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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 45
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Der Fall des Silberpreises
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Edle Gesteine und dekorative Wirkungen im Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0370

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.


nach Indien und der Krieg zwischen den zwei Silber-
ländern China und Japan hinzukam. Der Preis ging auf
2815/i6 Pence zurück. Dann kamen zwei Jahre der Er-
holung, zum Teil veranlasst durch die umfangreichen
Silberprägungen Russlands. 1897 setzte aber wieder eine
Zeit der Depression ein. Die Ursachen waren: der
Uebergang verschiedener exotischer Länder zur Gold-
währung. Im Jahre 1903 wurde mit 2111/ig Pence der
Tiefstand erreicht.
Dann aber begann die indische Regierung Silberkäufe
grossen Stils vorzunehmen, und auch die Regierung der
Vereinigten Staaten stellte sich wegen der Währung auf
den Philippinen als Käuferin ein, abgesehen davon, dass
auch im Lande selbst viel Silber gebraucht wurde. Daher
wurde am 9. August 1906 die, wie erwähnt, 1893 auf-
gehobene Shermanakte über Silberkäufe wieder in Kraft
gesetzt und die Regierung kündigte an, dass sie Offerten
für 100000 Unzen Silber jede Woche entgegennehmen
werde. Ausserdem wurde Silber von Indien und Mexiko,
in kleinem Umfange auch von Frankreich, gekauft, so dass
im November der Preis 337s Pence erreichte, was der

höchste seit Oktober 1893 verzeichnete Preis war. Die
Ausweise des Währungsdepartements der indischen
Regierung zeigen, in welchem Umfange Indien Silber ge-
kauft hat Am 3. Oktober dieses Jahres bestanden die
dortigen Vorräte an gemünztem Silber aus 223/4 Cores
Rupeen, in englischer Währung ungefähr 15 160000 Lstr.,
was bei einem Silberpreis von 30 Pence für die Unze
121333300 Unzen Silber vorstellt, während in derselben
Woche des Vorjahres die Vorräte nur 102666664 Unzen
ausgemacht hatten. Innerhalb eines Jahres waren daher
die Vorräte an gemünztem Silber um mehr als 18l/i2
Million Unzen gestiegen. Diese Käufe haben jetzt aus
den oben angeführten Ursachen stark abgenommen. Auch
die amerikanische Regierung hat seit einiger Zeit nichts
gekauft, und ausserdem werden von China grosse Silber-
mengen nach Indien gebracht. Diese Vorgänge im Osten mit
der entsprechenden Verschlechterung der dortigen Währung
— die Wechselkurse auf Hongkong, Schanghai und Tientsin
sind seit Ende September stark zu Ungunsten der genannten
Plätze gefallen — sind natürlich auch von ungünstiger
Bedeutung für den europäischen Handel mit dem Osten.

Edle Gesteine und dekorative Wirkungen im Kunstgewerbe.

So mancher prächtige alte Schmuck und künstlerisches
Ziergerät, profanen sowie kirchlichen Charakters, be-
zeugen die Meisterschaft in der früheren Nutzbarmachung
edler Gesteinsarten zu kunstgewerblichen Zwecken.
Man verstand es hervorragend, ornamentale und
dekorative Wirkungen in diskreter wie auch prunkender
Zusammenstellung mit wenig wertvollem, schlichtem aber
doch recht stimmungsreichem Gesteinsmaterial zu er-
zielen. Onyxe und Achate in den verschiedensten
Variationen, der Lapis lazuli, Malachit, Jadeit und
Nephrit, Jaspis, Adular usw. waren diejenigen Mine-
ralien, die das geschätzte Material lieferten, und dessen
Verwendbarkeit man noch durch eine künstliche Färbung
zu heben wusste. Die Skulpturtechnik und die Stein-
schneidekunst standen in hoher Blüte und bildeten eine
Industrie, deren äusserst befruchtender Einfluss auf das
Kunstgewerbe allseitig anerkannt ist.
Doch die Schmuckstein-Industrie schien erloschen
und durch widrige Umstände in ihren Lebensbe-
dingungen gestört. Zum Teil war es Interessenlosigkeit,
zum Teil Mangel an künstlerisch empfindenden Per-
sönlichkeiten, was den Verfall herbeiführte, und leider
lange, lange Zeit diesen Kunstzweig brach legte, und
zwar sehr zum Schaden unseres Kunstgewerbes.
Aber das soll nun wieder anders werden, schon
verschaffen sich tatkräftige, lobenswerte Bestrebungen
ernsthaft Geltung, die bezwecken, diese schöne Kunstrich-
tung frisch zu beleben. Die farbenprächtigsten Gesteins-
arten werden in den Verwendungsbereich gezogen, wie
z. B. herrlich irisierende Labrador aus Indien, der reizend
gesprenkelte Iris aus Schweden, fein geäderter Rhodonit
aus Frankreich und die lange unbeachtet gebliebenen

Quarzaggregate „hellblauer Chalcedon, brauner Jaspis,
hellroter Rosenquarz, sattfarbiger Avanturin“ usw. Selbst
Edelsteine in unreinen Stücken, mit denen man nichts an-
zufangen wusste, haben Liebhaber gefunden, da denselben
zuweilen durch recht interessant geformte und hübsch
gefärbte Einschlüsse ein besonderer Reiz verliehen wird.
Die Edelsteinschleiferei von Wilh. Schütz in Ober-
tiefenbach bei Idar hat es u. a. verstanden, bei dieser
neuen Bestrebung sich eine führende Rolle zu sichern.
Diese war zunächst darauf bedacht, recht wirkungsvolle,
farbenprächtige Gesteine in überraschend niedrigen
Preislagen auf den Markt zu bringen, um von vorn-
herein eine recht vielseitige Anwendung zu ermöglichen.
Um auch den Künstlern die Auswahl der geeigneten
Steinart und die Orientierung über die Farbenstimmungen
zu erleichtern, wurden von dieser Firma 5 Kartons mit
je 24 verschiedenen Schmucksteinen in sämtlichen
Farbentönungen zusammengestellt, welche an Inter-
essenten zum verhältnismässig geringen Preise von je
5 M. abgegeben werden. Ein von gleicher Firma her-
ausgegebenes Steinfarbenheft (M. 1.25) enthält über 40
künstlerische Abbildungen von Schmucksteinen in
Cabochonschliff und dient ebenfalls als Anschauungs-
mittel und Vergleichsobjekt. („Arta“, Bureau für Archi-
tektur, Kunst und Kunstgewerbe, Inh. Ernst Wiedehold,
München, hat die Zentral-Vertretung für Europa.)
Es sollte uns freuen, wenn sich recht viele Künstler
der idealen Sache künftig widmeten, um durch ein ge-
klärtes ästhetisches Empfinden in der Behandlung des
Materials die Schmuckstein-Industrie zu einem wohl-
verdienten Erfolge zu geleiten, im Interesse unseres
schönen Kunstgewerbes.

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