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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 45
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Neubert, Robert: Wie soll eine Schrift- oder Monogramm-Gravierung für den Graveur geschrieben oder bestellt werden?
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Aus der Werkstatt
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0376

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.

Postkarte schreiben, ist die Zeit zu kurz; der Graveur
versucht nun, um den Kunden zu bedienen, das zu
gravieren, für was er’s liest. Ist’s richtig, dann geht’s,
wenn’s aber nun falsch ist, dann hagelt es Vorwürfe
und heisst’s: der Kunde will die Uhr nicht nehmen,
oder beinahe hätte ich den Kunden eingebüsst usw.
Das zweite Mal weiss er den Namen gewiss deutlicher
zu schreiben. Man muss sich stets überlegen, hinein-
graviert ist es schneller, als wieder herausgemacht, oder
der Fehler verbessert. Ganz abgesehen vom Zeitverlust,
Verdruss, Aerger usw. ergibt sich womöglich auf dieser
neuen goldenen Uhr ein Schandfleck, wenn es nicht
vollständig abzuschleifen geht oder überhaupt durch
einen neuen Boden resp. Cuvette ersetzt werden kann.
Deshalb sollte jeder Graveur an seine ständige Kund-
schaft die Mahnung richten: Bitte, schreiben Sie Text
oder Monogrammbuchstaben „recht“ deutlich, jeden
Buchstaben klar leserlich, möglichst in lateinischer und
deutscher Kurrentschrift wiederholt, also doppelt oder
etwas römisch aufgezeichnet, damit keine Zweifel ent-
stehen können. Bei Monogrammen empfiehlt es sich,
auch die betr. Nummer des Monogrammwerkes (natür-
lich auch genau abgeschrieben) anzugeben, dem Graveur
wird es dann erst möglich sein, den Geschmack des
Kunden zu wissen, diesen zu berücksichtigen, und in
die Gravur sein ganzes künstlerisches Empfinden hin-
einzulegen, ausserdem seinen Kunden „prompt“ zu
bedienen. Nicht jeder Graveur ist ein so guter Schrift-
deuter, dass er die verschiedensten Hiroglyphen ent-
ziffern kann. Wie schlau ist aber oft der betreffende
Goldschmied oder Uhrmacher; wenn er selbst nicht

genau weiss, was sein Kunde, der Uhrenkäufer usw.
geschrieben hat, so schickt er einfach den Zettel von
dem Käufer mit, und sagt sich, der Graveur wird’s
schon wissen, der „muss es wissen“, statt seinen Käufer
lieber erst genau zu fragen. Wenn es dann falsch ist,
dann ist der Graveur dran Schuld; den Zettel erbittet
er natürlich retour, damit der Graveur gar nichts in
Händen hat. Ich glaube im Interesse aller beteiligten
Personen einen kleinen Uebelstand beleuchtet zu haben,
welcher bei einigem guten Willen und etwas Einsicht
leicht beseitigt werden kann, weniger im Interesse des
Graveurs, sondern mehr im Interesse der Uhrmacher
und Goldschmiede, um letztere gegenüber ihrer guten
Kundschaft vor Schaden, Aerger und Verdruss zu be-
wahren. Den gleichen Uebelstand muss der Graveur
oft wahrnehmen, wenn der Goldschmied oder Uhr-
macher nur schreibt, z. B. A. B. „Monogramm“. Die
Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, ob der
Graveur aber gerade den Geschmack des Bestellers
trifft, ist eine andere Frage, manchmal, meist aber nicht.
Was der Graveur mitunter für schön und geschmackvoll
findet, hat der Besteller nicht gemeint oder anders sich
gedacht, der Besteller wünscht „Modern“, der Graveur
hat geglaubt, mit einem Renaissance- oder Louis XIV.
Stil-Monogramm, wie es seit alters her gang und gäbe
ist, das Rechte zu treffen, oder umgekehrt. In den
meisten Fällen ist es stets ratsam, wenn sich Gold-
schmiede, Uhrmacher und Graveure der Bequemlichkeit,
leichteren Orientierung und Sicherheit ihrer Kundschaft
gegenüber eines alle Stilarten umfassenden Monogramm-
Werkes bedienen. Robert Neubert

Aus der Werkstatt.

Abgetragene Opale aufzufrischen.
Ein wenig bekanntes Mittel, abgetragene Opale wieder wie
neu herzustellen, ohne den Stein aus seiner Fassung herausnehmen
zu müssen und, ohne denselben zum Schleifer zu schicken, ist
folgendes: Pulverisierten Wassertripel ein klein wenig ange-
feuchtet auf den Ballen der linken Hand gelegt und mit der rechten
Hand den Gegenstand resp. den Opal so lange darauf poliert, bis
derselbe seinen ehemaligen Hochglanz wieder gewonnen hat. Bei
tiefen Rissen kann vorher etwas mit Schmirgel nachgeholfen
werden, um den Prozess des Polierens nicht allzulange ausdehnen
zu müssen. Auf diese Weise wird mancher noch schöne Stein
erhalten bleiben. Es ist auch bei flachen Steinen eine Gefahr
des Ausspringen beim Herausnehmen und Wiederfassen aus-
geschlossen. HJM.
Ein wenig bekanntes Mittel,
eine echte Perle zu erkennen,
ist die Anwendung von Säure (Salpeter- oder Schwefelsäure).
Die Perle ist ein Gebilde aus Kalk, welcher, wenn er mit Säure
in Berührung kommt, sich zersetzt, d. h. fachmännisch ausgedrückt,
an zu kochen fängt. Will man nun erproben, ob eine gefasste
oder aufgestiftete Perle echt ist, so tupft man einen kleinen Tropfen
Säure darauf. Kocht der Fleck, ist die Perle echt und die Säure
muss rasch entfernt werden. Bleibt der Tropfen klar, so ist die
Perle imitiert und mit Glas- oder Wachsüberzug versehen. Auf

beides haben die Säuren keine Einwirkung. Dies Mittel gibt einen
unfehlbaren Beweis dafür, ob man es mit echter oder falscher
Ware zu tun hat. — HJM-
Kleine Winke.
C. 7?. Um messing-vergoldete Cuvetten an Uhren, die durch
Befassen und Oxydation unansehnlich geworden sind, ein frisches
Aussehen zu geben, nehme man auf ein 5 g Fläschchen voll
Spiritus mittels Hölzchen 2 Tropfen Salpetersäure, schüttele gut
um und putze damit unter Anwendung eines weichen Tuches
oder einer weichen Bürste.
C. R. Bei Reparaturen an Brillen und Klemmern ereignet es
sich oft, dass man Schrauben nicht imstande ist zu lockern; hier
ist es immer von Erfolg, wenn man betr. Teil glüht und in Wasser
ablöscht, selbst abgebrochene Schrauben werden sich jetzt, nach-
dem mittelst Säge oder Spitzstichel ein Einschnitt zum Ansetzen
des Schraubenziehers gemacht ist, mit Leichtigkeit herausdrehen
lassen. Auch abgebrochene Gewindebohrer lassen sich auf diese
Art entfernen.
C. R. Beim Gravieren von Zigarrenetuis, Uhren usw., wo die
Geringfügigkeit der Arbeit oder der Mangel an Zeit es nicht zu-
lässt, den hinteren Deckel mit Papier zu bekleben, um ihn vor
dem Verschrammen zu schützen, kann man diese alte Graveurregel
auch sehr gut umgehen, wenn man ein Stück glattes hartes Papier
straff um den hinteren geöffneten Deckel legt, es nach innen
faltet und darüber den Deckel schliesst.

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