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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 27
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Steinhandel und Steinkunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0229

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ÖD
□□

JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST

dd
□□

STEINHANDEL UND STEINKUNDE

o

Unter verantwortlicher Redaktion von WILHELM RAU,
Juwelier und Edelstein-Experte in ERFURT.



Vom Diamanton-Markt.

vz. London. Der Handel mit Rohware ist im verflossenen Monat
ziemlich unbedeutend gewesen, die Preise behaupteten ihren alten
Stand, zumal das Syndikat sich bezüglich des Angebots vollständig
der Nachfrage anpasste, wodurch die Marktlage in gefestigten
Normen gehalten wurde. Man hält es allgemein für unausbleiblich,
dass der überstandenen Krisis doch demnächst eine um so grössere
Kauflust folgen muss.
Es ist sogar absolut sicher, dass im Herbst eine beträchtliche
Anspannung des Marktes eintreten wird, zumal die augenblickliche
Zurückhaltung bereits über das gesunde Mass hinausgeht. Hier-
durch wird eine künstliche Situation geschaffen, die gewissen Baisse-
spekulanten den grössten Vorschub leistet. Es dürfte deshalb rat-
sam sein, sich bei den Dispositionen nicht weiter von dem gewiss
törichten Gedanken beeinflussen zu lassen, dass doch noch ein
Fallen der Kurse eintreten könnte.
* *
*
■jn In Florenz stellte noch die Firma Terracini ihre Zahlungen
ein, die Passiven belaufen sich auf 1862101 Frcs., denen Aktiven
im Werte von 1204232 Frcs. gegenüberstehen. Gläubiger aus Paris,
London und Antwerpen sind mit 995 455 Frcs. beteiligt, Pforzheimer
Fabrikanten haben 23406 Frcs. zu fordern.
Es wird ein Vergleich von 50 % angestrebt.
* *

a» Der Import von Diamanten in New-York ist im Monat
April gegen das Vorjahr um ca. 71/2 Millionen Mark zurückge-
gangen. Ein solch bedeutender Ausfall konnte unmöglich ohne
Einfluss bleiben, die ungünstige Lage auf dem Diamantenmarkt
wird hauptsächlich durch diesen enormen Rückgang bedingt. Im
April 1902 war gegen den April 1901 ebenfalls ein grösserer Rück-
gang zu verzeichnen, und zwar in Höhe von ca. 3 Millionen Mark.
Da der amerikanische Handel auf den Diamantenmarkt den be-
deutendsten Einfluss ausübt, ist es interessant, die Entwickelung
desselben während der letzten Jahre zu verfolgen. Ein zutreffendes
Bild gewährt die nachstehende, aus dem „Diamant“ entnommene
Zusammenstellung des New-Yorker Diamanten-Imports im Monat
April während der letzten 10 Jahre.

Geschliffene
Rohe
Zusammen
April
Diamanten
Diamanten
(Dollars)
(Dollars)
(Dollars)
1907
1638152,00
435336,00
2073488,00
1906
2682707,56
932224,53
3614932,09
1905
1511945,78
917 392,41
2429 338,19
1904
808423,34
651052,66
1459476,00
1903
1449853,76
508364,55
1958218,31
1902
1118866,82
422481,79
1541348,61
1901
1579491,72
718545,13
2298036,85
1900
298021,87
53632,57
351654,44
1899
533210,65
472903,16
1006113,81
1898
336172,04
109 265,79
445437,83
1897
21639,72
31671,58
53311,30

Die höchste Einfuhr wurde im April 1906 mit ca. 18 Millionen
Mark erreicht, die grösste Steigerung aber im Jahre 1901 mit ca.
9 s/4 Millionen Mark.

