- jj JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST. | ||— - —| (Ö)
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nicht in der Lage ist, suggestiv auf den Empfänger einzuwirken,
wenigstens nicht im günstigen Sinne. Der Erzähler dieses Schnitzers
führte aus demselben Katalog noch eine Reihe anderer Sprachfehler
auf, die unwillkürlich zum Lachen reizen. Dabei verkennt er als viel-
gereister und sprachkundiger Mann durchaus nicht die Schwierig-
keiten einer solchen Übersetzung und führt im Anschluss daran
noch folgende drollige Anstrengung eines Franzosen, englisch zu
radebrechen, an. Der Franzose war langjähriger Geschäftsfreund
eines grossen englischen Fabrikanten und besuchte diesen einmal
zwecks grösserer Einkäufe. Nachdem das Geschäftliche erledigt
ist, wird er vom Fabrikanten auf dessen Landsitz eingeladen, wo
er sich einige Tage aufhält. Der englischen Sprache war der
Franzose sehr wenig mächtig, aber als er sich zum Abschied
rüstete, hatte er doch den naheliegenden Wunsch, der liebens-
würdigen Hausfrau in ihrer Sprache einige verbindliche Worte
zu sagen. Er hatte sich auf diese wichtige Aktion jedenfalls schon
einige Tage mit Hilfe seines kleinen Wörterbuches vorbereitet,
und als der Wagen vorgefahren war und die letzten Händedrücke
gewechselt wurden, wendete er sich der Dame des Hauses zu
und sagte auf englisch, so gut es gehen wollte: „Kann ich Ihnen,
Madame, auch meine Empfindungen nicht erzählen, so hoffe ich
doch, dass Sie riechen werden, was ich denke". Er ahnte nicht,
wie lächerlich dieses Kompliment ausgefallen war, denn er hatte
ja nach dem Wörterbuch übersetzt! Und da stand hinter dem
französischen Wort „sentir“ (fühlen) die doppelte englische Be-
deutung: „fühlen“ und „riechen“. Der böse Zufall wollte, dass
er gerade das unpassende Wort wählte. Diese wahren Geschicht-
chen liefern den Beweis dafür, wie viele Klippen es für denjenigen
Übersetzer gibt, der nicht tiefer in eine Sprache eingedrungen ist.
Vor den gröbsten Fehlern kann man sich aber auch dadurch nicht
schützen, dass man den deutschen Text direkt ins Ausland zum
Übersetzen gibt, wie beispielsweise einem Vertreter. Diesen
Herren, die vielfach recht wenig in die Fabrikation ihres Hauses
cingedrungen sind, passieren die schlimmsten Entstellungen nach
anderer Richtung hin, und diese sind deshalb noch viel schlimmer,
als die Fehler eines die fremde Sprache nicht ganz beherrschenden
Deutschen, weil der Vertreter an sich tadellos Französisch und
Englisch liefert und der Leser mithin den Eindruck haben muss,
als seien die tatsächlich falschen Angaben richtig. Beispiele
hierfür wird jeder wissen, der damit zu tun gehabt hat. Das
Richtige ist daher, die Übersetzung hier anfertigen zu lassen, sie
nach dem betreffenden Ausland zur Kontrolle zu schicken und
dann zu Hause wieder durchzusehen, um die im Auslande durch
die Korrektur der Stilistik hineingekommenen technischen Fehler
wieder zu beseitigen.
Selbstherstellung von Werkzeugen.
a) Der Ringfasskloben.
„Not lernt beten“, heisst ein altes Sprichwort, das sich in der
Praxis auch bewahrheitet. Wie mancher Goldschmied musste
sich schon schnell aus einer Nadelfeile einen Schaber zurecht-
Fig. 1.
Ringfasskloben, offen.
machen, um versäubern zu
berechtigten Stolzes darin, sagen zu können, man habe sich das
oder das Werkzeug selbst angefertigt, denn man kann bei Her-
stellung desselben gewisse Vorteile wahrnehmen und bei dem
Werkzeugstück verwerten.
Dem Juwelier kommt es sehr oft vor, dass beim Einspannen
von Ringen der Ringfasskloben bricht, auch das viele Einspannen
ruft Vertiefungen in den inneren Backen des Fassklobens hervor,
die eine Nacharbeit notwendig machen. Am besten lässt man
sich von einem Dreher immer einige solcher Fassklobenhölzer,
deren Hälften natürlich zusammenpassen müssen, vorrätig anfertigen
und zwar aus astfreiem Hartholz. Ausserdem kaufe man sich kleine
Scharnierbändchen von etwa 1—1J/2 cm Länge nebst kleinen
Schräubchen, um damit die einzelnen Fassklobenhälften verbinden
Fig. 2. Ringfasskloben, geschlossen
mit eingeschraubtem Ringe.
können usw., es liegt auch ein Stück
zu können. Ebenso schafft man sich eine Schraube mit Flügel-
mutter an oder aber auch man verwende jeweils die Schraube
des zerbrochenen Fassklobens wieder.
