Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

DOI Kapitel:
No. 177 - No. 203 (1. August - 31. August)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0747

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
!








. Eſhrint tägtig außer Montag.
§ vnnem entspreis
*üelberg: monatlich 45 Pfg.
"* Trägerlohn, durch die Poſt
teli. 1 Mk. 40 Pfg.

n vier:
Expedition Brunnengafſe 24.






delberger Tageblatt

gen: die 1-ſpaltige Petit- \

Heidelberger General-Anzeiger. ü

Perantworllicher Redakteur Philipp Klausner.



Anz ei P
zeile oder deren Raum 5 Pfg.,

Rabattbewilligung.
Expedition Brunnengaſſe 24.









180.

L

h,, Berlin, 2. Aug. Der Großherzog und die
hij oßherzogin v. Baden werden Mitte dieses Monats
ts Rückreiſe von Schweden antreten und voraus-
jthtich einige Tage bei den kaiſerlichen Majestäten
temHotsdam verweilen und alsdann bis Ende Sep-
w Mber quf Schloß Baden bleiben. Die Kaiserin
gusta beabfichtigt, nach der Beendigung der Herbst-
itsrer einen längeren Aufenthalt in Baden-Baden
v Üeriin, 1. Aug. Wie verlautet, wird Fürſt
K marck auf Anrathen Dr. Schweningers troß ſeines
. . hlbefindens doch noch ein Bad besuchen, und zwar
ss er Gaſtein wählen. Die Abreise dahin wird
. ole erſt nach Schluß der Londoner Conferenz er-
hyFen. Das heute ausgegebene Militärwochen-
juott enthält in seinem nichtamtlichen Theile einen
hr leſenswerthen Aufsat,, der die weitestgehende
ſtzihterleichterung für unsere Truppenpferde vor-
. ta t. Er kommt an der Hand eingehender Ver-
. Eſerungen zu dem Ergebniß, daß sich ohne jeden
gd aden eine Erleichterung des Geſammtgewichts
I. 17,7 Kilogramm durchführen laſſe, ſodaß dem
âferde bei mes richtiger Belaſtung nur noch
güte 100 Kilogramm zu tragen verbleiben. Dabei
y§rde der Soldat viel schneller packen, leichter auf:
. V absitzen, freier im Sattel sein und zugleich
h üurde eine bedeutende einmalige Erſparniß erzielt
. üg. den, die für eine Schwadron von 1356 Pferden
î er 4600 Mk. ausmachen würde. ,
q. Darmstadt, 2. Aug. Der Ministerpräsident
ſerger ift zum Staatsminister, der Miniſterialrath
Feber an Stelle des in Ruhestand versetßten Prä-
enten des Finanzminisſterums, Schleiermacher, zum
Vräſidenten des ts ernannt worden.
m Paris, 2. Aug. Außer der Familie Rozier find
th zwei Anarchiſten verhaftet worden. Der eine
|.kißt Millet und war vor einigen Tagen aus dem
j éfängniß Mazas entlaſſen worden. ~ Der Mini-
. aecrath hat heute endgiltig die Form des Revifions-
. uutrages feſtgeſeßt, der am Montag dem Congreß
Lrgelegt werden ſoll. Der republikanische Verein,





. f Nachdruck verboten.
TFaſt verloren, doch + ézrrtise

Roman aus dem Englischen übersetzt von J. I.





. t „Wollten Sie etwas von mir, Sir? Mrs.
elmyn Jagt, Sie hätten nach mir gefragt.“
tig „Ja, Alwynne, ich habe Nachrichten von Wich-
H y)reit für Dich. Setze Dich, ich wünsche erſt diesen
| ſurcch zu Ende zu leſen, dann werde ich mit Dir
en... v. :
t AÄlwynne Compton gehorchte und für einige Mi-
. gtten herrſchte Stillſchweigen, doch des Knaben Herz
fte faſt hörbar. Die Ankündigung genügte, um
J las junge heiße Blut ſchneller durch die Adern zu
. reiben und kein Wunder war es, daß die ſo auf
. pie Probe gestellte Geduld des Jünglings, während
t Wartens auf die ihn perſönlich betreffende Nach-
t, faſt zu Ende war. Die Minuten erschienen




war endlich gelesen, gefaltet und in das Couvert
îurtickgeſchoben, und Mr. Nugent rückte ſeinen Stuhl
zt. sh Tiſch und kehrte ſich ſeinem jungen Ge-
U „Alwynne, dieser Brief ist von Deinem Onkel
ind Pathen; er ſchreibt an mich, um sich nach Dir
Üintetundigen j macht einen Vorſchlag für Dein
ge V iht 1i :
c .Der g lachte bitter. „Zeit genug für
ſo freundliche Theilnahme,“ sagte er, „mit Ausnahme
einesvorſündfluthlichen ſächfiſchen Namens und eines
. Ibernen Bechers, auf welchen derſelbe gravirt ist,
gabe ich nie ein Zeichen gehabt, daß meines Vaters
Lruder auch nur gewußt habe, daß sein Neffe und



