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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

DOI Kapitel:
No. 26 - No. 50 (1. Februar - 29. Februar)
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Heidelberger Tageblatt

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mit Trägerlohn, durch die Poſt
bezogen viertelji. 1 Mk. 40 Pfg.

Expedition Brunnengaſſe 24.

Verantwortlicher Redakteur Philipp Hlansuer.



nzeigen:. die 1-spaltige Petien.

§ / § t oder deren Raum 5 Pfg., § Ä
Heidelberger General-Anzeiger.
; ; Rabattbewilligung. . û

Expedition Brunnengafſe 24.



M A2.



Deutſches Reich.

Berlin, 18. Febr. Der „Reichsanzeiger“ schreibt :
Eine Verfügung des Minislers des Innern an den
Regierungspräsſidenten über den Kolportagebuchhandel
sagt, zweifelsohne seien die Behörden berechtigt,
ihre Entscheidung von der vorherigen Einreichung
von Exemplaren der im Verzeichniß aufgeführten
Druckschriften und etwaige Prospekte abhängig zu
machen, es würde andererseits aber der Absicht des
Gesetzes zuwiderlaufen, von dieser Befugniß der Be-
hörden in allen Fällen unterschiedslos Gebrauch zu
et. Os Gh le uur u Mere des
Kolportage unnöthige r sÔttsi in den Weg legen.

we .

Bern, 18. Febr. Der s Sozialist Penkert er-
klärte in einer meiſt von Deutschen beſuchten Ver-
sammlung die That Stellmacher's als aus indivi-
dueller Jnitiative entsprungen, doch durch die Unter-
drückung in Wien gerechtfertigt. Er forderte zur
gewaltsamen Beseitigung aller Hindernisse gegen den
Ausbruch der Revolution auf. Die deutſchen So-
zialdemokraten opponirten.

Serbien.

Belgrad, 18. Febr. Chriſtics hat demissionirt
uud es iſt in Folge deſſen ein Kabinet Garaſcha-
nin konstituirt: Garaſchanin, Präsidium und Aeußeres ;
Novakovics, Inneres ; Kajunzic, Kultus; Marin-
ko (bisher Richter am Kaſſationshofe) hat die Juſtiz;
Pavlovics, Finanzen; Oberſt Petrovics den Krieg,
Oberst Protits die Bauten, Gudosics die Volkswirth-
ſchaft übernommen.

Frankreich.
: Paris, 17. Febr. In einer heute ſtattgehabten,
von etwa 3000 Personen beſuchten Versammlung
der Bonapartiſten und Jeromiſten wurde durch
Acclamation ein Antrag angenommen, in welchem
die Reviſion der Verfaſſung und die Ernennung
einer constituirenden Versammlung gefordert und
gleichzeitig verlangt wird, der Bevölkerung wieder
das Recht zu geben, das Staatsoberhaupt direct zu
wählen. Die Äbendblätter erklären es für unbegrün-

Das weisze Schiff.

Ein See-Ro man von Adolph Nork.

14. Fortsetzung.

Schon in den ersten Tagen erfuhr Jan, daß
die Foo-chaw-ow von Batavia nach Makao be-
stimmt worden und jett in dem von Hongkong
nur wenige Meilen entfernten Hafen läge. Dort
mußte er endlich sich Gewißheit verschaffen, ſollte
ſie ihm nicht für lange Zeit aus dem Geſichtskreiſe
entſchwinden.

; iu! war Julis Vater vorzugsweiſe in
Makao mit seinem Zampan ſstationirt, und durch
einen seiner Freunde, der in den nächſten Tagen
nach dort segelte, erfuhr man, daß er augenblicklich
dort verweile.

| Juli Acoo ſollte nun von Petersen Urlaub aus-
wirken, um ihren Vater, den sie während des gan-
zen Sommers nicht geſehen, aufzuſuchen und dann
in Makao um jeden Preis die Foo-chaw-ow ver-
anlaſſen, wenn dort ihre Geschäfte beendet, nach
Hongkong zu kommen, wo ſich leicht das Weitere

aalrrangiren würde. 423 ;

Jan theilte sich deshalb Peterſen mit, und dieser
ſtelte Juli Acoo eine Vollmacht bis zu fünfzig

HPfund Sterling aus, zu welchem Preiſe man glaubte

den Kapitän der Foo-chaw-ow gzu bestimmen,
auf einige Tage ſeine Reiſeroute zu ändern.

