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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 51
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Patentnachrichten
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Schaufensterdekoration / Pariser Bijouterie-Industrie / Niederschlag giftiger Säuredämpfe
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0420

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=|| | JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.

P.

doppelknöpfe, die sich beim Publikum

und das Knopfteil wird herausgezogen.
durch einfaches Zurückdrängen des Hebels B durch die Knopföse,
die dann wieder in die ösenartige Ausnehmung der Verbindung ein-
geführt wird. Die neue Verbindung ist vom Erfinder jahrelang
praktisch erprobt worden und bietet neben der mühelosen Hand-
habung absoluten Schutz gegen Verlust der Knöpfe. Sie ist in
jedem Feingehalte von der Firma zu beziehen. Die Fabrikation
in Unecht ist noch verkäuflich.

Karabinerverschluss
(hauptsächlich für Manschettendoppelknöpfe) D.R.G.Nr. 318447.
Der Juwelier J. Reimann, Berlin, Friedrichstr. 189, hat einen neuen
Karabinerverschluss konstruiert, der hauptsächlich für Manschetten-
einer immer wachsenden
Beliebtheit erfreuen,
in Betracht kommt.
DasZwischenteiM des
Knopfes ist im Durch-
schnitt dargestellt. Es
bildet, wie die neben-
stehende Abbildung
zeigt, einen Haken, der
durch den Hebel B, der
in einem Stifte beweg-
lich ist, verschlossen
wird. Der Hebel B wie-
derum wird durch die
Feder C auf die Öff-
nung gedrückt, sodass
diese selbsttätig ge-
schlossen bleibt. Beim
Öffnen wird das ein-
gehängte Knopf teil mit
den Fingern angefasst
und mit der Öse gegen
den Hebel B gedrückt;
derselbe geht zurück
Das Schliessen geschieht


Schaufensterdekoration.
Nach einer Entscheidung des Reichsversicherungsamtes sind
Schaufensterdekorationen in der Regel nicht als Zubehör eines
Lagerungsbetriebes anzusehen. Das Amt hat darüber ausgeführt:
dem nach dem Gewerbeunfallversicherungsgesetze versicherungs-
pflichtigen Lagerbetriebe der Firma N. kann die unfallbringende
Dekorationstätigkeit der Klägerin nicht zugerechnet werden. Dabei
kommt einmal in Betracht, dass in den Schaufensterräumen eines
Kaufhauses, wie es die Firma besitzt, eine Aufbewahrung von
Waren zum Zwecke des Lagerns überhaupt nicht stattzufinden
pflegt. Denn die Schaufenster sollen dem Publikum durch ihren
Inhalt die Art und das Wesen des Geschäftes an Beispielen vor
Augen führen. Es finden darin auch solche Waren Aufnahme,
die dort unter dem Einflüsse des hellen Tageslichtes und be-
sonders der Sonne Schaden leiden und — wenn es lediglich auf
ihre Aufbewahrung ankäme — viel besser in den Lager- und Ver-
kaufsräumen untergebracht wären. Ferner weisen die Schau-
fensterräume solcher Geschäfte, ihrer Bestimmung entsprechend,
meist nur einzelne Stücke einer Warengattung auf, während in
den Lager- und Verkaufsräumen regelmässig gleichartige Waren
zu mehr oder minder grossen Beständen vereinigt sind. Das Schau-
fenster, in welches die Einstellstücke nach ihrer Entnahme aus
dem Lager verbracht werden, steht insofern im Gegensätze zum
Warenlager, das erstere dient anders als das Lager dem Kauf-
manne dazu, dem Publikum hinsichtlich einzelner Stücke Ange-
bote, sogar oft mit bestimmter Preisangabe zu machen. Endlich
kommt es bei der Unterbringung von Waren in den Schaufenster-
räumen derartiger Geschäfte naturgemäss in der Regel darauf an,

dass die einzelnen Stücke zur Geltung kommen. Demgemäss ist
auch die Art der Aufstellung der Waren in den Schaufenstern eine
ganz andere, als in den anderen Räumen. Sie erfordert die Fähig-
keit, die Schaufenster mit den dazu bestimmten Waren in ge-
schmackvollster Weise auszustatten; es handelt sich dabei nicht
um ein blosses Ordnen von Warenbeständen, sondern um die
Verwendung von Waren zur Erzielung gefälliger Wirkungen für
das Auge, und demnach um eine Tätigkeit, die dem Lagerper-
sonale regelmässig fremd ist und dem Lagerbetrieb als solchem
nicht mehr zugerechnet werden kann.

