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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 31
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Jubiläum der Firma Hermann Walter in Halle a. S.
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0247

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.


Jubiläum der Firma Hermann Walter in Halle a. S.

In unserer Zeit der nervösen Gründungen, des plötzlichen
Werdens und Vergehens geschäftlicher Unternehmungen,
hat jedes Jubiläum eine erhöhte Bedeutung. Zeugt es
doch von einem besonderen Grad von Ausdauer schwie-
rigen wirtschaftlichen Verhältnissen gegenüber, von der
unermüdlichen Kraft eines ganzen Mannes, von Zielbewusst-
sein und persönlicher Tüchtigkeit, ohne die überhaupt
Niemand in unserem geschäftlichen Leben vorwärts kommt,
geschweige in den letzten 50 Jahren, wo ein ständiger
Wechsel der Konjunkturen das Vorwärtskommen eine
eiserne Energie erheischte.
Von dem wenigen Firmen, die in den guten Jahren
Kraft genug aufspeicherten, um den auf dem Fusse folgen-
den sturmflutartigen Krisen widerstehen zu können, ist es
in diesen Tagen wieder einmal einer Firma unseres Kunst-
handwerkes vergönnt, ihr 50 jähriges Geschäftsjubiläum
zu begehen.
Am 1. August 1907 sind 50 Jahre verflossen, dass von
dem am 9. September 1903 verstorbenen Juwelier und
Goldschmiedemeister Hermann Walter, geboren^zu Liegnitz
in Schlesien, unter den denkbar kleinsten Verhältnissen
die heutige Firma Hermann Walter, Hofjuwelier, Gold-
und Silberwarenfabrik, Halle a. S. gegründet worden ist.
Sie wurde in einem kleinen Lädchen in der Scharrengasse
Nr. 4 etabliert, ohne jeden Gehilfen, einzig und allein durch
die Arbeitskraft des Gründers geleitet.
Fleiss, strengste Reellität, tüchtiges Wissen und Können
halfen bald dem Unternehmen eine geachtete Stellung in
der Halleschen Geschäftswelt zu erringen; reichster Segen

ruhte auf dem Geschäfte, so dass schon nach kurzer Zeit,
um den gesteigerten Ansprüchen der Kundschaft genügen
zu können, das Unternehmen durch Erwerb des Grund-
stückes Scharrengasse Nr. 7 erweitert werden musste, wo
3 Goldarbeiter und 1 Silberarbeiter an dem weiteren Aus-
bau der heutigen Jubelfirma den Meister in seinen Be-
mühungen unterstützten. Zu dieser Zeit wurde als erstes
grösseres Kunstwerk die Bürgermeisterkette der Stadt
Halle gefertigt, die noch heute sich in deren Besitze be-
findet. Weitere grössere Kunstarbeiten wurden in Auftrag
gegeben, so dass bald die Zahl,der Arbeiter auf 25 ver-
mehrt werden musste, dem entsprechend mussten auch
grössere Arbeitsräume geschaffen werden, die in dem
Seitenflügel obigen Grundstückes untergebracht wurden,
und Platz für 40 Personen boten.
Da aber die Nachfrage nach silbernen Bestecken,
Kirchengeräten und auch sonstigem Tafelzierrat sich ständig
mehrte, so wurden die Silberarbeiter in einem eigens für
sie erbauten Fabriksraum des käuflich erworbenen Grund-
stückes Weidenplan Nr. 1 untergebracht, wo sie bis
Oktober letzten Jahres stationiert waren, um dann abermals
grössere, hellere Räumlichkeiten im Grundstück Harz’Nr. 3
zu} beziehen. An weiteren Prunk- und Schaustücken
wurden >in eigener Werkstatt und Fabrik gefertigt: eine
Kopie des Rudelsburgdenkmales in Silber, etwa 1 m
hoch, ein Ciborium für 'die Hallesche Neumarktgemeinde
sowie verschiedene Monstranzen, ebenso Pokale, Innungs-
embleme, Kaffeeservice usw.
Am 1. August 1882 konnte der damalige Meister im

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