Zuerst schneide man nun mit einem Taschenmesser oder mit
Fig. 3. Ringfasskloben
m. Keil u. Schlusszarge
einem breiten Flachstichel in beide Fasskloben-
hälften unten bei a eine Vertiefung, in welche
sich das Scharnierbändchen so hineinlegt, dass
das Scharnier selbst unten aus dem Fasskloben
heraussteht und schraube das Bändchen nun
zu beiden Seiten fest. Dann lege man den Fass-
kloben zusammen und brenne bei der dicksten
Stelle, bei c, mit einem hinreichend dicken
glühenden Eisen (Schürhaken oder dergl.) ein
Loch durch, oder man bohre dasselbe so gross,
dass sich die Schraube bequem durchführen
lässt und der Fasskloben genügend Spielraum
hat. Endlich nehme man ein altes Stück Feder-
stahl (von einem Regulator oder Korsettstab ),
befestige dasselbe bei b, damit solches beim
Aufdrehen des Fassklobens jeweils den gegen-
überliegenden Backen zurückdrängt und somit
eine Öffnung zum Einspannen von Ringen her-
stellt. Vorteilhaft ist, wenn die Fasskloben-
schraube bei ihrem hinteren Ende c eine
mehr viereckige Form annimmt, um fester
zu sitzen. Fig. 1 zeigt einen Fasskloben nach seiner Fertigstellung,
während Fig. 2 einen solchen mit eingespanntem Ring-Kittpfropfen
veranschaulicht.
Manche Juweliere verwenden auch gerne die in Fig. 3 abge-
bildete Fagon von Ringfasskloben, die ebenfalls aus zwei solcher
Halbhölzer besteht, die durch eine einfache, etwa P/a—2 cm breite
Messingzarge miteinander verbunden bezw. festgehalten werden
und wobei das Festhalten des seitlich aufgespannten Ringes durch
einen oben eingetriebenen Keil bewerkstelligt wird. Der ganze
Fasskloben besteht also nur aus 2 Fassklobenhölzern, einer Messing-
zarge und einem kleinen Hartholz- oder Metallkeilchen und ist
die Selbstanfertigung sehr leicht. Letzterer Fasskloben wird in-
des meist nur beim ä jour-Bohren von Gegenständen benützt,
da ein seitliches Bearbeiten des Ringes sehr umständlich ist. f
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nicht in der Lage ist, suggestiv auf den Empfänger einzuwirken,
wenigstens nicht im günstigen Sinne. Der Erzähler dieses Schnitzers
führte aus demselben Katalog noch eine Reihe anderer Sprachfehler
auf, die unwillkürlich zum Lachen reizen. Dabei verkennt er als viel-
gereister und sprachkundiger Mann durchaus nicht die Schwierig-
keiten einer solchen Übersetzung und führt im Anschluss daran
noch folgende drollige Anstrengung eines Franzosen, englisch zu
radebrechen, an. Der Franzose war langjähriger Geschäftsfreund
eines grossen englischen Fabrikanten und besuchte diesen einmal
zwecks grösserer Einkäufe. Nachdem das Geschäftliche erledigt
ist, wird er vom Fabrikanten auf dessen Landsitz eingeladen, wo
er sich einige Tage aufhält. Der englischen Sprache war der
Franzose sehr wenig mächtig, aber als er sich zum Abschied
rüstete, hatte er doch den naheliegenden Wunsch, der liebens-
würdigen Hausfrau in ihrer Sprache einige verbindliche Worte
zu sagen. Er hatte sich auf diese wichtige Aktion jedenfalls schon
einige Tage mit Hilfe seines kleinen Wörterbuches vorbereitet,
und als der Wagen vorgefahren war und die letzten Händedrücke
gewechselt wurden, wendete er sich der Dame des Hauses zu
und sagte auf englisch, so gut es gehen wollte: „Kann ich Ihnen,
Madame, auch meine Empfindungen nicht erzählen, so hoffe ich
doch, dass Sie riechen werden, was ich denke". Er ahnte nicht,
wie lächerlich dieses Kompliment ausgefallen war, denn er hatte
ja nach dem Wörterbuch übersetzt! Und da stand hinter dem
französischen Wort „sentir“ (fühlen) die doppelte englische Be-
deutung: „fühlen“ und „riechen“. Der böse Zufall wollte, dass
er gerade das unpassende Wort wählte. Diese wahren Geschicht-
chen liefern den Beweis dafür, wie viele Klippen es für denjenigen
Übersetzer gibt, der nicht tiefer in eine Sprache eingedrungen ist.