Pariser Bijouterie-Industrie.
Es gibt in Paris im Quartier du Marais etwa zweihundert
Häuser, die einen kleinen Industriestaat für sich bilden. Da werden
die französischen Schmucksachen hergestellt, die wegen ihrer Ele-
ganz und ihres raffinierten Geschmackes in ganz Europa einen
Namen haben, all diese Nadeln, Knöpfe und tausenderlei Kleinig-
keiten, mit denen unsere Frauen ihre Schönheit noch begehrens-
werter zu machen, durch diese oder jene Kleinigkeit den persön-
lichen Geschmack zum Ausdruck zu bringen suchen. Dem Romanen
ist die Grazie zur zweiten Natur geworden. So ist es verständlich,
dass die Pariser „Bijoutiers“ leicht die Konkurrenz aller übrigen
Länder überwinden könnten. Die Pariser Bijouterie-Industrie ist
sehr interessant. Ihr war nämlich bis vor kurzem die Störung
durch Streiks und andere Arten der Arbeitsunterbrechung erspart
geblieben, die eine ständige Erscheinung der übrigen Industrien
bildeten. Die Löhne dieser Arbeiter sind aber keineswegs übermässig
hoch. Sieben bis acht Mark pro Tag ist der Durchschnittslohn.
200—250 Meister beschäftigen je fünf bis vierzig Arbeiter. Von
einer kleinen Anzahl von Unternehmern erhalten die Meister ihre
Aufträge; ein System, dass dem Industriellen jedenfalls die Miete
für Arbeitsräume erspart. Die Unzuträglichkeiten, die sich bei
diesen Fabrikationsweisen für den Arbeiter herauszustellen pflegen
waren wohl bisher hier nicht zu verspüren. Es ist etwas in diesem
Gewerbe, dass an die patriarchalische Sphäre der alten Zünfte
erinnert. Vor allem die lange Lehrzeit hat etwas Mittelalterliches
an sich. Acht Jahre dauert sie meistens. Dann ist der Arbeiter
so weit, dass er selbständig Modelle entwerfen und ausführen
darf, was immerhin im günstigsten Falle 8 M. pro Tag einbringt.
Auch in dem Stil, den diese Modelle haben, liegt etwas Konser-
vatives. Man findet fast immer Schmucksachen im Stile Louis’ XIV.
und Louis’ XV. Moderner Geschmack findet sich zwar auch unter
ihnen, aber doch sehr selten! Die hohen Preise, welche die guten,
echten Schmucksachen erzielen, haben einige merkwürdige Er-
scheinungen im Gefolge. Man findet unter ihnen ungeheuer viel
Fälschungen und viele — deutsche Fabrikate.

Niederschlag giftiger Säuredämpfe.
In Nr. 37 unseres „Journal der Goldschmiedekunst“ veröffent-
lichten wir unterm 8. September 1906 eine Einrichtung zur Un-
schädlichmachung giftiger Abdämpfe beim Färben, Ausfressen von
Waren, Goldauflösen usw. Diese Einrichtung war ein Problem
auf Grund langjähriger Erfahrung, die der Artikelschreiber bei
solchen Arbeitsprozessen gemacht hatte.
Die Einrichtung wurde daraufhin auch in einigen Fabriken
Pforzheims, und zwar mit gutem Erfolg, versuchsweise aufgestellt
und diese Apparate wurden von der Grossherzoglich Badischen
Fabrikinspektion mehrfach auf ihre Leistungsfähigkeit geprüft und
ebenfalls für gut befunden.
Neuerdings wurden deshalb auch in mehreren Spezialgeschäften
seitens dieser Aufsichtsbehörde die Aufstellung solcher Dampf-
niederschlagsapparate vorgeschrieben und haben somit alle in sie
gesetzten Hoffnungen erfüllt.
Auch ein Erfolg des Journal der Goldschmiedekunst“.

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