: Juli erhielt daher leicht den beabsichtigten Ur-

laub und reiſte am 20. September mit dem be-

freundeten Zampan nach Macao ab. Wurde beiden,
wenn auch nur für kurze Zeit, der Abschied ſchwer,

. Jo athmete Jans Herz doch wie von einer großen

U: s Sas ;





Mittwoch, den 20. Februar

det, daß der Minister des Innern und der Juſtiz
beabsichtigten, wegen der gestrigen Abſtimmung der
Kammer über das Amendement Goblet ihre Ent-
laſſung zu nehmen. Die Regierung habe keines-
uz? bei der Abstimmung die Vertrauensfrage ge-
ellt.

Paris, 17. Febr. Ein Telegramm des Ad-
mirals Courbet vom 16. ds. meldet, daß General
Millot am 12. ds. den Oberbefehl übernommen habe
und daß Courbet wieder den Befehl über die
Flottendiviſion übernehme.

England. :

London, 17. Febr. Nach einer Meldung au
Shanghai vom heutigen Tage iſt der Vizekönig von
Nanking seines Amtes enthoben und durch Tseng-
Kuotchuan ersetzt worden.

Italien.

Rom, 18. Febr. Die „Agenzia Stefani“ meldet:
Der Regierung ging aus Civita Veccia die Nachricht
zu, daß zwiſchen Motalto und Corneto vergangene
Nacht vier bewaffnete Individuen bei der Vorbeifahrt
des Hofzuges, worin ſich der König auf der Rück-
fahrt von der. Jagd befand, auf den die Strecke

bewachende Carabinier ſchoſſen. Letzterer gab sechs

Schüſſe ab, verwundete einen der Angreifer und
nahm Beschlag von einer mit Pulver gefüllten Flaſche,
worin ſich ein angezündeter Zünder befand. Die
Flaſche war von einem der Individuen, welche flohen,
L UCK z C OCZ
abgegangen... . t -
HRugzland.
Petersburg, 15. Febr. In der hiesigen Presſe
herrſcht große Freude über die Unterwerfung der
Merw-Turkmenen unter die ruſſiſche Herſchaft. Die
ruſſiſche Politik hat wirklich einmal wieder nach
Jahren einen Erfolg zu regiſtriren und die Freude
der Presſſe iſt darum leicht zu heguihs. Die „fried.

liche Eroberung“ der transkaukasiſchen Provinz hat |.

aber nicht nur eine große Hoffnungsfreudigkeit her-
vorgerufen, sondern es tauchen auch ſchon Pläne
auf, wie dieſelbe kulturell zu heben ſei.

Laſt erleichtert auf, als der Zampan, der seine
neue, kleine Welt, wie er Juli nannte, trug, end-
lich hinter Green-Island verſchvann, ~ war

ſ doch so die Erfüllung seines ſehnlichſten Wunſches,

die Foo-chaw-ow zu ſehen, in die nächſte Zukunft
er Tage später, am 23. September 1874,
jenem unvergeßlichen Schreckenstage für Hong-
kong, ging die Sonne blutroth hinter ſchwarzem

Gewölk unter; obwohl dieses ſich in dichte Ballen

vor die erlöſchende, übermäßig groß erſcheinende
Scheibe legte, durchbrach es doch der purpurne
Strahl, und dieses unfehlbare Zeichen deutete auf
ein nahes, unheilverkündendes Naturereigniß.
Unheimliche Stille ruhte auf den Gewässern der
Reede; scheu verbargen sich die kleineren Fahrzeuge
in den Buchten von Kow-Loon, oder wurden von
den vorsichtigen Führern ganz an Land gehißt.
Hier und da polterte die Kette des zweiten, ja viel-
leicht der dritte Anker in die Tiefe. Faſt alle
Raaen waren feſt angeholt und dennoch rührte
ſich kein Lüftchen, nur ein grauer Nebel dampfte
über der ſpiegelglatten Fläche der See, immer
höher steigend, dichter und dichter werdend und
endlich jedes Schiff und Gebäude durch ſeinen
undurchdringlichen Schleier iſolierend. .
Die ganze Mannschaft der Maury war im
Raum, um dort den Steinballaſt in gleichmäßige
Lage zu bringen und dann mit Brettern und
Ketten feſt zu legen. Noch aber war der erste Theil
der Arbeit, so ſehr ſie ſich auch beeilten und müthen,
nicht zur Hälfte beendet, als der furchtbare aus-
brechende Taifun ihre Gegenwart an Deck nöthig

machte.

