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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 21 - Nr. 30 (27. Januar - 7. Februar)
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Vergebung.


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Bertheim 9
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Erxſcherit ta glich wu Musnahme der Eenn⸗ und Feiertage. }
Samfiags mit Unterhaltungsbeilage, Preis vierteljährlidh :
. 1.20 obne Truͤgerlohn n Poflauffchlag. Beftelungen '
hei den Boflanfialten u. bei der Erpedition Zwingerfiraße 7.'





m 26_ Berautwortlicher Redalteur:
Juliuz Yeder in Heidelberg.















— R



Beſtellungen

auf den „Vfälzer Boten“ für die Monate


uchen Poſtanſtalten, bei unſeren Traͤgerinnen, ſowie in
unſerer Expedition Heidelberg, Zwingeritraße 7
entgegengenommen.

Des Feltes Wariü Lichtmeß wegen erfheint am WMontag
kein Pfüler Bote, Die näcfe Yummer wird am Dienftag
aittag eepedüT,



Der heutigen nummer liegt ur 5 der Unterhaltungs»
beilage bei

—-—-—— — — —
‚Voliliſche Vochehüherſiſt.

Heidelberg, 31. Januar.

Das Geburtsfeſt Kaiſer Wilhelm II wurde
anfangs der Woche im ganzen deutſchen Reiche in der
würdigſten Weiſe gefeiert. Mit voller Befriedigung




ſtörte dasſelbe und aus allen Kundgebungen, die mit
dem Geburtsfeſt eines Fürſten verknüpft ſind, konnte
man herausfinden, daß das Volk mit den Beſtreb-
ungen. die ſein Kaiſer auf ſo mannigfachem Gebiete
des öffentlichen Lebens verfolgt, ſich im vollſten Ein-
klange befindet.

Einen höchſt bedauerlichen Unfall erlitt am Mitt-
woch Abend der greiſe Centrumsführer. Abg. Dr.
Windthorſt. Den bereits gemachten Mittheilungen
laſſen wir heute nachſtehenden ausführlicheren Bericht
folgen. Er lautet: „Als nach Schluß der Sitzung
der Volksſchulgeſetz⸗ Commiſſion am Mittwoch Abend
der Abg. Windthorſt die Treppe hinabſtieg — das
Commiſſionszimmer befindet ſich im erſten Stock —
ſtürzte er in Folge eines Fehltritts von der Hälfte
der Treppe kopfüber hinunter, mit dem Kopf auf dem
Boden aufſchlagend. Er glaubte wie immer ſich in
einem ſichern Geleit zu wiſſen, allein die Herren, die
mit ihm Hinabgingen, befanden ſich wohl unmittelbar
hiuter ihm, ohue ihn am Arm zu haben. Mit blut-
uͤberſtrömtem Geſicht wurde er von den entſetzt hinzu-
eilenden Abgeordneten aufgehoben, nach dem nahen
Leſezimmer zebracht und ein Stuhl für ihn zurecht-
gerückt. Der Kultusminiſter v. Gaßler nahm ſich des
Verletzten in der hülfsbereiteſten Weiſe an, krempelte



— — — —

Ein hiſtoriſcher Ronian aus dem 13. Jahrhundert

von Nachdr. verb.)
ZIchann Kaxt Rempf,
Dr. phil.

Wie oft hatte ihre Heil-Kunde und ihr Wiſſen in Ver-
handanlaaen, bei im Tuͤrnier vexwundeten KRıttern aute
Dienjte geleiſtet, wie oft hatte ſie ſchon die Abwartung und
ilege der ſchwer Verwundeten beſoxat! Und hier bei dem
$chwerfranien Pater kamen die Heilkenntniſſe Heilikas
doypelt gelegen, deyn der nächſte Arzt wohnte 3 Stunden
weit wes in Bell, bis diejer anfam, wandte Heilika ihre
guten Hausmittel an. Die Heilkräftigen Kräuter ließ fie
von dem in der Nähe wohnenden Waldbruder Damian auf-
juchen und bringen. Mandelmilch hHatte ſie ſtets, bereit.
Die gute Pflege, die Fürſorge der Buraherrin brachten den
Jater ſo weit, daß er nach einigen Wochen wieder genaß.
Er toͤnnte nicht genug dafür danken und beten und als
Gegenleiſtung erbot er ſich als Burgkapian an Stelle des
erit Fürzlich verftorbenen Geiſtlichen auf der Burg und auf
den dazu gehörigen Allodien zu wirken.

