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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 251 - Nr. 260 (4. November - 14. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#1021

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Änzetge-Hlatt ür die Amtebezirke Heidelderg
Sadenburg, Weinheim, Schaetzugen Vhilppaburg.
Wiesioch, Bruchſal, Bretten/ NMedargemänd, Mosbac
Lberbach· Kuchen Waldürn, — MWertheim x











&. 200

eranimertfider Mebakteur :
nln Mador in Heidelberg.


2







Beſtellungen
auf den Pfälzer Boten · für die Monate
Noveniber und Dezember werden fortwährend bei
ſämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen,
ſowie in anſerer Expedition Feidelberg, Zwinger-
ſtraße 7 entgegen jenommen.

Verlag des „Pfälzer Bote.“


Ver heutigen Nummer liegt ur. 44 der Unterhaltungs-
beilage bei.

— — — —
balitiſche Wochenüberficht.

Heidelberg, 7. November
Der Reichstag wird, wie wir bereits mitgetheilt


17. November, Nachmittags 2 Uhr abhalten. Auf
der Tagesordnung dieſer erſten Sitzung ſtehen außer
der erſten Berathung des Geſetzentwurfs betreffend


ſchriftliche und drei mündliche Berichte der Peti-
tionzkommiſſi on.“ Von denſelben betreffen die
erſteren die Ausdehnung des Kranken und des Un-
fallverſicherungsgeſetzes auf die Inſaſſen der Gefang-
enen⸗Beſſerungs 2c. Anſtalten, die Reviſion des Wu-
chergeſetzes vom 24. Mai 1880, die Privatarbeiten
der Militärbüchſenmacher und den Handel mit Waffen
und Munition derſelben, ſowie die Beeinfluſſung der
Gaſtwirthe in Bezug auf Verſammlungen durch Amts-
vorſteher und Landraͤthe! Die mündlichen Petitions-
berichte betreffen die Einführung eines Zolles auf mit
Salz beſtreute grüne Häringe und kommunale Be-
ſteuerung des Weins, die Verleihung der Rechte der
juriſtiſchen Perſon an Innungsausſchüſſe ſowie die
Abänderung der Unfallverſicherungsgeſetze.

Am gleichen Tage wie der Reichstag tritt in
Karlsruhe der badiſche Landtag zuſammen und
zwar gegenüber früher in vollſtändig verändeter Ge-
ſtalt. Die nichtnat lib. Parteien ziehen weſentlich
verſtärkt in das Rondel ein, eine Partei, welche bis
zur Stunde noch keine Vertretung in der Kammer
hatte, die ſozialdemokr. Partei, entſendet zwei Abge-
ordnete. Die überwiegende Mehrheit der natlib.

Das SGeheimniß der Breofkin.
Von Bernhard Derosne. Nachdruct verb.)
Autoriſirte freie Ueberſetzung von Philipp Freidant)

Das Antlitz Arthur Suthexlands wurde fahl wie das
eines Todten alS er mit dem Leſen dieſer anonymen Evi-
ſtel fertig war Ein anonymer Brief iſt der Akt eines ge-



7






Partei iſt auf 1 Stimme zuſammengeſchrumpft. Mit
großem Intereſſe wird den Verhandiungen entgegen-
geſehen. Ueber die Haltung der Regierung den zu
erwartenden Anträgen des Centrums, Freiſinns und
der ſog Volkspartei gegenüber, verlautel noch nichts.
Die Haltung der nat lib. Partei wird, den Acußer-
ungen ihrer Preſſe nach zu urtheilen, eine den For-
derungen der Oppoſitiongparteien gegenüber ablehnende
ſein Es zeigt dies, daß die nat lib. Partei aus der
ihr bereiteten Niederlage eine Lehre zu ziehen nicht
geſonnen iſt, daß ſie auch in Zukunft den klar und
deutlich ausgeſprochenen Wünſchen des Volkes ſich
entgegenſtellen wird. Thut ſie dies in der That, ſo
beſorgt ſie dadurch nur die Geſchäfte ihrer Gegner
und ebnet ihnen den Boden, nach 2 Jahren einen
ähnlichen Sieg wie bei der diesjährigen Landtags-
wahl zu erringen. Der Nationalliberalismus wird
dann vollſtändig auch in dex Kammer von der Bild-
fläche verſchwinden.

