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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 1 - No. 25 (3. Januar - 31. Januar)
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Expedition Brunnengaſſe 24.

Heidelberger Tageblatt

Heidelberger General-Anzeiger.

Yeranlworllicher Redakteur Philipp Klausner.



Anzeigen: vie 1-ſpaltige Petin.
zeile oder deren Raum 5 Pfg., t
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Rabattbewilligung.

Expedition Brunnengaſſe 24.



M 15.

Deutſches Reich.

Heidelberg, 18. Jan. Dem „Schw. M.“ wird
von hier geſchrieben: Dieser Tage iſt die Festrede

von Geh. Rath R. Heinze, mit welcher derſelbe als

Prorektor den 22. Nov. 1883 das Stiftungsfest der
Universität Heidelberg gefeiert hatte, im Druck aus-
ſtttrt Urte. t k: te kt
schule Heidelberg 1886 ihr 500jähriges Bestehen.
Sie iſt die iltcſte. Hochſchule des deutschen Reiches.
Es war daher ein anziehendes Thema, einmal zu
unterſuchen, wie in früheren Jahrhunderten das
Stiftungsfeſt der Akademie begangen wurde. Da
ergab ſich zunächſt, daß man im Jahre 1483 keinerlei
Feier veranſtaltet hat. 1586 wollte der Gelehrte
Sohn, eine lateiniſche Feſtrede halten,"es ſcheint aber
nicht dazu gekommen zu sein. „Vielmehr sind bis
in das 16. Jahrhundert Gründungsjubiläen von
Universitäten und andern kirchlichen Korporationen

überhaupt nicht begangen worden. Der hisſtoriſche

Sinn, welcher sich in solchen Erinnerungsfesſten be-
thätigt, ſetßt eine gewiſſe Reife, um nicht zu sagen
ein Ältern der allgemeinen Geiſtesbildung voraus.“
Wohl aber hat, nachdem die Pfalz inzwischen
katholisch geworden war, im Jahre 1686 eine Feier
stattgefunden. Viel glänzender war die Feier des
Jahres 1786, zu welcher Kurfürſt Karl Theodor
10,000 fl. aus seiner Generalkaſſe aussetzte, eine
Summe ſo groß als zwei Drittheile des Gesammt-
betrages der Gehalte für die Profeſſoren, ſehr er-
heblich in jener geldarmen Zeit. Die Darstellung
Heinze's iſt eine werthvolle Vorarbeit für die neu
zu ſchreibende Geschichte der Hochschule, an welcher
ſeit mehreren Jahren mit Energie gearbeitet wird.

Karlsruhe, 16. Jan. Die aus 9 Mitgliedern
bestehende Kommission der erſten Kammer zur Be-
richerſtattung über die landwirthschaftliche Enquete
hat den zu bewältigenden Stoff nach bestimmten
Kategorien unter die einzelnen Mitglieder vertheilt.
So wird, wie man hört, u. A. Graf Berlichingen
über das Steuerwesen, Freiherr von Hornſtein über
die Zollfrage, Geheimrath Knies über das Kredit-

Ein Millionär.
Original-Novelle von F. Klinck.



Fortsſezunne..
Es hatte sich ein recht inniges Verhältniß
zwischen diesen drei Menſchen entwickelt. Erich
dankte dem Doktor sein Leben und er hat es mit

Entzücken wieder hingenommen, denn er fühlte, daß

das Leben noch Recht an ihn habe. Elsbeth hatte
jz vs1 Gta rute ute. cet u tit
h r iu k Ushten würde, geiäuſcht ſah, so
wußte er doch, daß er ihr nicht gleichgültig sei,
daß sie ihn wenigstens als Freund liebe und
verehre. Freund!
Nicht, als ob Erich durch eine Freundſchaft be-
friedigt gewesen wäre, aber er verlangte vorläufig
nicht mehr, um so weniger, da ihm Elsbeth einst

_ in einer traulichen Stunde versicherte, daß sie nie-
mals einem Manne ihre Hand reichen, ſondern

immer bei dem Onkel bleiben würde. Es hatte dem
jungen Mädchen einen ſchweren Kampf gekoſtet, ehe
ſie die Ruhe zeigen konnte, welche sie jeßt zur Schau
trug. Aber es war ihr dennoch gelungen, alle die
t: leidenſchaftlichen Wünſche einer erſten Liebe
in das innere ihres Herzens zurückzudrängen. Es
mußte sein, denn niemals durfte Erich errathen,

_ wasg in ihr vorging.

Und warum nicht?

_ lsbeth war viel zu beſcheiden, um jemals die
Veâöglichkeit in's Auge zu faſſen, daß sie dem reichen,
_ angesehenen Manne einmal anders, denn als Freun-



Hamſtag, den 19. Ianuar

wesen berichten. Für jedes einzelne Gebiet iſt zu-
gleich ein Korreferent gewählt.

