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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 1 - No. 25 (3. Januar - 31. Januar)
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Expedition Brunnengaſſe 24.

Ne 7.

Deutſches Reich.

Karlsruhe, 7. Jan. Der Erbgroßherzog ist
geſtern Abend halb 8 Uhr wieder nach Potsdam
abereiſt. + Hur Eröffnung der diesjährigen Win-
terſaiſon fand bei dem Herrn Staatsminister Tur-
ban am Freitag Abend in den Geſellſchaftsräumen
des Staatsministerial-Gebäudes eine Soiree ſtatt,
zu welcher etwa 700 Einladungen an Personen aus
allen Kreiſen der Gesellſchaft ergangen waren. Der
Großherzog und die Großherzogin, der Erbgroßher-
zog, der Prinz und die Prinzeſſin Wilhelm und der
Prinz Karl waren anwesend.

Frankfurt a. M., 6. Jan. Die gestern Nach-
mittag im Saale der volytechniſchen Geſellſchaft
stattgefundene zahlreich beſuchte erſte Generalver-
sammlung des deutſchen Kolonialvereins, zu welcher
von auswärts Mitglieder und Vertreter der ver-
schiedenen Sektionen und Zweigvereine, ſowie der
Preſſe erſchienen, legten ein erfreuliches Zeugniß ab
von der anerkennenswerthen rührigen Thätigkeit der
Leiter des Vereins, von der gegenwärtig über ganz
Deutschland ſich erstreckenden Organisation und an-
sehnlichen Mitgliederzahl und seinem zielbewußten
Eifer für die Zukunft. Präsident Fürſt zu Hohen-
lohe-Langenburg führte die jetige Mitgliederzahl
von 3300 als einen Beweis dafür an, daß die
Bestrebungen des Kolonialvereins von der Nation
gebilligt werden, wenn auch die Mitgliederzahl und
die dem Vereine zu Gebote stehenden Mittel noch
längst nicht genügen, um allen Aufgaben des Ver-
eins in vollem Maße gerecht zu werden.

Stuttgart, 7. Jan. Bankier Heilbronner
iſt gestern aus dem Katharinenhospital entlassen
t Dettinger befindet ſich noch immer in
Gefahr.

f Üüttingen, 8. Jan. Bei der Reichstagserſat-
wahl erhielten bis jett in 56 Wahlbezirken Rab-
bethge (nationalliberal) 4795 und Göt 3175
Stimmen.

Möiünchen, 8. Jan. Der Münchener Landtags-

jeidelberger Tageblatt





_ algeordnete Oberſt Berg wurde gestern Abend bei
| Revision des Stenogramms ſeiner Vormittags ge-




Ein Millionäre.
Original-Novelle von F. Klinck.



Fortſezung. ;
He! he! wollt' auch noch ein Wort darein reden
und ihn schließlich zwingen, daß er doch nach meiner
Pfeife tanzen muß. Da, dies - und das, fügte
er hohnlachend hinzu, nach ſeiner zerfetten Hand
und der blutenden Stirn greifend, ſoll eine Geld-

quelle für mich sein + eine unersſchöpfliche Geld-

quelle.“ ,

Martha ſchrak bei diesen Worten des Verwun-
deten leicht zuſammen. Sie ſah beſorgt von dem
Arzte, in deſſen Geſicht ſich auch nicht die kleinste
Veränderung zeigte, auf Friedrichs glühendes Ant-
liz. Dr. Gutherz konnte nur mit der äußersten
Mühe den Kranken bändigen, aber in seiner Stimme
mußte etwas ſeltſam Beruhigendes liegen Friedrich
wurde nach und nach fügſam wie ein Kind, und

elbſt als der Doctor die Hand untersuchte und ihm
gewiß bei der Berührung nicht unbedeutende Schmer-
zen verursachte, äußerte er dieselben nur durch

Vimnmern und Aechzen. Dann machte sich der Doctor
or ss E Gj s ssſttges
Nöthige hatte er in einer kleinen Taſche, welche er
stets bei sich führte.

In kaum einer Viertelftunde war der Verband

apsrlet: hoffe, daß dem Manne die Hand erhalten

bleibt,“ sagte er dann, „aber die Stirnwunde bedarf

¿einer sorgſamen Pflege. Sie werden hier Eis haben,
es iſt ja Waſſer in allernächſter Nähen.
genug !“ seufzte Martha.









































Anzeigen: die 1-ſpaltige Petit-

Yerantworllicher Redakteur Philipp Klausner. Expedition Brunuengaſſe 24.

