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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

DOI Kapitel:
No. 229 - No. 255 (1. Oktober - 31. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0955

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l. Redakteur Philipp Klausner in Heidelberg.

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Abonnementspreis für
, durch die

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Deutſches Reich.

Mannheim, 2. Okt. Soeben iſt bei der hiesigen
elskammer die Nachricht eingetroffen, daß der
tsſekretär Dr. Stephan den sofortigen Bau der
êphonanlage Frankfurt a. M. - Mannheim gegen
lich 8000 Mark Abonnementsgebühr genehmigt

München, 2. Okt. Bet der feierlichen Eröff-
9 der deutschen Molkerei-Ausstellung waren außer
Prinzen Ludwig die Mitglieder des Königs-
ſes, die Ministerien, die Militär. und Zivilbe-
en, die deutschen und fremdländiſchen Delegirten
sonstige Notabilitäten anwesend.
remen, 2. Okt. Nach eingegangenen Nach-
ten erhielt der Vertreter von Lüderiß in Angra-
uena, Heinrich Vogelſang, am 9. Auguſt vom
tvetten-Kapitän von Raven die Mittheilung, daß
das afrikanische Küstengebiet zwischen dem 26.
ſüdlicher Breite und der Walfiſchbai, sowie
dlich der Walfiſchbai unter den Schuß des
Utſchen Reiches gestellt und zu dieſem Zwecke in
ndwich-Harbour, sowie nördlich von der Walfiſch-
und Cap Frio die deutſche Flagge aufgehißt
Grenzpfähle mit deutschen Nationalfarben auf-
habe. Der Vertretex wird erſucht, den
hen und engliſchen Kriegsschiffen, welche in
a-Pequena einlaufen, hiervon Mittheilung zu

gra-
eu.
Frankreich.

Paris, 1. Okt. Die Arbeitkriſis, welche in
n bereits einen so ernsten Charakter angenommen
Macht sich auch in anderen induſtriellen Centren
end und aus verschiedenen derſelben wird von
? steigenden Aufregung unter den an Beschäftigung
angelnden Arbeitern berichtet. So fand gestern
Saint-Etienne eine von etwa 1100 Personen
Uchte Versammlung ſtatt, in welcher nach einer
tumultuariſchen Debatte Resolutionen zur An-
me gelangten, die darauf hinauslaufen, die
nicipalität und im Allgemeinen alle Behörden
zufordern, eheſtens Werkstätten für die unbe-
ftigten Arbeiter zu errichten und bei den Minen-

Ulchaften dahin zu wirken, daß sie ihre entlassenen

JInm Haule des Verderbens.
Criminalroman von R. Ortmann.

S; ZS.
§














(31. Fortſezung)
tn, aber was in aller Welt ſoll ich denn

„Verſuche Dein Heil bei dem Mädchen ſelbſt!
iſt das einfachſte und wird wohl auch ſo ziem-
das ſsicherſte ſein.“
tin, ?Sie iſt nicht von der Art, die sich auf einen
Ylüigen Sturm gewinnen läßt! Damit, daß ich
| inen verwtinſchten Rath in jener Nacht befolgt,
f:: ich beinahe alles aufs Spiel geſett. Sie
"ihtet ſich vor mir!“
jj, „Das ist der beſte Anfang. Wen die Frauen-
ü U fe: Farcten. ve tlgßk fe zu letchteßen.
L ttt ss Rss
Mlagen kam.
Y, -Was würde es mir aber nützen, wenn der
tuder ein Querkopf iſt?V.
hy, \Vah, sie würde ihn ſchon herumzukriegen wissen.
; sss außerdem, Du kannst ja mit ihm reden, kannst
y vorsichtig einige Ausſichten machen, ihm ein
Whigreue t "ett. Lukü
tu : f s
iumeist ſchwer erkaufen, aber deſto leichter überlisten.“
y»Gut!“ — Ich werde ihn hierher kommen laſſen.“
we. Weit gefehlt, Freundchen! er würde sich unter-
. fas. alles so reiflich überlegen, was Du ihm zu
fz Un haben könnteſt und was er darauf antworten
[te, daß am Ende nicht viel von Deinem feinen
n zu erwarten stände. + Nein, Du mußt auf





Verkündiguugsblatt für die Bezirke







Arbeitern wieder beschäftigen. Eine Delegation
wurde an den Präfekten des Lorie - Departements
entsandt, um diesem die Vorschläge zu unterbreiten
Ein weiteres Arbeiter- Meeting wurde gestern in
Chamais bei Beſangon u zu dem der
radikale Abgeordnete des Arrondissements, Herr
Beauquer, nicht erſchien, weil er wahrscheinlich ein
gleiches Schickſal, wie das Herrn Andrieur in Lyon
widerfahrene, befürchtete. Verſchiedene Redner be-
leuchteten die traurige Lage der beſchäftigungslosen
Arbeiter, die sich noch verſchlimmern wtirde, falls
die Regierung nicht sofort zu Hülfe kommt. Eine
Deputation überbrachte die gefaßten Resolutionen
dem Gemeinderath und erhielt von einem Adjunkten
des Maieres die Antwort, daß es unmöglich sei,
die Brodtaxe wieder einzuführen, daß aber Werk-
stätten für die beſchäftigungsloſen Arbeiter errichtet
würden. Die Verſammlung zeigte sich über diese
Aceußerung nur wenig befriedige.