*

Am Vorabend des Pfingſtfeſtes.
Der Mensch ohne Suntig
Jst allewil glich,
Sei Herz des ist grundig
Ob’s arm isch oder rich,

Der Suntig mus si,

Sait die c%rist]iche Lehr

Und Firtig ‚obendri,

Vermehren Gottes Ehr.,
(Altes Kinzigthäler Volkslied)

Der Vorabend des Bfingfifeltes, des Feſtes der Freude
mar herangekommen Daͤs geſchäftige Treiben auf der
Burg ließ nach, nur in der in dem Erdgeſchoß des Sanl-
baues gelegenen Kuͤche enifalteten die Köchinnen und Mägde
im fiebexbaften Durcheinander ein Ringen und Wirken al3
gelte €8 tanujende zu belöftigen und zu bewirthen. Ein





— —

ſich die Aermel auf, wuſch ihm das Blut aus dem
Geſicht und beruhigte ihn wiederholt theilnahmsvoll:
„Excellenz können ganz beruhigt ſein, das Blut rührt
von einer Hautabſchürfung an der rechten Seite her
und von der eingedrückten Brille.“ Später wurde
Dr. Windthorſt in einer Droſchke nach Hauſe gefahren.
— Am Donnerſtag wohnte der Abg. Windthorſt ſelbſt-
verſtändlich der Sigung des Reichstags nicht bei. Er
blieb in ſeiner Wohnung auf dem Sopha ruhend,
übrigens in guter Stimmung. Die Verletzunzen
beſtehen in drei ſtarken Hautabſchuͤrfungen an der Na-
ſenwurzel, Stirn und Wange. Das Geſicht iſt etwas
geſchwollen. Hoffen wir, daß der Unfall keine weite-
ren Folgen nach ſich ziehen werde. Die Theilnahme
iſt eine allgemeine. Aus allen Kreiſen der Geſellſchaft
wurden vielfach Karten bei ihm abgegeben. Windt-
horſts Allgemeinbefinden iſt ausgezeichnet; er hat nicht
eine Spur von Fieber, iſt munter und angeregt wie
immer. Im Centrum herrſcht micht die gering-
ſte Beſorgniß. Heute geht Windthorſt in alter
Weiſe ins Parlament.

Der Reichstag ſetzte in dieſer Woche die Be-
rathungen des Ctat8 fort. Die Bud getkommiſ-


unverändert. Dann wurde der MilitärEtat
weiterberathen und eine Reihe Titel unverändext be-
willigt und die Rationen für die abgelehnten Stabs-
offizier⸗Stellen in Konſequenz dieſer Ablehnung abge-
ſetzt. Eine längere Debatte rief die Mehrforderung
(2,064,286 M.) für Chargenpferde hHervor. Für
deren Brauchbarkeit wurde nicht mehr eine fünfjährige,
ſondern eine vierjaͤhrige Dauer angenommen. Die
Abgg. Keudell, Maſſow. Frege, Hammacher und Frhr.
v. Huene ſprachen für, Hintze, Prinz Arenberg, Graf
Behr und Richter gegen eine ſolche Herabſetzung. Die
Abſtimmung wurde vertagt.

In Deſterreich ſind alle Parteilagen durch die
vorzeitige Auflöſung des Reichsrathes über-
raſcht worden. Erſt in fünf Monaten hätte der
Reichsrath zu Ende gehen jollen. Zunächſt hat die
Entwickelung der Dinge in Böhmen zu der Ausſchrei-
bung von Neuwahlen gedrängt. Die Wiener Deutſch-
Liberalen verſuchen die Lage und die begleitenden
Commentare der Regierung als günſtig für ihre Sache
zu deuten. Geſtern wurden ſchon die erſten Verſamm-
lungen der liberalen Parteimänner in einigen Bezirken
der Stadt abgehalten und die Candidaten bezeichnet.
Indeſſen verhehlen die Organe der Partei ſich die
Schwierigkeiten nicht, welche einem Siege im Wege
ſtehen. Der Erfolg müßte in Böhmen erzielt werden.








An zeige⸗Slatt für vie Amisbezirle Heidelberg
Ladenburg.· Weinheim, Schwetzingen Philippsbura,
Wieoch/ Bruchſal. Bretten, Nedargemünd, Mosbach
Eberbach/ Buchen/ Walldürn, TBiſchoſeh Wertheum ꝛtc.







