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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 5
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Kleine Mitteilungen des Journal der Goldschmiedekunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0063

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Joldscf)miededunst.



Frage- und Antwortkasten.
Die Aufnahme von Anfragen und Antworten erfolgt kostenlos, doch nur
nach der Reihe ihres Einganges und nach dem Massstabe des dafür verfügbaren
Raumes. Ausgeschlossen davon sind Fragen persönlichen Charakters, be-
leidigenden Inhaltes, solcher, die kein allgemeines Interesse haben und von
Nichtabonnenten oder Nichtinserenten. Eine direkte, briefliche Beantwortung
findet nur in Ausnahmefällen und auch nur dann statt, wenn der Anfrage das
Rückporto beigefügt ist. Eine Teilnahme unserer geschätzten Leser an der
Beantwortung gestellter Anfragen ist im Interesse der Allgemeinheit be-
sonders erwünscht.
FRAGEN:
Frage Nr. 1257. Wie kann man Stahl grau, grün oder blau
oxydieren ?
Frage Nr. 1258. Wie kann man in Platin einen schönen Glanz
stechen und wie hat man die Stichel zu behandeln?
Frage Nr. 1259. Kann mir ein Kollege die genaue Adresse
eines Herrn Guidschmied oder Goudschmied, Fabrikant für nor-
wegischen Filigran-Schmuck nennen?
Frage Nr. 1260. Wer von den verehrlichen Herren Kollegen
könnte mir Auskunft erteilen, an welchem Platze in Süddeutschland
(Württemberg, Baden oder Bayern) mit Aussicht auf Erfolg von
solidem, strebsamen Goldschmied eine Werkstätte eröffnet werden
könnte, resp. Nachfrage nach einer
solchen vorhanden wäre? . u
Frage Nr. 1261. Wer kann mir
den Fabrikanten der Briefwagen laut
beistehender Abbildung nennen? Die
Mechanik ist durch ein Gehäuse ge- | ' \ \
schützt und befindet sich afi der |r
Wölbung des letzteren ein Schlitz,
in welchem sich der Zeiger bewegt.
Frage Nr. 1262. Auf welche Weise lässt sich schnell und sicher
eine Silberprobe machen, d. h. ein Verfahren, um beim Einkauf von
altem Silber schnell festzustellen, ob die zu verkaufenden Gegen-
stände 750 oder 800 Silber sind?
Frage Nr. 1263. Wie resp. womit schleift und poliert man
abgetragene Opale?
Frage Nr. 1264. Kann man Opalen, welche durch Hitze etwas
gelitten haben, etwas milchig geworden sind, das natürliche Feuer
wieder geben?
ANTWORTEN:
-J- Zur Frage Nr. 1257. Eine Lösung von 70 Teilen Kupfernitrat
in 30 Teilen Weingeist wird mittelst Haarpinsels auf die ange-
wärmten Metallteile auf gestrichen, dann dieselben auf Eisenblech
gelegt und wieder erwärmt. Durch dieses Verfahren zersetzt sich
das Kupfernitrat, das sich bildende Kupferoxyd scheidet sich in
seiner Verteilung auf dem Metall ab und verleiht demselben einen
schwarzen Ton, der, beim Erkalten abgerieben, grau bleibt. Ersetzt
man die Kupfernitratlösung durch eine weingeistige Mangannitrat-
lösung, so entstehen dadurch bronzeartige Töne.
Eine blauschwarze Färbung erhält man, wenn die Gegenstände
in einem Bade dünner Kupfervitriollösung getaucht werden, wodurch
sich anfänglich eine schwache, rötliche Haut bildet. Nach einem
Spülen in reinem Wasser wird weiter mit einer Lösung von unter-
schwefligsaurem Natron, dem etwas Salzsäure zugesetzt ist, gearbeitet,
es erhalten nun die Sachen obigen Ton, der abgetrocknet auch
poliert werden kann.
Dunkelblaue Färbung auf Stahl wird erreicht, wenn in 1 Liter

