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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 5
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Halbrepers-Gravierung in ihrer Anwendung
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Über die Zusammenstellung von Katalogen und Prospekten
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0061

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.

s

Halbrepers-Gravierung in ihrer. Anwendung.

Anschliessend an frühere Abhandlungen über Gravier-
arbeiten sei heute das Halbrepers behandelt, welches früher
in Verbindung mit dem Reperce in der Gravierbranche
eine bedeutende Rolle spielte und sich seit kurzem wieder
sehr stark einführt. Jeder Goldschmied wird wissen, wie
sehr begehrt die durchbrochenen Arbeiten (Reperce) waren




1. 2. 3.






und welch ungeheuere Anforderungen die Ausführung solcher
Arbeiten an den Graveur stellte. Das in den heutigen
Abbildungen veranschaulichte Halbrepers beschränkt sich
darauf, bestimmte Ornamente durch Aushöhlung der um-
stehenden Metallpartien plastisch hervorzuheben. In seiner
Ausführung bezw. Anlegung ist es sehr einfach, obwohl
es immerhin grosse Anforderungen an die Geschicklichkeit

des Graveurs selbst stellt. Wenn die Fläche des zu be-
arbeitenden Gegenstandes mit Kreide bestrichen wird, so
kann man sich das Ornament mit Leichtigkeit darauf zeichnen,
gegebenen Falls kann man auch die Metallfläche mit Gummi-
gutt bedecken und auf dieses die Zeichnung auftragen.
Alsdann bleibt das aufgezeichnete Ornament stehen, während
die umliegenden Metallflächen mit dem Stichel entfernt
werden. Fälschlich werden manchmal von Graveuren grade
die Ornamente ausgehoben und oft den bearbeiteten
Gegenständen dadurch ein eigenartiges Aussehen gegeben,
was auf Unkenntnis der Halbrepers-Gravierung zurückzu-
führen ist; denn nur das erstere Verfahren ist das richtige.
So einfach nun die Halbrepers-Gravierung in ihrer
Anlegung erscheint, so vielseitige und prächtige Effekte
kann man damit erzielen. So zeigt z. B. die Abbildung 1
einen Ring von der Seite, bei welchem der obere Teil
der Ringschiene vollständig im Halbrepers ausgeführt ist.
Abbildung 6, als Stabbrosche im Halbrepers, hat zur Hebung
des Ganzen noch einzelne Fassungen, und auch bei den
anderen Skizzen zeigt sich diese Gravierungsart in Verbindung
mit Fasserei sehr geschickt, so z. B. bei den Knöpfen 3
4 und 5 in verschiedenem Arrangement, bei 7 als Deckel-
verzierung einer Uhr, bei 8 und 9 in verschiedener Orna-
mentierung als Medaillons. Recht gediegen nimmt sich
auch der Fingerhut (2) aus, bei dem die einzelnen Arbeits-
anlagen durch glatte Bänder unterbrochen sind, ähnlich
wie bei dem Knopf in Abbildung 4.
Was nun die praktische Verwendbarkeit des Halbrepers
anbetrifft, so ist diese eine vielseitige zu nennen, denn es
passt zu allen möglichen Unterbrechungen. Steinschmuck
sowohl als Emaildessins nehmen sich sehr gut dagegen
aus, ja man kann sogar ganz nette Kombinationen ver-
schiedener Ausführungsarten in bester Harmonie finden.
Jedenfalls wird das Halbrepers demnächst wieder einen
Aufschwung feiern und dem Graveur Gelegenheit zum
gründlichen Studium desselben geben. f

Über die Zusammenstellung von Katalogen und Prospekten.

—f. Die Zusammenstellung von derartigen Druckwerken ist,
ganz abgesehen von der drucktechnischen Behandlung, eine Auf-
gabe, die nicht geringe Anforderungen an technische und kauf-
männische Umsicht stellt. Ein Katalog darf nicht zu umfangreich
sein, wenn er gelesen werden soll, und muss doch alles unum-
gänglich Notwendige in kurzer, präganter Fasson bringen. „Kein
Wort zu viel und kein Wort zu wenig“, sollte auch hier die Losung
sein, genau wie im kaufmännischen Verkehr überhaupt. Der kurze,
aber hinreichende Text soll durch hübscheAbbildungen entsprechend
ergänzt werden. Werden dieselben nicht zu gross im Verhältnis
zum Papierformat genommen, sind sie reproduktionstechnisch,
d. h. in der Retusche richtig behandelt und gut gedruckt worden,
hat man sich weise Beschränkung hinsichtlich der Grösse der
Schrift und des für den Text bestimmten Raumes auferlegt, so
wird der Katalog, der eine werbende Kraft ausüben soll, seinen
Zweck auch erfüllen. Zum mindesten sollte aber jeder Katalog in

sprachlicher Beziehung denjenigen Anforderungen vollkommen
entsprechen, die der gebildete Empfänger zu stellen berechtigt ist.
Trifft dies schon nicht immer zu, wenn es sich um deutsche
Prospekte und Kataloge handelt, so ist es leider oft noch weniger
der Fall mit fremdsprachlichen Druckwerken über deutsche Erzeug-
nisse. So las ich dieser Tage in einem englischen Blatte, in einem
Katalog über deutsche Maschinen stehe zu lesen, dass gewisse
Maschinenteile auf Stecken („sticks“) angeordnet seien. Man hat
sagen wollen: „Wellen“ (shafts); der Übersetzer, der offenbar
entweder von der englischen Technologie oder von der Maschinen-
technik überhaupt nicht viel Ahnung hat, fand im deutschen Text
jedenfalls das Wort „Stangen“ vor, sah im Wörterbuch nach und über-
setzte die Stange (=Welle) ohne Überlegung mit stick (= Stecken
oder Stock). Derartiges ist im Interesse nicht nur der betreffenden
Firma, sondern des deutschen Ansehens überhaupt sehr zu be-
dauern, denn es ist klar, dass ein Katalog mit derartigen Schnitzern

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