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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 49
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Offener Sprechsaal
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Aus der Werkstatt
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0408

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[Q||- j! | JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.

(Q)

ui.
Die Preise echt silberner und versilberter Bestecke.

Auf den Artikel in Nr. 47 des Journals betreffs Miss-
verhältnis der Preise von echt silbernen und versilberten
Bestecken, gestatte ich mir folgende Erwiderung.
Im Jahre 1890 wurde das Feinsilber nur an einigen
Tagen zu dem Preise von M. 160.— notiert, es war vordem
in schneller Folge von 90 auf 160 herauf gegangen und
ging dann auch wieder langsam zurück, zu der Zeit erhoben
nun fast sämtliche Besteckfabriken einen Aufschlag auf die
bisher immer gleichbleibenden Grundpreise von 5 bis 10°/o,
dieser kam später bei Eintritt normaler Verhältnisse in Fort-
fall. Ferner wurde 1890 zum grössten Teil als Rohware ein
viel geringeres Neusilber, das sog. Pacfong, verwandt,
welches ca. 15% billiger ist wie das heute allgemein ver-
wandte Alpacca.
Vor allen Dingen empfehle ich aber dem Herrn Einsender,
bevor er zu seinem vorschnellen Urteil kommt, doch mal
die Preise sämtlicher Rohmaterialien, wie Kupfer, Nickel usw.
von 1890 und 1907 einzuholen, er würde dann über die
heutigen Preise sein blaues Wunder erleben, dass die Löhne

sowie sämtliche Geschäftsunkosten von 1890 bis 1907 er-
heblich gestiegen sind, dürfte selbst diesem Herrn ein-
leuchtend sein.
Ferner noch ein Widerspruch in der eigenen Zeile
des Einsenders.
Zuerst schreibt der Herr: Es ist allgemein bekannt,
das die Versilberung in 90, 60, 40 Gramm sich stets auf
24 Stück versteht usw., später empfiehlt der Einsender
seinen Herren Kollegen, bei seinem Lieferanten deshalb an-
zufragen, die Wahrheit würde dann ans Licht kommen usw.,
es sind das Verdächtigungen, die sich einer Erwiderung
nicht lohnen.
Es ist heute in der Branche für versilberte Bestecke
eine solch scharfe Konkurrenz, dass es ganz unmöglich ist,
unnormale Preise zu erzielen, zudem sind auf sämtliche
Artikel, herunter bis zum Bindfaden, seit ca. U/2 Jahren er-
hebliche Aufschläge; die Löhne der Arbeiter sind von 1890 bis
1907 um 33’/3 bis teilweise 50% gestiegen, ein Vergleich
dieser angeführten Jahre ist überhaupt ein Unding.

Ein Veteran der Goldschmiedekunst.

Herr Christian Lamp (genannt Onkel Christian) feierte
am 20. November d. J. seinen 80jährigen Geburtstag. Der
alte Herr, ein geborener Kieler, fühlt sich noch so jung
und frisch, dass man ihn fast 20 Jahre jünger halten
könnte. Zirka 40 Jahre ist er als Reisender für die Gold-
und Silberwarenfirma C. E. Hahn & Co., Berlin, welche
früher in Oldesloe (Holstein) eine Gold- und Silberwaren-
fabrik unterhielt und 1867 nach Berlin übersiedelte, tätig
gewesen.
Herr Lamp hat wie selten einer der noch jetzt in
unserer Branche lebenden alten Herren Mecklenburg,
Schleswig-Holstein und Dänemark (Jütland) bis nach
Skagen hinauf mit eigenem Fuhrwerk bereist. Seit gut

10 Jahren ist er in den Ruhestand getreten. Als alter
Schleswig-Holsteinischer Veteran von 1848, wo er den
Krieg gegen Dänemark mitmachte, wurde er in der
Schlacht bei Idstedt am 25. Juli 1850 gefangen genommen
und kam nach Kopenhagen auf das alte Kriegsschiff
„Dronning-Marie“, wo er monatelang als Gefangener
schmachten musste. Mit grosser Freude erzählt er noch
gern von seinen alten Reise- und Kriegserlebnissen. Seine
Ruhetage verlebt er mit seiner unverheirateten Tochter in
Neumühlen-Dietrichsdorf bei Kiel, Scharweg, woselbst
sie eine von Naturschönheiten umgebene Villa bewohnen.
Möge dem alten Veteran noch viele Jahre eine glück-
liche Zeit und gute Gesundheit beschieden sein!

Aus der Werkstatt.

Elfenbein mit Metall- und Steindekors.
Wappen, Kreuze, Schmuckkästchen, Broches, Manschetten-
knöpfe und noch weitere Gebrauchsartikel und Schmuckstücke
können gut aus Elfenbein hergestellt werden, es empfiehlt sich
bei denselben jedoch zur Erhöhung des Effektes eine Metall-
oder Steinunterbrechung in der Art, dass Fassungen in das Elfen-
bein eingelegt oder aufmontiert werden und diese dann ent-
sprechend auszufassen sind. Um nun hierin gute Stücke zu erreichen,
wird vor allen Dingen notwendig sein, Elfenbein biegsam zu machen,
damit gewisse Bearbeitungen damit vorgenommen werden können.
Zu diesem Zwecke lege man dasselbe einige Stunden in Phosphor-
säure, wodurch auch die Undurchsichtigkeit verschwindet. Ab-
gewaschen in kaltem Wasser, kann nun das Elfenbein beliebig
in wellenartig gebogene Formen, stumpfeckige Fa?on etc. gebracht
werden, und wenn es so dann einige Zeit an die Luft gelegt wird,
hat es seine alte Härte und Farbe wieder erreicht. Die Dekoration
des Elfenbeins durch Metall und Steine ist sehr verschieden,
z. B. bei geschweiften Wappen nimmt sich eine Randeinfassung

aus Silber mit Steinen sehr gut aus, während bei Elfenbeinkreuzen
wieder eingesetzte Inkrustationen, Steinzargen etc. sich gut an-
bringen lassen. Schmuckkästchen werden auf ihrem oberen Deckel
unregelmässig mit Edelsteinen in Silber besetzt (sog. besät).
Gewellte Zierbecher aus Elfenbein werden mit einem kleinen
Goldrande eingefasst.
Härten kleiner Werkzeuge und Gegenstände.
Zum Härten kleiner Gegenstände, die sich nicht verziehen
sollen und bei denen gleichmässige Härte erste Grundbedingung
ist, macht man sich ein kleines Eisenkästchen mit Stiel in der
Grösse des Gegenstandes, auch kann man eine sonst passende
Blechschachtel verwenden. Diese wird mit fein pulverisierter
Holzkohle gefüllt, in welche die Gegenstände, möglichst nach
oben, bei mehreren Sachen mit Zwischenräumen zwischen den
einzelnen Stücken, eingelegt werden. Um den richtigen Hitzegrad
zu ersehen, lege man ein Stückchen Stahl direkt auf die zerstossene
Kohle. Ist der Stahl schön hochrot, dann kann man die Ablöschung
in lauwarmen Wasser vornehmem, das Glühen zuvor geschieht am
besten in einem Glühofen. f

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