| die Linke,



ihm endlos; doch der lange, enggeschriebene Brief |

Dienttag, den 5. Auguft





publicanische und demokratische Verein der Kammer
haben beſchloſſen, daß der Revisionsausſchuß des
Congresſes nach der Liſtenwahl in öffentlicher Ver-
sammlung des Congreſſes gewählt werde. Diese
Parteien beabsichtigen, 12 Senatoren und 18 De-
putirte als Ausſchußmitglieder in Vorschlag zu
bringen, von denen die meisten für die Begrenzung
der Reviſion sinn. + In amtlichen Kreiſen hofft
man noch immer auf eine friedliche Beilegung des
chinesischen Streitfalles.

Marfßeille, 2. ;
heute früh find hier 9, in Toulon 4 Personen an
der Cholera gestorben.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 1. Aug. Der Orientexpreßzug, welcher
gestern Nachmittag Wien verließ, entgleiſte Abends
hinter der Station Wels. Am ſtärksten wurde der
Reſstaurationswagen beschädigt ; zwei speiſende Herren
wurden leicht verleßt, die übrigen Reiſenden kamen
mit dem Schrecken davon.

Wien, i. Aug. Heinrich Laube iſt heute früh
hier geſtorben. Schon ſeit längerer Zeit drang über
das Befinden des greiſen Dichters beunruhigende
Kunde in die Oeffentlichkeit. Seitdem ihm die treue
Genoſſin seines Lebens und Strebens, seines Schaf-
fens und Dichtens durch den Tod von der Seite
geriſſen worden war, kam er nicht recht mehr zur
Freiheit und Freudigkeit des Lebens, dessen idealer
Schmuck, deſſen ſchönſter Inhalt ihm mit der ge-
liebten Gattin genommen war. Mit Laube geht
einer der letzten eigentlichen . und hervorragenden
Vertreter des „jungen Deutschland“ und einer unserer
hervorragendsten Dramaturgen nach einem vielbe-
wegten Leben zu Grabe. 1806 zu Sprottau in
Schlesien geboren, studierte er nach zurückgelegter
Gymnasialzeit Theologie, wandte sich aber ſpäter
der Literatur zu, bis ihn anfangs der dreißiger
Jahre die Politik in ihre Kreiſe zog. Laubes
einziger politischer. Erfolg war eine neunmongatliche
Unterſuchungshaft in der Hausvogtei und eine acht-
zehnjährige Feſtungshaft, zu der er 1836 verurtheilt

Aug. Seit gestern Abend bis

wurde. Nach vielen Kreuz- und Querzügen, be- |

Y Pathe exiſtirt.“
| machen zu wollen,“ entgegnete Mr. Nugent, „er

„Er ſcheint es jezt wieder gut

macht ein ſehr liberales Änerbieten, nämlich den
Vorſchlag, daß Du Dich gleich zu ihm nach Indien
begibſt, um, wie er ſelbſt ſagt, Deine medizinischen
Studien unter den Hindus zu vollenden, weil die

Dich zu seinem Erben zu machen, wenn Du ſseiner
gerechten und mäßigen Erwartung genügst. Ja, mein
Junge, Du biſt auserſehen, mit 17 Jahren ein Na-
bob zu werden, wie Du ſchon mit 15 Jahren der
Erste in der Schule zu Hurrow warst.“

Der Jüngling antwortete nicht, ſein Gesicht war
geröthet und seine Augen glänzten, aber nicht in
freudiger Aufregung; Schmerz und Bitterkeit drück-
ten fich in seinem Gesicht über die ihm eröffnete
Aussicht aus. '

„Sie wünſchen, daß ich gehe, Sir?“

„Wünschen, mein Junge? ich hätte meinen vollen
Verftand nicht, wenn ich es nicht wünſchte. Und
Du ? Du zögerſt doch wohl keinen Augenblick ?“

„Ich würde die Unabhängigkeit vorziehen, könnte

ich mein Ziel erreichen ohne die Unterſtütung meiner
Verwandten,“ war die Antwort des Knaben, „Sucht
der Onkel einen Helden in mir, so wird er ſich
täuſchen; will er nur einen dankbaren und ehrer-
bietigen Neffen haben, ſo ſoll er nicht klagen. Wir
riskiren beide, er und ich ; doch nehme ich das An-
erbieten an, Mr. RNugent, sobald Sie es für wün-
ſchenswerth halten.“

Der vortreffliche, etwas derbe Gentleman ſah



ihn erschreckt an.



dortigen Aerzte geschickter als unsere hiesigen Blut-
sauger sind. Und er sagt weiter, er beabsichtigte,



„Alwynne, mein Junge, ich hoffe, daß Deine





sonders einer Reiſe durch Frankreich und Algier.

die er mit seiner Frau machte, und nachhem e.

