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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 161 - Nr. 170 (19. Juli - 30. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#0677

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„ Er]Geint tagtich rnu KMurdnahue der Gomna und Feiertage.
— * * —

ellungen

— 7

— Medakteır :
Inlins Jeder in Heidelberg.







Beſtellungen
auf den „Pfalzer VBoten“ für die Monate
Auguſt u. September werden jetzt ſchon bei fämmt-
lichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen, ſowie in
ſerer Erpedition Beidelberg, Zwingeritraße 7
entgegengenommen.
Verlag des „Pfälzer Bote.“



Katholifhe Iugend.

Der geiſtvollſte und beredieſte Vorkaͤmpfer der
fatholifch-focialen Bartei in Frankreich OGraf de Mun,
jat, 10 jchreibt die Augsb. Poftzeitung, in Lyon in
Siner. Arbeiter⸗Berſammlung ſeiner Hoffnung auf die
athoͤrtf? Jugend begeiſterten Ausdruck ge-
geben: von ihr miüffe und werde die katholiſche Be-
Wegung ausgehen und das Werk der Rettung, _ der

eitauration der focialen Weltordnung. ausgeführt
erden: der katholiſchen Jugend harre eine große
Aufgabe und ihr gehöre die Zukunft.
Ein paar Monate vorher hatte der unermüdliche,
Yitterliche Gottesſtreiler die katholiſchen Univerfitäts:
Audenten in Lömwen in flammenden Worten. zur
Oriftlich-focialen Arbeit aufgerufen: „Studenten, ihr
® Feine Anhänger der , brutalen Gewalt. Ihr ge-
Dört nicht zu Denjenigen, welche fagen, e8 {tehe Alles
9ut, und welche fich um das Volt nicht kümmern.

in e3 ſich um die Zulunft der Armen handelt,
darf Niemand gleichgiltig bleiben. Sollt igr alio
dum Volte gehen und euch ganz und ohne Rückhalt
defjen WohHl widmen? Der Glaube, der euch befeelt,
Muß euch ein Ja! zur Antwort geben. Eine Menge
von Mühfeligen und Beladenen i{t ım. euch. Habet

Mleid mit Ihnen gleich dem Herrn, der, : al8 ‚er die
hungernde Menge ſah, die Worte ſprach: Mich er-
Batmet des Voltes! Er fah fie ihn Noth, und das
; war idm genug, um zu Helfen. — Man hat wohl

Ichon geſagt, das Voͤlk ſei ſchlecht und in ſeinen
Orderungen unerſattlich. Aber gehet zu dieſem Bolke
Und ir mwerdet jehen, daß e8 Der Ermunterung und
ÜUfe würdig ift. Beiget und beweiſet dem Volke,
aß ihr es Liebet, denn an unjere: Liebe zu ihn will
Leider altzuwenig glauben,- E gibt in den Hꝛaffen
00 ein Heimweh nach dem Himmlifchen ein Sehnen
ND Streben nach dem Ideal der Gerechtigkeit. Saget
Wdt, der Glaube ift todt. Nein, AUes was. ringsum

Zelehrt uns gßeäeßif—t*.

Erzählung von Gutmuth vom Walde.
** Machb ruc verboten)

