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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 35
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Die Verhältnisse an der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule
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Zur Michaelis-Messe in Leipzig
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0296

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.


Die Verhältnisse an der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule.

Wie wir erfahren, wird der Leiter der Düsseldorfer Kunstge-
werbeschule im Herbst diese Stellung wieder aufgeben. Es ist nun
schon der zweite Direktor innerhalb kurzer Zeit. Die Verhältnisse
zwischen den Leitern der Schule und dem Düsseldorfer Kunst-
handwerk verschlechtern sich von Tag zu Tag. Die namhaftesten
Vertreter des Kunsthandwerkes nahmen schliesslich offen in den
Zeitungen Stellung gegen die Schule, rückhaltslos sprachen sich
die Kunsthandwerker in Versammlungen und in der Tagespresse
dahin aus, dass die Schule dem Handwerk mehr schädlich wie
nützlich sei. Die in letzter Zeit von der Schule unternommenen
Versuche, einen Ausgleich zu schaffen, blieben ohne Erfolg. Das
Düsseldorfer Kunsthandwerk, welches in seinen Reihen über selten
tüchtige Kräfte verfügt, will sich nicht schulmeistern lassen. Keine
Schulausstellung ging vorüber, ohne dass sich hierüber nicht auch
die Praktiker äusserten. Dass das Urteil dieser Praktiker, deren
Ruf weit über Deutschlands Grenzen hinausgeht, nicht ungehört
verhallt, ist selbstverständlich. Selbstverständlich ist auch, dass
unter diesen Umständen die Stelle an der Kunstgewerbeschule
dort nicht zu den angenehmsten gehört und sich infolge dieser
Verhältnisse viele Unannehmlichkeiten einstellten. Es entzieht
sich unserer Beurteilung, ob dies mit dazu beigetragen hat, dass
Herr Professor Peter Behrens seine sichere Stellung nach so
kurzer Zeit aufgibt, um, wie es heisst, nach Berlin als künstlerischer
Beirat bei dem allgemeinen Elektrizitätswerk einzutreten. —
Hoffentlich wird Düsseldorf nun in dem dritten Direktor einen

Mann finden, der es versteht, das Düsseldorfer Kunstgewerbe um
sich zu scharen, der den Schulmeister draussen lässt und sich
die einzelnen Leute genauer ansieht, er wird mehr wie einen
Künstler unter ihnen finden, der auch seinem Können entsprechend
behandelt sein will und dies auch verlangen kann. Nur dann
wird der Betreffende Ruhe, Frieden und Freude haben. Die Düssel-
dorfer Kunsthandwerker leben sonst mit den dortigen Künstlern
in bestem Einvernehmen und ist es uns unverständlich, weshalb
die Kunsthandwerker gerade gegen die Kunstgewerbeschule und
deren Leiter protestieren. Ohne Grund geschieht dies sicher
nicht. Manch bittere Enttäuschung würde auch vielen Kunstge-
werbetreibenden anderwärts erspart, wenn sie sich, wie in Düssel-
dorf, zur Wahrung ihrer gemeinschaftlichen Interessen zusammen-
schliessen würden. Der Düsseldorfer Verein „Semperbund“ weist
die tüchtigsten Leute der verschiedensten Gewerbe auf, die ein-
mütig den Zweck verfolgen, sich gegenseitig zu unterstützen und
mit Rat und Tat beizustehen. Der Verein besteht seit einigen Jahren,
jeder sorgt, soweit er kann, für den anderen durch Überweisung
von Aufträgen usw. In dem Verein sind Maler, Bildhauer, Archi-
tekten, Kunsttischler etc. und selbst die Goldschmiede fehlen nicht.
Von Privaten und Behörden sind dem Verein schon manche grosse
Arbeiten übertragen worden und wäre nur zu wünschen, dass
sich auch in anderen Städten solche Vereinigungen zusammenfinden
würden. Die Statuten stehen zweifellos jedem Interessenten
gerne zur Verfügung.

Zur Michaelis-Messe in Leipzig.
(Ohne Verantwortung der Redaktion.)

