Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

DOI Heft:
Nr. 49
DOI Artikel:
Joseph, Friedrich: Die Technik des Kunst-Emails: I. Wann emaillieren wir und wie emaillieren wir?
DOI Artikel:
Offener Sprechsaal
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0406

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.


besseren sind und auch wegen der reinlichen Bedienung
überall bevorzugt werden.
Wir wollen hier absichtlich keinem der heute im Handel
befindlichen Systeme den Vorzug geben, um nicht in den
Verdacht zu kommen, einseitig für eben solches System
Propaganda zu machen, wir wollen jedoch auch nicht
unterlassen, hier darauf aufmerksam zu machen, vor An-
schaffung eines Ofens diesen auf seine praktische Ver-
wendbarkeit zu prüfen, denn es genügt absolut nicht,
wenn uns gesagt wird, der oder jener Theoretiker hat
als Sachverständiger die Öffnungen mit feuerfester Erde
verstopft und die innere Hitzesteigerung mit einem Pyro-
meter gemessen. Ein Ofen muss während der praktischen
Verwertung daraufhin geprüft werden, wo das Auf- und Zu-
machen der Muffelöffnungen kalten Luftzügen Zulass ge-
stattet und wodurch die theoretisch festgestellte Wärme-
menge praktisch eine grosse Abkühlung erfährt. Deshalb
Vorsicht bei Anschaffung solcher Einrichtungsgegenstände.
Ein weiterer und sehr wichtiger Faktor, der leider bis
jetzt in den Kreisen der Emailleure fast gar keine Be-
achtung fand, ist die Beobachtung der Hitzesteigerung in
dem Ofen und die genauere Feststellung der Schmelz-
temperaturen der einzelnen Emailfarbengemische. Meist

wird eben nach Erfüllung der Grundbedingungen der
Gegenstand in den Passierofen eingesetzt und eben kon-
trolliert und gewartet, bis der Moment des Schmelzflusses
da ist, dann werden die Sachen wieder herausgenommen
und weiter behandelt. Wie hoch, nach Graden gemessen,
der Schmelzpunkt der einzelnen Emailmischungen liegt
und welche W\izedifferenzen oft zwischen den verschie-
denen aufgetragenen Emaillen bestehen, entzieht sich bis
heute noch einer staffelmässig festgesetzten Berechnung,
obwohl solche doch beinahe die ausschliesslichste Grund-
wissenschaft des Emaillierens sein sollte und auch neben
der Farbenzusammenstellung ist. Zur Erreichung dieses
Zweckes tun hier die vor kurzem in unserm „Journal der
Goldschmiedekunst“ näher beschriebenen „Segerkegel“
die besten Dienste, da diese grade zwischen den in Frage
kommenden Hitzegraden von 600—900° Celsius 12 ver-
schiedene Abstufungen aufweisen und somit die Maximal-
und Minimalhitzegrenzen genau anzeigen würden und
empfehlen wir die dazu veröffentlichte Abhandlung dem
Allgemeininteresse vor dem Ausführen von Emailarbeiten.
Soweit heute die Emaillieröfen. Die übrige Technik
werden wir in fortlaufender Reihe ausführlichst be-
handeln.

q^ yDyP ===========^====^================= q^q^q^_^q
OFFENER SPRECHSAAL. \>= -^-0
— rr
In dieser Rubrik räumen wir unseren geschätzten Abonnenten das Recht einer freien Meinungsäusserung ein, das wir so lange nicht einzuschränken
beabsichtigen, als die Auslassungen nicht gegen das Gesetz una die gute Sitte verstossen. Auf der andern Seite lehnen wir aber auch ein für allemal
jede Verantwortung für den Inhalt der Einsendung ab. Die Redaktion.
I.
Das Schreiben des Verbandes der Grossisten

macht ein „praktischer Goldschmied“ in Nr. 46 des
„Journals der Goldschmiedekunst“ zum Gegenstand einer
beachtenswerten Betrachtung, die es verdient, mehr in den
Vordergrund gerückt zu werden.
Was der Herr Verfasser über die Besteckkonvention
der Silberwarenfabrikanten: „1 Monat Netto“ oder „Zahl-
bar 30 Tage bar“ ausführt, ist vielen Kollegen sehr aus dem
Herzen gesprochen, allein dessen ungeachtet nur teilweise
und bedingt zutreffend.
Wenn er die von den Vereinigten Silberwarenfabrikanten
im Verkehr mit ihren Abnehmern festgelegte Zahlweise
hart und ihre Einführung sogar rücksichtslos findet, so
ist das ganz begreiflich von seinem Standpunkt aus.
Anders sieht sich aber die Sache an vom Standpunkte
des Fabrikanten. Die Fabrikation hat am meisten unter
dem Mangel einer geordneten Zahlweise zu leiden ge-
habt. Wenn der Herr Verfasser sagt: „Ich werde mich
jedenfalls von meiner bisherigen Zahlweise nicht abbringen
lassen“, so hat er damit den Schwerpunkt der ganzen Misere
blossgelegt, der darin besteht, dass jeder Käufer bislang
seine eigene Zahlweise hatte. Damit kann aber eine
rationelle Fabrikation, die durchaus gleichgut und gleich-

gerecht ihre Kundschaft bedienen will, in Zukunft nicht
mehr auskommen.
Wollte der Fabrikant durch Aufschlag der Fa?onpreise
den Ausgleich für die grossen Unterschiede in der Zahl-
weise seiner Abnehmer suchen, welch einen Wirrwarr
würde das geben und wie schnell würde die Konkurrenz
durch die Herren Reisenden und Kommissionäre den ver-
suchten Ausgleich zu Schanden machen?
Aber, und nun komme ich zur Hauptsache: darin gebe
ich dem Herrn Verfasser vollkommen Recht, wenn er
seinem Bedauern darüber, dass keine Verständigung über
die Sache von Verband zu Verband vorher nachgesucht
wurde, in bitteren Worten Ausdruck verleiht. Allein — daran
ist niemand anders schuld, als die Herren Detailleure selbst.
Welch unendliche Mühe, welch himmlische Geduld
hat der Vorstand des Verbandes der Deutschen Juweliere,
Gold- und Silberschmiede an die Herbeiführung der Be-
steckkonvention unter den Verbandsmitgliedern gewandt
und was ist das Resultat gewesen? Ist nicht, abgesehen
vom Rheinland, alles noch so ziemlich beim Alten? Und
warum? Einfach deshalb, weil die Herren Verbands-
mitglieder in ihrer Mehrheit leider immer noch lieber auf

— 372
 
Annotationen