Die Handelsnamen der Edelsteine*).
Es ist leider eine sehr verbreitete Unsitte, verschiedene Edel-
steine im Handel mit Namen zu bezeichnen, die diesen absolut nicht
zustehen. Da diese unzutreffenden Benennungen stets auf edlere
Mineralien Bezug nehmen, die bei gleicher oder ähnlicher Färbung
einen höheren Wert besitzen, ist der Vorwurf, dass man es hier
lediglich mit beabsichtigten Täuschungen zu tun hat, vollkommen
gerechtfertigt. So wird z. B. eine Granatart von Südafrika statt
„Capgranat“ „Caprubin“ genannt. Rosenroter Spinell wird als
„Rubicell“ verkauft, hellroter Spinell als „Balasrubin“ und karmin-
roter Spinell als „Rubinspinell“. Es soll augenscheinlich hierbei die
Ansicht erweckt werden, als handle es sich bei diesen Steinarten
um eine besondere Varietät des kostbaren Rubins, ebenso wie bei
der Bezeichnung des roten Turmalins als „Rubellit“. Eine spezielle
Art des edlen Smaragds soll beim grünen Turmalin durch die Be-
nennung „Brasilianischer Smaragd“ oder auch „Sibirischer Smaragd“
vorgetäuscht werden usw.
Der grösste Unfug wird jedoch mit dem Namen „Topas“ ge-
trieben. Brauner Quarz wird statt Rauchquarz „Rauchtopas“ ge-
nannt, gelber Quarz (der Citrin) führt die stolze Bezeichnung „Gold-
topas“, wie überhaupt jedes gelbfarbige Mineral im Schmuckstein-
handel ungerechtfertigterweise mit dem Namen Topas belegt wird.
Diese Unsitte ist derartig eingerissen, dass man gezwungen ist,
um Missverständnissen vorzubeugen, bei dem wirklichen Topas die
Bezeichnung „Edeltopas“ zu gebrauchen.
Es dürfte überhaupt nur einem reellen Geschäftsprinzip ent-
sprechen, wenn man sich dazu entschliessen wollte, diese falschen
Benennungen fallen zu lassen. Aus dieser Einsicht heraus sind auch
schon verschiedene bedeutende Firmen dazu übergegangen, beim
Verkauf die mineralogisch richtigen Namen bei sämtlichen Edel-
und Schmucksteinen anzuwenden.

Vermischtes.
«« 75 % Dividenden. Dass das unscheinbare Produkt der
Muschel — die Perle — im Welthandel neben den hervorragendsten
Edelsteinen noch immer seinen Ehrenplatz behauptet, geht aus dem
letzten Geschäftsbericht hervor, der von der „Ceylon Company of
Pearl Fishers of England“ bekanntgegeben wurde. Nach dieser
Aufstellung wird für das abgelaufene Geschäftsjahr auf Vorzugs-
aktien 75 % Dividende in Aussicht gestellt, auf gewöhnliche Aktien
17 °/0. Gewiss ein recht ansehnlicher Profit!
* Die Entstehung der Diamanten wird durch einen in Austra-
lien gemachten Fund beleuchtet. In der Gegend von Inverell im
nordöstlichen Teil von Neu-Süd-Wales sind schon vor einiger Zeit
Diamanten entdeckt worden und haben verschiedene Unternehmungen
zu ihrer Ausbeutung veranlasst. Auch eine Ortschaft mit dem aus
den Diamantenfeldern von Südafrika allbekannten Namen Kimberley
ist dort gegründet worden. Der Regierungsgeologe von Neu-Süd-
Wales hat in der dortigen Royal Society einen Diamanten vorgelegt,
der noch in seinem Muttergestein sass. Der Edelstein selbst war
klein und wog nur etwa 1/3 Karat. Die Masse, in die er eingebettet
*) Aus Dr. Blum-Rau, Edelsteinkunde. Mit 4 Farbendrucktafeln und 58
Textillustrationen. Eleg. geb. 5 Mark. Verlag von Herrn.. Schlag Nachf.,
Leipzig.

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