Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. (28.1907)

des Journal der Qdoldscfymiedekunst.

Das Schützenfest im BoraxtaL
Wie alljährlich veranstaltete auch in diesem Jahre die Berliner
Goldschmiede-Innung ein Wintervergnügen. Als Festplatz war
das lieblich gelegene Borax-Tal gewählt worden und aus allen
Tälern der Umgegend kamen die Bua’m und Deandl’n, um unser
Schützenfest mit uns zu feiern. Was war aber auch alles her-
gerichtet worden, um die Gäste zu erfreuen! Gleich beim Be-
treten des Festplatzes lockten die Weisen eines Karussells zur
Fahrt, die denn auch unter schmelzenden Walzerklängen immer
noch einmal unternommen wurde. Weiter kam man an eine
Würfelbude, deren Inhalt leider nur zu bald vergriffen war. Nun
aber gar erst der Schiessstand selbst mit seinen Preisen, die zu
erringen Bua’m und Deandl’n sich wacker bemühten. Überall
Frohsinn und Festesfreude, beim Tanz wie auf der Rutschbahn,
und, nicht zu vergessen, in der Krätzbude, wo es sich beim
kühlen Trunk gar herrlich rasten liess. Selbst unser sonst so
gestrenger Gemeindediener konnte sich der allgemeinen Lust
nicht entziehen und waltete gar milde seines Amtes.
Nach der Preisverteilung erreichte das Fest durch einen
glänzenden Festzug aller anwesenden Schützen und Gäste mit
darauf folgendem Ehrentanz für den König und die Königin
seinen Höhepunkt.
Wann wir uns endlich trennten? Der Morgen graute —
gewiss ein Zeichen, dass es Jedem gefallen hat, darum: im
nächsten Jahre frohes Wiedersehen. E. H.
Vorlagen für kurante und feinere Bijouterie
und Juwelen.
Seit einigen Jahren gibt der Bijouteriezeichner . Heinrich
Emmerich in Hanau unter dem Titel „Schmuckallerlei“ ein Vor-
lagewerk für kurante und feinere Bijouterie und für Juwelen
heraus, das heute für viele Fabrikationsbetriebe und Werkstätten
direkt unentbehrlich geworden ist. Das im Kommissionsverlage
des „Journal der Goldschmiedekunst“, Herrn. Schlag Nachf. in
Leipzig erscheinende Lieferungswerk bringt monatlich eine Mappe
mit je 4 grossen Tafeln in Lichtdruck, die in steter Abwechselung
alle Schmuckarten in immer neuen Formen und Mustern vorführt
und in ihrer Vielseitigkeit das Dichterwort illustrieren: Wer vieles
bringt, wird manchem etwas bringen.
Das Emmerich’sche Vorlagewerk wird von zwei Seiten wohl-
tätig befruchtet und wurzelt in einem Boden, wie er günstiger
für die Entwickelung eines derartigen Werkes kaum sein kann.
Es ist der Boden Hanaus, wo die Königl. Zeichenakademie und
die dortige Juwelen-Industrie in einem wechselseitigen Austausche
der reifen Früchte ihrer Entwickelung, Anschauung und Erfahrung
stehen und Theorie und Praxis sich in einer gesetzmässigen Weise
gegenseitig ergänzen. Die Erzeugnisse der Hanauer Juwelen-
industrie zeugen denn auch von der harmonischen Vereinigung
dieser beiden Faktoren und ihre Zeichner zählen daher mit Recht
zu den führenden Urhebern der deutschen Juwelen-Industrie. Der
Herausgeber des „Schmuckallerlei“, Herr Heinrich Emmerich, ist
unter diesen einer der Berufensten zur Herausgabe eines Vorlage-
werkes für Goldschmiede und Juweliere und sein Werk infolge-

dessen’das beste seiner Art. Der Bezugspreis des monatlich' in
Lieferungen zu je 4 Tafeln erscheinenden Werkes ist für Deutsch-
land Mk. 36.— und für das Ausland Mk. 42.—. Wir bemerken
noch, dass das Abonnement jederzeit begonnen werden kann.

Zu unseren Abbildungen.
Eine zeitgemässe Medaille ist die von uns im Bilde gezeigte,
die als Erinnerungszeichen an die Konfirmation dienen soll und
gewiss hierzu sehr geeignet ist. Sie entstammt der Berliner
Münze von A. Werner & Söhne und spricht wohl im übrigen für
sich selbst.
Des Weiteren zeigen wir einige Muster der Goldwarenfabrik
Carl Mayer vorm. C. Vorholz in Pforzheim. Es sind kurante
Schmucksachen, die gleichwohl auch in feinsten Geschäften Sitz
und Stimme haben dürften. Die Mayer’schen Schmuckstücke sind
echte Goldschmiedearbeiten, von deren Entstehen wir uns jüngst
durch den Augenschein überzeugt haben. Wir haben die im Bilde
veranschaulichten Stücke einer reichen Auswahl ähnlicher ent-
nommen und feststellen können, dass die Firma bemüht ist, ständig
neue Muster zu schaffen.
Die übrigen Abbildungen finden in besonderen Abhandlungen
gebührende Erwähnung.
Von der Deutschen Armee-, Marine- und
Kolonial-Ausstellung, Berlin 1907.
Die Maschinenzentrale der Deutschen Armee-, Marine- und
Kolonial-Ausstellung wird bis jetzt eine Gesamtenergie von 900
Pferdekräften liefern. In zwei Vorbauten der Maschinenhalle
werden die von Firmen in Magdeburg-Buckau und Mannheim der
Ausstellung zur Verfügung gestellten feststehenden Lokomobilen
untergebracht. Zu dieser normal 500 effektive Pferdekräfte be-
tragenden Anlage kommt noch eine grosse, in der Haupthalle
selbst aufgestellte liegende Compound-Maschine von 400 Pferde-
kräften, die durch einen ausserhalb des Hauptgebäudes liegenden
Kessel gespeist wird. Die Rauchgase der sämtlichen Feuerungen
gehen in einen gemeinschaftlichen massiven Schornstein von
40 Meter Höhe und 1,5 Meter oberen lichten Durchmesser. Bei
den Dimensionen aber, die die Ausstellung annehmen wird, dürfte
selbst diese Maschinenleistung von maximal 1000 effektiven
Pferdekräften kaum ausreichend sein. Infolgedessen beabsichtigt
die Ausstellungsleitung, noch ein weiteres Maschinenaggregat zur
Aufstellung zu bringen.

Einkaufsgenossenschaft.
t In Pforzheim haben sich die Bijouteriemechaniker und
Maschinenfabrikanten zu einer Einkaufsgenossenschaft zusammen-
geschlossen und Herrn G. A. Löffler zum Vorsitzenden, Herrn
E. Hildenbrandt als Kassierer und Herrn Michael Schmidt zum
Geschäftsführer und Schriftführer ernannt. Wie wir hören, beab-
sichtigen auch die kleineren Bijouteriefabrikanten sich zu einer
solchen Einkaufsgenossenschaft zusammenzuschliessen.

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