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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 17
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Kleine Mitteilungen des Journal der Goldschmiedekunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0151

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Joldscf)miedekunst.



Aus der Werkstatt.
Äitmachen von Zinngogenständen, sog. Altzinn.
Seither wurden die Gegenstände gewöhnlich mit einer Lösung
von Platinchlorid behandelt, wodurch sepienbraune und sehr
elegante Töne erreicht wurden. Da jedoch Platinchlorid sehr
teuer ist, so bediene man sich nachstehenden Verfahrens:
Man nehme salzsaure Lösungen von Antimonchlorid, z. B. den
käuflichen Liquor Stibii chlorati und verdünne denselben mit
Wasser, welches ebenfalls etwas salzsäurehaltig ist. Die Gegen-
stände werden mit Chlorantimonlösung bepinselt, eintrocknen ge-
lassen und vorsichtig abgerieben. Zum Schlüsse reibt man etwas
mit Öl ein, die Sachen müssen jedoch vor Beginn der Behand-
lung von jeglichem Schmutz und Fettgehalt befreit sein.
Zu galvanisierende Gegenstände vorher zu reinigen.
Handelt es sich um Metallgegenstände, die mit einem galva-
nischen Überzug versehen werden sollen und die bekanntlich
vorher gut gereinigt sein müssen, so wende man nachstehendes
Verfahren an, mittelst welchen man in einem Tage ganze Waren-
massen gut präparieren kann.
Verwendung findet die gleiche Dynamomaschine, welche man
zum Plattieren gebraucht, und gehört zu der Einrichtung vor allen
Dingen ein schmiedeeiserner Behälter, der zur Aufnahme der
Reinigungslösung dient und welch letztere aus gleichen Teilen
brauner Montreal-Pottasche und Natriumhydrat besteht, die in
Wasser aufgelöst und in kochendem Zustande zur Reinigung
verwendet werden. An jedem Ende des Flüssigkeitsbehälters
wird ein Holzbau errichtet, der jedoch frei von dem Behälter
stehen muss und als Lager für diejenigen Stangen dienen soll, an
welche man die zu reinigenden Sachen hängt. Über jedem Sup-
port liegt ein flacher Kupferstreifen, der an das biegsame Kabel
angeklemmt wird. Die vorerwähnten Stangen bestehen aus hartem,
gezogenem Kupferdraht von genügender Stärke. Ein Widerstands-
kasten und ein Schalter werden in den Stromkreis eingeschaltet.
Im ersten Stadium des Verfahrens wird nun der eiserne Tank
als Anode benützt, während die zu reinigenden Gegenstände die
Kathode bilden. Ein Voltameter wird eingeschaltet, um die
Differenzen im Druck ablesen zu können, während die Strom-
stärke auf einem in den Hauptstromkreis der Dynamomaschine
eingeschalteten Amperemeter ersichtlich ist.
Die Gegenstände werden in üblicher Weise mit Draht befestigt
und in kleinen Bündeln auf den Kupferstangen verteilt, hierauf
wird der Strom eingeschaltet und die Spannung nach dem Volta-
meter auf 2,5 Volt eingestellt. Nach kurzer Einwirkung wechseln
die Flächen der Arbeitsstücke die Farbe, und zwar dauert dies
ungefähr 5—10 Minuten. Der Strom wird dann für etwa 30—40
Sekunden umgekehrt, bis die Flächen schön hell und rein er-
scheinen, und nun wird ausgeschaltet. Befinden sich noch einige
unreine Stellen an den Sachen, so wiederhole man das Verfahren
noch einmal. Dann spült man die Gegenstände in genügend

kaltem und klarem Wasser, taucht sie in eine geeignete
Lösung (elektrisch verkupfern usw.), spült wieder mit Wasser
nach und nun können dieselben sofort in das Plattierungsbad ge-
bracht werden.
Leder-Riemen an Bijouteriemaschinen zu kitten.
Der sogenannte englische Lederkitt wird dadurch hergestellt,
dass man 1 kg guten Tischlerleim in 1,5 1 Wasser in der Wärme
auflöst, denselben bis zur Syrupdicke eindampft und nun der
heissen Masse 100 g venetianischen Terpentin und 5 g Karbolsäure
unter stetigem ümrühren zusetzt. Die nach dem Erkalten ent-
standene, sülzartige Masse zerschneidet man nun in 5 cm dicke
Scheiben und lässt solche auf Blechtassen gut trocknen, was un-
gefähr nach 2 Tagen geschehen ist. So ist derselbe nun zu
stetem Gebrauch aufbewahrungsfähig.
Bei Anwendung desselben wird die Masse zuvor mit etwas
Essig verdünnt, die Enden des zu kittenden Riemens werden
etwas zugespitzt, die Kittmasse mit einem Pinsel aufgetragen
und nun die zwei zusammen bezw. übereinandergelegten Enden
des Riemens zwischen zwei erwärmten Eisenplatten etwa lk~’/a
Stunde lang gepresst. Dieser Kitt hält sehr gut und ist sowohl
für Poliermaschinenriemen als auch Treibriemen an grösseren
Maschinen sehr gut verwendbar.

Zu unseren Abbildungen.
Wir bieten in dieser Nummer wiederum auf einer Beilage
eine Anzahl Entwürfe moderner Juwelen, und zwar für Brillanten
und Farbsteine. Ungemein gefällig sind die Schmuckstücke mit
Bandmotiv. Das Diadem ist für Platina und Gold in Quatre-
couleur gedacht, die grossen Brillanten auf federnden Messer-
drähten in Mille-Griffes-Fassung. Ein ungemein natürlich wir-
kendes Schmuckstück ist das Bouton mit Schleife, dürfte indes
in der Ausführung einige Schwierigkeiten bereiten. Ferner enthält
die Tafel einige Entwürfe in griechischem Stile, die wohl modern
und originell sind, aber auch augenscheinlich zeigen, dass ein
Zurückgreifen auf symmetrische Ornamente des altgriechischen
Stiles nicht gerade als ein Fortschritt zu bezeichnen ist. Der
talentvolle Zeichner der Entwürfe ist Alois Fischer in Berlin S. 14,
Prinzenstrasse 43 IV r.
Als Illustration zu dem in dieser Nummer enthaltenen Bericht
über die Ausstellung der Berliner Fachschule bringen wir den
mit der grossen Medaille ausgezeichneten Entwurf von F. Fett
in 3/4 Grösse des Originals. Daneben zeigen wir in gleicher
Reduzierung den Entwurf zu einem Taschenbügel von Fritz Jahr,
dessen Arbeiten wir wiederholt im „Journal“ haben lobend
erwähnen können. Auch dieser Entwurf spricht für das Können
des jungen Mannes. Übrigens wolle man bei Beurteilung dieser
Entwürfe nicht vergessen des Lehrers zu gedenken, der an der
Berliner Fachschule in fruchtbarer Weise den Zeichenunterricht
leitet. Es ist der Goldschmied Alfred Hempel, selbst noch eine
junge, aber vielversprechende Kraft.

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