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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

DOI issue:
Nr. 41
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Des Talers Ende
DOI article:
Stöffler, Wilh.: Nachklänge vom Kieler Verbandstag
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0341

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.

aufweisen. Am höchsten bezahlt werden die wenigen
von der polierten Platte abgeschlagenen Stücke, deren
eigenartiger Spiegelglanz sich lange zu halten pflegt. So
kostet z. B. ein sächsisches Zweimarkstück 1902 aus der
polierten Platte 20 Mark. Denselben Preis hat das gleiche
hessische Stück von 1891.
Der Taler wird nach seiner Ausserkurssetzung keines-
wegs an Wert gewinnen, sondern sogar zum Metallwert
herabsinken. Nur die selteneren Gedenktaler werden einen
Sammlerwert behalten und in diesem nach und nach
steigen. Im allgemeinen wird wohl in einigen Jahren
auch über dieses wichtige Requisit unseres Handelsver-
kehrs Gras gewachsen sein und mit ihm werden nach
und nach eine ganze Anzahl Sprichwörter verschwinden,
die sich an die Existenz des Talers geknüpft haben. In-
des — das Alte stürzt, es ändern sich die Zeiten und
neues Leben blüht aus den Ruinen!


Nachklänge vom Kieler Verbandstag.

Nicht bei festlichem Gepränge, — nicht bei üppigem
Mahle, — noch weit weniger dort, wo bei sprudelndem
Frohsinn der schäumende Becher kreist — kommen die

Ideale zu ihrem Recht, zur vollen Geltung, sondern allein
dort — wo ergriffen von der Grösse ihrer Aufgabe pflicht-
treue Männer in ernster, ausdauernder Arbeit sich ab-
mühen, die gangbarsten und besten Wege zu ermitteln,
zum Ausgleich von Ideal und Wirklichkeit. — Gewiss, es
waren schöne Stunden, welche die Gastfreundschaft und
Opferwilligkeit der lieben Kieler Kollegen uns bereitet
hatten und dankbar werden wir ihrer allzeit gedenken —
allein, die festlichen Klänge sind verrauscht und die harte,
rauhe Wirklichkeit führt wieder das
despotische Szepter. Sie zwingt den
Einzelnen, unentwegt seinen Mann
zu stellen im harten, schweren Kampfe
der modernen Produktionsweise. Die
Stunden froher Festfeier waren Pausen
— Ruhepausen in der Kampfessteilung
unseres Berufes. Diesen Kampf dem
Einzelnen zu erleichtern, ist die erste
und wichtigste Aufgabe des Verban-
des, welche sich äussern muss in der
Ausschaltung allen unlauteren Wett-
bewerbes und in der Pflege von Wohl-
anständigkeit und Gediegenheit.
Näher diesem grossen Ziele kann uns
indes nur die ausdauernde Arbeit
derer bringen, die in Gemeinschaft
mit den Männern des Vorstandes
den Beratungen ihre Kraft und ihren
guten Willen mit Fleiss und Aus-
dauer widmen. Und in der Tat macht
sich der Segen solcher Arbeit bereits
in hocherfreulicher Weise geltend.


Die Verhandlungen über die Einbruchskasse haben
diesen wichtigen Zweig der Verbandstätigkeit erst ins
rechte Licht gerückt. Allenthalben regt sich’s. Das Vor-
bild jener resoluten Goldschmiedsfrau, welche in so er-
hebender Weise ihr Verständnis für die Vorteile der Kasse
zum Ausdruck brachte, findet Nachahmung. Und wenn
nun erst Herr Fischer, nach Neumünster berufen, seine
bewährte werbende Kraft weiter der Einbruchskasse widmen
muss, dann werden wir wohl bald das erste Tausend
Mitglieder voll haben. —
Aber auch der andere nicht minder wichtige Ver-
handlungsgegenstand: die Reform der Zahlweise zieht
ihre Wellenringe weiter und weiter. Es ist mit dem Guten,
wie mit der Wahrheit überhaupt: einmal ausgesprochen,
kann sie nicht mehr zur Ruhe kommen, bis sie ihren
Zweck erreicht hat. Kaum ein Zweites liegt so sehr im
Wesen der Zeitlage bedingt, als die konsequente Annahme
und Durchführung jener die Reform der Zahlweise an-
bahnenden Resolution.


v
(III—V) Lehrlingsarbeiten
der fachlichen Fortbildungsschule der Wiener Drechsler-Genossenschaft.

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