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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.
Vermischtes.
Betrug, Diebstahl und Einbruch.
Einbruch in Eisenach. Über den bei Heinzmann verübten
Einbruchsdiebstahl wird uns von dort geschrieben, dass Betreffender
Uhrmacher ist und der Wert des Gestohlenen noch nicht die Hälfte
dessen gewesen, was angegeben wurde. Von vielen Brillanten könne
keine Rede sein, Herr H. habe sich erst vor kurzem einige kleine
Brillantringchen zugelegt, diese waren fort genommen und dann
hauptsächlich goldene Uhren. Die Diebe sind noch an demselben
Tage in Peine bei Hannover festgenommen, die gestohlenen Sachen
alle vorgefunden und zurückgegeben. Es sollen zwei internationale
gesuchte Persönlichkeiten sein.
* Ein grosser Wertsachendiebstahl wurde in dem Uhren- und
Goldwarengeschäfte von Mansel in Myslowitz, Plesserstrasse, verübt.
Der Wert der gestohlenen Gegenstände, zumeist goldene und silberne
Taschenuhren und Ketten, beträgt 2143,50 Mark. Die „Arbeit“ ist
den Spitzbuben sehr leicht gemacht worden. Der Laden, der während
der ganzen Nacht durch eine Anzahl Gasflammen beleuchtet wird,
ist von aussen ungenügend gesichert, indem kein Ladenverschluss,
keine Jalousie etc., sondern nur ein einfaches Türschloss vorhanden
ist. Dieses haben die Diebe mittels eines Dietrichs oder Nachschlüssels
geöffnet und alsdann von innen das Schaufenster vollständig ausge-
räumt. Von aussen ist das Schaufenster von einem Gitter umgeben.
Die im Laden aufbewahrten Waren im Werte von 19000 Mark, mit
Ausnahme derjenigen, die im Fenster lagen, wurden aber stets nach
Ladenschluss im Geldschrank verwahrt. Bereits vor 14 Tagen war
bei M. ein Einbruch versucht worden. Damals waren die Spitzbuben
durch die Hausflur eingedrungen und hatten auch dem nebenan
liegenden Automaten einen Besuch abgestattet. Die Schlösser hatten
indes Widerstand geleistet. In den Verdacht der Täterschaft kom-
men drei Männer aus Russisch-Polen, die einen Tag vorher mit der
Absicht, ein Grammophon zu kaufen, in das Mansel’sche Geschäft
gekommen waren und sich dort sehr auffällig benommen hatten. Sie
gingen schliesslich, ohne etwas gekauft zu haben, davon.
Bad Harzburg. In dem Uhren- und Goldwarengeschäft des
Herrn Herrn. Nelle an der Herzog Wilhelmstrasse wurde ein Ein-
bruchsdiebstahl verübt.
Vorstands- und Ausschusssitzung
des Verbandes
am Sonntag, den 7. April 1907, vormittags 10 Uhr, in Berlin,
Jägerstrasse 22.
Tagesordnung:
1. Beratung über entstandene Schwierigkeiten bei Durchführung
der Besteck-Konvention;
2. Bericht über die Einbruchskasse;
3. Wahl von 2 Ausschussmitgliedern für die Einbruchskasse;
4. Bericht über den schwebenden Prozess gegen einen Uhrmacher,
der sich Goldschmiedemeister nennt;
5. Zustimmung zur Petition an den Bundesrat wegen Heranziehung
der Juweliere zur Lagerei-Berufsgenossenschaft;
6. Beschlussfassung wegen eines Vorzugsvertrages in Angelegen-
heit Feuerversicherung mit der Koloniale Zee- en Brand-Assu-
rantic Maatschappij in Amsterdam;
7. Beschlussfassung über den Reklameunfug in unserer Branche;
8. Beschlussfassung über die von der Firma Eugen Schröder-Berlin
angebotene Stiftung von Mk, 1500 zu Unterstützungszwecken;
9. Festsetzung der Tage, an welchen der Verbandstag in Kiel
stattfinden soll;
10. Sonstiges.
Es fehlen entschuldigt die Herren Kiesel, Schlund, Stumpf, Stein-
heuer, Walter; letzterer darf aus Gesundheitsrücksichten keine Reisen
unternehmen. Ferner fehlte Herr Heiden.
Zur Aufnahme in den Verband haben sich gemeldet die Herren:
Carl Weber, A. Buchholz Nachf., Rathenow und Franz Müller, Inh.
d. Fa. Arnold Balzer, Aschersleben; die Herren werden einstimmig
aufgenommen.
Punkt 1 der Tagesordnung wird nach vertraulicher Besprechung
vertagt.