Ueber das Verhalten des Fürſten Bismarck zu
den Februar-Erlaſſen des Kaiſers theilt
die Münchener Allg Ztg. Einiges mit, was
Grunde nur ſchon Bekanntes beſtätigt. Fürſt Bis-
marck war mit der vom Kaiſer genommenen Initi-
ative nicht einverſtanden. Er ſelbſt arbeitete den ihm
um und brachte die internatio-
nale Arbeiterſchutz⸗Conferenz hinein, weil er hoffte,
dieſe werde abſchwächend wirken.
Erlaſſe dem Kaiſer überbrachte, bat er wiederholt
vergebens, ſie in das Kaminfeuer! zu werfen, weil er
ſich von der Wirkung nichts Gutes verſprechen könne.
Eine miniſterielle Gegenzeichnung der Schriftſtücke iſt,
nach der Allgem. Ztg wohl nicht beabſichtigt geweſen.
„Der Kaiſer betrachtete die Erlaſſe als Ausfluß ſeiner
eigenen höchſten Initiative, und Fürſt Bismarck hat
dieſe Auffaſſung wohl um ſo mehr getheilt, als die
Gegenzeichnung eine über die kaiſerliche Initiative
hinausgreifende miniſterielle Wirkung gehabt haben
würde.“

Eine etwas abenteuerlich klingende Nachricht bringt
das „Berliner Tageblatt“ aus Ungarn.
eine Verſchworung gegen das Leben Kaiſer Franz
Joſefs enideckt woͤrden ſein. Der Budapeſter Torre?
ſpondent des genannten Blattes telegraphirt darüber:
„Magyac Hirlap bringt aus Oroshaza, wo heuer
blutige Unruhen der Feldarbeiter ſtattfanden, die ſen-
ſationelle Nachricht von einer angeblichen Verſchwör-
ung von Mitgliedern des dortigen Arheiterelubs gegen
das Leben Kaiſer Franz Joſefs. Ein Arbeiter Na-
mens Mari iſt nach Budapeſt gereiſt, wo er mit




Sozialiſten conferirte. Obergeſpan Reißig, der die
Unterſuchung leitet, ließ drei Verhaftungen vornehmen
und erſtattete einen ausführlichen Bericht an das Mi-
niſterium des Innern Der Haͤuptverſchwörer Ar-
beiter Mari iſt geſtern durch Poliziſten nach Buda-
peſt gebracht worden.“ — Die Nachricht lautet an
ſich ſchon zu unbeſtimmt, als daß man die gemeldete
Thatſache als feſtſtehend betrachten könnte.

In Braſilien ſind in dieſer Woche wiederum Un-
ruhen ausgebrochen. Bekauntlich wurde nachdem von
den Freimaurern der greiſe Kaiſer vertrieben war die
Republick proklamirt Man ſcheint aber über die
Seguungen die dieſes Regiment gebracht, nicht ſonder-
lich erbraut zu ſein. Der Präſident hat den Congreß
aufgelöst und ſtehen demnächſt die Neuwahlen bevor
Wie berichtet wird, werde der neugewählte Congreß
die Verfaſſung revidiren, dabei aber die Staatsform
der Föderativrepublick beibehalten. Die Regierung fet.
entſchloſſen, jegliche monarchiſtiſche Kundgebung zu
unterdrücken. Alle Gegner der Republick ſoͤllen depor-
tirt werden. Das iſt nämlich freimaueriſch-republi-
kaniſche Freiheit! ;

