Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

DOI Heft:
Nr. 15
DOI Artikel:
Steinhandel und Steinkunde
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0139

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.

0

STEINHANDEL UND STEINKUNDE

a

Unter verantwortlicher Redaktion von WILHELM RAU,
Juwelier und Edelstein-Experte in ERFURT.



Vom Diamanten-Markt.
Nach den letzten Berichten aus Amsterdam ist die Nachfrage
abermals bedeutend gestiegen, besonders die amerikanischen Ankäufer
sind wiederum sehr stark vertreten.
Der Hauptumsatz wird in guten Qualitäten erzielt, auch billigere
Partieen im Preise von 180—210 Mark sowie Rosen im Preise von
72—120 Mark finden leicht Abnehmer.
Neben grossem Bedarf in kleineren Brillanten kann man eine
fortwährend steigende Nachfrage nach 2- bis 10-karätigen Steinen
feststellen, die besonders in letzter Zeit sehr stark begehrt werden
Infolge der festen Tendenz des Marktes ist zu befürchten, dass das
Syndikat in London nochmals eine Preissteigerung durchführen wird.
Für den beabsichtigten Bau einer Diamanten-Börse sind bereits
über 35000 Fr. gezeichnet worden.
* *
*
cos Aus Antwerpen wird berichtet, dass das gute Geschäft des
vorhergehenden Monats auch weiter anhält. Die Diamanten-Industrie
ist für diese Jahreszeit enorm stark beschäftigt. Bessere Melees
und Rosen sowie Brillanten zwischen 1/2 —1V2 Karat sind besonders
stark begehrt.
Schlechte, braune Steine, welche schon zu 30—36 Mark per Karat
verkauft werden, wurden von italienischen Händlern erworben, da
es für solche immer schwieriger wird, gute Waren zu den augen-
blicklichen Preisen unterzubringen.
Die letzte Preissteigerung betrug 2—3% bei geschlossenen Par-
tieen jeglicher Qualität und bei Steinen von 1—5 Karat. Für
bessere Melees und erste Qualitäten ist die Preiserhöhung grösser.

Das Muttergestein der Diamanten.
w Die „Deutsche Tagesztg.“ brachte am 12. März d. J. unter
obiger Überschrift einen interessanten Aufsatz, in dem neben wissen-
schaftlichen Ausführungen besonders darauf hingewiesen wird, dass
der in Deutsch-Südwest-Afrika gefundene Blau-Grund genau dem
Material der bekannten südafrikanischen Diamant-Minen entspricht,
wonach die Erwartungen scheinbar berechtigt sind, dass man es
auch hier mit reichhaltigen Diamanten führenden vulkanischen
Schloten zu tun hat. Dem betreffenden Aufsatz entnehmen wir
folgendes:
Das Muttergestein des Diamanten war bisher nicht mit Sicher-
heit nachgewiesen worden. Wohl vermutete man dies in der Tuff-
breccie, mit der die vulkanischen, in die Hochfläche Südafrikas ein-
gesenkten Explosionsschlote angefüllt sind; aber es blieb die Frage
offen, ob die Diamanten in dieser vulkanischen Füllung wirklich
dem Schmelzflüsse entstammen, oder vielleicht erst durch den explo-
siven Auftrieb aus ihrem eigentlichen Mutterboden beim Durchbrechen
der Gase emporgerissen wurden. Namentlich glaubte man, es könnte
aus Kalkstein und der kohligen Substanz der Karru-Schichten während
des vulkanischen Ausbruches eine Kohlenstoffverbindung sich ergeben
haben, aus der sich beim Nachlassen der Hitze die Diamanten
bildeten.
Einem deutschen Forscher, dem Mineralogen Professor Beck in
Freiberg ist es jedoch gelungen, den vulkanischen Ursprung der
Diamanten unzweifelhaft nachzuweisen. In der vulkanischen Masse