Punkt 2 ergiebt ein erfreuliches Bild. Es sind bereits 164 Mit-
glieder der Einbruchskasse beigetreten mit ca. 4000 Mk. Beiträgen.
Zur Aufnahme sind gemeldet die Herren:
Oscar Unverferth, Bromberg,
M. Baumert & Co., Leipzig,
Heinrich Stoeckel, Leipzig,
Otto Knorr, Chemnitz,
Jacob Roller, Chemnitz,
Heinrich Lotterhos, Chemnitz,
Richard Koeberlin, Döbeln,
Jobs. Johnsen jr., Döbeln,
Georg Weiss, Rosswein,
William Altroggen, Hohenstein,
Gustav Lachmann, Gera,
Friedrich Neupert & Sohn, Gera,
Frau Marie verw. Eberhardt,
Altenburg,
C. Th. Jahr’s Söhne, Gera,
Franz Lasch, Altenburg,
Franz Grebner, Gera,
Otto Roth & Vallentin, Berlin,
Th. Fuhrmann, Leipzig,
Richard Wanser, Gumbinnen,
Ernst Schmidt, Rostock,
Otto Kloss, i. Fa. C. R. Fricke,
Nordhausen
Carl Weber, A. Buchholz Nfg.
Rathenow.
Die Herren werden einstimmig aufgenommen.
Herr Becker-Cöln meldet sich mit einem Beitrag von 50 Mk.
an und spricht dem Vorstande seinen Dank für die Arbeit in dieser
Angelegenheit aus, er wird bei der nächsten Versammlung in Cöln
für diese Kasse ganz besonders wirken.
Von Seiten des Grossisten-Verbandes werden in den Ausschuss
der Einbruchskasse entsandt die Herren Schmidt (i. Fa. Bändert &
Lettre), Berlin und Hess (i. Fa. Louis Vausch), Berlin. Von Seiten
des Creditoren-Vereins Pforzheim ist Herr Stöffler gewählt. Aus
dem Ausschuss des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silber-
schmiede werden die Herren Carl Becker-Cöln und Fritz Range-
Cassel einstimmig gewählt.
Über die Handhabung der Untersuchung bei Einbrüchen findet
eine längere Aussprache statt. Es ist die Ansicht allgemein ver-
breitet, dass hierüber nur von Fall zu Fall geurteilt werden kann.
Herr Becker bringt zur Sprache, dass ein Fall von Diebstahl
nicht versichert ist, und zwar dann, wenn beim Zertrümmern einer
Scheibe ein Diebstahl oder die Beschädigung von Waren stattfindet.
Herr Becker ist mit der Ausarbeitung eines Vertrages mit der
Vaterländ. Glas-Versicherung in Cöln beschäftigt. Die Möglichkeiten
einer Beschädigung der Fenster nehmen durch die neueren Verkehrs-
mittel bedeutend zu. Es wird sich um Versicherung auf erstes
Risiko handeln. Für Mitglieder wird der Versicherungs-Prämien-
satz l°/0 betragen, von dem bei Erhöhung der Versicherung Ab-
züge stattfinden.
Die Mitteilungen von verschiedenen derartigen Schäden lassen
diese Versicherung für sehr wünschenswert erscheinen.
Zu Punkt 4 der Tagesordnung erläutert Herr Fischer, teils durch
Verlesung eines Briefes aus Fürstenwalde, den Fall Muckelberg.
Die Klage wurde im Termin am 27. März kostenpflichtig abge-
wiesen, weil nicht nachgewiesen worden ist, dass durch die Be-
zeichnung Goldschmiedemeister ein besonderes günstiges Angebot
erweckt wird. Das Objekt ist auf 2000 Mk. festgesetzt, so dass
die Verfolgung bis zum Reichsgericht nicht möglich ist. Es wird
beschlossen, diesen Prozess durchzuführen, um endlich Klarheit in
diese Angelegenheit zu bringen.
Bei Punkt 5 der Tagesordnung kommt eine Eingabe des Ver-
bandes an den Bundesrat zur Verlesung, mit welcher beantragt
wird, die Juweliere und Uhrmacher von der Verpflichtung, der
Lagerei-Berufsgenossenschaft beizutreten, zu befreien.
Zu Punkt 6 erläutert Herr Fischer die Unmöglichkeit, bei
deutschen Gesellschaften zu günstigeren Bedingungen als denen des
Ringes zu versichern und verliest einen Brief mit Offerte einer aus-
ländischen Gesellschaft. Es wird beschlossen, zu erkunden, wo der
Gerichtsstand für Streitfälle ist; auch die Güte der Gesellschaft soll
nochmals erfragt und die ganze Angelegenheit dem Verbandstage
zur Beschlussfassung vorgelegt werden.
