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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 13
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VIII. Konferenz der Vertreter der Interessen-Verbände der Goldwaren- und Uhren-Branche
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0117

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.

doch nicht mehr verschlechtern, sondern nur im günstigsten
Falle verbessern.
Herr Goldschmidt-Leipzig erinnert daran, dass die
Verordnung zunächst nur von Seiten des preussischen
Ministeriums des Innern erlassen worden sei und es sich
daher empfehle, sich auch an die Ministerien der übrigen
Bundesstaaten zu wenden und auf diesen Erlass Bezug
zu nehmen.
Herr PopzVz-Leipzig, der bei den Audienzen bei den
Herren Ministern zugegen war, unterstützt sowohl den
Antrag des Herrn Dr. Biberfeld, als auch den des
Herrn Goldschmidt.
Es wird danach im Sinne der Antragssteller einstimmig
beschlossen.
Zu Punkt 7 „Unsere früheren Petitionen“ referiert
Herr Freygang und teilt mit, dass auf die Petition in betreff
des Ausverkaufswesens die Bearbeitung im Gange sei und
an den verschiedensten Orten bereits Erhebungen statt-
fänden. Im übrigen müsse gut Ding Weile haben.
Dasselbe gelte von den Petitionen in betreff der
Abänderung der §§ 56 und 67 der R. G.-O.
Es wird beschlossen, dass sich einige Herren einmal
mit einer Anzahl von Reichstagsabgeordneten zum Zwecke
einer Aussprache in Verbindung setzen, um diese für eine
Vertretung unserer Eingaben in den Kommissionen und
vor dem Plenum zu gewinnen.
Unter 8 berichtet Herr Marfels kurz über die Sitzung
der Kommission zur Hebung der wirtschaftlichen Lage der
Uhrmacher Gross-Berlins. Es seien in dieser besonders
2 Punkte als einer Reform bedürftig aufgestellt worden:
a) eine Beschränkung der Garantiezeit einzuführen und
b) einen besseren Berechnungsmodus für Reparaturen zu
schaffen.
Zu Punkt 9 „Vereinigung grosser Schweizer und Glas-
hütter Uhrenfabriken“ werden von Herrn Marfels einige
Schilder-Entwürfe vorgezeigt
In Punkt 10 referiert Herr Fischer über eine Klagsache
gegen einen Uhrmacher, der sich als Goldschmiede-Afezster
und Optiker bezeichnet, dabei eine sehr mangelhafte Lehre
durchgemacht und auch sonst wohl keinerlei Gelegenheit
gehabt hat, sich zu einem Goldarbeiter im bescheidensten
Sinne auszubilden. Redner wünscht sehnlichst, dass es
auf beiden Seiten endlich vermieden werden möchte, sich
mit fremden Federn zu schmücken und dass eine bestimmte
Norm aufgestellt werden möchte, die eine Handhabe bietet,
gegen Übergriffe einzuschreiten. Redner verweist auf das
Gutachten der Gewerbekammer in Dresden und auf die
Oberlandesgerichts-Entscheidung in Jena über den gleichen
Fall und verliest eine Resolution.
Es entspinnt sich hierüber eine eingehende Debatte, an
der sich die Herren Freygang, Marfels und Schultz in
zum grossen Teil zustimmenden Sinne beteiligen.

Herr Dr. Biberfeld erklärt die Beilegung des Meister-
titels, ohne die Berechtigung hierzu zu besitzen, allein
schon für strafbar, während es im übrigen Sache einer
Klage wegen unlauteren Wettbewerbes sei, dem betreffenden
Uhrmacher die Berechtigung zur Zulegung des Titels Gold-
arbeiter streitig zu machen.
Herr Menzel-Berlin beleuchtet das Ungesunde, was
diesen Übergriffen einzelner Angehöriger beider Branchen
zu Grunde liegt, an der Hand der jüngsten Geschichte
des deutschen Handwerkes. Die Gewerbefreiheit habe
dahin geführt, dass Viele heutzutage alles Mögliche zu sein
sich anmassen, ohne in einem einzigen Zweige ausreichende
fachmännische Ausbildung zu besitzen. Es seien dies
Zwitterhandwerker, die Jeder, der es mit dem Handwerke
aufrichtig meine, aufs Schärfste bekämpfen müsse. Diese
Verhältnisse drängen dazu, dass man mehr als jemals vorher
auf eine erhöhte Wahrung der Standesehre bedacht sein
und dahin arbeiten müsse, sich gegenseitig zu schützen.
In diesem Sinne empfiehlt er die Annahme der vorge-
schlagenen Resolution.
Herr Popitz legt es noch besonders der Fachpresse
ans Herz, aufklärend und ausgleichend auch in diesem
Punkte zu wirken, damit die zwecklosen Prozesse und
Feindseligkeiten vermieden werden, die seit Jahren zwischen
den beiden sich so nahestehenden Berufszweigen böses
Blut gemacht haben.
Danach wird die in einzelnen Punkten redigierte Reso-
lution im folgenden Wortlaut einstimmig angenommen:
Die in der VIII. Konferenz der Verbände des Uhr-
macher- und Goldschmiede- bezw. Goldarbeiter-
Gewerbes Anwesenden halten es für notwendig,
dass Uhrmacher sich nicht Goldschmiede bezw.
Goldarbeiter, Goldschmiede bezw. Goldarbeiter sich
nicht Uhrmacher nennen, wenn sie sich nicht die zur
Ausführung der betreffenden gewerblichen Arbeiten
erforderlichen gründlichen Kenntnisse angeeignet
haben, d. h. eine Lehrzeit in dem betreffenden
Fache ordnungsmässig durchgemacht haben.
Obgleich damit die Tagesordnung noch nicht erschöpft
war, erklärten die Teilnehmer der Konferenz sich nach
fünfstündiger, ununterbrochener Verhandlung für derartig
abgespannt, dass an eine weitere zweckentsprechende
Arbeit nicht mehr gedacht werden könne. Aus diesem
Grunde wurden die noch unerledigten Punkte auf die
nächste Konferenz vertagt.
Es kam nur noch kurz die jüngst aufgetauchte Garantie-
gemeinschaft zur Sprache, wobei zum Ausdruck gebracht
wurde, dass sie in der angeregten Weise wenig Sympathien
erwecke und wenig Aussicht auf praktischen Erfolg habe.
Danach wurde die Konferenz mit freundlichen und
dankbaren Worten des Herrn Freygang geschlossen.


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