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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 23
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Zu Wilhelm Fischer's Geschäfts-Jubiläum
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0189

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.


Zu Wilhelm Fischers Geschäfts-Jubiläum.

Heute, am 1. Juni d. J., sind 25 Jahre vollendet, seit
unser rühriger Verbandsvorsitzender, Herr Wilhelm Fischer
in Berlin als Goldschmiedemeister in Berlin selbst-
ständig ist. Dieses Ereignis ist allein schon angetan, es
in den Spalten unserer Fachzeitung zu registrieren, denn
es ist der entsprechendste Beweis für fachmännische Tätig-
keit und eiserne Ausdauer gegenüber einer Konkurrenz in
einer Zeit des Geschäftslebens auch unserer Branche,

die Lehre, um sich der schönen Goldschmiedekunst zu
widmen, der er dermaleinst ein so warmer Pionier und
tatkräftiger Führer werden sollte. Nach im Jahre 1873
beendeter Lehrzeit erhielt der neue Gehilfe die erste
Stellung bei der Firma Eugen Schröder in Berlin; dann
aber trieb es ihn in die Fremde. Zunächst wandte sich
der junge, strebsame Goldschmied über Magdeburg nach
Kassel, wo er bei dem Hofjuwelier Wilhelm Range etwa

die nur nach dem augen-
blicklichen Erfolge geizt
und wenig nach der natür-
lichen und gesunden Be-
gründung unserer wirt-
schaftlichen Verhältnisse
fragt. Aber das Ereignis
dieses 25 jähr.Jubiläums ist
um so mehr bemerkenswert,
als es sich dabei um einen
Berufsgenossen dreht, der
nicht nur ein achtung-
erheischender Kollege im
gewöhnlichen Sinne war,
sondern einer, der jederzeit
auch kollegialisch dachte
und handelte, der allezeit
bereit war, für die Inter-
essen der Allgemeinheit
einzutreten, ja selbst auf
die Gefahr, seine eigenen
hintanzusetzen. Herr
Fischer hat stets an dem
Grundsatzfestgehalten, dass
jeder zum Wirken in dem
öffentlichen Leben Be-
rufene auch moralisch ver-
pflichtet ist, seine Kräfte
in den Dienst der Allge-
meinheit zu stellen. Seine
Taten zeugen denn auch
davon, wie er selbst von
der Wahrheit und Pflicht


Juwelier WILHELM FISCHER-BERLIN.
Obermeister der Juwelier-, Gold- und Silberschmiede-Innung zu Berlin
und I. Vorsitzender des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede.

fünf Monate arbeitete, um
sich dann nach Cöln,
Düsseldorf, Crefeld, Aachen
und schliesslich nach Brühl
bei Cöln zu begeben, wo
er bei der Firma Monheim
Stellung auf Kameen-
fassungen fand und gleich-
falls ungefähr fünf Monate
verblieb. Mit 2 anderen
Goldschmieden unternahm
der junge Fischer von hier
aus eine fröhliche Fuss-
wanderung den Rhein hin-
auf bis Pforzheim, wo er
bei Bussler Unterkunft fand.
Während der Grossisten-
tage im vorigen Jahre in
Pforzheim haben bei allen
Teilnehmern die von dem
Jubilar zum Besten gege-
benen lustigen Stücklein
aus jener Zeit viel Heiter-
keit erweckt und gezeigt,
dass Herr Fischer jederzeit
den Ernst des Lebens mit
einem gesunden Humor
gewürzt hat. Bei Bussler
arbeitete er zunächst an
einem herrlichen Bischofs-
stäbe und später bei der
Firma Moritz Hausch auf
Aufsätze und Medaillons.

dieses Grundsatzes durchdrungen gewesen ist.
Herr Wilhelm Fischer ist ein Berliner Kind und als
solches im Jahre 1853 geboren. Im Alter von 5 Jahren
verlor er seinen Vater und kam infolgedessen zu seinem
Onkel, dem Pfarrer Iskraut in Steinhöfel bei Greifenberg
i. d. Uckermark in die Erziehung. Mit besonderer Be-
geisterung spricht heute noch der Jubilar von seiner
schönen, glücklichen Kindheit im Hause seines geistlichen
Erziehers, dessen Lehren frühzeitig seinen intellektuellen
Horizont erweitert und seine Lebensanschauung vertieft
haben. Im Jahre 1870 trat der junge Fischer bei dem
Goldschmiedemeister Teige in Berlin, dem Vater seines
heutigen Freundes, Herrn Hofgoldschmied Paul Teige, in

Von Pforzheim kehrte Herr Fischer wieder nach Kassel
zurück und arbeitete hier vorerst bei Georg Plümer. Im
Jahre 1877 etablierte er sich indes daselbst mit seinem
Freunde Karl Stiehl und gründete in Kassel das erste
Arbeitsgeschält der Branche. Wenige Jahre später, im
Jahre 1882 wurde ihm aber das Geschäft des Juweliers
Julius Köhler in Berlin zum Kauf angeboten, und kam
denn auch der Abschluss desselben zustande. Am 1. Juni
1882 übernahm Herr Wilhelm Fischer das erworbene
Ladengeschäft. Während der 25 Jahre seines Besitzes hat
Herr Fischer nach einigen schweren Jahren im Anfänge
eine durchaus glückliche Zeit durchlebt, die es ihm ge-
stattete, grosse und lange Reisen durch ganz Deutschland,

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