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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 23
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Zu Wilhelm Fischer's Geschäfts-Jubiläum
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Rau, Wilhelm: Edelsteine und deren Erkennungsmerkmale
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0190

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.

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nach Kopenhagen, Christiania, Prag, Wien, Budapest und
Paris zu unternehmen, bei denen er überall mit offenen
Augen die Verhältnisse unseres Kunstgewerbes beobachtet
hat, was zum Teil seine dem „Journal der Goldschmiede-
kunst“ übersandten Berichte beweisen. Nach der Verbands-
gründung traten für Herrn Fischer an die Stelle der Ver-
gnügungsreisen die Agitationsreisen für die gemeinsamen
Interessen und Unternehmen. Auf unseren Vorhalt hat er
uns oft versichert, dass ihn selbst die anstrengendsten Reisen
dieser Art nur Vergnügen bereiten, wenn sie von Erfolg
gekrönt sind, und dass er die Persönlichkeit ist, die es
versteht, den Erfolg an ihre Fersen zu heften, hat er in
allen Teilen unseres Vaterlandes bewiesen.
Herr Fischer hat schon frühzeitig an dem öffentlichen
Leben teilgenommen und sich ursprünglich ziemlich stark
politisch betätigt, wobei er stets als ausgesprochener
Ordnungsmann für die Interessen des Mittelstandes ein-
getreten ist. Er war der Mitbegründer einer angesehenen
Tageszeitung, sowie einer ausgezeichnet organisierten und
ebenso funktionierenden Unterstützungskasse, ja, er kandi-
tierte sogar mit nicht geringem Erfolge für den Reichstag
und ward im Jahre 1891 in den Vorstand unserer bedeu-
tendsten Goldschmiede-Innung, in die seiner Vaterstadt
Berlin, 10 Jahre später aber zu dem ehrenvollen Amte des
Obermeisters derselben Innung berufen. Nachdem Herr
Fischer ununterbrochen in einflussreicher Weise an der
Arbeit des Vorstandes der Berliner Innung teilgenommen
hatte, trat er besonders in der Prozesssache wegen des
Trödelbuches im Goldschmiedegewerbe und bei der Um-
formung der Berliner Goldschmiede-Innung in eine Zwangs-
Innung im Jahre 1898 hervor, wobei es in erster Linie
seinem energischen Auftreten zu verdanken war, dass sich
der Sieg auf seine Seite stellte.

Ein Jahr später trat er in gleicher Weise für die in
der Zwischenzeit vorbereitete Frage der Gründung eines
Verbandes ein und trug durch seine Haltung wesentlich
dazu bei, dass bei Gelegenheit des I. Goldschmiedetages
1900 die Gründung eines allgemeinen Verbandes zu Stande
kam. Eine glückliche Einmütigkeit führte Herrn Fischer
an die Spitze des neuen Verbandes, wo er, wie kein
zweiter, infolge seiner Arbeitsfreudigkeit, seines Verständ-
nisses und Interesses für die Bedürfnisse eines jeden
Kollegen, seiner Befähigung als Organisator und Agitator
und seiner sympathischen, fesselnden Persönlichkeit an
seinem Platze war. Gewandt und doch bescheiden, ge-
mütvoll und gemütlich in seinem Auftreten, gerecht und
treffend in seinem Urteil, offen und ehrlich in seinem
Wesen, zuvorkommend, aber bestimmt im Verkehr, das ist
der erste und letzte Eindruck, den man von der Person
Wilhelm Fischers erlangt.
Wir glaubten, es der Person unseres Verbandsvor-
sitzenden schuldig zu sein, wenn wir bei Gelegenheit eines
Rückblickes auf sein Leben auch eine flüchtige Charakter-
skizze des Jubilars mit einflochten, dem der Goldschmiede-
stand namentlich in dem letzten Dezennium unendlich viel
zu danken gehabt hat, was nicht immer jedem Einzelnen zum
Bewusstsein gekommen ist, was aber bei Gelegenheit des
25 jährigen Jubiläums desjenigen Geschäftes wohl ange-
zeigt ist, das er oft genug hat vor den Interessen der
Allgemeinheit zurücktreten lassen. Wir wünschen dem
Jubilar daher am heutigen Tage von ganzem Herzen auch
ferner Glück und Gesundheit, deren er auch bedarf, um die
Früchte seines arbeitsreichen Lebens geniessen zu können.
Dass ihm dies aber einmal im vollen Masse vergönnt sein
möge, hat Herr Fischer allein schon um seinen geliebten
Goldschmiedestand verdient!

Edelsteine und deren
Die sehr verbreitete Annahme, dass bei Edelsteinen
die Art der Färbung für die Feststellung der Echtheit
massgebend sei, ist ein grosser Irrtum. Edelsteine haben
keine Eigenfarbe, wie z. B. Gold, dessen gelbe Farbe eine
notwendige Begleiterscheinung seines stofflichen Bestand-
teils ist; sie sind vielmehr sämtlich in ihrem reinsten Zu-
stande vollkommen farblos und wasserklar wie der Diamant
und Bergkristall.
Die Färbung ist in allen Fällen eine natürliche chemische
Beimischung, die je nach den anwesenden färbenden Sub-
stanzen in der Natur bei der Bildung des Minerals, zu-
weilen bei ein und derselben Kristallart, sehr verschieden
ausfällt, aber deshalb auch andrerseits wieder bei ganz
verschiedenen Edelsteinen genau die gleiche sein kann.
Es ist deshalb leicht erklärlich, dass die Benennung
der Edelsteine und danach auch ihre Bewertung niemals
nach dem Aussehen und der Farbe erfolgt, da es nicht
diese Faktoren sind, welche die hervorragenden und ge-
schätzten Eigenschaften bedingen, sondern hierfür ist nur

Erkennungsmerkmale.*)

die chemische Zusammensetzung und die Art der Kristalli-
sation massgebend.
Man hat allerdings verschiedenen selten farblos vor-
kommenden edlen Mineral-Varietäten, die sehr oft in einer
besondern Farbe gefunden werden, einen zweiten Namen
gegeben, der häufig auf diese Bezug hat. Diesem Umstand
dürfte es auch lediglich zuzuschreiben sein, dass sich die
bestehenden, selbst in Fachkreisen vorherrschenden irrigen
Ansichten verbreiten konnten. Die bezügliche Ansicht
wird sich jedoch sofort ändern, wenn man die richtigen
Benennungen, wie in folgenden Beispielen, neben den
handelsüblichen Namen anführt.
Weisser Saphir ist nämlich farbloser Korund
Rubin „ roter „
Saphir „ blauer „
Grüner Saphir „ grüner „ usw.
*) Aus „Ratgeber für Werkstatt und Laden“. Ein Rezept- und Aus-
kunftsbuch für Juweliere und Goldschmiede. Preis 1 Mark. Für Abonnenten
des „Journal der Goldschmiedekunst“ nur 25 Pfg. Verlag von Herrn. Schlag
Nachf., Leipzig.

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