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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 51
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Aus der Werkstatt
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0421

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.

Aus der Werkstatt.

Herstellung eines weissen Emails für Schmuck-
gegenstände.
Zur Herstellung eines weissen Emails für Schmuckgegenstände
gibt der „Metallarbeiter“ eine diesbezügliche Vorschrift 2 Teile
Zinn und 1 Teil Blei werden zusammen kalziniert und vollkommen
in Oxyd verwandelt; 1 Teil der Oxydmischung wird mit 2 Teilen
des Pulvers von weissem Kristallglas gemischt und unter Zusatz
einer sehr kleinen Menge von Salpeter oder Braunstein, welche
als Entfärbungsmittel wirken, in kleinen Tiegeln zusammenge-
schmolzen und die Schmelze in kaltes Wasser gegossen. Das
Schmelzen wird zwei- bis dreimal, in manchen Fällen sogar vier-
mal wiederholt und muss überhaupt solange fortgesetzt werden,
bis die Emaillemasse nicht mehr blasig, sondern vollkommen ho-
mogen erscheint. Nachdem sie zu feinem Pulver zerrieben ist,
kann sie entweder für sich allein aufgetragen werden, oder sie
wird auf kleine Flächen in der Weise aufgebracht, dass man sie
mit Lavendelöl mischt und wie eine Ölfarbe mit dem Pinsel auf-
trägt Weisses Email mit niederem Schmelzpunkt: 100 Teile Zink-
oxyd-Bleioxyd, 60 Teile reines Quarzmehl und 25 Teile Kochsalz.
An Stelle reinen Quarzmehles verwendet man auch gereinigten
Sand, der kalziniert wurde, 100 Teile Sand mit 25 Teilen Kochsalz.
Der Sand wird sodann mit 25 Teilen Mennige vermischt und ge-
schmolzen. Um mit Hilfe dieser Masse Email darzustellen, wird
solche fein gepulvert und mit Zinnoxyd oder mit einem Gemisch
aus Zinnoxyd und Bleioxyd in der Weise gemischt, dass man auf
100 Teile des Oxyds 50 Teile der Fritte verwendet. Je grösser
die Menge Zinnoxyd, desto dünner kann man auftragen und erhält
doch Emaille von voller Deckkraft. j-

Nielloartige Verzierungen auf Stahl und Eisen.
Nach einem schweizerischen Verfahren werden die fein
polierten Objekte mit einer blauschwarzen bis schwarzen Anlass-
farbe versehen, und zwar wird der betreffende Gegenstand zu
diesem Zwecke durch eine gleichmässige Erwärmung mit Gas
oder Kohlen dunkelblau angelassen und dann in Oel getaucht.
Durch Aufdruck eines säurebeständigen Deckgrundes wird nun
die Zeichnung auf dem Objekte angebracht, worauf die nicht ge-
deckten Stellen mit starker Salzsäure bis zum Erscheinen des
blanken Metalles blossgelegt werden. Diese Stellen werden dann
je nach Anforderung versilbert, vergoldet, vernickelt oder der-
gleichen und nach geschehenem Verfahren dann wieder der
Deckgrund entfernt. t

Aluminium zu vergolden, versilbern etc.
Um Aluminium vergolden, versilbern, vernickeln oder bronzieren
zu können, reinige man dasselbe zuerst mit einer Pottaschelösung
oder 2 Teilen Salpetersäure und 1 Teil Schwefelsäure oder über-
haupt mit einer Säurelösung, welche das Aluminium angreift und
reibe es dann gründlich mit einer Panamalösung ab. Alsdann
wird der Gegenstand in das entsprechende galvanische Bad ge-
hängt, das z. B. zur Bronzierung aus 90 Gramm Cyankali, 60 Gramm
Cyankupfer, 90 Gramm phosphorsaurem Natron und 1 Liter Wasser
besteht, welches bei einer Temperatur von 50—60 Grad Celsius
zur Anwendung kommt. Die Anode des Bades besteht jeweils aus
dem die Basis des Bades bildenden Metalle. t

Zur besseren Handhabung der Graveurkugel.
Der Graveur braucht zum vorteilhaften Arbeiten eine Treib-
kugel, die sich auf dem Untergestell (Lederbausch) sehr gut hin-
und herbewegen lässt. Geht dies nicht gut, so bestreue man das
Lederkissen entweder mit etwas pulverisierter Kreide oder mit
Borsäure und sofort wird dem Übelstand gesteuert sein. /?. P. N.