Berlin, 14. Jan. Ueber eine Verhaftung von
15 Postbeamten, welche, wie es ſcheint, die Plün-
derung der ihnen anvertrauten Gegenstände ſyſte-
matiſch betrieben haben, theilt der Börsen-Kurier
folgendes Nähere mit: Die Ermittlung geſchah in
nicht wenig romanhafter Weiſe. Weihnachten, als
der starke Poſtverkehr das Heranziehen bedeutender
Hilfskräfte erforderte, traten einige Detektives als
Unterbeamte in das Packetpoſtamt ein; ihren fort-
geſetten Bemühungen iſt es nun gelungen, die
Schuldigen der verdienten Strafe entgegenzuführen.
+ Die näheren Freunde Laskers haben am 13.
über den Empfang der Leiche Laskers berathen. Die
Leiche wird etwa am 24. in Bremen ankommen.
Dorthin soll sich eine Abordnung von Reichsabg.
zum Empfang des Sarges begeben. Der Sarg wird
in die deutſchen Farben eingehüllt nach Berlin ge-
bracht. Nach einem Vorschlage des Oberbürger-
meislers v. Forckenbeck wurde bestimmt, daß die
Leichenfeier auf dem Rathhauſe gehalten werden ſoll.
Die Leichenrede wird von Bamberger gehalten werden.

Berlin, 17. Jan. Die Nat.-Ztg. erfährt, daß
in der Trennungsfrage zwiſchen einem Mitgliede des
kgl. Hauſes (Prinz Friedrich Karl) und seiner Ge-
mahlin der Verſuch, ein Kompromiß herbeizuführen,
anscheinend nicht erfolglos bleiben dürfte. Bot-
schafter Fürſt Hohenlohe und Statthalter v. Man-
teuffel ſind zu dem Kapitel des ſchwarzen Adler-
ordens (18. Jan.) hier angelangt. Alle Admirale
der kaiſ. Marine ſind zu Z3tägigen Sitzungen unter
Caprivi's Vorſit hier eingetroffen, welche wichtige
Reformfragen behandeln. -+ Nach Bewilligung des
Abschicos an General v. Thiele ist der General-
adjutant des Kaisers, v. Loe zum Kommandeur des
8. Korps in Koblenz ernannt.

Wiesbaden, 16. Jan. Wie das hiesige „Tage-
blatt“ mittheilt, soll die Verlobung der Prinzeſſin
Hilda von Naſſau mit dem Erbgroßherzog von
Baden nahe bevorſtehen. ;



din nahe ſtehen könne. Wohl zitterte sie oftmals
unter seinen heißen, leidenſchaftlichen Blicken, alles
Blut trat zu ihrem Herzen zurück, aber sie konnte
sich die Blicke nicht deuten. j

Ruhig ſchritten beide jetßt nebeneinander her.
Elsbeth vermochte es ihm unbefangen und freund-
lich entgegen zu treten, und gerade darin ſah Erich,
daß sie ihn nicht lieben könne. Sie wäre dann
anders geweſen. Es wurde ihm nicht leicht, auf
das erträumte Glück zu verzichten, aber er war vor-
ſichtig genug nicht durch ein unbesſonnenes Wort
su noch die Bande der Freundschaft zu zer-
reißen!

Und doch! Es gab Augenblicke, wo Elsbeth zu
erliegen glaubte, unter der Laſt, welche sie ſich auf-
gebürdet. Oft erlahmte ihre Kraft und sie fand
nicht den Muth dem geliebten Manne gegenüberzu-
treten. Sie schütte dann Unwohlsein vor und stand
mit angehaltenem Athem hinter der Thür, um die
;ſüotis aufrichtigen Bedauerns von seinen Lippen zu
hören. #

Die stete Aufregung, in welcher Elsbeth lebte,
hatte übrigens doch einen nachtheiligen Einfluß auf
ihre Geſundheit gehabt, sie erkrankte ernstlich, und
mehre Wochen hindurch, war es Erich unmöglich,
die Geliebte zu sehen. Das war eine troſtloſe
Zeit für ihn und jetzt erſt fühlte er ſo recht, wie
unentbehrlich ihm Elsbeth geworden, wie sie doch
im Grund genommen, mit ſeinem Leben eng ver-
bunden Fei.

Er war glücklich, als ihm endlich Dr. Gutherz
die Mittheilung machte, Elsbeth sei jetßt ſo weit



wieder hergeſtellt,, um Besuche machen zu können,





1581.

Oesterreich-Ungarn. .

