wird und diese Mischungen unter
sich sehr verschieden sind und demgemäss auch die Lote ver-
schieden werden müssten, je nachdem man von dieser oder jener
Farbe nimmt.

50jähriges Geschäftsjubiläum von
L. A. Gündel in Leipzig.
Die seit einem halben Jahrhundert ein ständig wachsendes An-
sehen geniessende und an erster Stelle mit stehende Juwelier-
Firma L. A. Gündel kann am 7. Dezember 1907 das Jubiläum
ihres 50jährigen Bestehens feiern. Es ist dies gewiss Grund
genug, einen kurzen Rückblick auf die hinter ihr liegende, lange
Zeit zu werfen. Am 7. Dezember 1857 wurde die Firma von
dem Goldschmied und Juwelier Louis Albrecht Gündel, und zwar
zunächst als Arbeitsgeschäft in Kochs Hof in Leipzig, Markt 3,
gegründet. Nachdem sich in kurzer Zeit das Geschäft in einer
erfreulichen Weise dank der Tatkraft, Kunstfertigkeit und Redlich-
keit ihres Gründers derartig entwickelt hatte, dass sich eine Ver-
grösserung nötig machte, siedelte der alte Herr Gündel im Jahre

1860 nach der Petersstrasse über. Hier breitete sich immer mehr
sein Ruf als ein tüchtiger und vertrauenswürdiger Fachmann aus,
so dass sich ein grosser Teil der feineren Privatkundschaft bei
ihm einfand und er sich im Jahre 1878 genötigt sah, ein ansehn-
licheres Ladengeschäft, und zwar in dem Hause Petersstrasse 6, zu
errichten. Leider konnte der Gründer des Geschäftes den hier
einsetzenden Aufschwung seines Unternehmens nur noch wenige
Jahre geniessen, denn das Jahr 1883 setzte seinem arbeits- und
erfolgreichen Leben leider ein Ziel. An seine Stelle trat sein
nicht weniger begabter Sohn Albert und führte im Sinne des
Verewigten das Geschäft weiter. Im Jahre 1887 siedelte er mit
diesem in den grösseren Laden Petersstrasse 20 über und ver-
grösserte im Jahre 1891 diesen durch Hinzunahme eines daneben
liegenden zweiten. Doch auch dem Sohne des Gründers, der in
wenigen Jahren sich in den Kreisen der Freunde eines künst-

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