.und der schwer hereinbrechenden See zu ſchüten.

das Kappen der Maſten unverſucht laſſen, doeh
ein ſchauerlicher Umstand gebietet ihm bald diese .

erſtickenden Hilferufe der ertrinkenden Chineſen zu



16

Petersburg, 18. Febr. Der Miniſter des Inneem
verbot der Zeitung „Nowoſti“ den Verkauf von
Einzelnummern. - Nach einer Meldung aus Nnwvlo.
Sſcherkask (am Don) überfiel am 14. Feber en.
Bauernhaufen den Wirthſchaftshof eines Schafzüchten.
in der Zloboda Bolschinskaja. Die Bauern wBurmſen.
von dem Eigenthümer des Hofes mit Gewehrſchiäſen.
zurückgetrieben und mehrere Personen wurren gen.
tödtet. Zur Erhaltung der Ruhe iſt ein Koſaken.
Kommando abgegangen.

Egypten.

Kairo, 17. Febr. Die von dem Londone
„Observer“ gebrachten Nachrichten, betreffend die.
Ueberreichung einer Petition an den Khedive ſeitens
einer Abtheilung egyptiſcher Soldaten ſind übertrie-
ben; es handelte sich darum, daß die engliſche E-
pedition für eine Kameelbatterie Treiber brauche _
und dazu eine Anzahl egyptiſcher Soldaten wählte..
Vier von diesen überreichten eine mit zahlreichen
Unterschriften versehene Petition, in welche das
Verlangen ausgeſprochen wird, nicht an der Erpſe
dition einer chriſtlichen Armee theilnehmen zu müſſen;,
gleichzeitig wird erklärt, daß dies Verlangen in dre
gesammten Armee vorherrſche. General Wood ver
muthet, daß die Unterschriften gefälscht inn. Die
vier Soldaten werden vor ein Kriegsgericht gestellte
werden. Ö General Gordon iſt heute Nacht in
Khartum angekommen. :

























Aus Nah und Fern. .
/\ Wieblingen, 19. Febr. Einem hiesigen
Schluſssermeiſter paſſirte geſtern das Unglück,
daß er seinem Lehrling Heinrich Häußler von da,
welcher ihm beim Zuſchlagen half und wahrschin.
lich eine ungeschickte Bewegung machte mit dem
Hammer derart auf den Kopf ſchlug, daß der ame
Junge wie todt vom Plate getragen werden mußte.
Ob aus dieſem Unglücksfalle schlimme Folgen fir
den Verletzten entstehen, konnte ich bis zur Stunde
noch nicht in Erfahrung bringen. G
Wiesloch, 16. Febr. Bei der heute Vorn
mittag dahier ſtattgehabten Bürgermeiſterwahl wurdhle
der bisherige liberale Bürgermeiſter Sie ber wie-

Alles blieb im Raum ſtehen und liege mm
mußte auf Gottes Hilfe vertrauen; jeßt galt ese
das Schisf gegen die vereinte Kraft des Sturmes

Der letzte Reſt der Ketten wurde herabgelaſſenen.
und fast schien es, als ob die Maury dadureh
sicheren Stand gewinnen würde.

Aber nur in der erſten Stunde blieb sie au
ihrem Ankerplate, schon in der nächſten begann
sie langſam zu treiben. ; .

Der Nothanker fällt, allein die Pferdeleine, das
ſtärksſte Tau an Bord, zerreißt wie ein Zwirnsfaden.

Noch will Petersen das letzte Mittel zur Rettung,

furchtbare Nothwendigkeit. ..
Durch die Dunkelheit kommt eine ziemlich groſen.
Dſchonke auf die nur langſam treibenne Mauay
zu und stößt mit gewaltiger Wucht auf die zun
Zerſpringen gespannte rechte Ankerkette, die durch
die vehemente Erschütterung zerreißt; - die
Dſchonke prallt gegen den Bug und verſinktt m
wenigen Minuten. ~ Grauenhaft ®erklingen die

der geängstigten Mannschaft der Maury herauf
Wenige Secunden währt es nur, und der heulenne
Sturm übertönte die erſterbenden Rufe. §
Schneller treibt nun das Schiff, der haltenden
Kraft des einen Ankers beraubt, auf dem ſchäur
menden Meere dahin, jeden Augenblik einm I
ähnlichen Zuſammenstoße mit andern Schiffen aun
eſett. :
gef tt t gilt es keine Zeit zu verlieren, die Kapp
beile liegen bereit. „Los die Leewanten“, erſchall

cc
 
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