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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

DOI issue:
Nr. 31
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Humoristisches
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0284

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JOURNAL DER GOLDSCHMJEDEKUNST

numoris Tisches

Busen trägt,
sie herfür
ein Pläsier.

Einst strahltest du im hellen Glanz,
Das waren schöne Tage.
Man sah sich gern bei Spiel und Tanz,
Bei Arbeit und bei Plage.
Student, Arbeiter, Arzt, Soldat,
Die Kuhmagd in dem Stalle,
Barbier, Kommis, Geheimer Rat,
Sie liebten dich ja alle.

Jetzt schlägt die Scheidestunde dir,
Kein Bitten hilft, kein Flehen.
So nimm denn Abschied nun von mir
Auf Nimmerwiedersehen!
Es will die hohe Obrigkeit,
Dass alle, alle Zahler
Dich meiden nun für allezeit,
Du lieber, alter Taler!

auf’s Haar.
Professor hatte einmal bei dem
Weisse in Dresden eine goldene

Hocherfreut rief nun der Agrarier seiner Braut zu: „Na, dann
können wir ja tüchtig essen und dick werden — unsere Trauringe
platzen daher nicht!“ —

Die Uhr geht
—1. Ein bekannter Dresdener
verstorbenen alten Hof-Uhrmacher
Herrenuhr unter der Voraussetzung gekauft, dass diese genau und
pünktlich gehe. Nach einiger Zeit aber kommt er zu dem Lieferanten
seiner Uhr zurück und beschwert sich entrüstet über deren unge-
nauen Gang. Bei dem vielen Gelde, das er für die Uhr ausgegeben
habe, könne er verlangen, dass sie „auf’s Haar gehe“. Der alte
Fachmann ist zunächst auch ein wenig betroffen und sucht dann
dem Professor zu erklären, dass diese Ungenauigkeit kein Fehler
der Qualität sei und bald beseitigt werden könne. Da aber der
Professor sich mit der Erklärung nicht zufrieden gibt und sich zu
direkten Anzüglichkeiten hinreissen lässt, gerät auch der Uhrmacher
in Harnisch und, indem er mit Uhr und Lupe in der Luft herum-
fuchtelt, platzt er mit dem drastischen Ausspruch heraus: „Über-
haupt, keine Uhr kann auf’s Haar gehen; auf’s Haar geht nur die
Laus!“ Diese Logik überraschte den Professor derartig, dass ein
herzliches Lachen die aufgeregten Wogen glättete.

Fugenlose Trauringe!
* Kürzlich kam ein Brautpaar vom Lande in das Juweliergeschäft
einer rheinischen Stadt, um dort Trauringe zu kaufen. Als wohl-
habender Agrarier wünschte der Bräutigam das beste, was gemacht
wird, worauf der Juwelier ihn auf ein paar schwere, fugenlose,
14 karätige Kugelringe als besonders solide und recht modern, auf-
merksam machte. Der biedere Herr vom Lande wollte nun auch,
nachdem der Verkäufer ihm die Bezeichnung 14 karätig erklärt
hatte, wissen, was man unter „fugenlos“ verstehe. Der Juwelier
bemerkte, dass derartige Ringe, nicht wie solche in früheren Jahren,
bei der Herstellung an zwei Enden gefugt und dann zusammen-
gelötet sind, sondern nach einem anderen Verfahren jetzt ganz
fugenlos fabriziert werden und daher nicht mehr aufspringen können.

Die Gefährten.
Ein seltsames Paar geht Hand in Hand,
Es trägt das Haupt stolz hochgewandt;
Sie sieht sich nach allen Seiten um
Und grüsst und redet ins Publikum.
Und wenn sie laut seinen Namen nennt,
Tut er, als ob er sie gar nicht kennt. —
Wenn einer fragt: Wie ist ihr Name?
Es ist der Herr Erfolg und die Frau Reklame!
Alb. Roderich.

Gedanken über die Uhr.
* In einer von der Nomos-Uhr-Gesellschaft in Glashütte i. S.
herausgegebenen Broschüre „Die moderne Taschenuhr“ befindet sich
unter anderen Beiträgen hervorragender Zeitgenossen auch folgendes
bisher noch nicht veröffentlichte launige Gedicht von Wilb. Busch:
Führwahr, ein feines Kunstwerk ist die Uhr!
Der Wilde zwar, nach dummer Väterweise,
Besitzt noch nicht ein solches Zeitgehäuse,
Denn, was ihn drückt, ist Mangel an Kultur.
Wir hingegen, die schon mehr gescheidt,
Sind längst beseelt vom Geist der Pünktlichkeit.
Unfehlbar sicher trifft die Exzellenz
Bei Hofe ein zur höchsten Audienz.
Der Herr Beamte, immer tatenfroh,
Erscheint auf die Minute im Büro.
Dem Reiseonkel selbst in grösster Hast,
Passiert es nie, dass er den Zug verpasst.
Der Schüler, dem das Lernen ein Genuss,
Weiss ganz genau, wann er zur Stunde muss.
Und der Soldat erst recht ist prompt am Platz
Bei der Parade, wie bei seinem Schatz. —
Kurzum, präzis benimmt sich fast ein jeder. —
Das macht allein die kleine stramme Feder,
Die innerlich das runde Ding bewegt,
Was man als Mensch von pünktlicher Dressur,
Besonders, wenn es eine Nomos-Uhr,
Zu Nutz und Zier am warmen
Sehr häufig zieht der Jüngling
Und macht damit auch andern

Ein Abschied.
* Der Kladderadatsch besingt das Ende des nunmehr bald aus
dem Kurs verschwindenden Talers in einem „Ein Abschied“ betitelten
Gedicht, aus dem hier folgende Strophen wiedergegeben seien:
So leb’ denn wohl, du altes Haus,
Nun geht es an ein Scheiden.
Ein Jahr noch, dann ist alles aus,
Dann müssen wir uns meiden.
Dann achtet, Freund, dich niemand mehr,
Fort musst du ohne Gnade;
Ach Gott, mir fällt das Scheiden schwer,
Du treuer Kamerade!

Sprödes Gold.
Gold lässt sich zu Fäden spinnen,
Dehnbar ist es ohnegleichen,
Und ein einz’ger Faden würde
Weithin in die Ferne reichen.
Aber dass es, ach, nur einmal,
Magst du’s noch so sehr ersehnen,
Bis zum nächsten Ersten reichte —
So weit lässt sich’s doch nicht dehnen.
M. F.




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