DOI Heft:
Nr. 27
DOI Artikel:Wittlinger, Rich.: Fallwerk, Kraftspindelpresse, Druckreglerpresse
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0221
JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.
Herr Oscar Müller
i. Fa.: Wilh. Müller in Berlin.
Fallwerk, Kraftspindelpresse,
Druckreglerpresse.
Rich. Wittlingen Stuttgart. (Schluss.)
Nach ganz anderen Grundsätzen arbeiten nun die sogen.
Druckreglerpressen, d. h. Exzenter- und Kurbelpressen mit
selbsttätigem Kniehebeldruckregler, wie solche schon früher
in dieser Zeitschrift beschrieben und von der Firma Witt-
linger & Co., Zuffenhausen bei Stuttgart gebaut und auf
den Markt gebracht werden. In ihrem Aussehen sowohl
als auch bezüglich Arbeits- und Bedienungsweise ent-
sprechen sie vollkommen den allgemein bekannten Exzenter-
pressen. Vor allen aber besitzen sie deren wertvollste
Eigenschaft: die ganz bedeutend grössere Leistungsfähigkeit.
Für den Konstrukteur bestand nun die Aufgabe, eine Ein-
richtung zu treffen, dass die eine hinderliche Eigenschaft
des Exzenterhubs ausgeschaltet wird, die darin besteht,
dass der Stösselhub entsprechend der Exzentrizität des
Kurbel- oder Exzenterzapfens bei jedem Arbeitsvorgänge
unveränderlich gleich ist. Dadurch war es unmöglich, Press-
arbeiten auf Exzenterpressen vorzunehmen, weil die nicht
zu vermeidenden Unterschiede bezüglich Härte und Dicke
der zu bearbeitenden Teile jeden Augenblick ein Festsitzen
der Presse herbeigeführt hätten. Diesem Übelstande hat
in jeder Beziehung der gesetzlich geschützte selbsttätige
Kniehebeldruckregler, System Wittlinger, abgeholfen.
Ähnlich dem Sicherheitsventil an einem Dampfkessel tritt
er erst in Tätigkeit, wenn eine Drucküberschreitung ein-
tritt, sei es, dass das zu bearbeitende Material zu hart ist,
sei es, dass das eingelegte Stück dicker als die vorherigen
ist oder dass versehentlich 2 Stücke eingelegt wurden.
Die aus der Verbindung von Druckregler und Exzenter-
presse sich ergebenden Vorteile sind nun folgende:
1. Werkzeugschonung: darin bestehend, dass auf die
Werkzeuge nie ein solch grosser Druck kommen kann,
wie bei den beiden ersten Pressengattungen. Der Druck
entspricht vielmehr stets der verlangten Arbeitsleistung.
Tritt ein zu grosser ein, so wird der Überschuss durch
den Druckregler vom Werkzeug abgeleitet. Da keine
Verdrehungsbestrebungen des in sehr langen Führungen
laufenden Stössels auftreten können, ist auch das oben
erwähnte Mahlen der Werkzeuge ausgeschaltet
2 a. Allgemeine Verwendung der Exzenterpressen auf
den ihnen seither verschlossenen Gebieten des Massiv-
und Hohlpressens, wie solche bei der Bearbeitung der in
kaltem oder warmem Zustande befindlichen Metalle^ er-
forderlich. Beim Gesenkschmieden beispielsweise tritt das
Auslaufen des Werkzeuges viel weniger auf, da sich der
Arbeitsvorgang sehr schnell abspielt und die glühenden
Teile nur ganz kurze Zeit im Werkzeug liegen.
Zu erwähnen ist ferner, dass sich auch die bei der
Herstellung von Präg- und Presswerkzeugen dauernd vor-
kommenden sogen. Einsenk- oder Eindrückarbeiten und
das Herausziehen von Stahlpfaffen anstandslos ausführen
lassen.
2 b. Druckreglerpressen eignen sich ohne weiteres zu
sämtlichen Arbeiten mit Schnitten genau wie gewöhnliche
Exzenterpressen. Vor allem bewähren sie sich auch beim
gleichzeitigen Prägen, Lochen und Ausschneiden. Für
Zwecke, wo mit einer Presse abwechslungsweise Stanz-
und Schnittarbeiten ausgeführt werden sollen, werden
Druckreglerpressen mit einer neuen, zum Patent angemel-
deten Hubverstellung ausgeführt. Mittelst derselben kann
in der denkbar kürzesten Zeit entweder der zum Schneiden,
vor allem bei Schnitten mit Oberführung, zur Verwendung
kommende, niedere Hub oder aber der zum Prägen und
Stanzen vorteilhaftere hohe Hub eingestellt werden.
2 c. Zur rationellen Erzeugung von Massenartikeln
kann jede Art von automatischem Vorschub angewendet
werden, was bei Fallwerken und Friktionspressen wegen
der auftretenden Erschütterungen unmöglich ist.
2 d. Druckreglerpressen eignen sich äusser zur Metall-
bearbeitung auch zu derjenigen von Leder, Pappe, Kunst-
steinmasse usw.
3 a. Leistungsfähigkeit. Dieselbe ist derjenigen von
Fallwerk und Kraftspindelpresse ganz bedeutend überlegen,
da sie gleich derjenigen von Exzenterpressen ohne Druck-
regler ist. Bei gewissen Artikeln hat sich eine 5—10 fach
grössere Leistungsfähigkeit gegenüber Fallwerken ergeben.
