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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 41
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Schule Reimann
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0337

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Journal der Goldschmiedekunst

Ur. 41

5. Oktober 1907,

Inhaltsverzeichnis u. Bezugsbedingungen
befinden sich am Schlüsse des redakt. Teiles.

28
Jahrgang

Erscheint jeden Sonnabend
in zwei sich abwechselnden Ausgaben.

Juweliere, Gold- und Silberschmiede,
CHEMNITZ, GERA-ALTENBURG, GLEIWITZ, GLOGAU,
Innung pfälz.Gold- u. Silberarbeiter (Sitz: NEUSTADT a.H.),
der Freien Vereinigungen der Gold- und Silberschmiede zu
Silberschmiede von BADEN, WÜRTTEMBERG, RHEINLAND
WÜRZBURG und des Regierungsbezirks FRANKFURT a. O.
LEIPZIG, Reichssfrasse 18-20

Amtliches Organ des Verbandes Deutscher
der Goldschmiede-Innungen zu BERLIN, BRAUNSCHWEIG,
KOLBERG, LEIPZIG, LIEGN1TZ und SCHWEIDNITZ, der
der Goldschmiede-Werkgenossenschaft BERLIN (E.G. m. b.H ),
GÖRLITZ u. STETTIN und derVereine der Juweliere, Gold-u.
und WESTFALEN, KÖLN, MÜNCHEN, WIESBADEN,
HERm. SCHLAG HACHY




Nachdruck aller Artikel ohne Genehmigung der Redaktion ist verboten.

Schule Reimann.

In der jüngsten Zeit ist die Fachpresse wahrscheinlich
aller kunstgewerblichen Gebiete wiederholt darum an-
gegangen worden, für ein Unternehmen in Berlin, die
sogen. „Schule Reimann“, die bisher die Bezeichnung
„Schülerwerkstätten für Kleinplastik“ trug, kostenlos
Reklame zu machen. Das „Journal der Goldschmiede-
kunst“ hat der bisherigen Form dieser Schülerwerk-
stätten aus dem Grunde seine Befürwortung zuteil werden
lassen, weil anzunehmen war, dass es sich bei den
Aufgaben dieses Instituts eines anerkannt hervorragenden
Bildhauers darum drehe, dem Nachwuchs des deutschen
Handwerks Gelegenheit zu geben, sich eine verfeinerte
künstlerische Ausbildung zu verschaffen.
Nachdem uns schon vor einiger Zeit von der Leitung
der Werkstätten, dem Bildhauer Albert Reimann mitgeteilt
worden war, dass sich das Unternehmen wesentlich
erweitert habe, wird uns heute mit der Bitte um eine
neuerliche kostenlose Reklame das Programm der neuen
„Schule Reimann“ übersandt. Aus diesem geht nun aber
zu unserem Erstaunen hervor, dass dieses Unternehmen
alles andere, nur nicht das Interesse des Kunsthand-
werkes und die Unterstützung der Fachpresse verdient,
denn das Ziel desselben besteht nicht darin, den Nach-
wuchs des Kunsthandwerkes zu fördern, sondern ihm
in Amateur- und Damenkreisen eine Konkurrenz zu er-
ziehen, die sehr gefährlich werden könnte, wenn die
Schule Reimann Boden und Nachahmung finden würde;
und dies ist so unwahrscheinlich nicht.
Um sich über diese neueste Blüte unseres Kunst-
gewerbeschulwesens ein Urteil bilden zu können, wollen
wir nachstehend die Hauptaufgaben dieser „Schule“
anführen, wobei wir selbstverständlich nur die Punkte
herausgreifen, die für uns in Frage kommen:
1. Die „im modernen Geiste“ geleitete Anstalt ist
angegliedert an das kunstgewerbliche Atelier ihres Leiters
und bezweckt, begabten Damen und Herren auf dem

Gebiete der angewandten Kunst eine gediegene praktische
Ausbildung zu geben.
2. Das Ziel ist, jeden ausgebildeten Schüler dahin
zu bringen, dass er in der Ausübung seiner Kunst einen
ausreichenden Erwerb findet.
3. Besonders für Damen wird die Ausbildungsmög-
lichkeit der Schule dringend empfohlen, da es vorläufig (!)
die Kunsthandwerker noch ablehnen, weibliche Lehrlinge
aufzunehmen.
4. Die Erfahrung habe gelehrt, dass besonders
talentierte Schüler schon nach einem (!) Semester bereits
derart brauchbare Arbeiten zustande brachten, dass diese
in der Grossen Berliner und anderen Kunstausstellungen
grossen Anklang fanden und von ersten Kunstzeitschriften
vielfach reproduziert wurden.
Unterziehen wir zunächst einmal diese vier Punkte
einer näheren Betrachtung, dann kommen wir zu dem
Schlüsse, dass sie der handwerksmässigen und gesetz-
lich vorgeschriebenen mehrjährigen Lehrzeit eigentlich
jede Berechtigung absprechen. Das schrittweise Vor-
dringen in der technischen Vervollkommnung, in der
Materialbehandlung und den vielseitigen Aufgaben eines
jeden kunstgewerblichen Gebietes wird hier in einem
längeren oder kürzeren disziplinarischen Kursus nicht
nur praktisch, sondern auch noch theoretisch wahr-
scheinlich spielend eingetrichtert. Die alte Erfahrung, dass
Lehrjahre keine Herrenjahre sind und dass die Meister
nicht vom Himmel fallen, wird von dem Programm dieser
Schule als heutzutage unzutreffend erklärt. Die Schüler
der Anstalt rekrutieren sich aus „Damen und Herren“,
und diese haben, wie aus dem Programm weiter her-
vorgeht, die Gelegenheit, nach dreijähriger oder noch
kürzerer Lehrzeit ohne weiteres in das Meister-Atelier
aufgenommen zu werden und sich hier selbständig zu
machen, was ihnen durch einen monatlichen Beitrag zu
den Unkosten von M. 10,—. ermöglicht wird.

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