Neues Schleifmittel für Steine, Glas und harte Metalle.
Eine Art Schmirgelpulver, dem jedoch die Härte 9,5 zu eigen
sein soll als beinahe die gleiche Härte wie dem Diamanten, ist
dem Herrn Hugo Schäfer in Nordhausen patentiert worden. Das
Verfahren besteht darin, dass genügend grosseEisenblechstücke(sog.
Siemens-, Martin- oder Flusseisenbleche) in einem Zementierofen
durch Einsetzen mit Knochenkohle, eisenblausaurem Kali und dergl.
zementiert werden und diesen Zementiermitteln zur Erhöhung der
Härte der zu erhaltenen Eisenstücke roter Phosphor zugesetzt
wird. Das Verfahren wird bei 1250° Celsius vorgenommen und
die Stücke werden in noch weissglühendem Zustande in kaltem, mit
Kochsalz vermischten und angesäuerten Wasser abgelöscht. Die
Blechstücke werden nunmehr samt ihrem kristallinischen Gefüge
in einem Mörser zusammengestossen, nach Kornstärke sortiert und
der so gepulverte Stahl in Anwendung gebracht. f

Niederschlagstärke nach Amperen und Zeit.
Die Stromstärke eines Ampere schlägt in einer Stunde:
2,45 Gramm Gold
4,00 Gramm Silber
1,18 Gramm Kupfer
1,10 Gramm Nickel
nieder. Mittelst dieses Schemas lassen sich leicht Berechnungen
aufstellen. Sind z. B. verschiedene Waren U/z Stunden im Bade
und man verwendet 4 Amperen, so ergibt sich folgendes Resultat:
1 Ampere schlägt in 1 Stunde = 2,45 Gramm Gold nieder,
1 Ampere also in P/2 Stunde 2,45+1,25 = 3,68 Gramm Gold nieder.
Mit 1 Ampere = 3,68 Gramm Gold,
mit 4 Amperen also 4X3,68 Gramm = 14,72 Gramm Gold,
welche auf sämtliche Gegenstände bei regulärem Betrieb nieder-
geschlagen sind. f

Hellgrüne Grünvergoldung.
Als Bad benütze man auf 4,5 Liter Wasser noch 85 Gramm
Cyankali und 23 Gramm aufgelöstes Gold sowie 7 Gramm auf-
gelöstes Silber, und zwar nach folgender Methode: Die 23 Gramm
Gold löse man in Königswasser auf und dampfe es bis zu syrup-
artiger Konsistenz ein, um das Goldchlorid zu erhalten. Dann
löse man das Cyankali in Wasser auf und setze dieser Lösung
dann das Goldchlorid zu.
Das Silber wird für sich in verdünnter Salpetersäure aufgelöst
und nehme man für obige 7 Gramm eine Mischung vo+57 Gramm
konzentrierter Salpetersäure auf ebensoviel Gramm Wasser. So-
bald sich das Silber aufgelöst hat, füge man x/2 Liter Wasser hinzu
und schlage das Silber mit Salzsäure als Chlorsilber nieder, das
Chlorsilber lasse man sich absetzen, filtriere und wasche es mit
frischem Wasser aus. Den so erhaltenen Niederschlag setzt man
dann dem anderen Bade zu und so hat man die zum Gebrauch
fertige Vergoldung. t
Goldpurpur.
In verschiedenen Spezialzweigen unserer Edelmetallbranche
hat sich in letzter Zeit auch der Cassius’sche Goldpurpur bekannt
gemacht, eine Mischung, die aus sogenanntem kolloidalem Gold und
kolloidaler Zinksäure gebildet wird und ein violettfarbenes Pulver
darstellt. Hergestellt wird der Goldpurpur, wenn man eine Gold-
chloridlösung mittelst Zinnchlorür zur Fällung bringt oder aber
auch, wenn man eine Legierung von Gold, Zinn und Silber mit
Salpetersäure behandelt. Unter kolloidalen Lösungen versteht
man die Lösungen von Metallen in nichtmetallischer, wasserlös-
licher Form (sogenannte Hydrosole), die dadurch erhalten werden,
dass man das betreffende Metall durch starke elektrische Ent-
ladungen unter dem Wasser zur Zerstäubung bringt. Kolloidales
Gold hat z. B. die Eigenschaft eines substantiven Farbstoffes, f

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