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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.
Vermischtes.
Betrug, Diebstahl und Einbruch.
Einbruch in Eisenach. Über den bei Heinzmann verübten
Einbruchsdiebstahl wird uns von dort geschrieben, dass Betreffender
Uhrmacher ist und der Wert des Gestohlenen noch nicht die Hälfte
dessen gewesen, was angegeben wurde. Von vielen Brillanten könne
keine Rede sein, Herr H. habe sich erst vor kurzem einige kleine
Brillantringchen zugelegt, diese waren fort genommen und dann
hauptsächlich goldene Uhren. Die Diebe sind noch an demselben
Tage in Peine bei Hannover festgenommen, die gestohlenen Sachen
alle vorgefunden und zurückgegeben. Es sollen zwei internationale
gesuchte Persönlichkeiten sein.
* Ein grosser Wertsachendiebstahl wurde in dem Uhren- und
Goldwarengeschäfte von Mansel in Myslowitz, Plesserstrasse, verübt.
Der Wert der gestohlenen Gegenstände, zumeist goldene und silberne
Taschenuhren und Ketten, beträgt 2143,50 Mark. Die „Arbeit“ ist
den Spitzbuben sehr leicht gemacht worden. Der Laden, der während
der ganzen Nacht durch eine Anzahl Gasflammen beleuchtet wird,
ist von aussen ungenügend gesichert, indem kein Ladenverschluss,
keine Jalousie etc., sondern nur ein einfaches Türschloss vorhanden
ist. Dieses haben die Diebe mittels eines Dietrichs oder Nachschlüssels
geöffnet und alsdann von innen das Schaufenster vollständig ausge-
räumt. Von aussen ist das Schaufenster von einem Gitter umgeben.
Die im Laden aufbewahrten Waren im Werte von 19000 Mark, mit
Ausnahme derjenigen, die im Fenster lagen, wurden aber stets nach
Ladenschluss im Geldschrank verwahrt. Bereits vor 14 Tagen war
bei M. ein Einbruch versucht worden. Damals waren die Spitzbuben
durch die Hausflur eingedrungen und hatten auch dem nebenan
liegenden Automaten einen Besuch abgestattet. Die Schlösser hatten
indes Widerstand geleistet. In den Verdacht der Täterschaft kom-
men drei Männer aus Russisch-Polen, die einen Tag vorher mit der
Absicht, ein Grammophon zu kaufen, in das Mansel’sche Geschäft
gekommen waren und sich dort sehr auffällig benommen hatten. Sie
gingen schliesslich, ohne etwas gekauft zu haben, davon.
Bad Harzburg. In dem Uhren- und Goldwarengeschäft des
Herrn Herrn. Nelle an der Herzog Wilhelmstrasse wurde ein Ein-
bruchsdiebstahl verübt.
Vorstands- und Ausschusssitzung
des Verbandes
am Sonntag, den 7. April 1907, vormittags 10 Uhr, in Berlin,
Jägerstrasse 22.
Tagesordnung:
1. Beratung über entstandene Schwierigkeiten bei Durchführung
der Besteck-Konvention;
2. Bericht über die Einbruchskasse;
3. Wahl von 2 Ausschussmitgliedern für die Einbruchskasse;
4. Bericht über den schwebenden Prozess gegen einen Uhrmacher,
der sich Goldschmiedemeister nennt;
5. Zustimmung zur Petition an den Bundesrat wegen Heranziehung
der Juweliere zur Lagerei-Berufsgenossenschaft;
6. Beschlussfassung wegen eines Vorzugsvertrages in Angelegen-
heit Feuerversicherung mit der Koloniale Zee- en Brand-Assu-
rantic Maatschappij in Amsterdam;
7. Beschlussfassung über den Reklameunfug in unserer Branche;
8. Beschlussfassung über die von der Firma Eugen Schröder-Berlin
angebotene Stiftung von Mk, 1500 zu Unterstützungszwecken;
9. Festsetzung der Tage, an welchen der Verbandstag in Kiel
stattfinden soll;
10. Sonstiges.
Es fehlen entschuldigt die Herren Kiesel, Schlund, Stumpf, Stein-
heuer, Walter; letzterer darf aus Gesundheitsrücksichten keine Reisen
unternehmen. Ferner fehlte Herr Heiden.
Zur Aufnahme in den Verband haben sich gemeldet die Herren:
Carl Weber, A. Buchholz Nachf., Rathenow und Franz Müller, Inh.
d. Fa. Arnold Balzer, Aschersleben; die Herren werden einstimmig
aufgenommen.
Punkt 1 der Tagesordnung wird nach vertraulicher Besprechung
vertagt.
