JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.
Eine neue Fassmethode für dünne Arbeiten,
doublierte Bleche, Uhrdeckel etc.
Dünne Artikel und hohle Sachen müssen bekanntlich
sehr vorsichtig behandelt werden, damit keine Beulen
darin entstehen oder sonstige Unebenheiten im Metall
sichtbar werden, die dann das Ansehen des fertigen Gegen-
standes wesentlich beeinträchtigen würden. Gravierungen,
Fassereien etc. mussten deshalb mit doppelter Vorsicht
angebracht werden, da gerade durch diese Arbeitsmethoden
die Metallflächen an gewissen Stellen noch ausgehoben
werden und demzufolge die Spannung des Metalles an
und für sich schon eine verminderte wurde. Man griff des-
halb auch oft zu dem Mittel, Stellen, die bei ganz dünnen
Metallen wie vorstehend bearbeitet werden sollten, von
Körpers hinreichend gross durchgebohrt. Fig. 1 unserer
Abbildungen zeigt uns den ungefähren Umriss, den eine
Perle z. B. auf einer Metallfläche einnehmen würde und
sind hierbei die von innen aufgestellten Körner bezeichnet,
während die dunkler schraffierten Köpfchen um den Um-
riss herum den Stand der Körnchen nach geschehener
Fassung darstellen. Fig. 2 stellt einen Karreestein vor,
der ebenfalls von 4 Korn festgehalten wird, wobei noch
durch schraffierte Linien bezeichnet ist, wie das Metall
zu den Körnern unter dem Stein entnommen ist. Auch
Fig. 7 lässt an der Pfeilrichtung die Aufstellungsart der
Körner erkennen. Wenn man deshalb z. B. dünne Metall-
hinten zu verstärken, um einer Verletzung
bezw. Beschädigung des Schmuckstückes
vorzubeugen, dennoch aber durch dünnere
Herstellung des Gesamtschmuckstückes Edel-
metallersparnisse zu machen (vergleiche auch
Artikel über „Anfertigung von Kreuzen“ in
Nummer 19 des Journal der Goldschmiede-
kunst). Ein solches Verfahren war jedoch
immerhin mit bedeutenden Zeitaufwänden
verbunden. In der Doublebranche aber, wie
überhaupt bei allen doublierten Metallen
konnte überhaupt von einer nachträglichen
Bearbeitung der Metallflächen durch Ver-
schneiden, Gravieren oder dergleichen gar
keine Rede sein, da hierdurch das dünne
Auflagemetall meist durchgestochen wurde
und das minderwertigere Untermetall zum
Vorschein kam. Deshalb wurden auch insbesondere in der
Doublebranche alle derartigen Flächenverzierungen mit
in das Gesenk hineingearbeitet, damit sich solche schon
durch die Prägung hervorhoben und nichts mehr daran
gemacht zu werden brauchte.
Die neue Fassmethode hat nun allen diesen Umständen
Rechnung getragen und wird nicht nur von allen Fach-
leuten mit Interesse begrüsst werden, sondern sie muss
auch grade in der Doublefabrikation umwälzende Be-
arbeitungsmethoden zur Folge haben. Bei derselben
werden nicht mehr wie seither, die den Stein festhaltenden
Körner nach dem Bohren des Steines und Verschneiden
der Metallpartie von den um den Stein herumliegenden
Metallpartien geholt und gegen den Stein gestellt,
sondern die Körner werden von den unter den fertig
gefassten Steinen zu liegen kommenden Flächen auf-
gestochen, und zwar umgekehrt wie früher, von innen
nach aussen. Bei ganz dünnen Blechstärken, ebenso bei
Doubleartikeln kann deshalb das Bohren flacher Steine
ganz in Wegfall kommen, bei Körpersteinen wird nach
dem Aufstellen der Körner das Metall zur Aufnahme des
Fig. 3 Fig. 2 Fig. 7
Schmuckstücke vorher etwas flach glanzschneiden kann, um
darin irgend ein Ornament (eine Inkrustation) hineinzulegen,
so kann man sowohl die in Fig. 3 und 4 bezeichneten Formen
als auch die in Fig. 5 und 6, den Millegriffes ähnliche
Fassungen, zu Wege bringen. Ganz besonders aber kann
man auf diese Weise die Körner sehr stark aufstechen, was
der Fassung im allgemeinen ein solides Aussehen gibt.
Aber auch noch ein weiterer Vorteil fällt hier schwer
ins Gewicht, gerade bei Doublewaren. Wird nämlich bei
denselben das Korn bezw. die Körner auf vorbeschriebene
Weise aufgestellt (aufgestochen), so befindet sich immer
das wertvolle Auflagenmetall (Gold bezw. Silber) oben,
und beim Andrehen des Kornes erscheint dasselbe genau
so wie Gold, und es kommt kein Unterlageme.ia\\. zur
Geltung, was seither den Gesamteindruck störte und nach-
vergoldet etc. werden musste.
Diese neue Methode des Juweliers Theodor Reutter
in Pforzheim wird sicherlich grossen Sympathien begegnen
und dies nicht nur beim Fassen dünner Metalle überhaupt,
wie z. B. Ausfassen von Uhrdeckeln usw., sondern die
gesamte Double-Industrie wird dabei wesentlich profitieren.