Ueber das Erdbeben in Japan werden der „Lime3“-
aus Hiogo 2. November, weitere Einzelheiten tele-
graphirt. Die Wirkungen des Erdbebens vom vorigen
Vtittwoch waren ſo weitreichende, daß man noch am
Montag keine zuverläſſigen Mittheilungen über den
Lebensderluſt und den Schaden an Eigenthum erhal-
ten konnte. Die wildeſten Gerüchte über die Zahl
der Todten waren verbreitet, doch beläuft ſich die
Zahl derſelben wahrſcheinlich nicht auf mehr als 3000.
In Ogaki wurden 1000 Perſonen getödtet, hauptſäch-
lich durch zuſammenſtürzende Gebände und dort wie
in Giſu folgten dem Erdbeben, große Brände, wo-
durch Viele ihr Leben verloren Der Hanptſtoß war
heftig und währte weniger als 2 Minuten. Die fol-
genden Stöße wären unter Umſtänden nicht ſtark ge-
nug geweſen, um großen Schaden anzurichten, aber
ſie genügten, um die bereits erſchütterten Gebäude
zum Einſturz zu bringen. Die Eiſenbahnen und
Brücken ſind auf weite Strecken zerſtört, wodurch es
ſchwer geworden iſt, zuverläſſige Nachrichten zu er-
halten. An vielen Punkten haͤben ſich breite Riſſe
in der Erde gezeigt, in Folge deſſen die Wege un-
paſſirbar oder gefährlich geworden ſind. Auf weiten
Strecken hat ſich das Land geſenkt. Bedeutende Zer-
ſtörungen werden gemeldet aus den Städten Ogaki,
Kitagata, Ichinomiya, Tiraguna, Kiyonſu, Kamatſu
und anderen Plätzen hauptſächlich an der Kiſte. In





Nagrya war die Zerſtörung weniger ausgedehut, aber



Sutherland das Zimmer Cvelinenz und
verſuchte ſich durch einen Spaziergang zu zerftreuen. Auf




Das wußte Arthur Sutherland 44 genau; eben ſo ge-
nau wußte er aber, das ſolche



Brief darftellt, trogdem von manchen ſchipachen und wenig
charakterfeſten Menſchen immer noch Würdigung finden,


als wilfommener Klatſch zu Ddienen ?”



auf

durchſchritt die Leute mit Fingern auf ihn zeigten, 8
a

den getäuſchten, blinden Ehemann War es möglich,
Eveline einer ſolchen Schuld fähia wäre?

Auf einen Ausgenblick war ſein Glauhen an feine Frau
alterdinas erfchüttert — das baͤtte das flüchtiae Leſen der
gemeinen, anonymen Zuſchrift hewirkt. Dann aber Initter-
te er, erröthend übex ſeine Schwäche den gemeinen Viſch
zuſammen und verließ den Frühſtuͤckotiſch, In ſtiller Wuth
jprach er den nicht belonders chriſtlichen Wunſch aus, die
Sejekgebung möge dahin wirken, daß das Schreiben eines
vexleumderiſchen anonymen Hriefes mit guchthaus belegt,
mindeſtens aber mit dem Abhauen der Hand des Brief-
ſchreibers beſtraft werden müßte.

Ohne ſeine Couſine, welche vergeblich in ſeinem Geſich-
te zu leſen vexſuchte, eines Blickes zu würdigen, beaab ſich
Arthur mit dem zerknitterten Brief in der Hand in die
Semächer ſeiner Gemahlin. Eveline war bereits einae-
ichlafen und Iag auf dem Rubebette rubia und friedlich wie
ein Kind. Beir dem Anblick ſeiner Gemahlin machte ſich
Arthur die heftiaſten Selbſtvorwürfe, va er auch nur
einen einzigen Wugenblid an ihre Schuld alauhen kannte.
Zähneknirſchend ſaßte er ſich: „Ich möchte den feiaen Brief-
ſchreiber erwürgen wenn ich ihn zu finden wüßte.“ Arthur

der regelmäßigen Benutzung durch Lenoir trug. Auf dem
alten Tiſche befanden ſich Cigarrenreſte neben einem
r⸗
thur wandte ſich vom Papillon aug auf die bekannte Te-
raſſe! um ſich durch die hexrliche Ausſicht zu zerſtreuen;
allein auch dieſer Verſuch gelang nicht. —

