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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 26 - No. 50 (1. Februar - 29. Februar)
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Heidelberger Tagetlatt

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Ö "i. 1 zu

FW

Die Lage der Franzoſen in Tonktin.

Expedition Brunnengafſſe 24. Verantworlliher Redakteur Philipp Klansner. Expedition Brunnengaſſe 24.



Vonntag, den 17. Februar



1884. .
der französischen Preſſe gelangt deshalb wieder eine . .
pesſimiſtiſche Auffaſſung zum Ausdrucke. Die ana-
mitiſchen Mandarinen ſollen aus ihrer Feindſeligkeit
gegen Frankreich kein Hehl machen, während die
ſchwarzen Flaggen aller Orten ihr Unwesen treiben.

Karlsruhe, 14. Febr. In der heutigen sehen.
ſtündigen Sitzung der zweiten Kammer ſtandn de.
Spezialberathung des Eisenbahnbudgets auf de



Längere Zeit schwiegen die Nachrichten vom
Kriegsſchauplatze in Tonkin und die Meldungen des




_ Atmirals Courbet hatten schon jene lakoniſche Kürze

der Podbielski’ſchen Berichte: „Vor Paris nichts
Neues !“ angenommen, da kommen wieder intereſſan-
tere Depeschen. Dieſelben find für die Franzosen
allerdings wenig tröſtlicher Natur; wissen sie doch

Jogar von allgemeinen Fremden-Maſſacres in Anam

hf tt raphith sſignalisirte Bericht des fran-
zöſiſchen Biſchofs Puginier über das in Tonkin er-
folgte Massacre von 215 Chriſten, einem katholischen

Prieſter und 22 Katecheten läßt in der That die

Lage der Franzoſen als eine wenig günſtige er-
ſcheinen. Ueberdies wird gemeldet, daß 108 Ka-
pellen, in denen der Dienſt von katholischen Prieſtern
verſehen wurde, zerſtört, die Gläubigen aber durch

die ſchwarzen Flaggen zerstreut worden sind. Unter

diesen Umständen muß das Eintreffen des Oberſt-

_ commandirenden, General Millot, und der Verſtär-

kungen eine gewisſſe Beruhigung gewähren. Die
erwähnten Vorgänge, über welche Bischof Puginier
berichtet, ſpielten sich nicht etwa in den erſt unlängſt
vccupirten Theilen Tonkins, sondern unweit der
Stadt Nam-Dinh (südöstlich von Hanoi am rothen
Fluſſe gelegen) ab. Noch jüngst meldete eine De-
peſche, daß Oberſt Briouval an der Spitze einer
mobilen Colonne die ſchwarzen Flaggen verjagt habe,
die nach der Einnahme von Sontay unter Umgehung
der Provinz Hanoi bis in die Umgebung von Nam-
Dinh vorgedrungen waren und sich der Meeresküſte
genähert fe „Das ganze Gebiet des Delta iſt
ruhig“, versicherte eine offizielle Depeſche an das
Marineminiſterium. Dies verhinderte aber nicht,
wie der „Figaro“ hervorhebt, „daß man dort 238
Christen ermorden kann, ohne daß die Regierung
es für geboten erachtet, anläßlich einer so erſchüttern-

_ den Nachricht, die geringste Information zu geben,

ohne Zweifel aus Furcht, daß andernfalls alle ihre
beruhigenden Meldungen entkräftet würden.“ In

Das weiße Schiff.

Ein See-Ro man von Adolph Nortk.













12. Fortsetzung.
Was die Foo-chaw-ow betraf, so hatte dieſelbe

_ die Reede bereits wieder verlaſſen und war nach
UVatavia gesegelt, während Kapitän Peterſen eine
î JFracht nach Samarang abgeſchloſſen hatte und zwar

î mit Stückgut nach Saigon, von dort mit Reis nach
î vbengenanntem Plate.

| Dieser Hafenplatß jedoch, auf Java gelegen,
_ war nur zwanzig Meilen von Batavia entfernt,
und Jan faßte jetzt einen verzweifelten Entſchluß,
dort endlich sein Ziel zu erreichen.

. Die Foo-chaw-ow mußte in Batavia bis zu
_ mindestens zehn Tage Quarantäne liegen. In Sa-
îmarang aber war dieses nicht nötig, der Vorsprung

_ Hlſo einzuholen, da auch die Foo-chaw-ow erſt nach
_ Saigon bestimmt war.