Punkt 2 ergiebt ein erfreuliches Bild. Es sind bereits 164 Mit-
glieder der Einbruchskasse beigetreten mit ca. 4000 Mk. Beiträgen.
Zur Aufnahme sind gemeldet die Herren:
Oscar Unverferth, Bromberg,
M. Baumert & Co., Leipzig,
Heinrich Stoeckel, Leipzig,
Otto Knorr, Chemnitz,
Jacob Roller, Chemnitz,
Heinrich Lotterhos, Chemnitz,
Richard Koeberlin, Döbeln,
Jobs. Johnsen jr., Döbeln,
Georg Weiss, Rosswein,
William Altroggen, Hohenstein,
Gustav Lachmann, Gera,
Friedrich Neupert & Sohn, Gera,
Frau Marie verw. Eberhardt,
Altenburg,
C. Th. Jahr’s Söhne, Gera,
Franz Lasch, Altenburg,
Franz Grebner, Gera,
Otto Roth & Vallentin, Berlin,
Th. Fuhrmann, Leipzig,
Richard Wanser, Gumbinnen,
Ernst Schmidt, Rostock,
Otto Kloss, i. Fa. C. R. Fricke,
Nordhausen
Carl Weber, A. Buchholz Nfg.
Rathenow.
Die Herren werden einstimmig aufgenommen.
Herr Becker-Cöln meldet sich mit einem Beitrag von 50 Mk.
an und spricht dem Vorstande seinen Dank für die Arbeit in dieser
Angelegenheit aus, er wird bei der nächsten Versammlung in Cöln
für diese Kasse ganz besonders wirken.
Von Seiten des Grossisten-Verbandes werden in den Ausschuss
der Einbruchskasse entsandt die Herren Schmidt (i. Fa. Bändert &
Lettre), Berlin und Hess (i. Fa. Louis Vausch), Berlin. Von Seiten
des Creditoren-Vereins Pforzheim ist Herr Stöffler gewählt. Aus
dem Ausschuss des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silber-
schmiede werden die Herren Carl Becker-Cöln und Fritz Range-
Cassel einstimmig gewählt.
Über die Handhabung der Untersuchung bei Einbrüchen findet
eine längere Aussprache statt. Es ist die Ansicht allgemein ver-
breitet, dass hierüber nur von Fall zu Fall geurteilt werden kann.
Herr Becker bringt zur Sprache, dass ein Fall von Diebstahl
nicht versichert ist, und zwar dann, wenn beim Zertrümmern einer
Scheibe ein Diebstahl oder die Beschädigung von Waren stattfindet.
Herr Becker ist mit der Ausarbeitung eines Vertrages mit der
Vaterländ. Glas-Versicherung in Cöln beschäftigt. Die Möglichkeiten
einer Beschädigung der Fenster nehmen durch die neueren Verkehrs-
mittel bedeutend zu. Es wird sich um Versicherung auf erstes
Risiko handeln. Für Mitglieder wird der Versicherungs-Prämien-
satz l°/0 betragen, von dem bei Erhöhung der Versicherung Ab-
züge stattfinden.
Die Mitteilungen von verschiedenen derartigen Schäden lassen
diese Versicherung für sehr wünschenswert erscheinen.
Zu Punkt 4 der Tagesordnung erläutert Herr Fischer, teils durch
Verlesung eines Briefes aus Fürstenwalde, den Fall Muckelberg.
Die Klage wurde im Termin am 27. März kostenpflichtig abge-
wiesen, weil nicht nachgewiesen worden ist, dass durch die Be-
zeichnung Goldschmiedemeister ein besonderes günstiges Angebot
erweckt wird. Das Objekt ist auf 2000 Mk. festgesetzt, so dass
die Verfolgung bis zum Reichsgericht nicht möglich ist. Es wird
beschlossen, diesen Prozess durchzuführen, um endlich Klarheit in
diese Angelegenheit zu bringen.
Bei Punkt 5 der Tagesordnung kommt eine Eingabe des Ver-
bandes an den Bundesrat zur Verlesung, mit welcher beantragt
wird, die Juweliere und Uhrmacher von der Verpflichtung, der
Lagerei-Berufsgenossenschaft beizutreten, zu befreien.
Zu Punkt 6 erläutert Herr Fischer die Unmöglichkeit, bei
deutschen Gesellschaften zu günstigeren Bedingungen als denen des
Ringes zu versichern und verliest einen Brief mit Offerte einer aus-
ländischen Gesellschaft. Es wird beschlossen, zu erkunden, wo der
Gerichtsstand für Streitfälle ist; auch die Güte der Gesellschaft soll
nochmals erfragt und die ganze Angelegenheit dem Verbandstage
zur Beschlussfassung vorgelegt werden.
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