Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

DOI issue:
Nr. 15
DOI article:
Alaska
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0132

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.


Alaska.*)

Die guten — oder, wenn man will, die schrecklichen Zeiten
für den kleinen Goldsucher sind jetzt in Alaska vorüber; das
Grosskapital mit seinen Maschinen ist an der Arbeit. Das Gross-
kapital macht weniger Geräusch, aber mehr Gold, und zwar
gerade an abgewirtschafteten Stellen. Abgewirtschaftet nämlich
für primitives Handwerkszeug; doch bei rationellem Abbau im
grossen heisst es: die Menge tut’s!
Die Geldsendungen, die noch heutigentages über Skaguay in
Seattle oder San Francisco eintreffen, reden beredt genug. Seattle
ist durch den Verkehr mit Alaska gross geworden. Seattle war
weitsichtig. Die deutsche Schiffahrt hätte vielleicht unternehmender
sein können, dann wäre möglicherweise ein Teil des Alaska-
verkehrs auch in ihre Hände gekommen. Jetzt wird es nicht
leicht sein, durch eine neue Linie Boden zu fassen, da die Ver-
einigten Staaten in dieser Beziehung sehr konservativ sind.

ist, für eine verhältnismässig so geringe Summe. Ja, selbst in
den Staaten herrschte damals weit verbreitete Kurzsichtigkeit.
Höchst angesehene Kongressredner erklärten es für ein Verbrechen
gegen das öffentliche Interesse, auch nur einen Dollar für ein
völlig unwirtliches Land zu opfern, aus dem nichts, aber auch
nichts zu holen sei! Doch der gesunde und politische Menschen-
verstand bekam unter der Führung Sewards Oberwasser, und so
ging ein Land von fast der dreifachen Grösse Deutschlands, von
mehr Flächeninhalt als zwanzig der älteren Staaten der Union
zusammen im Jahre 1867 aus russischer Oberhoheit für nur
7^ Millionen Dollars in nordamerikanischen Besitz über. Seitdem
ist allein an Pelzwaren und Fellen für mehr als 60 Millionen Dollars
ausgeführt worden und für ebensoviel an Lachskonserven! Viele
Millionen hat die nordamerikanische Industrie und Schiffahrt
bereits durch den Import verdient.


Der White-Pass zwischen

Skaguay und Dawson City.

Das Gold kommt übrigens nicht nur aus dem Klondikedistrikt,
das ist der des Klondikeflusses, der bloss einen kleinen Teil des
grossen Yukon-Golddistriktes vorstellt und nebst Dawson, der
wachsenden Kapitale des Nordlandes, zu Kanada und nicht zu
den Vereinigten Staaten gehört. Auch die Goldwerke von Allin,
nördlich von Skaguay, gehören Kanada an. Im kanadischen Teil
ist noch Acker- und Gemüsebau möglich, während im über-
wiegenden nordamerikanischen Gebiete, zumal nördlich des Yukon-
flusses, dies auch für die Zukunft ausgeschlossen bleibt. Allein im
Staatenteil ebenfalls findet man bis nahe Nome an der Behringsee
stets wieder Gold, und im nordamerikanischen Südost-Alaska
stecken neue und alte, noch immer ergiebige Goldminen.
Vom Mineralreichtum abgesehen, steckt ein enormes Vermögen
an nutzbarem Holz und Tierprodukten in Alaska. Russland würde
sich heute nach der ungeahnten Entwickelung sehr besinnen, es
an die Staaten zu verkaufen, und noch dazu, wie es geschehen
*) Der Artikel ist ein Auszug und gleichfalls sind die Abbildungen aus
dem empfehlenswerten Werke: Amerika-Wanderungen eines Deutschen Von
Johannes Wilda. II. Auf dem Kontinent der Mitte zwischen Alaska und Peru.
Mit 26 Abbildungen. Allgemeiner Verein für deutsche Literatur. Berlin 1906.
Preis 7,50 Mk.

Die Bewohner einer einzigen deutschen Stadt von 60 bis
70000 Einwohnern könnten das Riesenland genau so dicht be-
völkern, wie dies es heutigentages ist. Die Eskimos und Indianer
schätzte man beim Verkauf zu gleichen Teilen auf ein Drittel der
Bewohnerschaft, das dritte Drittel fiel auf Weisse und Misch-
linge, summa summarum an 30000 Seelen. Heute nehmen die
Weissen allein diese Zahl in Anspruch, wozu noch einige tausend
Chinesen, einige hundert Japaner und sogar ein paar hundert Neger
kommen. Die Japanerzahl mag sich inzwischen erheblich gesteigert
haben. Unter den etwa 31000 Weissen befinden sich 28000 männ-
liche Individuen.
Südost-Alaska beginnt etwas nördlich von Port Simpson un-
gefähr beim 50. Grad nördlicher Breite und reicht etwa bis zum
60. Grad; das entspricht bei uns etwa der Breite zwischen
Frankfurt a. M. und Stockholm. Es wird lange nicht so kalt wie
in diesem uns vertrauten Striche, und dennoch kommt es einem
bei weitem nördlicher vor; man bleibt deshalb in einem Staunen
über die Üppigkeit des Pflanzenwuchses, die Schönheit und Grösse
der Wiesenblumen. Ähnlich ergeht es uns in dem vom Golfstrom
beeinflussten nordwestlichen Norwegen. Dasselbe bewirkt für
Südost-Alaska der hier auslaufende warme Japanstrom.

114
 
Annotationen