der Schlote findet sich als knollenförmige Einlagerung das vulkanische
Gestein Eklogit, bald häufig, bald seltener, wie etwa die bekannten
Olivinbomben in der Lava des Vesuv und anderer Vulkane. Der
Eklogit zeigt eine Verwachsung des gewöhnlichen Granaten mit
Chromdiopsid. In diesem Eklogit finden sich nun Diamanten, deren
Professor Beck mehrere, noch von den vulkanischen Mineralien um-
geben, in der Märzsitzung der deutschen geologischen Gesellschaft
zeigen konnte. Neben Eklogit mit eingewachsenen Diamanten zeigt
die vulkanische Masse aus dem Kimberley-Schlot auch noch Norit,
dem Zirkon eingewachsen ist. Die Diamanten und der Zirkon sind
also beide in flüssigen Herden der Erdrinde gebildet. An der Luft
und besonders in Sauerstoff ist der Diamant verbrennbar; also kann
in dem Schmelzfluss, welchem die Diamanten entstammen, kein
freier Sauerstoff in grösserer Menge vorhanden sein. Neben dem
Diamanten findet sich sehr bemerkenswerterweise auch die andere
krystalline Form des Kohlenstoffes, der Graphit. Die flüssige Ge-
steinsmasse in der Tiefe der vulkanischen Schlote kann keine ein-
heitliche Zusammensetzung gehabt haben, denn in benachbarten
Schloten sind die Mineralien wie Granat, Glimmer, Titanerz, Zirkon,
Korund und Diopsid wechselnd vertreten und in ungleichen Verhält-
nissen. Aber vor allem zeigen die Diamanten selbst in den ver-
schiedenen Gruben verschiedene Ausbildung. Grade im Kimberley-
Distrikt unterscheiden sich die Diamanten in eng benachbarten
Schächten scharf nach Grösse und Reinheit. In einer anderen Gegend,
in der gewaltigen Premier-Mine zeigen die Diamanten einen kenn-
zeichnenden Fettglanz und sind gefürchtet wegen ihrer schlechten
Schleifbarkeit. Das alles lässt uns fast die Vermutung auf kommen
dass die flüssige Gesteinsmasse keinen einheitlichen Herd bildet
mindestens aber bereits in der Tiefe mannigfach ihrer Zusammen-
setzung nach gespalten ist. Die mineralische Verschiedenheit der
Füllmassen der Schlote eines Gebietes trifft auch auf das Blau-
Grund-Vorkommen in Deutsch-Südwest zu; dort gibt es Blau-Grund
aller Arten an 15 — 18 Stellen der Gegend von Gibeon und Bersaba.
J\ach Untersuchungen von Professor Scheibe in Berlin entspricht er
möglichst genau dem Material von Kimberley, so dass auch das Vor-
kommen von Diamanten in beträchtlicher Menge wenigstens in
einigen der Schlote erwartet werden darf.

Vermischtes.
«z> Der Export nach den Vereinigten Staaten der bezüglichen
Länder von Edelsteinen und Perlen wird immer bedeutender.
Im Monat Januar 1907 erreichte die Einfuhr eine Höhe von ca.
lU/s Millionen Mark gegen ca. 11 Millionen Mark im gleichen
Monat des Vorjahres. Hierunter befanden sich im Januar 1907 für
ca. 33/4 Millionen Mark Rohdiamanten, im Januar 1906 für ca. 23/4
Millionen Mark.
Die Gesamteinfuhr von Edelsteinen und Perlen betrug im letzten
Jahre ca. 177 Millionen Mark, wovon allein über New-York für ca.
l?!1^ Millionen Mark eingeführt wurden.
Gewiss eine respektable Summe, zumal wenn man bedenkt, dass
für geschmuggelte Ware auch noch einige Millionen hinzuzurechn en sind.
* *
*
«>= Die amerikanischen Einkäufer beim Londoner Syndikat
waren angewiesen worden, auf ein besseres SortimentJ zu achten.

121
 
Annotationen