Am 25. August d. J. beginnt die zweite grosse Messe in
Leipzig und damit die Gelegenheit, sich über die Neuheiten zu
orientieren, die die deutsche Industrie, aber auch die des Aus-
landes auf den Markt bringt. Die Bedeutung der Leipziger
Messen ist seit Jahrhunderten eine unbestrittene und namentlich
in den letzten Jahren eine zusehends anwachsende, allerdings
auch eine heute auf anderen Bahnen wandelnde als ehedem.
Wir nehmen in erster Linie Veranlassung, auf die Kollektion
von Neuheiten hinzuweisen, mit der die Firma J. P. Kayser Sohn,
Krefeld, Fabrik versilberter Tafelgeräte und kunstgewerblicher
Metallgegenstände, auf der bevorstehenden Leipziger Messe ver-
treten sein wird. Den Hauptteil bilden Gegenstände für den prak-
tischen Gebrauch in versilberter Ausführung. Sie sind in den ver-
schiedensten Preislagen vorhanden und bieten eine reiche Ausbeute
für alle Ansprüche, sowohl für die feinsten Luxuswaren-Handlungen
als auch für Geschäfte an kleineren Orten, wo äusser auf schönes
Aussehen vor allem auf den Preis gesehen wird. Natürlich gilt
das nicht allein von den versilberten Gebrauchsgegenständen,
auch unter den übrigen Artikeln in bronzierter, Altmessing-Aus-
führung sowie in Kayserzinn herrscht grösste Mannigfaltigkeit. Bei
jedem Gegenstand, auch dem kleinsten, fällt die saubere Aus-
arbeitung angenehm in die Augen. Ebenso zeugt die Modellie-
rung der einzelnen Stücke von jenem echt künstlerischen Ge-
schmack, der Zweckmässigkeit und Schönheit überall aufs beste
zu vereinigen weiss. Wir glauben es gern, dass auch diesmal
die „Kollektion Kayser“ zu den gelungensten Veranstaltungen der
diesjährigen Messe-auf kunstgewerblichem Gebiete gehören wird,
weshalb wir nicht unterlassen möchten, unseren Lesern hierdurch
den Besuch der Kayserschen Ausstellungsräume, Universitäts-
strasse 8, I. Etage, „Grosse Feuerkugel“, zu empfehlen.
Auch die Ausstellung der „Orivit“, Aktiengesellschaft für
kunstgewerbliche Metallwarenfabrikation, Cöln-Braunsfeld, ist
immer sehenswert. Wie uns gemeldet wird, umfasst das viel-
seitige Neuheitssortiment Gebrauchs- und Ziergegenstände der
verschiedensten Art, welche nicht allein der Schönheit, sondern

auch der vorteilhaften Preislage wegen viele Liebhaber finden
dürften. Neben den neuen Mustern in versilberten Hartmetall-
und Zinnwaren umfasst die Kollektion auch einige interessante
Stücke aus Kupfer mit hydraulisch eingepressten Ornamenten
aus Messing, eine vollständig neue Dekorationsart, welche nur
durch das der „Orivit“-Aktiengesellschaft patentierte Huberpress-
Verfahren ausgeführt werden kann.
Eine äusserst rührige Fabrik versilberter Metallwaren ist die
Firma Schlossheimer & Schneider in Nürnberg, die wiederum
zur Michaelismesse mit einer Anzahl neuer geschmackvoller Muster
auf den Plan tritt. Die Firma stellt in dem neuen Messpalast
„Zeissig-Haus“, Neumarkt 18, I. Etage aus.
Im Messpalast „Zeissig-Haus“ im II. Obergeschoss, Neumarkt 18,
begegnen wir auch der altbekannten Fabrik feiner Alpakkawaren
von Kirchgaessner & Kraft aus Pforzheim, welche Firma von
ihrem seitherigen Messlokale Hotel „Royal“ dorthin übergesiedelt
ist. Die Ausstellung umfasst in der Hauptsache la Alpakkawaren
wie Schuppentaschen, Etuis, Geldtäschchen, Notes, Taschenspiegel,
Petschafte, Bonbonnieres, Schwedenhülsen, Jupiterfeux, Servietten-
Ringe etc., alles Erzeugnisse eigener Fabrikation, wie überhaupt
obengenannte Firma erst vor kurzem eine bedeutende Vergrösse-
rung ihres Etablissements vornehmen musste und zu einem der
leistungsfähigsten Häuser dieser Branche gehört. Auch hier
dürfte selbst der verwöhnteste Geschmack bei der Reichhaltig-
keit der Musterkollektion volle Befriedigung finden.
Die Eisenberger-Etuisfabrik Max Retsch Nachf. in Eisenberg
(Sachsen-Altenburg) stellt zur Messe in Leipzig in Müllers Hotel,
Matthäikirchhof 12/13 (an der Promenade), eine kleine übersicht-
lich geordnete Kollektion Etuis für Uhren, Bestecke, Schmuck etc.
aus. Interessenten sei der Besuch dieser Ausstellung bestens
empfohlen. Diese Firma ist durch rationellen Grossbetrieb ausser-
ordentlich leistungsfähig in Massenartikeln und erledigt auch jede
Spezialausführung in allen nur vorkommenden Zusammenstellungen
zu vorteilhaften Preisen. Kurante Schmuck-, Besteck-, Uhren-Etuis
und Kartonnagen können sofort vom Lager expediert werden.
(Vergl. die Liste der Aussteller in dieser Nummer.)

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