Paris, 2. Okt. Präſident Grevy wird heute
Abend um 11'/, Uhr zurückerwartet; er wird am
Sonnabend einem Miniſterrath präſidiren. + Der
Kriegsminister legte dem heutigen Ministerrath einen
Entwurf zur Organiſation der Kolonialarmee vor.
Die Kredite für Tonkin und China bis Ende des
Jahres, welche bei Eröffnung der Kammern bean-
tragt werden ſollen, werden insgesammt nicht mehr
als 10 Millionen betragen. + In Ciry-le-Noble bei
Macon hat ein Dynamitattentat stattgefunden, wo-
durch erheblicher Scher:t angerichtet worden ist.

uſzland.

Moskau, 1. Oct. Die „Mosk. Ztg.“ legt in
einem Leitartikel der Skierniewicer-Kaisſerbegegnung
insofern eminente Bedeutung bei, als ſie lediglich
die völlige Sicherstellung der wesentlichen Interessen
jeder der drei Großmächte nach sich ziehen könne.
Als vorzüglichſtes Reſultat der Entrevue hebt das
Blatt die Herſtellung jener herzlichen Beziehungen
sowohl Rußlands zu Oesterreich, wie zwiſchen Ruß-
land und Deutſchland hervor. Letztere herbeizu-
führen war freilich leichter, weil zwiſchen Rußland
und Deutſchland nur Mißverständnisse persönlich zu-
fälligen Charakters obgewaltet; allein zwischen Ruß-

einem Spaziergange zufällig an ihm vorübergehen
und ihn fragen, ehe er sich noch von seiner Ueber-
raſchung so recht erholt hat. Anders als in seinem
Hauſe wirſt Du auch wohl Dein Schätzchen schwer-
lich wieder zu Gesicht bekommen !“

„Meinetwegen auch das! Auf irgend einesWeise
muß ich doch zum Ziele kommen! ~ Und ich brauche
eine solche Aufregung, wenn ich nicht zuſammen-
klappen ſoll! + Haſt Du ſonſt noch etwas für mich?“

„Der Notar wird in einer halben Stund hier
Fein.!

„Der Notar? & Wozu?“.

„Haſt Du ein so kurzes Gedächtniß? Du erin-
nerſt Dich wohl, was wir wegen Deines Testaments
verabredet haben ?“

„Zum Teufel, Paul! Das hätte doch wahr-
haftig nicht solche Eile gehabt! Heute oder morgen
werde ich noch nicht ſterben! Das hätte man ja
gelegentlich einmal abmachen können.“

Ramfeld zuckte gleichmtithig die Achſeln.

„Man kann nie wisſſen, was einem die nächste
Stunde bringen wird,“ sagte er. „Ich wünſche
Dir noch ein recht langes Leben; aber ich möchte
mich nicht gern wie ein Bettler von dem ersten
besten Wicht aus dem Hauſe jagen lassen, falls es
im Rathe des Schicksals beſchloſſen sein sollte, Dich
früher aus diesem irdiſchen Jammerthal abzurufen.“

„So laß doch diese albernen Redensarten !,,
unterbrach ihn Kurt, der jett wicder sehr blaß ge-
worden war. „Wenn der Notar einmal hier iſt,
so kann das Ding ja meinetwegen aufgesetzt werden;
aber Dein Gekrächze vom Sterben mag ich nicht
hören. Ich liebe das nun einmal nicht.!“

„Ich werde mich darnach richten, obwohl ich ge-





4. Oktober

Druck und Verlag von Wur m & Pfeff er in Heidelberg.
Expedition Brunnengaſsſe 222n



Anzeigen: die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum 5 Pfg.,
.. für?kauswärts 10 Pfg. Bei mehrmaligem Erſcheinen Rabatt.

1884.













land und Osterreich könne, wenn reale Zwistmotive

entstehen, die Kaisſerannäherung nicht nur für dn .
Europafrieden wichtig, sondern noch mehr für dſen.

