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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

DOI Kapitel:
No. 101 - No. 126 (1. Mai - 31. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0479

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bezogen vierteli. 1 Uk. 40 Pfg.

_ Expedition Brunnengase 24.

Perantworlliher Redahtenr Philipp Klausner.
Freitag, den 16. Mai

\



[] M)
Anzeigen: die l1-ſpaltige Petit-
zeile oder deren Raum 5 Pfg.,
für auswärts 10 Pfg.
© Bei mehrmaligem Erſcheinn

Rabattbewilligung.

Expedition Brunneugaſe 22ln.





M 114.e
Deutſches Reich.
Karlsruhe, 13. Mai. Von den noch ausſtehen-
den wichtigen Gesetzesvorlagen dürften zunächst nur
die Einkommensteuer, über welche der Abg. Friederich
einen Bericht vollendet hat und das Gesſet über die
Fürsorge für die Hinterbliebenen der Staatsange-
ſtellten zu längeren Verhandlungen Anlaß geben.
Die Dauer der Session wird allerdings noch davon
abhängen, ob dieſe Vorlagen ſofort im Einklang mit
der erſten Kammer erledigt werden können, oder ob
sie dort Aenderungen erfahren, wie dies ſoeben mit
der kleineren Vorlage über die Staatsbeiträge zu
den Volksſchullehrergehalten geschehen iſt. Erwünſcht
wäre unter allen Umständen, daß die erwähnten
wichtigen Vorlagen bei vollbeseßten Häuſern zur
Erledigung gelangen und nicht wie einige der letten
§zjq:the in Abwesenheit eines großen Theiles der
ieder. !
Berlin, 14. Mai. (Reichstag.) Baumbach be-
gründet den Antrag, die Gewerbeordnung dahin ab-
zuändern, daß Handlungsreiſsende dem Hauſirerpara-
ß»hen nicht mehr unterliegen. Bundeskommiſſär
ödiker spricht sich entschieden gegen den Antrag
aus. Die bei Einführung der neuen Gewerbenovelle
zu Tage getretenen Unzukömmlichkeiten seien längſt
beseitigt. Ein Bedürfniß für den Antrag liege nicht
mehr vor. Ackermann bekämpft den Antrag eben-
falls. An der weiteren, unter größter Unaufmerk-
amkeit des Hauſes geführten Debatte betheiligen fich
î OGeoldſchmidt, Schalſcha, Blum, Kleist-Retotv, Kayſer,
c trorazt. der Mitantragſteller Munckel das Schluß-
" ort erhält. ' . u ;
uu L.., 12. Mai. Das am Samtſtag be-
gonnene dreitägige bayeriſche Veteranenfesſt zur Feier
der Uebergabe des vom König geschenkten Bundes-
Banners iſt vom herrlichſten Wetter begünstigt, ver-
laufen. Der Haupttag war geſtern, über dessen
Feier wir den Berichten hiesiger Blätter folgendes
entnehmen. Um 9 Ur 30 Min. früh ſette sich der
fünf Kilometer lange Festzug vom Karlsthor aus
in Bewegung, voraus eine Veteranen-Reiterabthei-
lung, 30 Mann, zur Hälfte auf braunen, zu andern
Hälfte auf weißen Pferden. Den Zug der Bundesmit-

Die Frankenburg.

Roman von Marie Romany.



(31. Fortſetzung.)

. § Sie erſuchte den Profeſſor, die Rechnung zu be-
lrichet und nach dem Fuhrwerk Z ftorer ; >!
N h TEU

q. |retzſi “r bemerkte sie nicht, als ſie jettt in der

Nähe der kleinen Gesellſchaft vorüberkam, er war

_ ia tief genug in eine Unterhaltung t t:;

U (c. y. t Vßüüimumung der
Gräfin ward begreiflicherweise rz esst i
m he Ute tt .
, .. Der Graf fuhr empor. Sie hier, Frau Gräfin?
Run ja, meinte sie. Machten sie mich nicht ge-

ſtern selbſt auf die Schönheit dieſes Ortes aufmerk-
sam? Gewiß, versicherte Graf Viktor, indem er

s

w lu t th r

L Das war auch unsere Meinung, bekräftigte der

_ Graf. Die Familie unseres ehemaligen Verwalters!

fügte er hinzu. Ich hatte vor einigen Wochen die



zur Ruhe gesetzt haben, wiederzuſeee.
Ulothilde blickte lächelnd zur Seite. Man ſollte

