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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 25
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Die Zukunft des Diamanten
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0201

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Journnl der Goldschmiedekunst

Amtliches Organ des Verbandes Deutscher
der Goldschmiede-Innungen zu BERLIN, BRAUNSCHWEIG,
KOLBERG, LEIPZIG, LIEGNITZ und SCHWEIDNITZ, der
der Goldschmiede-Werkgenossenschaft BERLIN (E. G. m. b.H.),
GÖRLITZ u. STETTIN und derVereine der Juweliere, Gold-u.
und WESTFALEN, KÖLN, MÜNCHEN, WIESBADEN,


HERR], SCHLAG DACH?.,

Inhaltsverzeichnis u. Bezugsbedingungen
befinden sich am Schlüsse des redakt. Teiles.

LEIPZIG

Dr.



Juweliere, Gold- und Silberschmiede,
CHEMNITZ, GERA-ALTENBURG, GLEIWITZ, GLOGAU,
Innung pfälz. Gold- u. Silberarbeiter (Sitz: NEUSTADT a. H.),
der Freien Vereinigungen der Gold- und Silberschmiede zu
Silberschmiede von BADEN, WÜRTTEMBERG, RHEINLAND
WÜRZBURG und des Regierungsbezirks FRANKFURT a. 0.

LEIPZIG, Rßichssfrasse 18-20

:: :: Erscheint jeden Sonnabend ::
in zwei sich abwechselnden Ausgaben.

15. Juni 1907.
i____
28.
Jahrgang.


Nachdruck aller Artikel ohne Genehmigung der Redaktion ist verboten.

Die Zukunft des Diamanten.

Seit einigen Jahren hat das schon vorher geraume
Zeit spukende Gespenst der durch die Wissenschaft
künstlich erzeugten Edelsteine eine immermehr greif-
bare Gestalt erlangt. Erst ganz kürzlich hat eine
Autorität auf diesem Gebiete dem Schreiber dieses
gegenüber erklärt, dass es heute bereits unmöglich sei,
eine gewisse Art wissenschaftlich erzeugter Rubine von
den Produkten der Mutter Erde durch die Mittel der
Chemie und Optik zu unterscheiden und dass es nur
eine Frage der Zeit sei, dass auch für andere Edel-
steine entsprechende Nachahmungen erreicht werden.
Was dann?
Vor längerer Zeit las ich einmal eine Erzählung, in
der ein junger Chemiker den Stein der Weisen gefunden,
also das Rezept zum Goldmachen entdeckt hatte. Diese
seit Jahrhunderten von unzähligen Glücksjägern er-
sehnte Erfindung brachte ihrem Urheber indes kein
Glück und trieb ihn in die Verbannung, wenn er nicht
von den in ihrem Hab und Gut bedrohten Geld-
mächten vernichtet werden wollte. Nach langen Jahren
kehrte er zurück und fand eine andere Welt. Das Gold
hatte aufgehört zu regieren und an seiner Statt herrschte
der Wert der Persönlichkeit.
Es ist dies ein phantastischer Trugschluss, den nicht
die Logik aufgebaut hat. Wenn heute der Geldvorrat
der Welt zu Ende ginge oder wenn das Unwahrschein-
liche zur Tatsache würde, das Gold künstlich hergestellt
werden könnte, dann müssten wir uns eben ohne dieses
Tauschmittel behelfen. Die auri sacra fames, die von
Vergil als verflucht bezeichnete Goldgier, würde zwar in
ihrer bisher bekannten Form aufhören, aber an ihrer
Stelle würde ein anderes Tauschmittel und eine nicht
minder grosse Erwerbungssucht treten, wie ehedem.
Anders verhielt es sich allerdings mit den Gold-
schmieden: diese müssten schliesslich doch noch auf
ihre alten Tage umsatteln und ein anderes Brot essen

lernen. Nun, zum Glück ist es mit der Aussicht auf
die Erfindung des Rezeptes zum Goldmachen nicht
allzu gut bestellt. Jeder, der in seinen jahrelangen
Studien in der eitlen Kunst der Alchymie nahe am Ziele
zu sein wähnte, hat im günstigsten Falle höchstens
etwas anderes erfunden und äusser Berthold Schwarz
haben die meisten das Pulver nicht erfunden gehabt.
Dagegen behauptet man allen Ernstes, dass es etwas
anderes mit der drohenden Gefahr der wissenschaftlich
hergestellten Edelsteine sei. Dass man diese alle, ja
selbst vielleicht einmal den Diamanten wird künstlich
herstellen können, liegt im Gebiete der Möglichkeit,
nicht aber der Wahrscheinlichkeit. Man denkt dabei
an die bereits erzeugten, wenn auch nur sehr winzigen
Diamanten. Der Weg zur Herstellung der letzteren ist
zweifellos bereits gefunden, aber noch nicht gangbar
gemacht. Zunächst ist anzunehmen, dass die künstlich
erzeugten Diamanten so teuer sein werden, dass sie
keine Konkurrenz für die echten Steine sein können,
allerdings wird die Technik weiter schreiten und nach
Ansicht einiger „Schwarzseher“ eine gänzliche Ent-
wertung des Königs der Steine bewirken.
Was würde dann wohl zunächst aus der mächtigen
Diamanten-Industrie, aus den Minen-Anlagen und zurück-
gehaltenen Steinvorräten werden? Da ein Preissturz
der Diamanten unvermeidlich sein würde, wäre auch
ein grosser Krach unvermeidlich und mit ihm ginge
auch der Diamanten- und Brillanten-Detailhandel der-
artig zurück, dass er, der wichtigste Zweig unseres
Gewerbes, das A und 0 jedes besseren Geschäftes,
gänzlich belanglos werden müsste. Man würde zwar
auch die verschiedenen Qualitäten kennen und danach
bewerten und die Steinkenntnis würde nach wie vor
durch Ein- und Verkauf günstigere Konjunkturen schaffen
können, aber im Werte würde der Diamant doch sinken
und damit auch im gleichen Verhältnis der Verdienst

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