188T.

Yonnerſtag, den 10. Iaunar

haltenen Rede vom Schlage getroffen und iſt ge- | neten Schute des Friedens, deſſen Erhaltung durch
ſtorben. persönlichen Verkehr mit befreundeten Fürsten
Berlin, 7. Jan. Lasker's Tod bildet heute | neue Bürgschaft erhielt, die Nation auch ferner
das einzige Gesprächsthema. Er hat zu den be- einer gedeihlichen Entwickelung entgegengeht.n. —
kannteſten, auch zu den bedeutendsten Politikern ge- | In dem Antwortschreiben an die Stadtverordne-
hört, die wir in den lettten zwanzig Jahren ge- ten ſagt der Kaiser, er habe ſich mit Friſche nnd
habt haben, und darum iſt das Intereſſe an seinem | Rüſtigkeit unausgeſett dem Dienste des Vaterlandes
Schicksal ein ſehr natürliches. In der Geschichte | widmen können. Wenn dabei er als Aufgabe er-
des preußiſchen und deutschen Parlamentarismus | kannt habe, die Freundschaft auch mit fremden
behält er unstreitig einen Namen, ſchon weil an zu | Fürſten zu pflegen und dadurch eine größere An-
vielen unſerer wichtigsten Gesetzen die Spuren ſeines näherung der Nationen unter einander herbeizu-
geiſtigen Schaffens sichtbar sind, es gibt Gesetze, die | führen, so hoffe er, diese Beziehungen würden aut.
ihr Vorhandensein ausschließlich seiner Jnitiative | die Sicherheit und Wohlfahrt des ganzen Landes..
zu verdanken haben, und unser deutsches Kriminal- | nicht ohne nachhaltigen Einfluß bleiben. “
recht iſt vom erſten bis zum letten Artikel von Frankreich. ; .
Lasker'ſchen Zuſätzen durchzogen. Hätte ſich Lasker = Zur Fremdbvenhete in Frankreich lieen
mehr konzentrirt und wäre er nicht blos in das par- wieder neue Nachrichten vor. Acht Stadtverordnete ;
lamentariſche, sondern in das prattiſche Rechtsleben | von Lille, einer der größten Fabrik- und Handels-
eingetreten, er hätte viel aus ſich machen können. | ſtadt Frankreichs haben in dem dortigen Gemeinde-
Allein er zersplitterte ſeine Kräfte zu früh und zu rath den nachſtehenden Antrag eingebrechtee...
sehr, und so gab er seinen vielen Gegnern oft ge- Die Unterzeichneten ſchlagen dem Burgermei
nug Anlaß zu nicht verdienten Angriffen. Immer- ſter ehrerbietigſt vor, folgende Verordnung zu er
hin bleibt er ein politiſcher Geiſt und Charatter, laſſen: In Anbetracht, daß unſere Stadt von
deſſen ſich, und mit Recht, noch viele Generationen deutschen Unterthanen, meiſtentheils preußiſchae
nach uns entsinnen werden. Spionen überflutet iſt, und in beſonderer Erwä
Berlin, 8. Jan. In dem Antwortschreiben gung, daß die Individuen infolge der Miſſionu
des Kaiſers auf das Neujahrsglückwunſchſchreiben die ſie von ihrer Regierung erhalten haben, ge-
des Berliner Magiſtrats heißt es: „Ich preiſe eignet sind, in unſere industrielle Gegend Unruhe
Gottes Güte, daß es mir noch vergönnt gewesen und Verwirrung zu bringen, denn viele vm
iſt, das stolze Denkmal an den Ufern des Rheins ihnen haben, wie man ſagt, Stellen in bedeuten.
zum ewigen Gedächtniß der glücklich wieder er- den Häuſern inne und treiben eine Art von il
tur: ügä vertdturs. cet ar ect! lejals Gorcurrrt B Hut tt lt
deutschen Reichs in feierlicher Stunde die Weihe müſsen bis innerhalb acht Tagen vom Datun
zu ertheilen. Nicht minder wird hier die würdige der Verordnung an auf dem Bureau des Stan
Feier, wozu im Andenken an den großen Reforma- desamtes Namen und Nationalität angeben um
tor nach vier Jahrhunderten die gesammte evange- ihren Geburtssſchein vorweiſen. Die Deutschen
liſche Chriſtenheit sich mit mir vereinigte, stets eine allein werden unter die schärfste Bewachung un- t
erhebende Erinnerung bleiben. Zur größten Befrie- serer Polizei gestellt, und diejenigen, welche gege
digung gereicht mir, daß der Jahreswechsel ſich die Verordnung verstoßen, werden ſofort ausg





unter Verhältnissen vollzogen hat, welche die Hoff- wieſen werden. : .
nung auf eine ruhige und ungetrübte Zeit begrün- gez. Roufſſel, Dalbertanson, Carton, Morsillon,
den. Ich lebe der Zuversicht, daß unter dem geſeg- Benchee, Alhaut, Manoury, Peer.




