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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 37
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Eppler, Alfred: Die Schmuckstein-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0305

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Journnl der Goldschmiedekunst

7. September 1907.

Inhaltsverzeichnis u. Bezugsbedingungen
befinden sich am Schlüsse des redakt. Teiles.

28.
Jahrgang

Erscheint jeden Sonnabend
in zwei sich abwechselnden Ausgaben.

Suweliere, Gold« und Silberschmiede,
CHEMNITZ, GERA-ALTENBURG, GLEIWITZ, GLOGAU,
Innung pfälz.Gold- u. Silberarbeiter (Sitz: NEUSTADT a.H.),
der Freien Vereinigungen der Gold- und Silberschmiede zu
Silberschmiede von BADEN, WÜRTTEMBERG, RHEINLAND
WÜRZBURG und des Regierungsbezirks FRANKFURT a. 0.
LEIPZIG, Rßichssfrasse 18-20

Amtliches Organ des Verbandes Deutscher
der Goldschmiede-Innungen zu BERLIN, BRAUNSCHWEIG,
KOLBERG, LEIPZIG, LIEGNITZ und SCHWEIDNITZ, der
der Goldschmiede-Werkgenossenschaft BERLIN (E. G. m. b.H.),
GÖRLITZ u. STETTIN und der Vereine der Juweliere, Gold-u.
und WESTFALEN, KÖLN, MÜNCHEN, WIESBADEN,
HERII1. SCHLAG HACHF



Nachdruck aller Artikel ohne Genehmigung der Redaktion ist verboten.

Die Schmuckstein-Ausstellung.
Von Dr. Alfred. Eppler, Crefeld.

Gegenwärtig findet bekanntlich in Aachen eine Aus-
stellung für christliche Kunst statt, mit welcher auf
Betreiben des Herrn Dr. Eppler eine Schmuckstein-
Ausstellung verbunden ist. Der Katalog der Aachener
Ausstellung ist mit einem interessanten kunstgeschicht-
lichen Vorwort versehen, dessen die Schmuckstein-
Sonderausstellung behandelnder Teil von genanntem
Herrn bearbeitet ist. Durch das liebenswürdige Ent-
gegenkommen des Verfassers sind wir in der Lage, die
Abhandlung nachstehend den weiteren Kreisen der Leser
unseres „Journals“ bekanntgeben zu können.
Schon in alttestamentlicher Kultur wurden schöne
Steine zum Schmuck verwandt. Der Leibrock Aarons
war, wie uns Exod. 28 berichtet wird, auf den Schultern
mit zwei Onyx-Steinen verziert. In jeden dieser beiden
Steine waren die Namen von sechs der zwölf Stämme
durch geschickte Siegelschneider eingraviert worden,
und das Brustschild des Hohepriesters war mit zwölf
verschiedenen Edelsteinen besetzt, und in jedem Stein
war der Name eines Stammes eingeschnitten.
Auch an den Geräten der christlichen Kirche finden
wir frühzeitig die Verwendung schöner Steine, und aus
den Kirchen des Mittelalters stammen Meisterwerke
der Goldschmiedekunst, die mit geschliffenen und ge-
schnittenen Steinen reich verziert sind.
Nach einer langen Pause, in der das Interesse an
schönen Schmucksteinen fast ganz verschwunden war,
erwacht neuerdings, wie auf anderen Gebieten, so auch
im Bereich der christlichen Kunst wieder die Freude
an den farbigen, glänzenden Steinen. Mancherlei Ver-
hältnisse unserer Zeit begünstigen dieses Wiederaufleben
der Verwendung der Schmucksteine, so vor allem die
Tatsache, dass in unserer modernen Kunst der Farben-
sinn wieder mehr gepflegt wird und ausserdem der
Umstand, dass sich die Zahl der verwendbaren Schmuck-

steine ausserordentlich vergrössert hat, so dass man
heute fast die ganze Farbenskala in ihren mannig-
faltigsten Abstufungen mit Schmucksteinen besetzen
könnte. Zudem werden sie durch den so reich ent-
wickelten Verkehr aus allen Ländern der Welt in so
reicher Menge zu uns gebracht, dass der Preis für die
meisten ein verhältnismässig niedriger ist. Allerdings
darf mit Bestimmtheit angenommen werden, dass spätere
Jahrhunderte uns um diesen Reichtum an schönen
Schmucksteinen beneiden werden, denn bei der fieber-
haften Ausbeute werden manche Fundgruben bald er-
schöpft sein, so dass mancher Stein, der jetzt für wenig
Geld zu haben ist, später hoch im Preise stehen wird.
Wie uns die Kirchen aus alter Zeit manch schön ge-
schnittenen Stein treu bewahrt haben, so wollen wir
hoffen, dass sie auch von unserem Reichtum an Schmuck-
steinen herrliche Stücke unseren Enkeln überliefern.
Der Entwickelung einer neuen Blütezeit in der Ver-
wendung der Schmucksteine stehen aber auch allerlei
Schwierigkeiten und Hindernisse im Wege. So fehlt es
zur Zeit noch an einer engen Beziehung zwischen den
berufenen Vertretern der Schmuckstein-Industrie und den
führenden Künstlern unseres deutschen Kunstgewerbes.
Auf der einen Seite fehlt es an Interesse und Verständnis
für die Bestrebungen unserer modernen Kunst, auf der
andern an der Kenntnis des so vielseitig verwertbaren,
prächtigen Materials. Wie wenige unserer Künstler und
Kunstfreunde sind vertraut mit den herrlichen Blumen
des Mineralreiches. Hier liegt noch eine Wunderwelt
verborgen, die der Erschliessung durch gottbegnadete
Künstlerhände harrt.
Wie wenig die einfachsten Kenntnisse über Schmuck-
steine verbreitet sind, das zeigt die häufige Verwendung
von minderwertigen Steinen besonders auch bei der
Herstellung kirchlicher Geräte, sowie die Tatsache, dass

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