Wasser 140 g unterschwefligsaures Natron und in einem weiteren
Liter Wasser 35 g essigsaures Blei gelöst werden. Beide Lösungen
werden miteinander vermischt, die Gegenstände hineingelegt und
das Bad langsam erhitzt, worauf die Sachen blau anlaufen. Aus der
Flüssigkeit herausgenommen, werden die Waren an einem warmen
Orte noch einige Stunden stehen gelassen.
Zur Grünfärbung ist es am besten, wenn Sie den Stahl zuvor
vernickeln und diesen Überzug alsdann erst grün färben.
j- Zur Frage Nr. 1258. Um bei Platinfassungen einen schönen,
tiefschwarzen Glanzschnitt zu erhalten, ist die Anwendung von
Terpentin notwendig, welches dem Platinmetall vorübergehend Fett-
stoffe zuführt. Bearbeiten Sie die betreffende Fassung bis zum
Glanzschneiden genau so wie bei anderen Metallen. Das Glanz-
schneiden geschieht nun in folgender Weise: Der Stichel wird auf
dem Ölstein scharf zugeschliffen und ebenso auf dem Schwarzstein-
glanz geschliffen. In ein bereit gehaltenes Tuschschüsselchen giesst
man nun einige Tropfen Terpentinöl und taucht den so vorge-
arbeiteten Stichel mit der Glanzfläche hinein und schneidet nun Glanz.
Es muss auf diese Weise ein tiefschwarzer Glanzschnitt entstehen,
das Eintauchen des Stichels ist oft zu wiederholen. Beim Aus-
waschen des fertigen Gegenstandes verschwindet der eventuell noch
anhaftende Terpentin geruch.
f Zur Frage Nr. 1262. Zum Schnellprobieren von Silber dient
hauptsächlich die Strichprobe, bei der jedoch eine so genaue Be-
stimmung, wie Sie meinen, in der kurzen Zeit nur dann ermöglicht
wird, wenn der Probierer eine gewisse Routine darin hat. Im
allgemeinen aber können immer einige Tausendteile Differenz sein
und muss man eben in der Nennung des Kaufpreises für Alt-Silber
darauf Rücksicht nehmen. Wenn Sie sogenannte Probiernadeln mit
den verschiedenen Silberfeingehalten haben, so streichen Sie auf einem
Schwarzstein (Probierstein) Gegenstand und Feingehaltnadel und
behandeln beide Stellen mit Probierwasser, wodurch Sie den Fein-
gehalt bestimmen können. Nehmen Sie zum Probieren Königswasser,
so bildet sich dabei das weisse Chlorsilber, wodurch wohl eine sehr
genaue Bestimmung möglich ist. Nehmen Sie eine Probierflüssigkeit
aus 50 g Wasser, 12,5 g englischer Schwefelsäure und 6 g doppelt-
chromsaurem Kali, so verwandelt sich das Silber in das karminrote
Chromsilber. Das beste Mittel ist jedoch, beim Einkauf schon auf
kleine Differenzen etwas Rücksicht zu nehmen.

Aus dem Gerichtssaal.
* Verurteilung wegen Hehlerei und Diebstahls. In Plauen
im Vogtlande stahl ein Uhrmacherlehrling seinem Prinzipale Gold-
waren und verkaufte sie unter dem Werte an einen Goldschmied.
Der Lehrling beschuldigte den Goldschmied, dass er ihn zum Dieb-
stahl verleitet habe. Dieser bestritt dies entschieden und behauptete,
die Waren nur abgenommen zu haben, weil er annahm, dass der
Lehrling Geschäfte für eigene Rechnung mache. Es sei in den
Kreisen der Uhrmachergehilfen üblich, solche Geschäfte hinter dem
Rücken des Prinzipals zu machen. Der Sachverständige, Herr Rats-
uhrmacher Arno Hentschel, wies diese merkwürdige Behauptung,
gegen die wir auch unsererseits hiermit ganz entschieden Ver-
wahrung einlegen möchten, zurück. Der Lehrling wurde zu drei,
der Goldschmied wegen Hehlerei zu zwei Wochen Gefängnis verurteilt.

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