Vor den gröbsten Fehlern kann man sich aber auch dadurch nicht
schützen, dass man den deutschen Text direkt ins Ausland zum
Übersetzen gibt, wie beispielsweise einem Vertreter. Diesen
Herren, die vielfach recht wenig in die Fabrikation ihres Hauses
cingedrungen sind, passieren die schlimmsten Entstellungen nach
anderer Richtung hin, und diese sind deshalb noch viel schlimmer,
als die Fehler eines die fremde Sprache nicht ganz beherrschenden
Deutschen, weil der Vertreter an sich tadellos Französisch und
Englisch liefert und der Leser mithin den Eindruck haben muss,
als seien die tatsächlich falschen Angaben richtig. Beispiele
hierfür wird jeder wissen, der damit zu tun gehabt hat. Das
Richtige ist daher, die Übersetzung hier anfertigen zu lassen, sie
nach dem betreffenden Ausland zur Kontrolle zu schicken und
dann zu Hause wieder durchzusehen, um die im Auslande durch
die Korrektur der Stilistik hineingekommenen technischen Fehler
wieder zu beseitigen.
Selbstherstellung von Werkzeugen.
a) Der Ringfasskloben.
„Not lernt beten“, heisst ein altes Sprichwort, das sich in der
Praxis auch bewahrheitet. Wie mancher Goldschmied musste
sich schon schnell aus einer Nadelfeile einen Schaber zurecht-
Fig. 1.
Ringfasskloben, offen.
machen, um versäubern zu
berechtigten Stolzes darin, sagen zu können, man habe sich das
oder das Werkzeug selbst angefertigt, denn man kann bei Her-
stellung desselben gewisse Vorteile wahrnehmen und bei dem
Werkzeugstück verwerten.
Dem Juwelier kommt es sehr oft vor, dass beim Einspannen
von Ringen der Ringfasskloben bricht, auch das viele Einspannen
ruft Vertiefungen in den inneren Backen des Fassklobens hervor,
die eine Nacharbeit notwendig machen. Am besten lässt man
sich von einem Dreher immer einige solcher Fassklobenhölzer,
deren Hälften natürlich zusammenpassen müssen, vorrätig anfertigen
und zwar aus astfreiem Hartholz. Ausserdem kaufe man sich kleine
Scharnierbändchen von etwa 1—1J/2 cm Länge nebst kleinen
Schräubchen, um damit die einzelnen Fassklobenhälften verbinden
Fig. 2. Ringfasskloben, geschlossen
mit eingeschraubtem Ringe.
können usw., es liegt auch ein Stück
zu können. Ebenso schafft man sich eine Schraube mit Flügel-
mutter an oder aber auch man verwende jeweils die Schraube
des zerbrochenen Fassklobens wieder.
Zuerst schneide man nun mit einem Taschenmesser oder mit
Fig. 3. Ringfasskloben
m. Keil u. Schlusszarge
einem breiten Flachstichel in beide Fasskloben-
hälften unten bei a eine Vertiefung, in welche
sich das Scharnierbändchen so hineinlegt, dass
das Scharnier selbst unten aus dem Fasskloben
heraussteht und schraube das Bändchen nun
zu beiden Seiten fest. Dann lege man den Fass-
kloben zusammen und brenne bei der dicksten
Stelle, bei c, mit einem hinreichend dicken
glühenden Eisen (Schürhaken oder dergl.) ein
Loch durch, oder man bohre dasselbe so gross,
dass sich die Schraube bequem durchführen
lässt und der Fasskloben genügend Spielraum
hat. Endlich nehme man ein altes Stück Feder-
stahl (von einem Regulator oder Korsettstab ),
befestige dasselbe bei b, damit solches beim
Aufdrehen des Fassklobens jeweils den gegen-
überliegenden Backen zurückdrängt und somit
eine Öffnung zum Einspannen von Ringen her-
stellt. Vorteilhaft ist, wenn die Fasskloben-
schraube bei ihrem hinteren Ende c eine
mehr viereckige Form annimmt, um fester
zu sitzen. Fig. 1 zeigt einen Fasskloben nach seiner Fertigstellung,
während Fig. 2 einen solchen mit eingespanntem Ring-Kittpfropfen
veranschaulicht.
Manche Juweliere verwenden auch gerne die in Fig. 3 abge-
bildete Fagon von Ringfasskloben, die ebenfalls aus zwei solcher
Halbhölzer besteht, die durch eine einfache, etwa P/a—2 cm breite
Messingzarge miteinander verbunden bezw. festgehalten werden
und wobei das Festhalten des seitlich aufgespannten Ringes durch
einen oben eingetriebenen Keil bewerkstelligt wird. Der ganze
Fasskloben besteht also nur aus 2 Fassklobenhölzern, einer Messing-
zarge und einem kleinen Hartholz- oder Metallkeilchen und ist
die Selbstanfertigung sehr leicht. Letzterer Fasskloben wird in-
des meist nur beim ä jour-Bohren von Gegenständen benützt,
da ein seitliches Bearbeiten des Ringes sehr umständlich ist. f
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