Drud, Berlag u. Erpedition von Gebr. Yuber
in Heidelberg/ Zwingerſtraße 7:









Der Abg. Plener würde gewiß in große Verlegenheit
gerathen, wenn man ihn aufforderte, ſich darüber aus-
zuſprechen, was die Regierung haͤtte thun ſolle, um
der durch die jungezechiſche Agitation geſchaffenen,
ausgleichsfeindlichen Stimmung Herr zu werden und
die Ausgleichs⸗Vorlagen alle durchzubringen Der
Friede zwiſchen den beiden Volfsftämmen in Böhmen
muß aber zu Stande kommen; davon und nicht von
den Reden und den Reibungen unter den Parteien in
Wien hängt eine befriedigende Fortentwickelung des
politiſchen Lebens in Oeſtexreich ab Die Möglichkeit
eines Ausgleiches mit den Czechen hat die Umwand-
Uun g der deutſch⸗liberalen Partei zur Vorausſetzung.
So viel wird jetzt auch von den officibſen Organen
zugegeben. In welcher Art dieſe Umwandlung gedacht
wird, das wird uns da und dort in halben Woͤrten
angedentet. Es fann nur eine Umwandlung im
gemäßigten“ Sinne gedacht ſein Daher denn
auch die ernſten, faſt drohenden Mahuungen von
regierungsfreundlicher Seite, daß bei der bedorſtehen-
den Action eine große Verantwortung auf den Führern
der Deutſch⸗Liberalen ruhen werde.

Aus Italien wurde dieſe Woche ein Kirchenraub
gemeldet. Die Köln. Zeitung und andere lib Blätter
berichteten darüber: „Wieder iſt ein Kirchenraub, und
zwar diesmal in Catania, vorgekommen, wo die Bahre
der heiligen Agathe, der Schutzpatronin zertrümmert
und ihrer koſtbaren Zierrathen beraubt worden iſt.
Das Volk iſt in größter Aufregung und verdächtigt
die Prieſter.“ Es iſt Mode der „Köln. Ztg.“ und
ihrer Nachbeter, Alles und Jedes den Ptieſtern in
die Schuhe zu ſchieben, morgen werden jedenfalls die
Jeſuiten e& ſchon gethan haben Die wahren Thäter
dürften Leute ſein, welche den Anhängern der „Köln.
Ztg! und Conſorten näher ſtehen als den Prieſtern.

In Rußland iſt wiederum eine Vermehrung der
Militärmacht geplant. Nach einer Veroͤffentlichung
im ruſſiſchen „Invaliden“ werden die Kavallerie Re?
ſerve⸗Kadres Nr. 18 und 14 mit den Stäben iu
Tambow um je eine, die vierte, Abtheilung vermehrt.

Bei Suakim haben die Derwiſche auf einem
Raubzuge unter den Mauern des Forts Vieh wegge-
nommen. Die Garniſon wurde alarmirt und Ddie
Capalerie holte die Derwiſche ein; es kam zu einem
Scharmützel in welchem zwei Cavaleriſten getödtet,
50 Derwiſche gefangen und die übrigen in die Flucht
geſchlagen wurden. Das Vieh wurde ihnen wieder
abgenommen Der Gouverneur befahl hierauf zwei
Baͤtaillone ſudaneſiſcher Infanterie hund eine Ab-
theilung ägyptiſcher Cavalerie Handub zu beſetzen













Blick in die anſtoßende Speiſekammer eroͤffnete dem Be-
ſchauer eine jeltene Mauntafaltiakeit von Ekhwaren. Ge-
ſchlachtete Hühner, Cdel- und Schwarzwild, Kraniche Reiher
Schwäne und anderes ſeltenes Geflügel und Fiſche lagen
bunt durcheinander. Eben richtete eine Köchin die Krone
des Feftmahtes den Pfau zurecht ein wundervolles Cyem-
plar, und niemand unter dem Küchentroß verſtand ihn
beffer zuzurichten als Züngfer Maxei. Nach dem Braten
amnt Spieß zon Marei dem Pfau ſeine Gewandung wieder
an und ſiolz ſtund er da, wie wenn er ſelbſt zum Mahle
ſchreiten wollte.