In ſeinem Herzen brannte immer noch der Zorn über

jeine Frau, ſeine ſo reine und ſchöne Cveline, fie, die
Vohlthäterin aller Armen des Doͤrfes, auf iſo gemeine
Weiſe vexleumdet und als Gegenſtand des Dorfgeipräches
bezeichnet worden war Später beſtieg Arthur Suther-
8 ſein Pferd und ſtürmte in tollem Ritt durch das

orf.
er auf deſſen Teraſſe Lenoir, von welchem er ſpöttiſch-höf-


Lenhir ſchaute dem aufgeregten Reiter lange nach und
nahm ſich vor,
mit Sophie Weldon zu flüchten. Hämiſch Iächelnd meinte
Lenbir, er werde dann auch vor der wilden Katze Re-
beffa, vor deren Rache ihm heimlich araute, ſicher ſein.
Arthur Sutherland kam zienilich ſpät nach Haͤufe zurüc
und begab ſich ſofort zu Cveline, um ſich nach ihrem Be-
finden zu erkundigen. Eveline befand ſich noch angekleidet
auf dem Ruhebett und klagte über heftige Kopfſchmerzen.
„Gehe doch hinab zum Mahle, Arthur,“ ſagte Eveline
Jaſſe Luch nicht warten. Ich habe gar keine Eß-
Uſt.

wenn Dır unten ſpeiſeſt. Du weißt ja, daß ich mein Kopf-
weh viel beffer ertrage, wenn ich alein bin.“ Eveline
ſaate dieſe Worte mit beinahe trauriger Stimme, ohne ihr
in den Hiſſen begrabenes Köpfhen zu erheben. Arthur er-
fülte, ohne ein Wort zu erwidern, ihren Wunſch und ſetz-
te ſich mit bekümmerter Miene zum Mahle. Lautlos be-





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|
|
|

— 8— — —

endigte er dasſelhe und nahm ein Buch zur Hand, um zu
leſen richtiger aber gefagt, um gedankenvoll in die Weite
zu bliden. i 888

Wie langeer ſo dageſeſſen ſein mochte, er mußte es nicht
zu fagen. Vloͤtzlich Hörte ihn Luch in ſeinem Nachdenken
mit der Nachricht, daß Eveline vor einigen Augenblicken
ausgegangen ſei erſtreut meinte Arthur, das fei ſehr
unvexnünftig bei ihHrem Kopfweh und ſie werde ſich noch
den Tod holen. Scheinhar beunruhigt fuhr Luch in ihrer
Melduna fort, daß Epeline die Richtung nach der Teraſſe
eingeſchlagen habe und daß Arthur gut thun würde ſie
aufzujuchen. Arthux erhob ſich blaſfen Autlitzes und be-
gab ſich, ohne ein Wort zu erwidern auf den Wea. Auf
der Teraſſe befindet ſich Fveline nicht.. Sr richtete daher
ſeine Schritte durch das Gehölz zum alten Pavillon Als
er an den Pavillon gelangte, war Alles dunkel und ruhia







wie das Grab Er beſchloß zu warten und ſetzte ſich in
den Schatten eines Baumes, um die Thür im Auge be-
} Die Zeit des Wartens dünkte ihm eine
Ewigkeit und welche ſeeliſchen Qualen ſtand er dabei aus!

als
er ſeine tief verhüllte Frau heraustreten ſah So lange
noir mit hHalblauter Stimme zu Eheline Iprach :

„®ute Nacht, liebe! hühſche Cveline ; ich bin ſehr
höſe, wirklich ſehr erzürnt, Sie kräuken zu müſſen, aber ich
kann nicht anders. Ich kann den Stolz Ihres 4

ziebe:

morgen werde ich ihn beſuchen und durch die Mittheil-
ungen Ihrer kleinen romantiſchen Geſchichte zahm machen.
Gute Nacht, liebe Kleine, tauſend Dank für das Geld.”

Eveline ging ſo nahe an ihrem Gatten vorüber, daß
Als Gaſton Lenvir an Arthur vor-
übex ging, war deſſen erſtes Gefühl.ſich auf den Schurken
zu ſtürzen und ihn zu erwürgen. Seine Kaltblütiakeit
übermandte aher ſeine Leidenfchaft, indem er ſich ſagte:
„Morgen wirſt Du ja Alles erfahreit!“

(Fortſetzung folgt.)

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