Der Doctor verſtand dieſen Aufruf; aber auch „Ja, ja schweigen will ich doch nicht, we
ohne dieſen hatte er bereits gesehen, daß es hier am | Du auch drohſt. Sagen will ich's doch, weß Geist
Allernothwendigſten fehlte. Hülfe that noth, und Kind es ist, um deſſentwillen wir Alles verloren -
zwar ſchnelle Hülfe. unsere Ehre, unsere Habe, ja zulett unser Br
„Holen Sie Eis,“ ſagte er. Ich bleibe dabei, Du brauchteſt mit dem Jung
Kaum fünf Minuten ſpäter erſchien Martha | gar nicht so viel Staat und Aufwand zu mache
mit einem irdenen Gefäße voll Eis. Dr. Gutherz | Der hat nicht einmal einen ehrlichen Namen, ul!
zeigte ihr, wie sie Umſchläge zu machen habe; sie | dem sauberen Herrn wär's gerade Recht gewese
begriff sehr leicht.“ wenn er aus der Welt gegangen wäre, dann hät
Der Verwundete war mittlerweile bereits wieder | er eine große Laſt vom Halse gehabt und eine gro
unruhiger geworden. Er richtete ſich auf und saß | Sorge. Die Martha iſt dumm gewesen. Anst
mit glühenden Wangen da. Selbſt die Stimme des | den Jungen in das beſte Zeug zu ſtecken, hätte
Doctors hatte jede Macht über ihn verloren. | was anderes thun sollen, dann wäre der Herr ni
„So, meinen Sie? Wenn Sie sich da nur | ärgerlich gewesen und brauchte ihn keiner ander
nicht in einem großen Irrthum befinden Sie Person zu geben, die gewiſſenhafter ist, seine Wünſi
sehen mich wohl für toll an. Wo ist das Kind? | zu erfüllen. Dann könnten wir noch heute von Her
Wo haben Sie es hingebracht? Ihre Frau hat es | Hochheimer's Gelde ! ; “.. w
der Martha gegeben und anstatt es uns wegzu- Ach, Herr Doctor, beachten Sie nur um Gott:
nehmen, follten Sie das Koſtgeld erhöht haben. | willen nicht, was mein Mann im Fieber ſpricht
Was ſind für Sie hundert Thaler? Gar nichts, | bat Martha.“ nr
auch nicht das Mindeste, noch dazu, wenn es für „Fieberphantaſien,“ sagte Dr. Gutherz
ein Kind bezahlt wird, welches ſo ſsorgſam den | und es gelang ihm vortrefflich, ſeinen urp
Augen der Welt verborgen bleiben muß? Glauben | erweckten Gedankengang vor Martha's Au
Sie, wir hatten nicht Laſt genug von dem Kinde | verbergen. Die letten Worte des Verwundeten
gehabt ? Meinen Sie, wir wären nicht mit neidiſchen | ein Ereigniß in der Erinnerung des Doctor
Augen genug angesehen, als dies Kind auf einmal | gerufen, welches bereits allmählig durch d
vom Himmel herabgeſchneit war? Und dann diese | verwiſcht war. Er hörte den Namen Otto
Heimlichkeit, nicht den Namen des Knaben sollten | heimer gewiß nicht zum erſten Male, er ha
wir nennen, nicht, woher er kam, wer uns denſelben | hundert Mal früher gehört. Wer |ollte ih
gebracht.’. .; ; ! : kennen, den angeſehenen Millionär? Und di
Friedrich! Friedrich! beſinne Dich !“ schrie Mar- | nächsten Moment war ſchon der gute Doctor
tha, welche bis dahin den Worten ihres Mannes | über seine Phantasien zu lächeln. ::.: .!









mit dem höchſten Entſeßen gefolgt war, indem ſie ihre zu Futuna fäl .
Augen voll loſer Angst auf den Verwundeten richteten. (|zrtepng fett ;




 
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