Wien, 15. Januar. Von allen Seiten strömen
jetzt die Mittheilungen über das Vorleben des „gn.
genieurs“ Hugo Schenk zuſammen. In Olmütß hatten.

êr ſchon im Jahr 1870 eine 2!/„-jährige Kerken.
ſtrafe wegen Heirathsſchwindeleien zu bestehen. Ds
scheint das erſte Debüt des damals 21-jährizſnen.
jungen Menschen zu sein. Nach abgebüßter Strafe
war er zwei Jahre lang als außerordentlicher Her

an der Wiener Technik, und aus diesem Umſtanne
wohl leitete er die Berechtigung ab, sich den Titel
eines Ingenieurs beizulegen. Vor seiner im Jaan
1881 erfolgten Abstrafung wegen des an Thereſia

Berger begangenen Heirathsſschwindels hielt sich Hul
Schenk in Breslau auf, woſelbſt er etwa drei ſahſre..
lang verweilte. Bei Hugo Schenk war ſcho in

jenér Zeit eine ausgeprägte Leidenschaft für das

Spiel wahrnehmbar, und er hat sich zu wieder- .
holtenmalen nach Monaco begeben, wo er am grünn

Tiſche sein Glück verſuchte.
Im Laufe des geſtrigen Nachmittags wurde vm

Karl Schloſſarek, in deſſen Befinden eine weſentlicen
Beſſerung eingetreten iſt, ein ziemlich umfaſſenen.

Geſtändniß abgelegt. Er gestand, daß er von ala
Mordthaten, welche Hugo Schenk zur Laſt t
werden, Kenntniß hatte und bei deren Ausfthrmgg
direkt oder indirekt mitwirkte. Er ermordete in Ge-
meinschaft mit Hugo Schenk die Ferenczy in de

Griechenau bei Preßburg und die Joſephine Timl
bei Mähriſch-Weißkirchen. Auch an der Ermorvunn.
der Ketterl hatte er theilgenommen, doch war in
diesem Falle nicht Hugo, ſondern Kar! Schenkt de
Mörder des unglücklichen Opfers. Karl Schenkt.

hat auch die Thäterſchaft in einem umfassenden Ge-



ſtändniſſe zugegeben. Er erzählte, daß er mit ſeinm
Bruder Hugo, ferner Schloſſarek und der Ketten.
im. Auguſt des verfloſſenen Jahres von hier neh
Lilienfeld reiſte, woselbſt sie drei Tage verweilten.

Am vierten Tag machte Karl Schenk ohne ſeinn.
Complicen und in Begleitung der Ketterl einn
Spaziergang durch unwegsame Gebirge bis zur ſo.
genannten „Sternleite.“ Von hier gingen sie aufs
geradewohl ohne gebahnten Weg bergaufwärts dureh

und feſt entſchloſſen von der Erlaubniß n
jt . ihm faſt lieb, daß er den Doktor vih.

daheim traf. Das Mädchen war von demſelbee

angewiesen, Herrn Hansen zu seiner Nichte zu fü.
ren, bis er zurückgekehrt sei. Elsbeth ſaß in ihren
Gemach, auf dem kleinen Sopha. Sie sah sehr
bleich aus und die tiefe Bläſſe ihres lieblichen Ge
ſichtes trat noch deutlicher durch das ſchwarze Klein
hervor, welches ſie gewöhnlich trug und das nur
den einzigen Schmuck einen zierlichen, blendend weikn
Kragen hatte. Eine leiſe Röthe färbte mumenean
Elsbeth's Wangen, als Erich eintrat und mit allen
Zeichen der größten Freude auf ſie zueilte und ihr
die Hand entgegenſtreckte, in welche sie nicht ohne
Zögern die ihre legen.
Gott sei Dank, Fräulein Elsbeth, welche Un-
ruhe’ haben sie mir bereitet!“ rief er aus tiefer
Bruſt aufathmend, aus. . ' F
„Wirklich?“ entgegnete sie lächelnd. „Jch glaube
übrigens nicht, daß das Unwohlsein irgend welcher
Unruhe werth war.“ .
î Meinen Sie nicht? Und Sie bedenken nicht
einmal, daß ich so lange verurtheilt war, Ihr lie-
bes Gesicht nicht zu ſehen ?“ .
Er hatte wohl Unpasſendes gesagt, denn plötzlich
übergoß heiße Röthe ihre Züge und sie wandte ſich
voller Verlegenheit ab.
„Elsbeth ! fuhr er mit bewegter Sti
fort, „mein Gott, was habe ich gethanan
zürnen mir? Sagen Sie mir, daß es nicht

Fal s tulte sie flehend an. Elsbeth zitter
fühlte instinktv, daß für sie ein






Bei mehrmaligem Erſchei ; t

elen.


 
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