Truchſeß Berchtold wartete gewiſſenbaft ſeines Amtes
und bielt genaue Nachſchau in der Küche und im Keller,
aber trotzdem leitete Heilifa, dem Truchſeß ſtrena aus dem
Wege gehend dies und jenes ſelbſt, und half da und dort
tbätig mit. Walther mit ſeinen Jagdgenoſfen hatte für das
Wiid geforgt und vom Rhein her brachte ein Bote einen
fünf Fuß langen Salm.

Die einflußreichſte Pexſönlichkeit im Schloſſe wax und
blieb unfireitig der Truchſeß Berchtold Unter dem Vater
des Walther konnte er fchalten und walten wie es ihm bes
Liebte. Mit der Heirath des jungen Walther3 mit Heilika
blieb im Anfange de Stelluns und das Berhältniß des
Truchfeß beftehen. Aber nur gar zu bald bemerkte Heilika
in Ausführuna ihrer nothwendigen Reformen, im Haus-
wefer in dem Truchjeß den bitterften ©egner ; überall fuchte
er jeinen großen Einfluß entgegenzufeßen. Nein Wunder
beahalb, menn Heilika auf diefen Menſchen nicht gut 3U
iprechen und ein Dorn in ihren ſonſt ſo lanften gutmüthi-
gen Augen war. Berchtold ſah viel älier aus, mwie er IN
Mircklichkeit ſchien, er mochte etwa in Mitte fünfzig ſtehen.

Sein Haupthaar und ſein mangelhafter Volldart waren
ſchon im — begriffen und eine @laße fing merklich
an, um den opfwirbel herum die Nreife 3zu ziehen. Bon


durchausZ uicht$ imponierendes.


meilten. Strapazen in der Bimmeriuft erlitten.








— „


zeigte er fein lebhaftes Intereſſe. In der Regel nır ein-
mal des Tages machte er ſeinen Gang durch das Schloß.
Kleinlich und breit, konnte er aus einer Mücke einen Sle-
fanten machen und galt es einen Strohhalm zu befeitigen,
alauhte er einen Berg abtragen zu müffen. o ehrgeizis
wie Berchtold war ſelbſt Waliher nie, er hielt mit eijerner
Strenge, ia ſoaaꝝ unter Anwendung von Prügelftrafen,
auf die äußeren Chrenbezeugungen. Eine undegreifliche
Geſchicklichkeit. die Leute unter den Danumen zu balten.
ging aus dem despotiſchen Wefen Berchtolds hervor Kei:
ner in der Burg behagte feinem Willen, mur der Edelknecht
Fritz war ber einizige, der es einigermaßen mit ihm ver»
{tand und fich für jeine Zwecke als brauchbar erwies Friß


gut amtlidh fchreiben. Sonit bemängelte und rügte Berch-
told bald diefen bald jenen Edelknecht im widerwärttaſten
Tone und: in beleidigenden Worten. Sein zweites Wort
lautete in der Regel:

„So habe ich es bei dem alten Burgherrn gemacht und
jo win ich e8 aug bei dem jungen Burgherru haben!

Die Mißbilligungen und Ausſtellungen begleitete Berch-
told fteig mit wunderlichen Geſtikulationen. Dieſe waren
um jo nöthiger als feine hohle Stimme, die aus einem mit
Haferbrei anaefüllten Munde zu kommen ſchien, für ein
getwöhnliches Menichenkind ſchwer verſtändlich war, Klü-
gere und gefcheidtere Menſchen wie er gab es vach ſeiner
Sinbildung nicht, am ein rein menſchlicher Zehler vor, ſo
war Berchtold aus Rand und Band, „wie kann ſo etwas
vorfommen, nein, einen ſolch verkomnienen Troß hatten
wir untfer dem alten Herrn Walther nicht, 14 Tage zu
Tuß wuͤrde ich gehen, konnte ich jene Zeiten wieder Herbeis
holen,“ fohörte man ibr nicht jelten klagen und ſchimpfeu
Und wenn Ddie Burgfrau Helika zufällia oder abjichtlich
fylche Reden hHörte, mußte fih da nicht das Jnnerfte gegen
einen folch griesgrämigen Menſchen empdren, fonnte die
Sra anders annehmen? als daß ſich dieſe nicht auch direkt
auf fie bezögen? Sa f wußte eS, Berehtold ift von jeher
‚')fi gröäier und bilterlter Gegner gewefen, mie ungerne
ſah er vor Jabren ihre Verbindung mit Walther, wie


 
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