Aufrechthaltung des innern Friedens, sowohl die
Befestigung des monarchiſchen Prinzips sein. Wenn
Oesterreich aus irgend welchen Gründen von gemein-
ſamem Vorgehen gegen die Anarchiſten Abstand ge-
nommen habe, so exiſtiren dieſe Gründe jetzt nicht
mehr, dies bezeugt die Entrevue. Daher sind die
Gründe unnütz gegen die entente cordiale der drei

Großmächte gerichte. Vor Allem müsse sich die “
Entrevue auf das Institut der internationalen Ben.

diten beziehen, welche heiliges Asylrecht genießen nur
hei Reteuusen, die Verſtändniß oder Gewissen ver-

Aus Nah und Fern.

* Karlsruhe, 2. Okt. Die berühmte altdeutſche
Bier- und Weinstube „Zum Krokodil“ ging gestern
durch Kauf um die Summe von 250,000 Mk. an
einen Wirth aus Oppenheim über. Die Wirth-



ſchaft soll auch unter dem neuen Wirth ganz in der .

gleichen Weise, wie seither, weiterbetrieben werden.
* Weinheim an der Bergstraße, 30. Sept. Die

Güte des diesjähringen Weines wird eine ausge. .

zeichnete und muß an vielen Lagen den Mangel an
Menge einigermaßen wieder ausgleichen. Weinheim

wird dieſes Jahr unabhängig von der Umgegen, .

das Herbsten etwas später eintreten laſſen, wodurch

der Wein an Güte nur gewinnen kann. Möchte.

der ſchon als gut anerkannte Weinheimer immer
mehr, auch dem Namen nach, die verdiente Würdi-

gung finden — denn getrunken wird unser Rte.
ſchon seit Langem als Lütelsachſer. + Möctheen.

Weinheim neue Freunde bringen, Käufer durch gün-
ſtigen Kauf, Nichtkäufer durch das fröhliche Treiben
der Winzer bei dieſem so herrlichen Herbstwetter.

* Eppingen, 1. Okt. Letzten Montag ſchoß
ein hiesiger ſchwachhöriger und kurzsichtiger Herr
zwei junge Burſchen, welche auf freiem Felde mit
der Kartoffelernte beſchäftigt waren, aus Unvorsich-
tigkeit derart mit Schroten, daß dieſelben wohl für
einige Tage arbeitsunfähig geworden sind. Der

F hc mf. daß ich das für eine Schwäche halte
die Du nach Möglichkeit bekämpfen ſollteſt. Es gib
Leute, die abgeſchmackt genug sind,, hinter einer ſol

chen weibiſchen Todesfur cht ein böſes Gewiſſen. §

oder sonst etwas von dieser thörichten Art zu ſuchen
Wozu soll man ihnen
geben?“ — tt

Noch an demſelben Tage diktirte Kurt von

:

Brandenstein dem Notar seinen lezten Willen un .

sette den Dr. medicinae Paul Ramfeld für den

Fall, daß er ohne Leibeserben aus dem Leben schein. .
den sollte, zu seinem Univerſalerben ein, währen.

ihm andernfalls ein Vermächtniß von zweimalhundert-
tausend Mark zufallen sollte. Als er das Dokoment

mit nicht ganz sicherer Hand unterzeichnet hatten.

athmete er erleichtert auf, als sei er froh, emenblen.

drückenden Gedanken endlich von sich abſchüttenuan.

können und mit einem etwas gezwungen klintenen..

Bemühen, zu scherzen, sagte er zu dem Juriſten.
„Hoffentlich werden noch einige Jahrzehnte ve.

gehen, ehe die Siegel von diesem Dinge da gelöst
zu werden brauchen. Es iſt der reine Uebermuth,
— aber man iſt froh, wenn man das los ist!“

Vierzehntes Kapitel.
Was Dr. Ramfeld vorausgeſeheu hatte, war

wörtlich geschehen! Der O b ceſca tur zUitolch ,

Werner hatte dem Gutsherrn noch in der Mittags-

stunde desselben Tages ſchriftlich angezeigt, daß er

seinen Kontrakt als gelöst betrachte und Branden-

stein so bald als möglich zu verlaſſen wünſchen.
Der Verſuch, ihn zur Zurücknahme seines Beſchluſen.
zu bewegen, durfte alſo nicht verſchoben werden,

und um die vierte Nachmittagsſtunde machte ſich

S toff zu müſſigem Gerd

elberger Tageblatt

(General-Anzeiger.)

Früclicz Weinheim, Scwehingen, Wiesloch, Sinsheim, Eppiugen, Mos-
bach, Neckarbiſchofsheim, Eberbach, Buchen, Walldürn, Adelsheim, Tauberbiſchofsheim &f Wertheim.




 
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