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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1884

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No. 204 - No. 228 (2. September - 30. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44124#0903

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Freitag,



t ägl ich außer Montag. Abonnementspreis für
berg: monatlich 45 Pfg. mit Trägerlohn, durch die
ezogen vierteljährl. 1 Mark ohne H OU Uns C nh.

J 219.

Deutſches Reich.

Berlin, 16. Sept. Wie die Allg. Ztg. erfährt,
ttich der Czar demnächſt den Beſuch des Kaisers
Jon Osterreich erwidern. – Halbamtlich wird der

"ficht, Oesterreich widerſtehe der Erneuerung der
donferenz über die egyptiſche Frage, entschieden wi-

WI Der Bundesrath nimmt am Donner-
' tag seine am 9. Juli vertagte Arbeit mit einer

C se von Verwaltungsangelegenheiten wieder auf.

eſezgeberiſches Material liegt noch nicht vor. Es
hei t, man werde an letzteres erſt nach dem Wahl-
tgebniß herantreten. ß
s Berlin, 16. Sept. Der „Kreuzztg.“ zu Folge
j ginde die Gesellſchaft für deutsche Kolonisation im
Ñ as griff, eine umfassende Ländererwerbung in Weſt-
frika vorzunehmen. Die betreffende Expedition werde
§ den nächsten Tagen über Southampton an ihren
ÖVſtimmungsort abreisen.
Berlin, 16. Sept. Die europäische Politik hat
jeute ihr Lager in das kleine polniſche Schloß Skier-
Vlewice verlegt. Ein Heer von Journaliſten um-
.; tiét den Platz, Ohren und Federn sind gesſpitztt, allein
t U wird wenig mehr beschrieben werden können als





hfußerlichkeiten: daß von den Vorgängen zwischen den

_ Hvnarchen oder den Ministern nichts verlauten wird
nd kann, liegt auf der Hand. Ich höre indeſſen,
aß ſpäter mehr tiber die Ergebniſſe der Beſprechun-
z in die Oeffentlichkeit gelangen wird, als man
’ ſonſt annehmen möchte, es ſcheint dies in der
ſöheren politiſchen Berechnung zu liegen! Wenn

jsegen hier und da verbreitet wird, man werde
die rei-Kaiſerbegegnung auch zur Einwirkung auf

ahlen ausbeuten, so verdient dies wohl kaum

tfche Preſſe iſt in der Annahme einig, daß der
unpee und bedeutſame Vorgang an erſterer Stelle

d nach jeder Richtung hin als eine greifbare Bürg-



~

tujgte für die Befestigung des turoriſchen Htiqeus
hi ft wier. s ye ic. Grgenbefuch
hie atten. Morgen Abend trifft der Kaiſer Wilhelm
W n und wird nicht sofort weiterreiſen, sondern

Im Haule des Verderbens.
Criminalroman von R. Ortmann.



y (18. Fortſeztunnn.
hi Ein ausgedehnter und wohlgehaltener Garten
in ß das zierliche kleine Gebäude von allen Seiten
ca, Und die dichten Laubgänge deſſelben boten Ge-
heit genug zu den angenehmſten und von der
nkentwelt völlig ungestörten Spaziergängen. Na-
Ay tlich der leßtere Umstand schien ihnen in den
e sen Helenens einen besonderen Werth zu geben,
elle es war keineswegs ein Zufall, daß sich ihr
ys Kleid heute Abend ausschließlich in jenem von
y n Fliederbüſchen besettten Kiesgange bewegte,
Ichem man Von der Veranda des Hauſes aus
Einblick hatte. ]
l s tet g ſrtht. T Ut GRV
.ftsdame, und in der Fliederallee schritt neben
„lein Helene eine Perſon männlichen Geschlechts,
the. fenbar kein Bedtirfniß darnach empfand, von
And jemanden hier gesehen zu werden.
N Es war ein hoch gewachſener, ſchlanker junger
[ mn von sieben- oder achtundzwanzig Jahren
rit éinfach, aber mit großer Sorgfalt und Sauber-
r rsfkleidet; sein Gesicht und seine Hände, an denen
licht ne Handschuhe trug, waren gebräunt und eine
vit. Beugung des Nackens beeinträchtigte die vor-
afte

;



Die Erklärung für dieſe Er-








S

| Wirkung seiner sonst tadelloſen Figur.

Vätte ihn seinem Anzuge nach unbedingt für
ür .it, Mann in bescheidener Lebensstellung, etwa
ber inen Inspektor oder dergleichen halten müſſen ;
t ſeine feinen Züge, die sich beim sprechen merk-





tiſthaft genommen zu werden. Die geſammte euro-





jeidelberger Tagebla

(General-Anzeiger.)