_ „Und was will you da in Samarang ?“ fragte
Juli ihn eines Abends nicht ohne Besſorgniß.

8 „Ich desertiere, Juli.!“

. Was ſollte Jan anders beginnen? Konnte er
îHJqlauben, daß Kapitän Petersen ihn in Samarang

für ſo lange Zeit, bis seine Angelegenheiten geordnet,

Urlaub geben würde?

Und wenn auch. Erreichte er in Batavia die
oo-chaw-ow, so trieb es ihn zurück zur Mutter,
nd unmöglich hätte er es ausgehalten, vielleicht
vch jahrelang dieſe Küſtenfahrt mitzumachen ; nein,
inmal die Mittel in der Hand, das ganze Erbtheil
eines Vaters zu erlangen, mußte er darauf dringen,
as Schiff wieder in seinen Besitz zu bekommen.





Vielfach herrſcht deshalb die Ansicht vor, daß
zur Beruhigung des Landes 30,000 Mann erfor-
derlich wären, alſo mehr als das Doppelte der
gegenwärtig in Tontin befindlichen Erpeditionstrup-
pen. Daß die franzöfiſchen Verſtärkungen gerade
jekt in Hai-phong eintreffen, iſt immerhin als ein
Glücksfall zu bezeichnen. Die Transportſchiffe
„Cormorin“, „L'Européen“, „Saint - Germain“,
„Mythe“, „L’Annamite“ und ,Poiitou“ sind ent-
weder bereits an ihrem Bestimmungsort angelangt
oder werden daſelbſt in allernächſter Zeit erwartet.
Am 15. Februar werden alle Truppen mit Aus-
nahme der an Bord des ,„Cholon“ befindlichen ge-
landet sein, ſo daß General Millot dann in der
Lage sein wird, die Fortführung der militärischen
Operationen, insbesondere den Angriff auf Bac-
Ninh zu verſuchen. Freilich fehlt es nicht an
Stimmen, welche die Aussichten auf ein erfolgreiches
Vorgehen gegen den erwähnten Punkt zunächst für
wenig günſtig erachten. In einigen Monaten be-
ginnt aber die für militärische Operationen ungeeig-
nete Jahreszeit, so daß es leicht geſchehen kann,
daß die bereits seit geraumer Zeit erwarteten Sie-
gesnachrichten auch nach dem Eintreffen des neuen
Oberstkommandirenden zunächſt ausbleiben.

Alles in Allem genommen, wird der Tonkincon-
flict ſich als eine noch sehr harte Nuß erweisen, an
welcher sich vielleicht außer dem Ministerium Ferry
noch eine Reihe anderer Miniſterien die Zähne aus-
beißen könnte. Kommen nicht bald beruhigende oder
Siegesnachrichten nach Paris, so iſt sogar zu be-
fürchten, daß die Anarchiſten und beſchäftigungs-
loſen Arbeiter in Paris die Verfahrenheit in Tonkin
zum äußeren Anlaß eines gewaltſamen Umſturzes
der beſtehenden Verhältnisse nehmen.



Das aber konnte nicht in vierzehn Tagen ge-
ſchehen, und darum blieb er dem einmal gefaßten
Entschluße treu, in Samarang den Dienst der Maury
ju zs den er jett häufiger ſah, und der
außer Juli sein einziger Vertrauter wurde, stimmte
ihm bei und beſtärkte ihn derart, daß ſelbſt die
Bitten seiner kleinen Freundin, die anfangs nicht
ohne Einfluß blieben, an seinem ſtarrem Sinn ab-
ftr innige Freundschaft mit beiden vermochte
jedoch ihm die Unruhe bis zur Abfahrt, die endlich
am 14. Juni erfolgte, in etwas zu mildern.

Bis zum 12. war der Wind ſtrickte Südweſt
geweſen, und die Foo-chaw-ow hatte kreuzen
müſſen, am 12. aber war er nach Weſten umge-
hm fer Baut alſe ut Are der Un-
möglichkeiten, die Foo-chaw-ow noch in Saignon zu
rr! auf günstige Zufälligkeiten rechnete Jan
niht hr erfuhr er auch später, daß die Foo-chaw-

ow zwei Tage nach der Abreise der Maury, alſo |

am 16., Saigon für Batavia verlaſſen hatte.
Sein ganzes Vertrauen basierte jet auf der
dort zu haltenden Quarantäne.

