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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 35
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Wie soll der Geldschrank des Juweliers beschaffen sein?
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0289

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Journal der Goldschmledekiinst

Amtliches Organ des Verbandes Deutscher
der Goldschmiede-Innungen zu BERLIN, BRAUNSCHWEIG,
KOLBERG, LEIPZIG, LIEGNITZ und SCHWEIDNITZ, der
der Goldschmiede-Werkgenossenschaft BERLIN (E. G. m. b.H.),
GÖRLITZ u. STETTIN und der Vereine der Juweliere, Gold-u.
und WESTFALEN, KÖLN, MÜNCHEN, WIESBADEN,
=T] HERID. SCHLAG DACH?.,


Hr.35

Inhaltsverzeichnis u. Bezugsbedingungen
befinden sich am Schlüsse des redakt. Teiles.


3uweliere, Gold-und Silberschmiede,
CHEMNITZ, GERA-ALTENBURG, GLEIWITZ, GLOGAU,
Innung pfälz.Gold- u. Silberarbeiter (Sitz: NEUSTADT a.H.),
der Freien Vereinigungen der Gold- und Silberschmiede zu
Silberschmiede von BADEN, WÜRTTEMBERG, RHEINLAND
WÜRZBURG und des Regierungsbezirks FRANKFURT a. 0.

LEIPZIG, Reichssfrasse 18-20

:: :: Erscheint jeden Sonnabend :: ::
in zwei sich abwechselnden Ausgaben.

24. August 1907.

28.
Jahrgang.


Nachdruck aller Artikel ohne Genehmigung der Redaktion ist verboten.

Wie soll der Geldschrank des Juweliers beschaffen sein?

Diese in der letzten Zeit bei Gelegenheit von Neuein-
richtungen wiederholt an uns gestellte Frage hat uns Ver-
anlassung gegeben, uns eingehend über den derzeitigen
Stand der Baukonstruktion feuer- nnd diebessicherer Geld-
schränke zu informieren. Wir glauben, dies mit ausreichender
Gründlichkeit getan zu haben und mit der Veröffentlichung
unserer Erfahrungen manchem Goldschmied, der im Begriffe
steht, sich zur Sicherung seines Eigentums einen Geldschrank
anzuschaffen, einen Dienst zu erweisen.
Wir müssen uns bei den an einen
Geldschrank zu stellenden Forderungen
zunächst mit dem Gedanken vertraut
machen, dass es kein von Menschen-
händen auf der Erde geschaffenes Ding
gibt, das nicht auch von Menschenhänden
wieder zerstört werden kann, und dass
es kein Metall, also auch keinen noch
so gepanzerten Tresor geben kann, der
höheren Hitzegraden, z. B. denen des
Knallgasgebläses, das nach Bunsen 2844°
haben soll, andauernd Widerstand zu lei-
sten vermag. Eine andere Sache ist es
dagegen, ob dem Einbrecher oder einer
sonstigen Person die ausreichende Zeit
und der Raum zur Verfügung steht, um
einen wirkungsvollen Angriff auf einen stark armierten Geld-
schrank ausführen zu können. Ein Geldschrank, der bestimmt
ist, hohe Werte in sich aufzunehmen, muss dem Einbrecher
so viel Schwierigkeiten und Hindernisse in den Weg legen,
dass derselbe schon sehr umfangreiche, schwer transpor-
table Angriffsmittel verwenden muss oder einen ungewöhn-
lich grossen Zeitraum für seinen Einbruch gebraucht, um
zum Ziele zu gelangen. Das danach für den Bau eines
Geldschrankes in Frage kommende Verteidigungs-System
kann man getrost mit der Fortifikation einer Festung ver-
gleichen, die darin gipfelt, dem Belagerer eine, seine Kräfte

zersplitternde und erlahmende und solange hinausschie-
bende, aus zahlreichen Wällen, Gräben, Forts usw. be-
stehende Abwehr entgegenzustellen, bis ihr der Entsatz
zu Hilfe kommt. Ebenso wie eine mit den neuesten Forti-
fikationsmitteln versehene Festung bei den heutigen Kriegs-
mitteln bei langer Belagerungsdauer in der Gegenwart nicht
mehr uneinnehmbar genannt werden kann, ebensowenig
würde ein Geldschrank der besten Konstruktion einem
andauernden Angriff mit den ausreichen-
den technischen Hilfsmitteln Stand halten
können.
Aber die Anwendung der letzteren
ist vorläufig denn doch ein wenig proble-
matischer Natur, da die heutzutage ge-
bauten Geldschränke unter Berücksich-
tigung aller für einen Einbruch verwend-
baren technischen Errungenschaften kon-
struiert werden. Die Konstruktion baut
sich genau wie bei einer Festung derartig
systematisch auf, dass dem Einbrecher
immer neue Hindernisse in den Weg
treten, die die Anwendung der Angriffs-
mittel lahmlegen. Während nun aber der
Angriff auf eine Festung unter rücksichts-
loser Anwendung der gewaltigsten Zerstö-
rungsmittel erfolgen kann, haben die Einbrecher beim Angriff
auf einen Geldschrank alle erdenklichen Vorsichtsmassregeln
zu treffen; der Angriff muss möglichst geräuschlos und ohne
Zeitverlust erfolgen, auch muss eine zu grosse Licht- und
Rauchentwicklung unbedingt dabei vermieden werden.
Wie ein zweckentsprechender solider Geldschrank gebaut
sein muss, ist uns in einer der renommiertesten Geldschrank-
fabriken, bei Karl Kästner, A.-G. in Leipzig, in liebens-
würdiger Weise an verschiedenen Beispielen erläutert worden.
Die äusseren Wände des Schrankes werden aus 8— 10 cm
starken naturharten Siemens-Martin-Stahlplatten hergestellt,

CARL WILHELM LUTZ f
Mitinhaber der Firma Lutz & Weiss,
Besteckfabrik, Pforzheim


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