Freude, dieſe braven Leute in München, wo sie sich | H

gliedschaften eröffnete der Landwehrbezirk München 1,
deſſen Länge sicherlich 1!/, Kilometer betrug. Dann
folgten noch 29 Landwehrbezirke. Der Menſchen-
andrang war masſenhaft und das Volk bildete dichtes
Spalier auf dem weiten Wege nach der Ludwigs-
kirche, wo die Weihe des Banners durch den Erz-
biſchof Dr. v. Steichele und die Uebergabe durch
den Prinzen Luitpold erfolgte. Der Feſtzug zählte
30 Musikcorps, 200 Trommler, 560 Fahnen, 10,600
Mannschaften. Die Veteranen aus dem bayerischen
Oberlande in ihrer maleriſchen Gebirgstracht, die
Miesbacher mit der hisſtoriſchen großen Trommel
und der Schwegelpfeife wurde mit ſtürmiſchen Zu-
rufen begrüßt. Die ſpalierbildende Volksmenge in
der Ludwigsſtraße allein wird auf 30,000 Köpfe
geſchätt. Die Maisonne brannte heiß und der er-
zeugte Feſtesdurſt soll ganz unglaublich gewesen
sein. Das von König Ludwig dem Bunde der
bayeriſchen Veteranen geschenkte Banner hat die Ge-
stalt eines gothiſchen Wappenſchildes, zeigt in den
Rauten links oben und rechts unten einen erhabenen
Löwen (in Gold), in den beiden andern Rauten in
Edelmetal die Landesfarben Bayerns, weiß-blau,
und trägt in reichgeſtickken Bändern die Widmung
des Königs an den Bund. f
England.

London, 13. Mai. Das Unterhaus tritt in die
Berathung des von Hicks-Beach beantragten Miß:
trauensvotums ein. Gladſtone vertheidigt das Vor-
gehen der Regierung und weist die Idee zurück, die
Niederwerfung des Mahdi würde gleichbedeutend
sein mit der Eroberung des Sudans. Dadurch würde
ein Konflikt mit einem für seine Freiheit kämpfenden
Volke hervorgerufen, welehen zu vermeiden die Re-
gierung feſt entſchloſſen ſei. Die Regierung habe sich
dem Parlamente und der Nation gegenüber anheisſchig
gemacht, General Gordon im Falle der Noth Hilfe
zu gewähren; es laſſe ſich jedoch nicht ersehen, wie
man ohne Mißachtung aller klimatischen Hindernisse
weitergehen könne. Die Regierung werde ihr Bestes
thun, die Ehre des Landes zu wahren und die Pflicht
des Landes gegen Gordon zu erfüllen. Im Laufe
seiner Rede verliest Gladſtone einen Drahtbericht des

entgegnete Victor betroffen. Die Mädchen? Und

| was machen sie?
| Der Graf wollte auf dieſe Fragen nicht Rede

stehen; er sann eine kleine Weile, dann brachte er
U u wie: Modearbeiten oder dergleichen! zum
orsſchein.

Modearbeiten? wiederholte die Gräfin freudig.
Ei, das läßt ſich vorzüglich an, da trage ich auch
meinerseits etwas zu ihrem Verdienste bei. Rufen
Sie mir doch jenes Mädchen, lieber Graf, fügte sie
hinzu, indem sie auf Elſa deutete, damit ich mit
ihr ſprechen und sie zu mir beſtellen kann. :

Der Graf wurde roth. Er fand es nicht eti-
quettevoll, daß die Gräfin ſich eben jett mit der-
artigen Angelegenheiten in die von ihm geladene
Gefſellſchaft miſchte, und mehr noch mißfiel ihm, daß
sie von Elſa Dienſtleiſtungen in Anſprach nahm;
er zögerte und ſuchte nach einer Ausflucht; Susanne
aber, welche die Aufforderung der hohen Dame ver-
nommen, erhob sich, vom Geſschäftseifer getrieben,
indem sie mit freundlichem Gruße hinüberſprach. .

Ich stehe zu Diensten, gnädige Frau, meinte hie
unterthänig; wenn es mir gestattet iſt, ſo bin ich
zur Annahme der Aufträge bereit. 19. .