2 Faſt bis zum Eingange war auf dem Tanzbpden ſelbſt
\Ne3 diht. bejeßt von folden, petche tanzten, ringsumher
diele Haffer und Zufjhauer, und an den lang ſich hinzieen-
j te“ iſchen aus ungehobelten Tannenbrettern folche, welche
Yanken und zechten. ; N
; N einem dieſer Tiſche ſaß Herberger, der „gebildete“
Schujter, mit einigen Hehgenoffen. Er jah hHochgeröthet
448 und Jandte Zornesblide in den Tanzboden Hinein, o
Sole Stollen mit. der. Lina tanzte. Viele Baueinburſchen
Zedten die Möpe Ho und taufhten Blicfe aus, als fie den
Lebriabuei Man fah ıhnen an, daß jie den tollen
Ängling-eher verachteten, al3 bewunderten. Heinrich, wel-
<m der Joje fofort 3zu Geficht gekommen, wußte faum
Sinnen zu trauen über das gottvergefjene Treiben
8 Joje. Er fann und jann, was er thum {olle. Doch,
® follte ihın bald der Weggezeigt werden. ; ;
. ban E einem entfeßlihen Jauftichlag auf den Tiſch, mit
g“ulflher AWuth in den Bliden Hatte Herberger fich erhoben,
AxS0ie gerade in Ddiejem Mugenblid in der Nähe bder
jtand und mit der Stadtmamfell. lachle und hlauderte ;
leje fah triumpbirend drein, weil fie folz auf den Mül-
ylohn war. Herbergr drängte fich durch die Menge hin-
Ur und indem er an Fofe vorbeiging, ieß er Dielen
g_fif“a in die Seite, ‚indem er {chrie: „Mach’ Plas, Du
—— ein anftändiger. Menidh vorbet. kannn !“ ;
„nSDfe, Don diefem Heftigen Stoße getroffen, taunmelte bei
Seite. Dann aber, al8 er des Schufters anfichtig wurde,
Pntbrannte er in hHeller Wuth und fürzte auf ihn zu, indem
- ihn am. Halfe griff. Im Nır Hatte Herberger ſich von
ihm befreit, ein Kauftichlag ſraf Fofe in’8 SGeficht, es ent-
Kand ein Tumult, ein Buſanimẽnrotten Bieler um die
eiden, um fie auseinander zu bringen, als im ſelben Au
genblide Jofje einen Schrei ausftieß und rucdwärts taumelte.
Anige Zurücitehende fingen der Falenden auf, welcher
oen⸗ pra : „Ich bin getroffen.“ Schon entfärbte ſich
Tein dis dahin hochrothes Angelicht zu Leichenbläfle und



















Suli‘



m



— — 29



geſchicht, beweiſt das Gegentheil.
man ſich des Glaubens, aͤber nunmehr hat der Glaube


die zum Volke geht? Iſt es nicht
ſeine Stimme erhebt, um den Streit beizulegen,
die Menſchheit entzweit? ¶ Beſchreitet muthig die
Babn, die euch eröffnet iſt Vorwaͤrts mit kühner
Zuverſicht!

Nicht enden wollender Beifall begleiteten dieſe
Worte des franzöſiſchen SGrafen,
ſpäter ſeitens der katholiſchen Studentenſchaft Löwens
in eixer Adreſſe der Dank für ſeine
und der fejte Eutſchluß ausgefprochen wurde,
Mahnungen treu zu befolgen: „Was Sie ſo hoch
gerühmt, wollen wir immerdar uns bewahren: Muth
im Betenntniß unſeres chriſtlichen SGlaubens - ‚und
Kühnhrit in der Vextheidigung unſerer Ueberzeugung
Mochte darin die katholiſche Jugend ihre Einigung
und Stärke finden! Treu bi8 in den Toͤd der chriſt-
lichen und ſocialen Sache!“

In dieſem Schreiben der belgiſchen Studenten iſt
don einer Einigung der katholiſchen Jugend die Rede.
Dieſer Gedanke eines internationalen kat ho-
iſchen Stadentenbundes ift nicht new und
wird ohne Zweifel in Bälde feine Verwirklichung
finden. Die erſte Anregung dazır iſt von Frankreich
auSgegangen. Dort erſchien im vorigen Jahr aus
der Feder des Baron v Nontenach eine ‚Heine
Schrift über die „internationale Organiſation“ der
katholiſchen Univerfitätsſtudenten („Organisation inter-
nationale de la jeunesse universitaire“‘),

Bei dem Tabilaͤum der Univerfität Bologna, bei
welchem ſich Studenten faſt aller europäiſchen Hoch-
ſchulen eingefunden, iſt die Gründung eines „aͤllge-
neinen Studentenbundes beſchloſfen und zu . diefem
Zwecke ein Comitee in Paris errichtet worden. Den
Mitgliedern dieſes Bundes ſollte befonders beim Be-
luche fremdländiſcher Univerſitäten mit Rath und
That an die Hand gegangen und und ihnen naͤch
Vollendung der Studien, wenn nöthig, zu paſſenden
Stellungen im Auslande verholfen werden „Ein
joldher Bund“, alſo heißt es im Programme, „der
die geiſtige Elite der Jugend aller Länder in ſich be-
greift, koͤnnte Großes wirken für Reformen. In
jedem Falle würde dadurch, daß man den jungen
Leuten, welche den gebildetſten Claſſen im Staate
angehören und dereinſt einen gewiſſen Einfluß auf
die Leitung der oͤffenklichen Angelegenheiten haben
werden, ein gemeinſames Gebiet eröffuet, wo ſie ſich
begegnen und einander nähern können, die Herſtellung