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Eine neue Fassmethode für dünne Arbeiten,
doublierte Bleche, Uhrdeckel etc.
Dünne Artikel und hohle Sachen müssen bekanntlich
sehr vorsichtig behandelt werden, damit keine Beulen
darin entstehen oder sonstige Unebenheiten im Metall
sichtbar werden, die dann das Ansehen des fertigen Gegen-
standes wesentlich beeinträchtigen würden. Gravierungen,
Fassereien etc. mussten deshalb mit doppelter Vorsicht
angebracht werden, da gerade durch diese Arbeitsmethoden
die Metallflächen an gewissen Stellen noch ausgehoben
werden und demzufolge die Spannung des Metalles an
und für sich schon eine verminderte wurde. Man griff des-
halb auch oft zu dem Mittel, Stellen, die bei ganz dünnen
Metallen wie vorstehend bearbeitet werden sollten, von
Körpers hinreichend gross durchgebohrt. Fig. 1 unserer
Abbildungen zeigt uns den ungefähren Umriss, den eine
Perle z. B. auf einer Metallfläche einnehmen würde und
sind hierbei die von innen aufgestellten Körner bezeichnet,
während die dunkler schraffierten Köpfchen um den Um-
riss herum den Stand der Körnchen nach geschehener
Fassung darstellen. Fig. 2 stellt einen Karreestein vor,
der ebenfalls von 4 Korn festgehalten wird, wobei noch
durch schraffierte Linien bezeichnet ist, wie das Metall
zu den Körnern unter dem Stein entnommen ist. Auch
Fig. 7 lässt an der Pfeilrichtung die Aufstellungsart der
Körner erkennen. Wenn man deshalb z. B. dünne Metall-
hinten zu verstärken, um einer Verletzung
bezw. Beschädigung des Schmuckstückes
vorzubeugen, dennoch aber durch dünnere
Herstellung des Gesamtschmuckstückes Edel-
metallersparnisse zu machen (vergleiche auch
Artikel über „Anfertigung von Kreuzen“ in
Nummer 19 des Journal der Goldschmiede-
kunst). Ein solches Verfahren war jedoch
immerhin mit bedeutenden Zeitaufwänden
verbunden. In der Doublebranche aber, wie
überhaupt bei allen doublierten Metallen
konnte überhaupt von einer nachträglichen
Bearbeitung der Metallflächen durch Ver-
schneiden, Gravieren oder dergleichen gar
keine Rede sein, da hierdurch das dünne
Auflagemetall meist durchgestochen wurde
und das minderwertigere Untermetall zum
Vorschein kam. Deshalb wurden auch insbesondere in der
Doublebranche alle derartigen Flächenverzierungen mit
in das Gesenk hineingearbeitet, damit sich solche schon
durch die Prägung hervorhoben und nichts mehr daran
gemacht zu werden brauchte.
Die neue Fassmethode hat nun allen diesen Umständen
Rechnung getragen und wird nicht nur von allen Fach-
leuten mit Interesse begrüsst werden, sondern sie muss
auch grade in der Doublefabrikation umwälzende Be-
arbeitungsmethoden zur Folge haben. Bei derselben
werden nicht mehr wie seither, die den Stein festhaltenden
Körner nach dem Bohren des Steines und Verschneiden
der Metallpartie von den um den Stein herumliegenden
Metallpartien geholt und gegen den Stein gestellt,
sondern die Körner werden von den unter den fertig
gefassten Steinen zu liegen kommenden Flächen auf-
gestochen, und zwar umgekehrt wie früher, von innen
nach aussen. Bei ganz dünnen Blechstärken, ebenso bei
Doubleartikeln kann deshalb das Bohren flacher Steine
ganz in Wegfall kommen, bei Körpersteinen wird nach
dem Aufstellen der Körner das Metall zur Aufnahme des
Fig. 3 Fig. 2 Fig. 7
Schmuckstücke vorher etwas flach glanzschneiden kann, um
darin irgend ein Ornament (eine Inkrustation) hineinzulegen,
so kann man sowohl die in Fig. 3 und 4 bezeichneten Formen
als auch die in Fig. 5 und 6, den Millegriffes ähnliche
Fassungen, zu Wege bringen. Ganz besonders aber kann
man auf diese Weise die Körner sehr stark aufstechen, was
der Fassung im allgemeinen ein solides Aussehen gibt.
Aber auch noch ein weiterer Vorteil fällt hier schwer
ins Gewicht, gerade bei Doublewaren. Wird nämlich bei
denselben das Korn bezw. die Körner auf vorbeschriebene
Weise aufgestellt (aufgestochen), so befindet sich immer
das wertvolle Auflagenmetall (Gold bezw. Silber) oben,
und beim Andrehen des Kornes erscheint dasselbe genau
so wie Gold, und es kommt kein Unterlageme.ia\\. zur
Geltung, was seither den Gesamteindruck störte und nach-
vergoldet etc. werden musste.
Diese neue Methode des Juweliers Theodor Reutter
in Pforzheim wird sicherlich grossen Sympathien begegnen
und dies nicht nur beim Fassen dünner Metalle überhaupt,
wie z. B. Ausfassen von Uhrdeckeln usw., sondern die
gesamte Double-Industrie wird dabei wesentlich profitieren.
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