Die Gräfin lächelte gnädig. Ihr Dienſteifer
freut mich, entgegnete sie in herablaſſendem Tone;
rst würde ich vorziehen, jenes Mädchen bei mir

u sehen. / w.
* Nicht ſo schnell, wie Suſanne, war Elsa zur
and. Es war nicht Läſſigkeit, was sie zurück-
hielt, auch war das Mädchen nicht eitel, und den-
noch widerſtrebte ihr der Gedanke, für eine Dame








tt eſe Leute betrieben ein Geschäft! warf
ften die Mädche





von des Grafen het Arbeit zu
n te mh kunden, bis ſie

1884. ewa w
Gouverneurs von Dongola vom 10. d. M., in wellſſe.
dieser meldet, die am 5. d. M. abgesandten Boten u
seien zurückgekehrt, weil ſie nicht nach Khartumgelagaen.
konnten, das umzingelt sei. Gordon unterneſe. .
Exkursionen nilaufwärts, um die Aufständiſchn an. .
den Ufern anzugreifen, doch ziehen dieſelben sich stets mmi
“ außer Schußweite zurück. Die Verhanklumn vim.
schließlich vertagt, nachdem Laing (liberal) erkläenn.
er werde gegen die Regierung stimmen.
















Badiſcher Landtag. '
Karlsruhe, 14. Mai. Die Zweite kame.
beſchäftigte ſich heute mit dem von der Regien.
vorgelegten Straßengeſeß-Entwurf. Von den dene.
Reichstage angehörenden Abgeordneten iſt BirenE:.
mayer wieder eingetroffen. + Nach dem Geset von mu
1868 gab es zwei Klaſſen von öffentlichen Wegen.
Landstraßen und Gemeindewege. Der heutigsg Ge.
setzentwurf unterſcheidet dagegen drei Klaſſen: Luan.
straßen, Kreisſtraßen und Gemeindewege mit de
Maßgabe, daß der Straßenaufwand nach den I
teresſen, welche der Staat, der Kreis und die Ge.
meinden an den öffentlichen Wegen haben, in be
sonderer Berücksichtigung der Leiſtungsfähigkeit der
genannten Faktoren, in gerechter und billiger Weſe.
auszugleichen sei. Jn der Folge trägt für die m
Straßenverbande bleibenden Landstraßen die Staats- q
kaſſe */, , die Gemarkungsgemeinden !ſ, an dr Un
terhaltung bei, während die letttere bisher nur einm .
Beitrag bis zu 10 Pfg. per Meter zu leiſten hann.
Der Geſeßentwurf fand in der Kommission keine
günstige Aufnahme. Es wurden verſchiedene Vore
ſchläge zur Verbeſſerung und Vermittelung gemache.
deren Reſultat war, daß an den Kreisſtralßen.
931,747 Km. Staat-, Kreis- und Gemarkungsgen
meinden gleichmäßig "/, des Aufwands zu tragen..
haben, daß aber außerdem den Kreiſen zunächst
sür 3 Jahre eine Dotation von 100,000 Mk. zu
gp ht t Mutes ust
antrag, Edelmann ist gegen die Dotation von 100,000



ſie | er keine besondere Sympathie für Clothilde em-

Mk. das entſpreche nicht der urſprünglichen Absicht.
Winterer iſt mit dem Grundsatze des Gesetzes ein-






















entſchloſſen war, sich zu erheben und, sich der Dmſe _
präſentirend, zu versichern, daß sie zu Diensten sein.
So kommen Sie morgen Früh um zehn Uhr,
warf Clothilde hin. Ich wohne in den „Vien..
Jahreszeiten“, wo ich um die genannte Zeit ine
erſten Stockwerk zu finden bin. ;
Damit wandte sie in hochmtüithiger Weise der
kleinen Gesellschaft den Rücken und reichte dem
Grafen die Hand. | .
Laſſen Sie sich in ihrer Belustigung nicht länger
ſtören, meinte sie ſarkaſtisch; ich glaube, es iſt en
beſeligender Gedanke, Leuten, die uns ihre D
gewidmet haben, gefällig zu ſein. Auch die schr
tende, blonde Schönheit, die ich ſoeben zu mi
ſtellte, ſcheint ein gewandtes, kleines Mädche zu
sein. Ich bitte um Vergebung, entgegnete der Gras.
das Kind steht unter meinem Schube. . . .
Ich dachte das, meinte vorlaut die Gräfin.
Nun, übel ſcheint sie nicht zu sein. ; ;
Dem Grafen stieg das Blut in den Kopf. Schonen.
von allem Anbeginn ihrer Bekanntschaft an hate

pfunden. Dieses hochmüthig sich gebende Weſen,
das ihr seit Jahren zur zweiten Natur geworden
war, mißfiel ihm durchaus. Noch verletender aber .
für ihn war die Art, wie ſie ihre Meinung über
Elsa laut werden ließ; er erwiderte daher mit kurze
Worten: Die ſchönſte der Roſen, welche ich jemal.
eſehen. j s
pet {lzten wandte Clothilde sich von ihm; si
warf den Kopf mit einer dominirenden Bewegung,
indem sie hinwarf : Au revoir, mein werther Herr
Graf. Fru WH war die Unt .








 
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