ohnmächtig ſank er zu Boden
feichtfinnige Sina und ftürzte davon. Ein paniſcher Schre-
en befiel UNe im Saale, und man drängte fich in aller
Eile zum Ansgang hin. Das Tanzvergnünen war gräßlich
beendigt. Niemand befand fih mehr im Zelte, als einige
entſchiedene Männer, welche fich des Geiroffenen annahmen,
vor Allem Heinrih und Bernhard. Herberger war natür-
lich verfhwunden. $ *

„Mein Gott, weld’ ein Geſchic! leufzte der Erſtere
und jhaute in das afchfahle Antlik des Fünglina3, um den
Bernbard welcher während jeiner Militärzeit Lazarethge-
hülfe war, in gefhidter Weije thätig war. .

„Sr iit mit einem Mefjer geltochen, hier in die Seite“,
iprad) Bernhard. „Doch, die Wunde jcheint nicht tödtlich:
denn der Stich geht jchief über eine Rippe.“ ;

In Eile wurde die Wunde gewaſchen und ein Noth-
verband angelegt.

„Seßt jofort Jemand zur Stadt zum Arzte und dann
wohin mit dem Joje?“ ſprach Beruard. ;

„x5@ fattle ein %ferd und Hole den Arzt,“ ſerach ein
Naheſlehender und eilte davon. Ein AÄnderer, welcher ein


damit der Berwundete untergebracht werden Könne.
„Sut 10,“ {prach: Bernhard. „Dann gehet voraus und
ſorget für ein Bett. Wir bringen den Zoͤſe fogleich !“

Dieſer Iag noch bewußtlo3 da und ward denn auch in
biejem Zultande auz dem Tanzzelte Herausgetragen. Das
war ein trauriger Bug, als nun einige Männer den Süng-
ling wegtrugen. „Du foNit Vater und Mutter ehren,“ hat
der Allerhöchite geboten und der Mißachtung diefes Ges
botes folat das Strafgericht Gottes, jei e3 frih oder {pät.
Und hat man nicht das Recht, in diejem Unglück bei Kofe
ein Strafgeriht Gottes zu erblicken? ; .

„S3 {hut mir unendlih leid für meinen ehrlichen
VBeiter Beter mit dieſem ſeinem unaerathen Rinde,“ {prach
Heinrick zu Bernhard. „Doch, es war vorauszujehen, daß
diefen Jungen einmal ein Unglüc treffen mußte ; denn er
mar {tetS bie Widerfpenitigfkeit jelbit gegen jeine Eitexn
%0 mag wohl die Urfache diejer verfehlten Erziehung Lie-
gen, da die Eltern doch jo brave Leutẽ find ?”
















' Muzeihe«STalt — ⏑
E— Birhen, Wallbürn, ——


















D, — Erpedition von Gebr. —
An Peidelderg/ Zwingerſtraße 7,






werden.“

Baron v. Mont enach hält es nun für noth-
wendig, dieſem zweifellos liberalen Studentenbunde
eine „internationaͤle katholiſche Union“ entgegenzu-
ſtellen, und ſagt bei der Begründung dieſes ſeines
Vorſchlages u. A.:

