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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 31
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Steinhandel und Steinkunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0287

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST

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STEINHANDEL UND STEINKUNDE

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Unter verantwortlicher Redaktion von WILHELM RAU,
Juwelier und Edelstein-Experte in ERFURT.



Vom Diamanten-Markt.
«x> Amsterdam. Die Lage hat sich in den letzten Wochen ganz
erheblich gebessert, zumal die neu anwesenden amerikanischen Ein-
käufer eine rege Kauflust bekunden, welches um so bemerkenswerter
ist, als gerade die amerikanischen Händler im Verlauf der Krise
die grösste Entmutigung zeigten.
Es werden Diamanten jeglicher Qualität verlangt, hauptsächlich
jedoch melierte Ware im Gewicht bis zu P/2 Karat, wobei seitens
der Fabrikanten sehr gute Preise erzielt werden.
Augenblicklich sind über 30 auswärtige Grosshändler hier an-
wesend, eine Zahl, die in den gleichen Monaten selten erreicht wurde.
* *
*
mo Antwerpen. Die Berichte von hier lauten ebenfalls recht
günstig. Besonders hämisch wird von den Absichten derjenigen
Händler Notiz genommen, die im vergangenen Monat zahlreich in
dem Glauben erschienen waren, infolge der letzten Vorfälle und der
damit verbundenen ungünstigen Lage recht vorteilhafte Einkäufe
machen zu können. Nach verschiedenen wenig trostreichen Be-
mühungen mussten diese jedoch bald die Wahrnehmung machen,
sich in ihren Illusionen mächtig getäuscht zu haben, da die bezüg-
lichen Falissements trotz des grossen Umfanges auf die hohen
Diamantenpreise ohne jeden Einfluss blieben.
Wenn auch der augenblickliche Umsatz noch manches zu wünschen
übrig lässt, stellt man doch allgemein an die nächste Zukunft be-
rechtigterweise die besten Hoffnungen.
Die Verhältnisse der Diamantenarbeiterhaben sich ebenfalls ganz
wesentlich gebessert, die Zahl der Arbeitslosen ist bedeutend ge-
sunken. Selbst die kleineren Schleifereien nehmen ihren Betrieb all-
mählich wieder auf, so dass die gesamte Industrie in absehbarer
Zeit wieder voll beschäftigt ist.
Allenthalben hat man jetzt schon den Beweis, dass unsere
ständigen Hinweise bezüglich der Folgen der Krise vollkommen zu-
treffen.

Vermischtes.
m= Die Firma Moritz Saks, Amsterdam und Antwerpen, verkaufte
kürzlich dem Könige von Siam einen Brillanten von selten schöner
Färbung für 100000 Frcs., der Stein wog 6 Karat.
* *
*
a» In der Diamanten-Mine „Dutoitspan“ in Südafrika wurde ein
Diamant im Gewichte von über 190 Karat gefunden, der eine hervor-
ragend schöne lebhafte braune Färbung aufweist.
* *
*
mo Mitte Juni wurden in Paris zwei gleiche Brillanten von an-
nähernd 12 Karat versteigert. Die Steine waren alte Brasilianer
und rein weiss, aber von unregelmässigem Schliff. Sie erzielten
einen Preis von zirka 1000 Mark per Karat.
* *
*
* Kampf auf dem Diamantenmarkte. Aus London wird ge-
meldet: Zwischen den Debeers-Diamantminen in Kimberley und
den Premier-Diamantgruben im Transvaal soll ein Konflikt ausge-
brochen sein, weil letztere Gesellschaft sich den auf Limitierung
der Produktion und Aufrechterhaltung der Diamantenpreise gerich-
teten Bestrebungen der Debeersgesellschaft nicht fügen will.

K—r. Siams Produktion an Edelsteinen. Der Ruf Siams als
Land edler Steine ist alt. Vielleicht hat das von jeher prunkhafte
Auftreten des siamesischen Hofes und die Vorliebe des Königs,
seiner Umgebung und der reichen Siamesen für Schmuck zur Be-
gründung dieses Rufes, aber auch zur Übertreibung der tatsächlichen
Verhältnisse beigetragen. Als der König im Jahre 1882 gelegent-
lich der Feier des hundertjährigen Bestehens seiner Dynastie unter
anderem auch seinen Schmuckschatz ausstellte, wurde dieser von
Besuchern auf nicht weniger als 20 Millionen Mark geschätzt. Aber
ein grosser Teil des Steinreichtums der Siamesen stammt nicht aus
dem Lande, wo in der Hauptsache nur Rubine und Saphire ge-
wonnen werden, sondern ist, wie namentlich die Diamanten, vom
Auslande eingeführt. Auch Deutschland beteiligt sich gegenwärtig
lebhaft an der Einfuhr. Die siamesischen Steine Rubine und Saphire
sowie auch einige Opale, Gemmen und weniger wertvolle Sorten
werden an der Südseit& des Landes gewonnen. Der Distrikt von
Phailin in Battambong dient zur Auffindung von Saphiren und
die Distrikte von Cham taboon und Mrat, das 1904 an Frankreich
abgetreten wurde, sind hauptsächlich die Fundstätten für Rubine.
Man hat schätzungsweise berechnet, dass innerhalb der Konzession,
welche einer grösseren europäischen Gesellschaft in diesen Distrikten
gehört, für eine halbe Million Tikals edler Steine gewonnen wird.
Doch sind derartige Schätzungen wenig zuverlässig, da eine Statistik
oder sonstige Kontrolle für die Gewinnung fehlt, auch die Art der
Gewinnung wenig Anhalt bietet. Unternehmer aus Birma mit ihren
Leuten aus den Schanstaaten oder einzelne Personen suchen in dem
Alluvialboden nach Steinen und waschen die aus den Erdlöchern
gegrabene Erde in dem Wasser der vorbeifliessenden Flüsse ab.
Reisende Händler kaufen die Rubine und Saphire an Ort und Stelle
auf und bringen sie über Land nach Birma, Vorderindien oder auch
nach Bangkok zum Verkauf. Sachverständige behaupten, dass ein
grosser Teil der in der Welt vorhandenen Saphire aus Siam stamme;
man hat diesen Prozentsatz sogar auf 5/s des Gesamtwertes ange-
geben. In der Zollstatistik des Landes sind sie überhaupt nicht
aufgeführt. Es bestehen für sie ebenso wenig wie für die Rubine
eine Ausfuhrabgabe. Trotzdem weiss die Zollbehörde den Wert der
von Bangkok ausgeführten Rubine im Jahre 1904 auf 133200 Tikals
und im Jahre 1905 auf 90600 Tikals anzugeben. Ein Tikal galt
damals 1,15 Mark und beläuft sich heute auf etwa 1,25 Mark. Die
als siamesische Rubine in Handel kommenden Steine sind, soweit
sie gute Farbe zeigen, meist sehr klein, während die grösseren von
nur geringer Farbe sind. Man nimmt wohl nicht mit Unrecht an,
dass die schönen Rubine von Händlern nach Birma gebracht und
von dort als birmanische Rubine verkauft werden.
(Berichte für Handel und Industrie X, 7.)

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