Beispielsweise ist die mittlere minütliche Zahl der Stössel-
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Herr Oscar Müller
i. Fa.: Wilh. Müller in Berlin.
Fallwerk, Kraftspindelpresse,
Druckreglerpresse.
Rich. Wittlingen Stuttgart. (Schluss.)
Nach ganz anderen Grundsätzen arbeiten nun die sogen.
Druckreglerpressen, d. h. Exzenter- und Kurbelpressen mit
selbsttätigem Kniehebeldruckregler, wie solche schon früher
in dieser Zeitschrift beschrieben und von der Firma Witt-
linger & Co., Zuffenhausen bei Stuttgart gebaut und auf
den Markt gebracht werden. In ihrem Aussehen sowohl
als auch bezüglich Arbeits- und Bedienungsweise ent-
sprechen sie vollkommen den allgemein bekannten Exzenter-
pressen. Vor allen aber besitzen sie deren wertvollste
Eigenschaft: die ganz bedeutend grössere Leistungsfähigkeit.
Für den Konstrukteur bestand nun die Aufgabe, eine Ein-
richtung zu treffen, dass die eine hinderliche Eigenschaft
des Exzenterhubs ausgeschaltet wird, die darin besteht,
dass der Stösselhub entsprechend der Exzentrizität des
Kurbel- oder Exzenterzapfens bei jedem Arbeitsvorgänge
unveränderlich gleich ist. Dadurch war es unmöglich, Press-
arbeiten auf Exzenterpressen vorzunehmen, weil die nicht
zu vermeidenden Unterschiede bezüglich Härte und Dicke
der zu bearbeitenden Teile jeden Augenblick ein Festsitzen
der Presse herbeigeführt hätten. Diesem Übelstande hat
in jeder Beziehung der gesetzlich geschützte selbsttätige
Kniehebeldruckregler, System Wittlinger, abgeholfen.
Ähnlich dem Sicherheitsventil an einem Dampfkessel tritt
er erst in Tätigkeit, wenn eine Drucküberschreitung ein-
tritt, sei es, dass das zu bearbeitende Material zu hart ist,
sei es, dass das eingelegte Stück dicker als die vorherigen
ist oder dass versehentlich 2 Stücke eingelegt wurden.
Die aus der Verbindung von Druckregler und Exzenter-
presse sich ergebenden Vorteile sind nun folgende:
1. Werkzeugschonung: darin bestehend, dass auf die
Werkzeuge nie ein solch grosser Druck kommen kann,
wie bei den beiden ersten Pressengattungen. Der Druck
entspricht vielmehr stets der verlangten Arbeitsleistung.
Tritt ein zu grosser ein, so wird der Überschuss durch
den Druckregler vom Werkzeug abgeleitet. Da keine
Verdrehungsbestrebungen des in sehr langen Führungen
laufenden Stössels auftreten können, ist auch das oben
erwähnte Mahlen der Werkzeuge ausgeschaltet
2 a. Allgemeine Verwendung der Exzenterpressen auf
den ihnen seither verschlossenen Gebieten des Massiv-
und Hohlpressens, wie solche bei der Bearbeitung der in
kaltem oder warmem Zustande befindlichen Metalle^ er-
forderlich. Beim Gesenkschmieden beispielsweise tritt das
Auslaufen des Werkzeuges viel weniger auf, da sich der
Arbeitsvorgang sehr schnell abspielt und die glühenden
Teile nur ganz kurze Zeit im Werkzeug liegen.
Zu erwähnen ist ferner, dass sich auch die bei der
Herstellung von Präg- und Presswerkzeugen dauernd vor-
kommenden sogen. Einsenk- oder Eindrückarbeiten und
das Herausziehen von Stahlpfaffen anstandslos ausführen
lassen.
2 b. Druckreglerpressen eignen sich ohne weiteres zu
sämtlichen Arbeiten mit Schnitten genau wie gewöhnliche
Exzenterpressen. Vor allem bewähren sie sich auch beim
gleichzeitigen Prägen, Lochen und Ausschneiden. Für
Zwecke, wo mit einer Presse abwechslungsweise Stanz-
und Schnittarbeiten ausgeführt werden sollen, werden
Druckreglerpressen mit einer neuen, zum Patent angemel-
deten Hubverstellung ausgeführt. Mittelst derselben kann
in der denkbar kürzesten Zeit entweder der zum Schneiden,
vor allem bei Schnitten mit Oberführung, zur Verwendung
kommende, niedere Hub oder aber der zum Prägen und
Stanzen vorteilhaftere hohe Hub eingestellt werden.
2 c. Zur rationellen Erzeugung von Massenartikeln
kann jede Art von automatischem Vorschub angewendet
werden, was bei Fallwerken und Friktionspressen wegen
der auftretenden Erschütterungen unmöglich ist.
2 d. Druckreglerpressen eignen sich äusser zur Metall-
bearbeitung auch zu derjenigen von Leder, Pappe, Kunst-
steinmasse usw.
3 a. Leistungsfähigkeit. Dieselbe ist derjenigen von
Fallwerk und Kraftspindelpresse ganz bedeutend überlegen,
da sie gleich derjenigen von Exzenterpressen ohne Druck-
regler ist. Bei gewissen Artikeln hat sich eine 5—10 fach
grössere Leistungsfähigkeit gegenüber Fallwerken ergeben.
Beispielsweise ist die mittlere minütliche Zahl der Stössel-
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