„Die Thatſachen reden eine laute Sprache und
draugen auch uns zur Arbeit. Bilden wir eine wohl-
diseiplinirte Armee gegen unfere Feinde! Lernen wir
uns kennen, nähern wir uns einander, unterſtützen
wir unS gegenfeitig, um unter der Leitung der Kirche
die focialen Rechte Jefu Chriſti zu vertheidigen oder
zurückzuerobern. Moͤge jede Nation nach ihren Sitten
und Geſetzen und beſoͤnderen Verhältniſſen fich organi-
ſiren: aber, Hand in Hand, ſollen wir alle fagen
können: Wir gehören ohne Unterſchied der Racen,
der Grenzen und der Nationalitäten der Familie der
Gläubigen an! Haben wir voͤr Alem Begeiſterung
für das Gute, ſie iſt eines der Privilegien unſeres
Alters, ſie iſt auch unſere Kraft. Der hl. Vater hat
durch Vermittlung des Kardinals Mermillod unſeren
Beſtrebungen ſeine Billigung ausſprechen laſſen und
einen Segen geſpendet. Die Studenten der kathol.
Velt werden zu Ehren des hl. Aloyſius eine feierliche
Lundgebung veranſtalten und naͤch Rom pilgern, und
wenn ſich dort zu den Füßen, unter dem Segen des
Rapſtes Leo, unfere Banner ſenten danıt wicd der
OL Vatex des Hoͤhnes jener Jugend vergeſſen, die zur
Brunofeier nach Rom geeill ift. Haben wir Acht:
was un& fehlt, iſt die xichtige Erkenniniß deſſen, was
unlere Gegner thun, al derjenigen, die nicht mit uns
und darum gegen uns ſind. Würden alle ihre Pläne
uns affenkundig ſein, dann wäre unſere ſorgloſe Ruhe
bald dahin Wehe uns, wenn wir in der uͤnaufhall
ſam heraunahenden Stuͤnde der Entſcheidung ihren
disciplinirten Reihen nur eine zwar muthige aber un-
geordnete und darum ohnmaͤchtige Schaar entgegen-
ſtellen können.“

Cardinalvicar Parrochi hat in einem Schreiben
vom 10. Mai d. &. an Baron von Montenach die
Nothwendigkeit und Nützlichkeit eines allgemeinen ka-
kholiſchen Studentenbundes anerkannt und die Meali-
ſirung dieſes Projects auf's Wärmſte empfohlen.„Die
Jugend“, heißt es dort unter Anderem, „iſt die Hoff-
nung der Zukunft. In einem Jahrhundert, in dem
alle Grenzen zu verſchwinden ſcheinen, darf die Altion
der Katholiken ſich nicht auf den Hortzoͤnt eines Landes
beſchränken. Internationale Congreſſe finden überall
Die Latholiken müſſen ſich nach den Bedürfs

— *

da. o lieat die Urfache ?” entgegnete Bernhard. Dır
weißt ja, daß die vielen Sterbefälle unter den Rindern die
an {iO {don fränklide Mutter jehr niederbeugte und dak
dieſe debhalb den Zungen von Kind an verhäfchelte. Sie
hat c8, gewiß ohye bofen Willen, nidt verftanden, die
Ichlimmen Keime im Herzen des Jungen niederzuhalten und
und die guten zu entwickeln. Natutanlage und Verführung
thaten das Nebrige.”

Man. war am BZiele, am Hauſe des guten
welder den Unglüclihen aufnehmen wollte.
wadhte unter ſorgſamer Pflege bald aus feiner
(ofigfeit. ;

„Wo bin ich? ſtöhnte er.

„Du bijt hei auten Leuten“,
balte Dich ruhig,
werden.

Jetzt ward dem Jümalina die ganze Lage klar; man
jah eS ihınm an, wie die Heilloje Leidenfchaft der Eiferfucht
und des ZorneS wieder erwachten

„Ha, der Schurke, knirxſchte er, und machte Anſtrenaung
ſich zu erheben. Doch er fant gbermals ohnmächtig zuͤric
—r H noch lange nicht belehrt und befehrt,“ {prach
DHeinrid, „Sh denke, i bringe dem armen Beter iebt die
MNachricht, und Du, BernhHard, bleibit bei dem Kranken.“

.. So gejhah e3. Mit {hwerem Herzen {Oritt Heinrih
hinaus in die Nacht, welche unheimligd Ihwül war. Immer
ichwüärzer hoben ſich die Wollen im Weiten heraus und
kündeten immer deutliher das nahende Unwetter an.

Mit dem Abenddunkel war dem ehrjamen Müler Beter
Stollen bereits die Unruhe gefommen über jeinen Sohn,



Hreundes,
Diefer er-
Bewußt-

jagte Bernhard „Nun
ganz rubhig; dann wird’3 bald beffer


aber auch ſehr, daß Vetter Heinrich noch nicht fichtbar ges


„Sollte dieſer wohl vorbeigegangen ſein ohne anzu-


jedoͤch zu befhwichtigen

„Heinrich wird unſern Joſe ſicher mitbringen.“
Gortſetzung folgt.)


 
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