Verkündigungsblatt für die Bezirke Heidelberg, Weinheim, Scwehingen, Wiesloch, Siusheim, Eppingen, Mos-
bath, Uetarbiſchofsheim, Eberbach, Kuchen, Walldürn, Adelsheim, Tauberbiſchofsheim & Wertheim.



rath ſich begeben.

Danzig, 16. Sept. Das deutſche Panzerge-
schwader ist Nachmittags 3 Uhr eingetroffen, um
die Angriffsmanöver auf die hi:ſigen Hafenbefeſtig-
ungen auszuführen. Dieselben begannen nach einem
heftigen Gefecht mit der Kanonenboots - Division,
welche sofort entgegendampfte, mit dem.Bombardement
auf Neufahrwaſser. Alle Küſtenforts waren armirt.
Der kommandirende General des erſten Armeecorps
war eingetroffen und begab sich ſofort nach dem

Hafen. Die Manöver dauern morgen fort.

Darmſtadt, 16. Sept. Landgerichtspräſident
Geheimrath Dr. Stübel ist auf sein Ansuchen pen-
sionirt; Landgerichtsdirector Machenhauer ist zum
Landgerichtspräsidenten, Landgerichtsrath Weyland

zum Landgerichtsdirector ernannt. ;
Aus dem 6. heſſiſchen Wahlkreis, 16. Sept.

Gestern fand in Erbach eine Verſammlung der na-
tionalliberalen Partei statt, in welcher der Candidat
des Wahlkreiſes, Herr Scipio aus Mannheim zu-
nächſt das Wort ergriff und sich und sein Programm
den Anwesenden bei der bevorſtehenden Reichstags-
wahl zur geneigten Berücksichtigung empfahl. Herr
Oberbürgermeiſter Ohly ließ dem Redner seine Un-
terstützung zu Theil werden und legte folgende Re-
„Die na-
tionalliberale Parteiverſammlung von Erbach erklärt
sich einverstanden, den Herren Gutsbesitzer Ferdinand
Scipio von Mannheim als Candidaten für den 6.
heſſiſchen Wahlkreis Bensheim-Erbach:Lindenfels-Neu-
stadt aufzustellen, nachdem sie desſen politische Ueber-
zeugungen mit der Heidelberger Erklärung vom 23.
März 1884 in Uebereinstimmung gefunden hat. Die
Versammlung ersucht alle Mitglieder und Freunde
der nationalliberalen Partei mit allem Nachdruck

solution vor, die auch Annahme fand:

für den Candidaten einzutreten und zu wirken.“
Frankreich.

Paris, 16. Sept, Das Journal „Paris“ er-
wähnt die Bemtihungen Chinas um eine Mediation

und bemerkt dazu : Weder die französische Regierung,

noch die öffentliche Meinung Frankreichs werde

würdig belebten, die Zierlichkeit seiner Bewegungen,
selbſt der Klang seiner Stimme schienen dem ebenso
entschieden zu widersprechen. So lange er ſchwieg,
gaben ihm die meiſt gesenkten Augen, die zuſammen-
gepreßten Lippen und die tiefe Falte zwiſchen den
Braunen ein ſchwermüthig-troßiges Aussehen, ~+ im
Eifer der Rede aber verwandelte sich sein Gesicht
in wahrhaft überraſchender Weiſe. Die Trotfalte
verſchwand, zwischen den geöffneten, friſchrothen Lip-
pen hervor ſchimmerten zwei Reihen tadellos ge-
formter, ſchneeweißer Zähne, und die voll aufge-
schlagenen, dunklen Augen leuchteten in einem feuchten
Ut du swr: Hurt

Mit seiner hübſchen jugendfriſchen Begleiterin
mußte er sich nun wohl ſchon eine geraume Weile
ſehr lebhaft und sehr angelegentlich unterhalten
haben ; denn wenn auch die ſchütenden Fliederbüſche
den Schall der vorsichtig geflüſterten Worte aufge-
fangen und in ihrem eigenen leiſen Rauſchen be-
graben hatten, so ſprachen doch die gerötheten Wangen
der beiden jungen Leute und das Feuer ihrer Augen
deutlich genug von der Erregung der letzten Minuten.
Unter dem Einfluß derselben ſchienen sie sogar die
frühere Vorsicht mehr und mehr zu vergeſſen, denn
ihre Worte wurden jettt lauter.

„Also Du biſt entſchloſſen, nicht wieder hierher
zu kommen, Nikolaus ?“ fragte die junge Dame mit
einem etwas zornigen Beben der Stimme. „Du
hältst dies für den letzten Abend unſeres Beiſam-
menſeinsnrn. : f

tus muß so sein, Helene!“ erwiderte ihr Be-
gleiter wehmüthig, aber feſt. „Du ahnst nicht, wie
tief mich das Schimpfliche meines jetzigen Benehmens

hier übernachten und erst am Donnerstag nach Ben-





19. September

Druck und Verlag von Wurm & Pfeffer in Heidelberg. j j
Expedition Brunnengaſse 24.