1848 kurze Zeit dem Frankfurter Parlamente an-
gehört hatte, führte ihn ſein
Wien, wo er zum artiſtiſchen
theaters ernannt wurde. Als Dichter, als Ueber-
seßzer und Bearbeiter hervorragender französischer

guier Stern nach
irektor des Hof-



Theaterstücke, und besonders als Dramaturg, prak-
tiſch tüchtiger Bühnenleiter und Regisseur entwickele.

er eine unermüdliche und erfolgreiche Thätigkeit
und führte das Burgtheater und nachdem er nach
ſiebenzehnjähriger Thätigkeit von dieser Stelle zu-
rücktrat, das Stadttheater zu hoher Blüthe. „Das
Burgtheater“, „das Wiener Stadttheater“ und „Jes
Norddeutſche Theater“ sind Früchte seines umfassen-

den dramaturgiſchen Wiſſens und Könn t und



.

seiner reichen und gereiften Lebenserfahru
Literatur verdankt dem Verblichenen eine Reihe vor-
züglicher Romane, von denen der lette, Lebenser-
innerungen, erſt vor Kurzem erſchien und noch nicht
ganz abgeſchloſſen war. Außerdem eine große An-
zahl von Stticken, von denen „Struenſee“, „Die
Karlsſchtler“, „Graf Eſſex“,
Bekanntesten sind. y .

Steyr, 1. Aug. Anläßlich der morgigen Eröff-
nung der Ausstellung prangt die Stadt im herr-
lichſten Flaggenſchmuck. Ein massenhafter Fremden-



zuzug ist zu verzeichnen. Gestern ſind bereits Erze

herzog Johann, der Ackerbauminisſter und der Statt-
halter eingetroffen. ;
England.

London, 1. Aug. (Unterhaus.) Baron de

Worms fragt an, ob es wahr ſei, daß Englan.

Deutschland aufgefordert habe, ſeinen Einfluß auf-
zubieten, um die feindliche Haltung Frankreichs auf
der Konferenz zu modifiziren, und daß Deutschland
solche Einmiſchung abgelehnt. Fitzmaurice erklärt,
daß bis dahin, wo eine vollständige Mittheilung

über die Konferenz möglich ſei, es unthunlich, einzelne.
Mittheilungen über spezielle Punkte zu machen. Er

bitte aber, aus der Ablehnung solcher Mittheilungen

weder poſitive noch negative Schlüſſe zu ziehen.

London, 1. Aug. Weiterhin wird dem Bureau

Studien Dein Hirn nicht afsicirt haben, ~ ich 's;
würde keinen Augenblick zögern, wenn Du mein
eigener Sohn wäreſt. Laß uns zuſammen den Brief

durchlesen, dann kannst Du für Dich ſelbſt urtheilen. t
Wir müſſen mit der nächſten Poſt antworten, deen.

halb iſt es am Besten, wir arrangiren jett alles

Nöthige,“ und Mr. Nugent zog den Brief hervor
und breitete ihn vor Alwynne auf den Tiſch ae.

„Nun, mein lieber Junge, mußt Du wissen, daß

Dein ganzes Vermögen aus 3000 Ltr. besteht, wo- .
von 1000 sicherlich benutzt werden müſſen, um Deh

in Deinem Beruf zu etabliren. Dein Onkel macht

ſich verbindlich, Dich für irgend welche Verluſte, /
welche Du durch die Willfahrung seiner Wünſchen.
erleiden möchteſt, schadlos zu halten und demaeh.

sind die Chancen entschieden auf Deiner Seite. Lese
den Brief noch einmai, Alwynne, und überlege es,

während ich meine anderen Briefe beantworte, uw (

denn laſſe mich Deinen Entſchluß wissen,“ sagte Mr.

Nugent und zog sich auf seinen Platz am Schreib-

tiſch zurück.

Ein anderer Theil von Mr. Nugent's luxuriſöem

Landsitze zeigt uns ein elegantes Boudoir, in wee.

c<em wohlgefüllte Bücherſchränke, ein Flügel, ein
eleganter Schreibtiſch und Kunstgegenstände der ver-

schiedenſten Art beweiſen, daß dieser Raum nice.

blos zum müßigen Aufenthalte dient, sondern Lieb-

lingsplat und i

schmack und Fleiß ist. In dem Orte ſpiegelt sich

der Charakter seiner Bewohnein.
Mrs. . Nugent, die schöne Herrin von Temple

Nugent, war in ihrer äußeren Erſcheinung ebenso

vollendet, wie ihr Lieblingsaufenthalt; der Rhmen.



„Böſe Zungen“ d'en.

rivatzimmer einer Dame ven Ge.
 
Annotationen