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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 9
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0090

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.

Fabrikgrundstück, Salomonstrasse 14, ein Musterlager eingerichtet
und unterhält in demselben stets Neuheiten in Ladeneinrichtungen
sowie in Schaufenstergestellen, ferner auch eine grosse Auswahl
von Dekorations-Etalagen, unter denen sich stets die neuesten
Sachen befinden, u. a. auch solche, welche aus einer ausge-
schriebenen Konkurrenz der Dresdner Kunstgewerbeschule (Ab-
teilung des Herrn Prof. Naumann) stammen. Ferner hält die
Firma ständig auf Neuheiten in Schmucketuis, so dass jedem Inter-
essenten der Besuch des Ausstellungszimmers Anregung geben wird.
Endlich empfiehlt sich auch die Firma Gebrüder Bretschneider
in Leipzig-R., Lilienstrasse 20, zum Besuche ihres Musterzimmers

von Laden- und Schaufenstereinrichtungen, Etuis, Etalagen usw.
und besonders die Besichtigung ihrer sogenannten „Warenschoner-
Einrichtung“, die wir gern befürworten.
Mit vorstehenden Firmen, die sich vorsorglich bei Zeiten bei
unserer Redaktion angemeldet haben, ist natürlich die Liste der
Aussteller auf der Leipziger Oster- und Frühjahrsmesse nicht im
Entferntesten erschöpft. Aber diese Proben der Beteiligung
zeigen schon einigermassen die Vielseitigkeit des Gebotenen und
tragen vielleicht doch schon dazu bei, das Interesse an dem
Besuche der Messe in weiteren Kreisen zu wecken. Wir möchten
es für beide Teile wünschen.

Zu unseren Abbildungen.
Diese Nummer enthält eine Anzahl Stücke feiner Silber-
Bijouterie, die in ihren Entwürfen das Bestreben verkörpert
zeigen, künstlerische Prinzipien auch in wohlfeilerem Material
zur Durchführung zu bringen. Sämtliche Schmucksachen sind
ungemein ansprechend und zum Teil äusserst lebhaft im Kolorit,
das besonders durch eine vernünftige Anwendung von Farb-
steinen bewirkt, bezw. erhöht wird. Die Ausführung bei den
uns vorliegenden Stücken ist eine sehr sorgfältige und verleiht
dieser auch noch darum einen anzuerkennenden Wert. Zwei
typische Schmuckstücke sind das sauber gearbeitete Armband
mit Blättern und Blüten, sowie der silberne Anhänger mit
Empire-Schleife, an der im Scharnier beweglich ein wiederum
im Tropfen gegliederter Kranz hängt. Alles in Allem können
wir dieser Art von Silber-Bijouterie in der uns vorliegenden Aus-
führung nur unseren Beifall zollen.
Ferner bringen wir in der heutigen Nummer die Abbildung einer
originellen Medaille, die in so treffender Weise das grösste
nationale Ereignis des letzten Jahrzehnts für alle Zeiten festhält.
Zwar ist, wohl mit Rücksicht auf die kurze Zeit, die dem Künstler,
um aktuell sein zu können, verblieb (die Medaille erschien bereits
Ende Dezember), die Durchführung sowohl der Porträts wie der
Allegorie mehr skizzenhaft, doch ist jeder Zug charakteristisch
und verrät gleich den Künstler. Bemerkenswert und als ein
Zeichen unserer Zeit zu betrachten ist auch die Schnelligkeit,
mit der die Berliner Prägefirma das allen unerwartete aktuelle
Ereignis in Erz verewigt hat. Gewiss ein sehr gutes Zeugnis für
deren Leistungsfähigkeit. Die Medaille ist vom Bildhauer A. M. Wolff
modelliert worden und zum Preise von 6 Mk. in Bronze mit
vergoldetem Drahtständer, von der Awes-Münze, Berlin SW. 13,
Alexandrinen-Strasse 14 zu beziehen.
Das auf der ersten Seite befindliche Bild des heimgegangenen
M. Paul Christofle findet in einem Sonderartikel entsprechende
Begleitworte.

