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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 7
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Neubert, Robert: Uhren-Gravierung
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Carl Volz †
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0072

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.

©

halbrunde Feile wickelt. Auf diese Weise hat das
Monogramm an den äusseren Konturen keine scharfen
und spitzen Kanten und ein Hängenbleiben ist aus-
geschlossen, auchkann mandiese geschmirgelten Fassetten
mit Hanfzwirn und Pariser Rot sowie etwas Spiritus
nachpolieren, genau so, wie der Goldschmied ähnliche
Arbeiten poliert. Die inneren Konturen werden nun
noch mittels glanzschneidendem, breiten Flachstichels
verschnitten und wenn es der Raum gestattet, werden
auf der oben verbleibenden kleinen Fläche der Buch-
staben Schnörkel, Punkte oder Mattierung angebracht,
jeder Buchstabe anders, damit sich einer vom andern
gut abhebt. Das Monogramm oder Wappen wird erst
nach der vollständigen Gravierung aufgeschraubt. Soll
ein Monogramm oder Wappen gleich direkt auf die
polierte Fläche des Deckels graviert werden, so muss
man sich mit einem Zehntelmass erst vergewissern, wie
stark der Deckel ist. Bei Deckel von 2/10 oder 3/i0 mm
Stärke ist grosse Vorsicht nötig, damit die Gravur auf
der Innenseite des Deckels nicht durchscheint. Man
darf also nicht zu kräftige Stiche machen. Auch kann
man den Deckel abmachen, indem die Charnierstifte
herausgeschoben werden. In der Charnieröffnung be-
findet sich ein langer Hauptstift (gewöhnlich unecht),
die beiden Enden der Öffnung werden durch 2 kurze
Stöpselstifte (goldene) ausgefüllt, welche man erst nach
aussen mittels Stichels herausschieben muss, ehe man
den Hauptstift durchstossen kann. Hierauf kittet man
den abgelösten Deckel auf widerstandsfähigen Kitt, um
das Monogramm oder Wappen gut gravieren zu können.
Auf diese Weise kann man selbst ca. Vio mm starke
Deckel gravieren, ohne befürchten zu müssen, durch-
zugravieren. Vorsicht ist aber dennoch nötig, denn man
kann einen 2/10 mm starken Deckel nicht so kräftig
stechen, als einen doppelt stärkeren. Wie beschrieben,
würde das Monogramm sich auf poliertem Grund re-
präsentieren. Da eine polierte Uhr sich beim Tragen
leicht verkratzt, ist es vom Träger derselben ratsam,
sich von seinem Schneider Wild- oder Putzleder in die
betreffende Westentasche nähen zu lassen, eventl. ein
wenig Pariser Rot in dieselbe zu streichen; die Uhr
wird sich dadurch bedeutend besser tragen. Die Uhr
erst in ein Etui oder Ledersäckchen zu stecken, ist eben
nicht handlich und unbequem. Wer diese glattpolierten
Carl Volz f
In den ersten Tagen des neuen Jahres hat ein alter Arbeits-
veteran in Pforzheim das Zeitliche gesegnet, der nicht nur in
seiner Person, sondern auch in seiner Originalität bei Gross und
Klein bekannt war. Es war dies der frühere Goldschmied und
nunmehr seit etwa 40 Jahren als Kassendiener der „Pforzheimer
Goldschmiedekrankenkasse“ tätige Carl Volz, geboren 1831, dessen
Bild wir unseren Lesern nebenstehend vor Augen führen. Tag
für Tag, Sommer und Winter, schob unser „alter Vetter“, wie er
im Volksmunde genannt wurde, von Fabrik zu Fabrik, um die
Beiträge zur Krankenkasse einzuholen und anzumahnen. War
bei den Goldschmieden ein Fest in der Nähe, Kirchweih oder

Uhren nicht liebt, aber dennoch gern ein grosses Mono-
gramm darauf haben möchte, kann sich dasselbe auf
guillochiertem oder eisgraviertem Grunde stechen lassen.
Das Monogramm oder Wappen wird in diesem Fälle
auf den glattpolierten Deckel auftressiert (nur die
Konturen), hierauf wird der aufgekittete Deckel in die
Guillochiermaschine gespannt und nun, sowie zwischen
dem Monogramm der Grund guillochiert ist oder auch
mit entsprechend schönem Eismuster, graviert (mit dem
Stichel). Nachdem die Guillochierung oder Damas-
zierung fertig, versieht man das Monogramm oder
Wappen mit den nötigen Glanzschnitten und dekoriert
die Balken der Buchstaben, aber nur wenig, damit das
Monogramm oder Wappen sich mit den Glanzflächen
von dem Grunde abhebt. Hierauf wird der Deckel
erwärmt, abgekittet, der noch anhaftende Kitt mit Watte
ausgewischt und der noch verbleibende Rest durch
Spiritus abgelöst und mit Seife, weicher Bürste und Wasser
ausgewaschen. Der Deckel wird hierauf wieder mit
den 3 Stiften befestigt und das Gehäuse sauber nach-
poliert. Soll die Cuvette mit Schrift oder Widmung
versehen werden, so würde man schlecht dazu können,
wollte man die Schrift gleich direkt auf die Cuvette
gravieren, ohne die Cuvette herauszunehmen. Diese
hat nur „einen“ Charnierstift, welchen man meist leicht
mit einem entsprechenden Stahlstiftdurchstösser in Form
einer Nadel, Spitze aber flach, an dem dünnen Ende
eines Charnierstiftes durchschieben kann. Hierauf wird
die Cuvette aufgekittet, graviert, wieder abgekittet usw.,
wie oben behandelt beim aufgekitteten Goldboden. Ist
keine Zeit vorhanden, den Deckel von der Uhr ab-
zumachen oder bereitet das Entfernen der Stifte Schwierig-
keiten, so legt man zwischen ihn und der Cuvette
entsprechend starken Karton, macht den Deckel zu und
graviert ihn. Die andere Seite der Uhr kann man mit
Papier bekleben, damit diese nicht durch das viele
Herumdrehen auf dem Gravierkissen und den abfallenden
Spänen verschrammt wird. Das Papier kann man
nach dem Gravieren leicht wieder feucht abweichen.
Auf das Gravierkissen legt man ein sauberes Tuch oder
weiches Leder. Es ist ratsam, Uhren, welche mit einem
besseren Monogramm oder Wappen versehen werden
sollen, zu einem tüchtigen Graveur zu senden, am besten
zu einem Spezialisten für Uhrengravierung.
dergleichen, so rief er in seinem urwüchsigem Deutsch in die
Fabrik: „Wollet ihr heut’ scho widder nett euer Beiträg bezahle,
gelt, es is widder Kirwe g’wä!“ oder dergleichen, und seine
Mahnung unterstützte er mit einem mehrfachen Aufschlagen seines
Stockes auf den Fabrikfussboden. Stets war sein Lederranzen
sein treuester Begleiter und wenn er einen Bekannten traf, mochte
er heissen wie er wollte, Hoch und Niedrig galt seine Anrede:
„Hasch nix z’ racha, alter Vetter?“ denn Volz war ein Gewohn-
heitsraucher. 75 Jahre wurde er alt und in allen Herzen hegte
man Sympathie für dieses Urstück Pforzheimer Originalität. Leicht
und sanft war endlich sein Tod, der ihn zu seinen Kameraden
versammelte. In Pforzheim ist seine Person unsterblich geworden,
Volz kannte jeder Pforzheimer. Ruhe sanft!

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