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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 35
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Webel, Oskar: Vom Verbandstag in Kiel
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0291

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.
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EXTRA-DAMPFER „HOLLMANN“
auf dem die Festfahrt nach Sonderburg am Kieler Verbandstag unternommenjjwurde.

Vom Verbandstag in Kiel.

„Wenn die Verbandstage auch keinen anderen Zweck
haben sollten, als die leitenden Vertreter unseres Berufs-
lebens aus allen Teilen des deutschen Vaterlandes in
nähere Berührung zu bringen und dadurch einen Aus-
gleich der Anschauungen herbeizuführen, dann allein schon
wären sie eine segensreiche Einrichtung!“ Diese Worte
sprach Herr Hofgoldschmied Theodor Heiden-München
in seiner von Patriotismus durchglühten Rede bei dem
Festmahle am Sonntag in Kiel. Die der Erholung ge-
widmeten Veranstaltungen der Kieler Kollegen haben
die Wahrheit dieser Worte zur Evidenz bewiesen. Und
wer den Geist beobachtet hat, der die Stimmung an dem
erwähnten Festmahle beherrschte, der muss zu der Über-
zeugung gedrängt werden, dass derartige Verbandstage
angetan sind, dass das in den Kreisen der Kollegen-
schaft unserer Branche längst als Mangel empfundene
Solidaritätsgefühl nirgends besser entfacht werden kann,
als bei solchen Gelegenheiten. In traulicher Harmonie
sitzen sie da beieinander, die Vertreter der einzelnen
Interessengruppen, der Fabrikanten, Grossisten und
Kleingoldschmiede, und fühlen es kaum, wie sich all-
mählich die Rinde des gegenseitigen Misstrauens vom
Herzen löst und Vertrauen und Freundschaft sie alle
in ihren wohltätigen Bann nimmt.
Und als unser Verbandsvorsitzender, Herr Fischer,
bei erwähntem Mahle in einem humoristisch angehauchten

Rückblick auf seine Tätigkeit als Agitator für die Ein-
bruchskasse das hochherzige Wort einer Goldschmieds-
frau zitierte, da waren es beileibe nicht die Geister des
Weines, sondern vielmehr war es die herzliche Freude
und helle Begeisterung, die ein Dutzend Hände drängte,
die gefeierte Frau Hofjuwelier Eberhardt-Altenburg samt
ihrem Stuhle hochzuheben und sie der ihr zujubelnden
Festversammlung zu zeigen.
An dieses herrliche Mahl schloss sich eine Dampfer-
fahrt durch den Hafen und auf die offene See hinaus,
die die Teilnehmer noch enger zusammen drängte und
dadurch zu noch engerer Fühlung bewegte. Der Über-
mut einiger jüngerer Fachgenossen tat das übrige und
riss schliesslich alle Passagiere zu einer ungezwungenen
Fröhlichkeit mit fort. Vergessen wollen wir nicht, an
die reizende Episode zu erinnern, welche das Auffischen
einer bei dem Feuerschiff ausgesetzten Flasche Cognak
bildete und die besonders noch durch die Empfindung,
den oft lange Wochen zu einem haftartigen Einsiedler-
leben verurteilten Seeleuten eine kleine Freude bereitet
zu haben, einen befriedigenden Reiz erlangte. Den Ab-
schluss des abwechslungsreichen 1. Tages bildete ein
Kränzchen im Hotel Bellevue, bei dem Terpsichore das
Szepter schwang und manchen in ihren Bannkreis zog,
der es längst verlernt hatte, das Tanzbein zu schwingen.
Auch die Erholungspause des 2. Tages lag zunächst

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