M. Paul Christofle f.
Wie wir schon kurz mitgeteilt haben, starb am 13. Januar d. J.
im Alter von 68 Jahren der Senior und Chef des Hauses
Christofle & Co., Besteckfabrik in Paris, das auch in Deutsch-
land eine Anzahl von Filialen unterhält. Der Verstorbene war
ein langjähriger treuer Geschäftsfreund unserer Zeitung. M. Paul
Christofle war u. a. auch Offizier der Ehrenlegion und bei seiner
am Dienstag, den 15. Januar, stattgefundenen Beerdigung folgten
annähernd 5000 Leidtragende den sterblichen Überresten des
allgemein beliebten und geachteten Mannes. Auch von den
Zweigfabriken in Paris, Saint-Denis, Karlsruhe, Wien, Belgien und
Südamerika waren Deputationen sowie letzte Blumengrüsse ein-
getroffen. 24 Lehrlinge bildeten eine Extraeskorte um den Leichen-
wagen und man sah in dem Trauergefolge auch Mr. Louis Aucoc,
Präsident der Syndikatskammer für das Juwelier-, Gold- und Silber-
schmiedegewerbe, Staatsrat de Foville, den berühmten Maler
Dubufe, den Münzmeister Alfred Riehe usw. Auf dem Friedhöfe
Pere Lachaise, woselbst die sterblichen Überreste beigesetzt

wurden, wurden verschiedene Grabreden gehalten und viele
Kränze niedergelegt. Mr. Louis Aucoc schilderte die Vergangen-
heit des Verstorbenen vom Altschüler aus Sanct Barbara bis zu
seinem Ableben und erwähnte, dass Paul Christofle noch als
junger Mann die Fabrik von seinem Vater übernahm (im Jahre 1863
im Alter von 25 Jahren). Die unzähligen Verbesserungen, die
Schaffung einer Hilfskasse und sonstige Wohltätigkeitseinrichtungen
zeigten ihn eifrig im Werke der Nächstenliebe, und dies sei ein
Trost für seine Witwe und Familie, ein Denkstein für ihn selbst.
M. Marie, der Betriebsleiter, der bereits 50 Jahre der gesamten
Fabrik vorsteht, widmete ihm im Namen der Arbeiter rührende
Worte des Dankes und bedauerte, dass gerade jetzt der Chef
seine ihm stets treu ergebenen Arbeiter verlasse.
Auch Henri Bouilhet, einer der Geschäftsteilhaber, schilderte
den Charakter des Dahingeschiedenen während der 43 Jahre der
Assozierung als einen selten edlen, er schilderte ihn auch als
Geschäftsmann, als welcher der Verstorbene den Ruf des Hauses
zu einem Weltruf gestaltet habe.
Ein bedeutender, ganzer Mann ist mit ihm heimgegangen, ein
treuer Freund und Berater seiner Arbeiter hat aufgehört unter
ihnen zu weilen, ein liebreicher Gatte seiner um ihn trauernden
Witwe ist nicht mehr. Möge ihm die Erde leicht sein!

Fabrikant Wilhelm Stoekle
Im Alter von nahezu 70 Jahren verstarb in Pforzheim nach
kurzem, aber schwerem Leiden Herr Ketten-Fabrikant Wilhelm
Stoekle senior, ein Mann, der allezeit dem Wohl der ihm zur
zweiten Heimat gewordenen Stadt Pforzheim ein reges Interesse
entgegengebracht hat. Er war geboren in Ludwigsburg bei Stutt-
gart und kam in noch jungen Jahren nach Pforzheim, wo er zu-
erst in einem Ladengeschäft Stellung fand, bis er zur Bijouterie
überging, in der er sich vor über 40 Jahren selbständig machte.
Er betrieb zuerst mit einem Teilhaber, dann allein eine Gold-
Ketten-Fabrik, die unter seiner Leitung allmählich zu einer der
bedeutenderen am Platze emporwuchs. Daneben fand er Zeit
und Musse, sich in hervorragendem Masse auch öffentlichen An-
gelegenheiten zuzuwenden. Ehre seinem Andenken!

Lohn- und Preisbewegung.
Wie in einer internen Versammlung des Metallarbeiterverban-
des, Sektion Gold- und Silberarbeiter, am 2. Februar er. beschlossen
wurde, wollen die Breslauer Gehilfen binnen kurzem wegen
höheren Löhnen bei den Prinzipalen vorstellig werden. Es soll
eine öffentliche Versammlung, welche demnächst einberufen
werden soll, über die evtl, zu stellenden Forderungen beschliessen.
Wir werden über den Verlauf derselben berichten. B.

Ein neues Schnitz- und Drechsler-Material.
Zu ihrem Artikel in No. 7 Ihres Blattes: „Ein neues Schnitz-
und Drechsler-Material“, bemerke ich Ihnen höfl., dass ich die
schwarzroten Bohnen als Schmuckgegenstände wie Broschen,
Anhänger etc. schon längere Zeit führe und ständig darin Lager
unterhalte. Hochachtend /. Wachenheimer, Frankfurt a. M.

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