Am 90. Juni abends liefen sie Kap St. James

an der Mündung des Downei oder Saigon-River
!! §t§t.L.e brach mit jener wundervollen Klar-
heit herein, die nur der kennt, der ihren Zauber je
in den Tropen genoſſen. Der Vollmond stand eben
über dem Berge der Küſſte und ſtritt ſich, in dem



Tagesordnung, aus der wir Folgendes hervorheblnen.
Abg. Kopfer macht auf den Transitverkehr in Be- .
zug auf die Gotthardbahn und zwar ſpeziell auf .
deu Kohlenverkehr aufmerksam rund erſucht die Ren.
t Ez s;; Shuts fret rn
F Es to-rderr hierauf M § . .

FV c. von 30,131,048 Mark genehminte.
Bei der Poſition „Ausgaben“ lenkt Abgeordneter.

Schneider-Mannheim die Aufmerksamkeit des Huſen.
auf die Gehalte der Bahnwärter nnd Weichenstelle.
die außerordentlich gering seien und wohl eine Een.
höhung verdienen. Der Durchſchnittsgeht vun
660 Mark sei entschieden zum Lebensunterhalt kum
hinreichend und eine Erhöhung von 700 Mk. ble.
gründet. Generaldirektor Eiſenlohr wünscht nicht.

daß aus dem Hauſe Anträge auf Gehaltserhöhunen.
eingebracht würden, das führe zu den bedenklienn.

Konsequenzen. Die Regierung werde dieſe wohle.
wollende Meinung bei einer ſpäteren Feſtſteluaugn.
des Budgets ins Auge faſſen. Abg. v. Feder mchte.
geltend, daß beim Eisenbahnperſonal vielfaeh d'en.

Gedanke zum Ausdruck gelange, daß die im Budget

vorgeſehen Summen nicht zur Auszahlung gelangten.
Finanzminiſter Ellſtätter warnt davor, daß die -
Kammer Gehaltserhöhungen beschließe, es wiürre.
dies Vorgehen eine Aufforderung der Beamtenben.
deuten, ihrerseits sich an die Kammer zu wenne.
Als größten Gegner der Beamtenerhöhung zeigt fich.
Abg. Förderer, der vornehmlich hervorzuheben zu.
müſſen glaubt, daß der Beamte im Gegenſaß zum
ſteuerzahlenden Bürger immer ein gesichertes En.
Nach einer endloſen Debatte übe.

kommen habe.
diesen Gegenſtand wird die Poſition

über die Krankenversſicherung der Arbeiter einstimmig

1 Das aber konnte nic Meere wiederspiegelnd, mit der Leuchte des Fuere.
von St. James. Die See, die an .dem Tage fene.

ruhig gewesen, glättete sich immer mehr und mehr

und gab auf den Kämmen ihrer hüpfenden Wwgen.
das Licht des Mondes tausend und abertauſendfänenn.
tig zurück. Dicht am Ufer huſchten die seltfamnen.
bauten Fahrzeuge der Einwohner von Dorf zu Dorf. §

Am Bord ſelbſt hörte man nur ganz leiſe wre.
der befreundeten Kameraden; alle befanden sich.
wenn auch den meiſten unbewußt, in einer gewieh. :

ten Stimmung. ...
Auf dem Rande der Sloop ſaßen Juli un Jſn.
ebenfalls sich fast flüſternd unterhaltend. L

„Jan“, begann Juli im herzlichsten Ton, „must.

du gehen away ?“ 18

„Es muß sein," erwiderte Jan.

„Und was werden dann aus Juli;
Freund mehr haben wird an Bord !“

keinen

„Du gehst zurück zum Vater und bleibſt im Hie.

mathlande !“

„Hab ich Zampan sehr gern, aber jest groſken.
Schiff lieber, möchte immer gehen mit weit + weitln.
„Nein Juli, du zum Vater, ich zur Muttern.
„Und wenn nicht gut ist, Kapitän von Foo- .

chaw-ow, nicht gibt Martha wieder?

„So werde ich doch dort das Vermächtniß des .

Vaters finden.“ t
„Bleib Jan, bleib noch, werden doch Foo-chavwlvulm.
finden einmal.“ : >
„Es geht nicht Juli, ~ -- wirklich nicht!.
„Und wenn Juli mitgehen ?“
„Du mit, mit mir ~ fort nach Europa?
„Wohin gleich, nur mit!“








Höhe von Mark 4,237,980 Frſtiss eSthalte! . § t
München, 15. Febr. Die Abgeordnetenkkannee.
nahm das Ausführungsgeſeß zu dem Reichsgsden.




 
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