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188

irgendwelche ſchiedsrichterliche Entscheidung accepe
tiren - Die Depesche Courbet,s ſagt die Chinesen
veranſchlagten den Verluſt durch die Bombardirung
die Arſenals in Fu-tschu auf 14, die Verluſte der
chinesischen Flotte s h n iz
; merika.
Washington, 11. Sept. Verheerende Wirbel-
ſtürme richteten in Wisconsin, Minnesota und Jowſa
großes Unheil an. Die Stadt Clear Lake wurde
faſt gänzlich zerstört; auch gingen dort drei Men-
ſchenleben verloren. Auch in anderen Orten war
der verursachte Schaden sehr groß und mehrere
Personen erlitten Verleßungen. Sündfluthartiger
Regen begleitete die Wirbelstürme, wodurch die
Flüsse Chippewa und Eauclaire ſowie andere Ströme
über ihre Ufer getrieben wurden und ernste Ueber-
ſchwemmungen verursachten.
deuten das Ende einer ungewöhnlich heißen Ze
an, wie aus der von Osten kommenden kühlere
Windwoge bemerkbar ist. Auch die Ueberſchwe
Virtus Re rt rr ST hte
Falls, wodurch fünf Brücken und viele Gebäude
zerſtört wurden. Die Fluthen ſchwemmten auch den
rößeren Theil von Eauclaire ſowie ſämmtliche
rücken, 10 an ler Zahl, hinweg. Der Schaden
wird auf 2 Millionen Dollars veranſchlagt. Die
Chicago Milwaukee und St. Paul-Eisenbahn hat
Beschädigungen in Höhe von einer halben Milloen
Dollars erlitten. Im Chippewathale wurden un-
geheure Maſſen von Holz von ihren Lagerpläsgen
längs des Fluſſes weggeſchwemmt. Jetzt sind die
Gewäſſer im Fallen begriffen. mw...

&us Nayh und Fern. ;

§§ Karlsruhe, 17. Sept. Die badische Landes-
bibel-Geſellſchaft hat ſoeben ihren letztjährigen Rechen-
ſchaftsbericht herausgegeben. Der Vorbericht ben.
zeichnet zunächst die Ausschußmitglieder, an dern
Spitze Herr Oberkirchenrath Dr. R. Schellenbeeg
in Karlsruhe steht, ſodann die Bezirksvereine unn
Geschäftsführer, wie die Schriften der Gesellſchaft..
Das am 29. Juni 1884 in Karlsruhe abgehaltene







































zu Boden drückt, wie ſchwer und bitter ich während
des ganzen Tages die seligen Minuten büßen mug,,
die ich hier mit Dir verbringe. Wir hintergehen
Deinen Vater, Helene, und ich darf Dich nihhktÒ
länger in die Erbärmlichkeit meines Handelns hin.
einziehen! - Es muß anders werden, es muß!“

„Und wie soll es denn werden?“ fragte Helene
bitter. „Haſt Du Dich wirklich entſchloſsſen, denn
Kampf aufzugeben, noch ehe Du ihn begonnen haſt?é
Oder willſt Du es mir allein überlassen, ihn meine
Vater gegenüber auszukämpfen ?“ j "

„So kannst Du mich nicht im Ernſt fragenen ö
Für so feige. kannſt Du mich nicht haltene, da Du
weißt, wie heiß und wahr ich Dich liebe. Wenn
es nicht um unserer Zukunft willen nothwendig wäre.
Deinem Vater gegenüber zu schweigen; wenn ich
nicht die Hoffnung hätte, binnen weniger Monaten
als ein würdiger Bewerber vor ihn hintreen zu
können, wahrlich ich hätte ihm auf jede Gefahr hin
alles gestanden, oder ich hätte für immer auf das
Glück meines Lebens verzichtet! + Aber Du weißt
es, mein geliebtes Mädchen, welche Hoffnungen ih
auf den Erfolg meines kleinen botaniſchen Wertes.
seße; daß ich erwarte, daraufhin die Leitung ds _
botaniſchen Gartens in der Residenz zu erhalten
~ Ebenbürtig würde ich Dir dadurch freilich nicht
wie ich mir überhaupt unter allen Menschen am
wenigsten würdig ſcheine, Dich zu beſiten: aber ieh
hätte eine geachtete und einträgliche Steluug, uw
es würde nicht, wic jezt, ein offenbarer Wäihnſinmn
ſein, bei Deinem Vater um Dich werben zu wollen.
Glaubſt Du denn nicht auch Helene, daß in dieser
sies die Erfüllung aller unserer Hoffnungen
wurzelt ?“

eue.




 
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